| bergflohtri |
01.07.2022 09:23 |
Als jemand der den Kalten Kreig in der Kindheit als Gegebenheit wahrgenommen hat und mit dem Fall der Berliner Mauer, der Öffnung der Genzen zwischen den ehemals bestenden Ost-und Westblöcken und dem damit verbundenen Wandel in eine vorher nicht einmal denkbare Richtung einer der größten positiven politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erleben durfte macht mich dieser Rückschritt in vergangene Zeiten auch sehr betroffen.
Wie muss das für Gorbatschow jetzt sein der seinen Lebensabend in einem Landhaus verbringt und die aktuellen Veränderungen bestimmt verfolgt.
Wenn ich von meiner Loggia in die Ferne blicke sehe ich am Horizont die angenzenden Hügel in der Slowakei. Und nach einer mittellangen Ausfahrt mit dem Rad und einem kurzen Anstieg steht man auf den Braunsberg und schaut über die Donau ins benachbarte Bratislava. Vor der Wende hätte es fast gefühlsmäßig auch der Mond sein können, heute spricht nichts gegen eine grenzüberschreitende Radtour, Peter Sagan ist mehrmaliger Weltmeister im Strassenrennen, und wir lernen Menschen aus dem slavischen Sprachraum kennen und es ist selbstverständlich.
Tröstlich für mich persönlich ist, dass sich die neue Blockgrenze etwas weiter weg Richtung Osten verlagert. Beängstigend sind die längst vergessen geglaubten Bedrohungsszenarien einer sich selbst vernichtenden Menschheit und die fatale Logik der Sinnhaftigkeit einer globalen Aufrüstung zu Abschreckungszwecken.
Würde ein kleines grünes Männchen von oben draufschauen müsste er denken "ihr habt die Chance zur gemeinsamen Entwicklung und Verständigung in der Hand gehabt und jetzt spühlt ihs sie im Klo runter".
Also besser business as usual - nicht zuviel darüber nachdenken weil es ohnehin nichts bringt und im kleinen Rahmen ein wenig zu einer besseren Welt beitragen.
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