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Wer ist Maßstab? Glaubst du, es ist auch nur im entferntesten mit Vernunft zu begründen, 3.8km zu schwimmen, 180km.... usw.? Ich möchte selbst entscheiden, wann ich vernünftig bin und wann nicht. |
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Und falls die Vernunft nicht das Kriterium sein soll: Welches würdest Du stattdessen vorschlagen? Allgemeine individuelle Spontaneität? Offenbarungen aus der Antike? :dresche |
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Ein Axiom könnte zB sein, dass alle Menschen gleich sind. Daraus folgt dann, dass es Schwachsinn ist, dass Leute meinen SS-Uniformen anziehen zu müssen um andere als ungleich zu definieren und diese in Gaskammern zu stecken. Die Nazis waren aber nicht unvernünftig. Die hatten einfach andere Axiome. Bei denen herrschte Ungleicheit und es gab demzufolge minderwertiges und lebensunwertes Leben, mit allen bekannten Folgen. |
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Aufgrund von ganz natürlichen Prozessen bildet sich von selbst eine Balance zwischen Aggression und Kooperation, zwischen Egoismus und Altruismus und so weiter. Die erfolgreichste Strategie setzt sich durch, und die ist eben eine Mischung aus den oben genannten Verhaltensweisen. Wir haben etliche Hundert Millionen Jahre nach ihrer Entwicklung der "Moral" ihren Namen gegen und halten uns für ihre Erfinder. Ausbalancierte Verhaltensweisen sind jedoch viel älter als die Menschen. Sie orientieren sich an der Vernunft, mit anderen Worten: an ihrem Erfolg. :Blumen: |
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Insofern würde ich mich sehr freuen, wenn wir uns auf Vernunft als Kriterium einigen können! |
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Dieses liebe Land hier ist doch schon so schrecklich vernünftig, wir haben doch schon tausende vernünftige Gesetze. Was fehlt dir denn noch an Vernunft? Und trotzdem schlagen sich die Leute die Köpfe ein, streiten, schlagen, morden. Morgens steht man auf und ißt ein vernünftiges Frühstück, setzt sich vernünftig in die Öffentlichen, um dann im Büro einer vernünftigen Tätigkeit nachzugehen. Zwischendrin postet man auf TS vernünftige Antworten. Abends trainiert man vernünftig und geht füh ins Bett, denn das ist vernünftig. Was willst du denn noch? ;) Es hat ein gewisse Arroganz an sich, diese westliche, auf Aufklärung und Vernunft basierte Lebensweise, als die erstrebenswerte anszusehen. Bei allen Religionskriegen darf man nicht vergessen, wer Millionen Menschen industriell vergast hat und wer die schrecklichsten aller Waffen bereitstehen hat. Das sind wir, unsere ach-so-vernünftige und aufgeklärte westliche Welt. |
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Das, was Du beschreibst hat nichts mit Moral zu tun. Moral ist eine ausschließlich menschliche Komponente ...
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Du versuchst lediglich ein Naturrecht abzuleiten ...
