![]() |
Zitat:
Die christliche Religion, soweit sie sich aus der Bibel ergibt, ist keine Weltanschauung. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Wissenschaft (oder irgend etwas anderes) eine Weltschauung ist. Die Bibel will und kann keine Weltanschauung sein. Die Schöpfung der Welt ist ein empirischer Vorgang. Du hast das zwar bestritten, aber nicht belegt. Wenn Du meinst, dass ich falsch liege, wäre ich für Belege dankbar, dass die Schöpfung nicht empirisch war. ---- Du glaubst ja selber nicht an eine göttliche Schöpfung, deswegen verstehe ich nicht, was die Wortklauberei auf den letzten hundert Seiten soll. Es fällt mir zunehmend schwer, die nötige Geduld dafür aufzubringen, da ich keinen ausreichenden Zusammmenhang mit dem Thema des Threads sehe. Könntest Du dafür nicht einen eigenen Thread eröffnen? Ich bin an Deiner Meinung interessiert, aber das Gefeilsche um Definitionen ist vielleicht nicht der interessanteste Aspekt des Themas, und man sollte vielleicht wieder Raum lassen für andere Aspekte. Das Ausgangsthema bestand in den Auswirkungen der christlichen Kirchen auf die Gesellschaft, und ob diese gut, schädlich, gerechtfertigt, notwendig, überflüssig, verlogen oder unverzichtbar wären. Wir haben uns über Tebartz-van Elst empört, aber nicht darüber gestritten, ob seine Existenz empirisch ist. Ich fand das lustiger. Ich kann mich auch gerne mal für eine Weile zurückziehen, bis dieser Definitions-Teil der Debatte zu aller Zufriedenheit abgeschlossen wurde. :Blumen: |
"Ein Gott hat die Welt erschaffen" ist eine Behauptung, die uns nicht weiter bringt. Es wäre theoretisch denkbar, dass ein Gott die Welt erschaffen hat, aber es auf eine Weise tat, dass alle Wissenschaft der Täuschung unterliegt, sie habe sich aus sich selbst heraus entwickelt.
Jedoch lautet die eigentliche Behauptung anders: "Ein allwissender, allmächtiger und allgütiger Gott hat die Welt erschaffen". Hier hat Gott also bestimmte Eigenschaften. Wir können nun die Hypothese aufstellen, dass sich eine Welt, die von einem allwissendem, allmächtigen und gütigen Gott erschaffen wurde, von einer Welt unterscheiden müsste, die sich ausschließlich entlang von Naturgesetzen entwickelt hat. Finden wir Anzeichen von Allwissenheit und Allmacht in der Welt, die Gott erschaffen haben soll? Oder finden wir das Wirken der Evolution, mit allen Unzulänglichkeiten und Kompromissen, die sich daraus ergeben? Und: Finden wir Anzeichen von nicht steigerbarer Güte und Gerechtigkeit in der Natur? Wir können also die Frage, ob ein Gott (Geist/Teufel/Kobold) die Welt erschaffen hat, nicht direkt beantworten. Wir können jedoch die behaupteten Eigenschaften Gottes in seiner Schöpfung suchen. Warum haben Menschen ständig Rückenschmerzen? Weil sie eine Wirbelsäule eines Vierbeiners haben, obwohl sie aufrecht auf zwei Beinen laufen. Die Evolution konnte keine neue Zweibeiner-Wirbelsäule erfinden (wie ein Gott das kann), sondern nur die bereits vorhandene Vierbeiner-Wirbelsäule etwas anpassen. Oder eine Giraffe: Bei ihr verbindet ein Nerv das Gehirn mit dem Kehlkopf. Beides liegt nah beieinander, also erwartet man einen kurzen Nerv von ein paar Dezimetern Länge. Forscher stellten überrascht fest, dass dieser "Vagusnerv" jedoch erheblich länger ist. Er misst etwa 14 Meter! ![]() Ursprünglich wurde dieser Nerv bei den Fischen entwickelt. Er verband auf kurzem Weg das Gehirn mit den Kiemen. Dabei musste dieser Nerv an einer großen Ader vorbei, und wählte den südlichen Weg: Vom Gehirn um die Ader herum zu den Kiemen. Diese Ader bewegte ich in den Jahrmillionen der Evolution immer weiter weg vom Gehirn in Richtung Magen. Da dies in winzigen Schritten geschah, folgte der Vagusnerv dieser Wanderung und wurde immer länger. Beim Menschen sieht das so aus: ![]() Bei einer Giraffe hat die Länge des Vagusnervs groteske Dimensionen angenommen. Durch die Evolution, die immer nur schrittweise auf bereits Vorhandenes aufbauen muss, ist diese Konstruktion nachvollziehbar. Bei einem Gott nicht. In ähnlicher Weise finden wir massenhaft Indizien für eine blind voranschreitende Evolution, die der Schöpfung durch einen allwissenden, allmächtigen und allgütigen Gott widersprechen. |
Zitat:
Gerade die Unvollkommenheit, Zufälligkeit, das Ausgeliefertsein der Natur und einer scheinbaren planlosen Gesellschaft am Rande der Selbstvernichtung weckt natürlich die Phantasie der Menschen nach einem Wesen, das allwissend, allmächtig, allgütig ist. Je geringer die Kontrolle der Menschen über ihre Lebensumstände, desto grösser die Sehnsucht nach einem all* Gott. (Was für Dich die Nichtexistenz Gottes plausibel erklärt (das Fehlen von Allmacht etc.), führt andere erst recht zum Gottesglauben ;) ). |
Zitat:
Was ich glaube oder nicht, spielt für diese Diskussion keine Rolle. Du bestreitest Allgemeinplätze und verlangst von mir Belege dagegen. Zudem verweigerst Du eine Reflektion darauf, was ein empirischer Satz ist, was nicht. So funktioniert das nicht. Ausgangspunkt für mich waren Mängel begrifflicher Art an Deiner Argumentation, auf die ich hinweisen wollte. Wenn Du Dich davon nicht beirren lassen willst, kann ich das hinnehmen. |
Zitat:
Dein Argument ist ja an sich kein schwaches. Es baut aber auf theologische Spekulation („Wenn Gott die Welt geschaffen hätte, wäre sie nicht so und so, sondern...“) und bewegt sich damit außerhalb des Feldes empirischer Wissenschaft. Du kannst natürlich sagen: In den angesprochenen Phänomenen siehst Du keinen Hinweis auf einen Gott. Und wenn ein Anderer in denselben Phänomenen doch einen Hinweis auf Gott sieht, beruht das nicht auf zusätzlichen oder abweichenden Tatsachen (auch dann nicht, wenn er es behauptet), sondern auf seiner ethisch-ästhetischen Beurteilung. |
Zitat:
Eine menschengemachte zumindest teilweise fehlerhafte Dogmatik halte ich nicht für erstrebenswert. Zitat:
Zitat:
Aber das Transzendente wird von ALLEN Beobachtern aus der Immanenz betrachtet - es gibt da kein Privileg der Religion |
Zitat:
Ja, als dogmatische Anmaßung halte ich die Religion für richtig aufgefaßt. Die Bibel enthält natürlich viele empirische Aussagen, die dazu teilweise auch noch falsch, ungenau oder widersprüchlich sind. Es geht darum von diesen empirischen Aussagen die nicht-empirischen zu trennen, was dadurch erschwert wird, daß letztere der Form nach teilweise wie die ersteren auftreten. Daß die Religion sich ihr Transzendentes postuliert und durch nichts in Frage stellen läßt, gehört zu ihrer Anmaßung. Es kann sich auch jede Disziplin ihr eigenes Übersinnliches postulieren, wenn nötig oder gewünscht (siehe Mathematik). Es kann (von Anderen) auch bewußt auf alles Transzendente verzichtet werden. Es läßt sich aber nicht ohne eine noch größere Anmaßung zu begehen, das Transzendente des jeweils Anderen wegerklären. |
Zitat:
Deshalb ergibt sich daraus auch eine letztlich paradoxe Kommunikationsstruktur: Immanentes wird durch die Perspektive der Transzendenz betrachtet, während das Transzendente durch die Perspektive der Immanenz betrachtet wird. Vermutlich liegt hierin auch die offensichtlich unauflösbare Kommunikation in diesem Thread begründet :-) Einen Beobachter 2. Ordnung, der uns bei der Auflösung helfen könnte, kenne ich leider nicht :-) |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:47 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.