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Nehmen wir mal an, es gäbe keine Vernunftsregeln und jeder würde seine Spontanität leben. Spontan würde keiner mehr Steuern zahlen. Spontan würde auch kaum einer arbeiten. Andererseits muss die Spontanität ja auch bezahlt werden... also arbeiten. Gut... müssen wird. Damit wäre schon mal ein Eckpfeiler eines spontanen Lebens verschwunden. Jeder der arbeiten geht, ist nicht mehr frei in seiner Lebenzgestaltung. Nun haben einige halt keinen Bock darauf. (ich rede expliziet von jenen, die nicht arbeiten wollen!!!). Die müssen zum Glück nicht wirklich verhungern, denn sie erhalten staatliche Unterstützung, die die allgemeine arbeitende Bevölkerung durch Steuerzahlungen finanziert. Spontan zahlt aber keine Steuern. Was passiert also? Das Spielchen können wir jetzt endlos weiter spinnen. Du siehst, es geht gar nicht anders, als eine Gesellschaft auf vernunftsbasierten Regeln aufzubauen. Wir leben ohnehin schon in einer sehr Ich-bezogenen Welt. "Jedem das seine und mir das Meiste". Jeder will sich heutzutage nur noch selbst verwirklichen. Generation beziehungsunfähig. Alles möglichst immer unverbindlich. Bloss keine Verpflichtungen. Passt nicht, kann weg. "Vielleicht" scheint mir eines der am meisten verwendeten Begriffe , wenn es darum geht irgendwo zuzusagen. Vielleicht heißt eigentlich... "wenn es keine bessere Option gibt..." Eigentlich klingt das alles sehr spontan für mich. ... aber ich glaube wir kommen vom Thema ab. |
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Morgens esse ich Hähnchenschlegel (wenig KH, das ist vernünftig) Tagsüber arbeite ich als Ingenieur in einem Rüstungszulieferer (als Ing. bin ich sowieso vernünftig). Abends gehe ich eine Runde im Hallenbad schwimmen (ist vernünftig, damit ich morgen wieder frisch im Büro bin). In meinem kleinen Kosmos alles vernünftig. Aber: morgens sorge ich für Masssentierhaltung tagsüber für Waffensysteme abends für unglaublichen Energieverbrauch Was für mich vernünftig sein mag, ist aus einer anderen Sicht vielleicht extrem unvernünftig. |
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Vernunftsregeln sind zum großen Teil im Strafgesetzbuch niedergeschrieben. Unser BGB enthält einen Haufen davon. Zugegeben... ein paar davon versteht man nur schwer :Cheese: Es ist vernünftig, nicht zu stehlen. Es ist auch vernünftig, das Eigentum eines anderen nicht zu beschädigen. Es ist vernünftig, dass es Kaufverträge gibt und alle damit verbundenen Rechte und Pflichten der Beteiligten. Du verwechselst möglicherweise Vernunftsregeln mit Deiner eigenen Selbstverwirklichung. Vernunftsregeln sind solche, die das allgemeine Zusammenleben einer Gesellschaft regeln. :Blumen: Nicht jedoch solche, was Du zum Frühstück essen willst. ;-) Das hat mit Vernunft nichts zu tun. Wenn jemand Vegan leben will, ist das Selbstverwirklichung und keine Vernunftsregel. ... so. Ich werde jetzt mal ganz vernünftig arbeiten, damit ich mir meine Selbstverwirklichung auch leisten kann :Cheese: |
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Was mache ich aber, wenn ich auch beim Frühstück vernünftig sein will oder in Ländern, die unser BGB nicht kennen? |
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Wenn wir eine vernunftbasierte Gesellschaft wollen, wer legt die Vernunftregeln fest? (ausserhalb StGB und BGB) Klugschnacker fragt ja gerne nach der absoluten Wahrheit. Wo ist die absolute Vernunft? |
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Und wenn Arne nach der absoluten Wahrheit fragt, dann frag Arne nach einer Antwort. Ich bin nicht Arne und auch ich habe durchaus hier und da abweichende Ansichten. Kann es denn überhaupt eine absolute Wahrheit geben oder reden wir hier eher über eine "zum überwiegenden Teil wahrscheinliche Wahrheit"? Seit diversen Talkshows wissen wir doch, dass nicht einmal ein genetischer Vaterschaftstest 100% ergibt ;-D Nur schweifen wir hier vom Thema ab. Arne diskutiert hier primär die Frage eines Glaubens an eine höhere Macht. Da teile ich seine Ansichten. ;) PS.: Ich konnte hier übrigens nicht herauslesen, dass Arne die absolute Wahrheit sucht. Er sucht lediglich nach belastbaren Hinweisen. Das tue ich auch. Er hat aber mehrfach hier bestätigt, dass es keine absolute Wahrheit geben kann. |
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Da es scheinbar weltweit viele Probleme gibt und Leid verursacht, wenn sie dich Menschen nach Gott ausrichten, ist es sinnvoller, sich an der Vernunft zu orientieren. Damit habe ich auch kein Problem. Nur frage ich mich, ob es mit der Vernunft nicht genauso ist. Du siehst es auch juristischer Sicht, Klugschnacker vielleicht aus physikalischer. Was für uns vernünftig sein mag, kann für andere höchst unvernünftig sein. |
Wie geschrieben:
Vernunft ist eine Fähigkeit, die wir entwickeln können und auf deren Basis wir handeln können - aber nicht müssen, wie bei jeder anderen Fähigkeit auch. Deshalb gibt es immer wieder sehr vernünftige Menschen, die genau wissen, was vernünftigerweise zu tun wäre, aber dann doch anders handeln. Moral ist sind "Verhaltensregeln", die ein soziales System über die Zeit herausbildet. Nicht unbedingt konkret niedergeschrieben und damit "überprüfbar". Das ist der Unterschied zu den Gesetzen, wie BGB etc. Wie kompliziert das werden kann sehen wir, wenn wir beispielsweise über Moralvorstellungen z.B. aus den fünfziger Jahren nachdenken, entlang derer die Frau am Herd zum Kochen und auch sonst dem Mann mehr oder weniger zu dienen hatte. Das finden heute immer weniger "vernunftbegabte" Menschen in unserem Kulturkreis moralisch "richtig". Und damit die Gleichstellung auch formal einklagbar wird, gibt es entsprechende Gesetze. Die Religion spielt vor allem in Moralfragen eine wesentliche Rolle, weil sie in fast allen Kulturkreisen kulturprägend war (ist). "Du sollst nicht töten" ist beispielsweise als "Regel" eigentlich vollkommen ausreichend. Gesetzlich unterscheiden wir dann unterschiedliche Tötungsformen, deren Regelung hinfällig wäre, würden wir uns an den Grundsatz halten. |
Sorry, daß ich da nochmal reingrätsche! :) Aber mit Vernunft allein ist nichts geholfen. Heydrich und Eichmann handelten auch aus Vernunftgründen ... (nicht, daß ich Heydrich und Eichmann gut finde oder gar Sympathien hätte, nur daß das klar ist...).
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Es mag schockierend klingen, aber für die Entwicklung einer komplexen Moral braucht es kein Bewusstsein. Die Regeln der Genetik reichen dafür aus, und sind auch die vor allem entscheidende Größe. Ich kann den Mechanismus gerne kurz erläutern, falls das jemanden interessiert. |
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Wie gesagt, Moral ist nicht immer explizit, aber eine Art "common sense" eines sozialen Systems, die nicht zwingend durch eine Institution hervorgebracht wird. Das ist der Unterschied zu Gesetzen. Unproblematisch ist, wenn Moral und Gesetze inhaltlich zusammenpassen, schwierig wird es, wenn es auseinanderklafft. |
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Also Tiere bilden dann auch mit Hilfe der Genetik eine Moral aus? |
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Mein persönlicher Antrieb zum Veganismus ist die offensichtliche Tatsache, das mir+hier genügend Alternativen zu tierischen Produkten geboten werden und ich mich in keinster Weise in Not befinde. Um wieder Tierleid zu verursachen müsste es für mich wieder Lebensnotwendig werden, Tiere zu essen oder die oftmals üble Tierhaltung zu tolerieren. Aus Selbstverwirklichung :confused: Dieser Grund fehlt mir gänzlich. Modeerscheinung - Trendy sein - Mitmachen um dabei zu sein ..... Was meinst Du denn damit ? Sorry für Offtopic - aber das interessiert mich wirklich brennend. |
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Na schön. Fangen wir relativ weit vorn an. Worum geht es in einer Gesellschaft? Ums überleben. Der Urmensch. Wie konnte er überleben? Wahrscheinlich hat der Urmemsch - nennen wir ihn Karl - festgestellt, dass er allein nicht sehr wit kommt. Zwar schafft er es zu jagen, aber er wird auch gejagt. Also schließt er sich mit anderen Urmenschen zusammen. Das ist eine Vernunftsentscheidung, die ihm ein längeres Überleben sichert. Nun hat also die Gruppe festgestellt, dass die Frauen nicht so richtig gut jagen können. Also gehen sie sammeln und ziehen die Kinder auf. Das ist wahrscheinlich von der Natur gegeben (in der tierwelt läuft es ähnlich). Die Männer jagen, um für den Nachwuchs zu sorgen. Noch eine Vernunftsentscheidung, denn es ist unklug, den Nachwuchs ungeschützt zurück zu lassen. Nun wird diese Gruppe immer größer. Jeder tut, was ihm passt. Jeder geht jagen, wann es ihm passt, beklaut den anderen, weil es ihm so passt. Also kristallisiert sich der Stärkste der Gruppe als Chef und Anführer heraus. Eine weitere Vernunftsentscheidung. Der Chef legt ein paar grundsätzliche Regeln fest für die Gruppe, die das Miteinander erleichtern soll. Auch vernünftig... Karl lebt im Ergebnis länger, zeugt viele Kinder und ist erfolgreicher Jäger. Er hat sich in die Gemeinschaft eingebracht und ist mit sich zufrieden. Je größer diese Gruppen werden, desto komplexer werden auch die Regeln des Miteinanders. Es bilden sich Hirarchien heraus... undso weiter und so fort. Es gibt immer mehr ungeschriebene "Gesetze" bzw Gewohnheitsrecht... Das ist jetzt sehr stark vereinfacht beschrieben. Es zeigt, wie eine mögliche Entwicklung von Regeln für ein Miteinander begonnen haben könnten. Dazu kamen ja noch Sprache und Milliarden andere Faktoren... die ich mal außer Acht gelassen habe... |
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Und in unserem Kulturkreis ist die Bibel (ich betone nochmals, dass das nicht originär von der Bibel ausgegangen sein muss, aber es wurde eben darin erzählt und aufgeschrieben) wiederum nicht ganz unwesentlich an unseren, teilweise noch heute gültigen Moralvorstellungen beteiligt. Auch der "Geist" bestimmter Gesetze lässt sich darauf mindestens indirekt zurückführen (z.B. das früher gültige Scheidungsrecht). Das muss man nicht gut finden. Aber ich denke es entspricht der geschichtlichen Realität. |
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Was ich sagen will: auch in diesem Beispiel ist Vernunft rein pragmatisch oder einfach nur praktisch. |
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Nimm’ als Beispiel eine Raupe, die sich verpuppt, um sich zu einem Schmetterling zu entwickeln. Um sich während der wehrlosen Phase als Puppe zu schützen, beißt sie vorsichtig ein grünes Blatt an einem Busch an, das daraufhin vertrocknet und sich einrollt. In dieser Blattrolle sitzt die Puppe. Weil die Vögel, ihre Fressfeinde, natürlich schnell lernen würden, dass sich in einem einzelnen vertrockneten Blatt an einem Busch eine Mahlzeit verbirgt, sorgt die Raupe für Attrappen: Sie beißt die Stengel einer ganzen Reihe von Blättern an, befindet sich später aber nur in einem einzigen. So frustriert und irreführt sie die Vögel. Selbstverständlich weiß die Raupe nichts von ihrer Zukunft als Schmetterling und erst recht nichts von der Psychologie der Vögel, denn dafür ist ihr Gehirn viel zu klein. Trotzdem verhält sie sich äußerst intelligent. In gleicher Weise bildet sich auch eine komplexe Moral ganz von selbst, ohne dass zwingend Gehirne oder ein nachdenkender Mensch dafür notwendig wären. Ich werde es im nächsten Posting kurz skizzieren. |
:liebe053:
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Und das hat mit Vernunft, Einsicht und Moral wirklich nichts zu tun. Und auch nicht mit einem (komplexen) sozialen System. Aber ich lass mich ja gern überraschen. |
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Ich habe eine andere Definition von Moral als Arne, die mit Vernunft nichts zu tun hat. Aber seine Definition hat erst recht nichts mit Vernunft zu tun. Da entwickelt sich ein System im Wechselspiel von äußeren Einflüssen und zufälligen Änderungen von einem Zustand A zu einem lebenfähigeren Zustand B. Vernunft kommt da nicht vor. |
Moral existiert im Spannungsfeld komplementärer Verhaltensweisen, zum Beispiel Aggression und Friedfertigkeit, Egoismus und Hilfsbereitschaft, Führungsanspruch und Bereitschaft zum Gehorsam, und so weiter. Eine bestimmte, jedoch nicht von vornherein festgelegte Balance zwischen diesen Eigenschaften oder Werten bezeichnen wir als Moral. Wenn wir entscheiden wollen, wie ein Mensch so tickt, dann schauen wir uns seine Position in diesem Koordinatensystem an. Zum Beispiel, seine Bereitschaft, sich zulasten anderer durchzusetzen, oder seine Aufopferung bei der Erziehung seiner Kinder.
Wie sich diese komplexen Eigenschaften zwangsläufig von selbst entwickeln, kann man modellhaft an einem einfachen Beispiel zeigen. Die Wirklichkeit ist natürlich komplizierter, aber hier geht es zunächst um das Prinzip. Denken wir uns eine Population äußerst friedfertiger Individuen. Es können Menschen sein, aber ebensogut Fische, Käfer oder Hirsche. Wo immer sie einem Konflikt begegnen, weichen sie zurück und gehen ihm aus dem Weg. Kämpfe um eine knappe Ressource (eine Höhle, ein Stück Futter, eine günstige Stadtwohnung) bestehen schlimmstenfalls in gegenseitigem Anstarren, bis einer die Geduld verliert und nach Hause geht. Nennen wir diese Wesen die "Pazifisten". Durch eine zufällige genetische Mutation entsteht nun ein Wesen mit aggressivem Verhalten. Es weicht keinem Konflikt aus und kämpft stets so lange, bis schwere Verletzungen es zur Aufgabe zwingen. Dieses Wesen gewinnt in einer Population, die ausschließlich aus Pazifisten besteht, jeden Zweikampf. Ganz gleich ob es um Nahrung, Wohnraum oder Führungsanspruch geht, der "Kämpfer" gewinnt immer. Denn die Pazifisten hauen sofort ab, wenn er auftaucht. Der Kämpfer hat dadurch einen enormen Fortpflanzungserfolg und breitet sich innerhalb der Population, die von Pazifisten dominiert wird, schnell aus. Die Zahl der Kämpfer wächst an. In zunehmendem Maße gerät der Kämpfer bei seinen Auseinandersetzungen nun jedoch ebenfalls an einen Kämpfer. Da er nie zurückweicht oder aufgibt, verstrickt er sich mehr und mehr in aufreibende Kämpfe, oft mit schlimmen Folgen für ihn selbst. Erreicht die Zahl der Kämpfer einen kritischen Wert, ist plötzlich die Strategie der Pazifisten wieder attraktiv: Statt sich in Streitereien aufzureiben, kümmern sie sich um die Nahrungsbeschaffung und die Aufzucht ihres Nachwuchses. Dadurch wird die Zahl der Pazifisten wieder größer. Letztlich wird ein Gleichgewicht erreicht, zum Beispiel 80% Pazifisten und 20% Kämpfer. Sinkt die Zahl der Kämpfer auf einen kleineren Wert, zum Beispiel 15%, steigen die Erfolgsaussichten für die Kämpfer, siegreich aus einer Auseinandersetzung hervorzugehen. Sie werden wieder zunehmen. Steigt die Zahl der Kämpfer auf 25%, steigt dadurch auch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Konflikt auf einen Kämpfer zu stoßen und verletzt zu werden. Das bevorteilt die Pazifisten, die wieder zunehmen. Zwischenfazit: Die Zahl der Kämpfer und Pazifisten in einer Population ist kein Zufall, sondern stellt ein Gleichgewicht zwischen zwei Strategien dar. Dieses Gleichgewicht wird zwangsläufig erreicht. Es spiegelt den Erfolg einer Strategie wieder, also das Verhältnis von Risiko und Ertrag. Aus diesem Gleichgewicht heraus entwickeln sich durch die Evolution Mischtypen: Das sind Wesen, die nicht immer in gleicher Weise reagieren, also stets aggressiv oder stets friedfertig. Sondern die ihre Strategien je nach Situation anpassen: Werde ich geschlagen, schlage ich zurück; begegnet mir jemand friedlich, so bin ich ebenfalls friedlich. Falls dieser Mischtyp erfolgreicher ist als der Pazifist und der Kämpfer, wird er sich in der Population ausbreiten, ohne die beiden anderen Typen ganz zu verdrängen. Genetisch gesprochen, wird jeweils ein Gen vererbt, dass eine Neigung zum Angriff, zur Flucht oder zur Abwägung zwischen beidem bewirkt. Zum Beispiel durch die vermehrte oder verminderte Produktion von Testosteron etc. Je nach dem, welche Strategie erfolgreich ist, wird auch das Gen, dass sie begünstigt, weitergegeben. Es braucht keinerlei Bewusstsein, um das Prinzip "was Du nicht willst, das man Dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu" zu erfinden. Diese Strategie ergibt sich auch ohne Gehirne durch den Fortpflanzungserfolg unterschiedlicher Strategien (Verhaltensweisen). Die Evolution entwickelt also nicht nur Stoßzähne und Augen, sondern auch komplexe Verhaltensweisen im Spannungsfeld zwischen Aggressivität und Friedfertigkeit. --- Bisher war von Strategien die Rede, die von Genen begünstigt werden. Dabei werden sich Gene, die eine erfolgreiche Verhaltensweise begünstigen, gegen konkurrierende Gene aus dem Genpool durchsetzen und sich anhäufen. In gleicher Weise findet eine Evolution von Ideen statt, die im Ideenpool um die Weitergabe in die nächste Generation konkurrieren. In diesem Ideenpool befindet sich alles, was als kulturelle Errungenschaft denkbar wäre. Ebenso wie ein Gen, das aggressives Verhalten begünstigt, kann auch auf der kulturellen Ebene ein angriffslustiges, kriegerisches Verhalten entstehen, etwa durch Erziehung. Auch hier erwarten wir, dass sich ein kulturell bedingtes Gleichgewicht aus friedfertigem und aggressivem Verhalten einstellen wird: Rein pazifistische Völker werden überrannt, allzu kriegerische Gesellschaften reiben sich selbst auf. Auch ohne bewusstes Eingreifen einer übergeordneten Instanz werden jene Völker den größten Erfolg haben, die eine optimale Balance zwischen beiden Eigenschaften haben: sich also nicht überrennen lassen, sich jedoch nicht ständig in Kriege hineinziehen lassen. So bilden sich komplexe Verhaltensweisen, repräsentiert auf der genetischen, der kulturellen und der individuellen Ebene. Unsere Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die in Not geraten sind, hat sich aufgrund von Mechanismen entwickelt, die viel älter sind als die Menschheit. Eine gemäßigt solidarische Gesellschaft wie die unsere ist schlicht stabiler als eine rein egoistische oder eine rein altruistische. Wir nennen das "Moral". Wir fühlen uns gut, wenn wir anderen helfen, zumindest bis zu einer gewissen Grenze (Stichwort "Obergrenze" in der Flüchtlingsdebatte). Wie gesagt, das ist eine vereinfachte Darstellung komplexer Vorgänge, die Milliarden Jahre Zeit hatten und Milliarden von Interaktionen umfassen. Moral ist etwas sehr Grundlegendes, das sich von selbst entwickelt hat, als jeweils erfolgreichste unter vielen Strategien. Es ist nicht die Erfindung der Menschen und erst recht nicht einzelner Personen. |
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Wenn ich genauer drüber nachdenke, hab ich die Lösung des Problems. Stell dir vor, es gibt einen Gott der alles erschaffen hat. Und Du bzw. die Wissenschaft erklären nun alles ganz genau, wie er es gemacht hat. Oder wie etwas entstanden ist oder entsteht. Stell dir vor, du bist in der Raumstation und schaust auf die Erde. Da muss man doch denken, ist das wirklich alles zufall. Was, wenn Gott alles angestoßen hat, damit es sich so entwickeln kann wie es sich getan hat. Und als er gesehen hat, dass nur unterentwickelte Affen nach soooo langer Zeit auf der Erde gab. Hat er einfach uns Menschen daraus entstehen lassen. Und alles nahm seinen lauf :Blumen: Gruß Martin |
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