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Klugschnacker 22.03.2023 21:35

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702802)
Andere Querdenker, die diesen Namen abbekommen haben waren aber sehr wohl Wissenschaftler (mit z.T. labngjähriger Erfahrung und internationaler Anerkennung) und nicht Deine Nachbarin (z.B. die Autoren des Great Barrington Declaration, Bakhdi, Schrappe). Was sie beitrugen, waren Hypothesen und Denkansätze, von denen sich viele im Nachhinein als richtig herausgestellt haben, andere als Irrtümer.

Ja, und? Ein Wissenschaftler kann recht haben oder er kann sich irren. Das hat mit Querdenken nichts zu tun.

In der Wissenschaft gibt es randständige Ergebnisse und Überzeugungen. Beispielsweise gibt es eine sehr kleine Zahl von Klimaforschern, welche nicht vom menschengemachten Klimawandel überzeugt sind. Möglicherweise wurden deren Daten und Berechnungen noch nicht überprüft, vielleicht gibt es irgendwo einen Fehler – aber vielleicht haben sie auch recht. Die Randständigkeit dieser Ergebnisse sind in der Forschergemeinde bekannt und auch der betroffene Forscher weiß, dass fast alle anderen Forscher zu anderen Ergebnissen kommen als er. So weit so gut.

Querdenken bedeutet nun, dass dieser Forscher, der eine randständige Position vertritt, von den Querdenkern zum maßgeblichen Experten gemacht wird. Der ganze Mainstream der Wissenschaft wird einfach ignoriert. Man sucht sich einfach wissenschaftliche Ergebnisse, die irgendwie zu den eigenen Vorurteilen zu passen scheinen.

Der Wissenschaftler ist kein Querdenker, solange er die wissenschaftliche Methode verwendet, selbst wenn er sich irrt. Querdenker sind jene, die selektiv seine randständigen Ergebnisse entsprechend ihrer eigenen Vorurteile als zutreffend darstellen und den ganzen Rest der Wissenschaft ignorieren.

triathlonnovice 22.03.2023 21:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702814)

Querdenken bedeutet nun, dass dieser Forscher, der eine randständige Position vertritt, von den Querdenkern zum maßgeblichen Experten gemacht wird. Der ganze Mainstream der Wissenschaft wird einfach ignoriert. Man sucht sich einfach wissenschaftliche Ergebnisse, die irgendwie zu den eigenen Vorurteilen zu passen scheinen.


Wie kommst du darauf ?:confused: Man wägt lediglich gegeneinander abund kommt zu einem Schluss. Nix wird ignoriert.

Klugschnacker 22.03.2023 22:29

Zitat:

Zitat von triathlonnovice (Beitrag 1702816)
Wie kommst du darauf ?:confused: Man wägt lediglich gegeneinander abund kommt zu einem Schluss. Nix wird ignoriert.

Wie ich darauf komme: Das Abwägen und Schließen erfordert eine Menge Kompetenz auf dem jeweiligen Fachgebiet. Besonders dann, wenn die große Mehrheit der Wissenschaftler zu anderen Ergebnissen kommt.

Beispiel: Wenn 500 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsergebnisse zu einem Teilgebiet der Hochenergiephysik zusammentragen, bist Du außerstande, abzuwägen und zu schließen, wer recht hat.

Klugschnacker 22.03.2023 22:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702802)
Das sehe ich aus beruflicher Erfahrung auch anders. Natürlich tragen Berufsfremde wenig zu Lösungen bei, aber gerade die Diskussion eines Fachthemas mit jemand völlig fachfremden bringt durch die nicht übliche Sichtwiese des "Laien" oft völlig neue Anstöße und Ideen auf, an die die "Experten" nie gedacht hätten. Ideenworkshops mit Leuten, die nie was vom Thema gehört haben, sind häufig sehr produktiv, wenn man ihnen zuhört, ohne sich über die Fehler lustig zu machen.

Falls das zutrifft, stimmt etwas mit Deiner Abteilung nicht.

Dieses Argument hat übrigens den Namen "Cherry-Picking": Vielleicht hat irgendwann irgendwo ein völliger Laie eine gute Idee für ein komplexes Problem geäußert, die den Experten, die sich seit Jahren damit beschäftigen, entgangen war. De facto gibt es das aber sehr selten. Sehr viel häufiger ist das Gegenteil der Fall: Ideen von Laien werden verworfen, weil sie sich einfach nicht genug auskennen.

Dein Argument verdreht die große Ausnahme eines Glückstreffers zu einer Regel. Es verschweigt, dass meistens das Gegenteil gilt: Lösungen komplexer Probleme kommen von Experten.

waden 22.03.2023 23:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702796)
Lauterbach ist Politiker. Er trifft politische Entscheidungen. Kann man ihm das vorwerfen?

Das werfe ich ihm nicht vor. Allerdings ist seine politische Entscheidung eben nicht eine wissenschaftliche. Und seine Interpretation wissenschaftlicher Daten werfe ich ihm vor; inwiefern habe ich ja oben schon ausgeführt (Thema Angst als Werkzeug). Und jetzt zu behaupten, die Schulschließungen hätten gar nicht in seiner Verantwortung gelegen, sondern seien Fehler der Wissenschaft gewesen, ist auch ein Hinweis auf sein Wissenschaftsverständnis (und sein politisches Selbstverständnis)

merz 23.03.2023 07:27

Sz: „Wunschliste für die nächste Pandemie“ - okay am Titel müssen sie noch arbeiten, gemeint ist lessons learned -

sehr datenlastig, alles machbar, das bekommen wir dann in Deutschland nicht hin wegen Datenschmutz!

https://www.sueddeutsche.de/projekte.../?ieditorial=1

Ganzer Text und Material frei auf github

https://github.com/SZ-Datenjournalis...liste-pandemie

m.

waden 23.03.2023 08:00

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1702831)
Sz: „Wunschliste für die nächste Pandemie“ - okay am Titel müssen sie noch arbeiten, gemeint ist lessons learned -

sehr datenlastig, alles machbar, das bekommen wir dann in Deutschland nicht hin wegen Datenschmutz!

https://www.sueddeutsche.de/projekte.../?ieditorial=1

Ganzer Text und Material frei auf github

https://github.com/SZ-Datenjournalis...liste-pandemie

m.

Danke, sehr interessant

Klugschnacker 23.03.2023 08:12

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702802)
Wozu gehen wir alle zur Schule, und wozu lesen viele populärwissenschaftliche Bücher oder schauen Wissenschaftssendungen, wenn nicht um ein Grundstock an naturwissenschaftlichem Verständnis und Denkweise zu erringen? Ist nach Deiner Ansicht der einzige Effekt solcher Bildung das nackte lernen von Richtig und Falsch?

Nein, das hat ja auch niemand behauptet. Bildung ist nicht nur das Abspeichern von Fakten, sondern umfasst auch die Kenntnis von der Methode, wie in der Wissenschaft Kenntnisse gewonnen werden.

Diese Methode ermöglicht eine gewisse Distanz zu den eigenen Vorurteilen. Querdenken bedeutet hingegen, man hängt einem Vorurteil an und sucht sich nachträglich diejenigen Fakten zusammen, welche das eigene Vorurteil bestätigen und ignoriert alle anderen. Wenn ich beispielsweise das Vorurteil habe, dass Frauen schlecht einparken, kann ich Dir sofort 100.000 Beispiele liefern, die das belegen. Die 1.000.000 Beispiele, die das widerlegen, lässt man weg.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702802)
Und wenn wir alle auf allen Fachgebieten ahnungslos sind - wozu sind dann Wahlen und Volksabstimmungen gut, wir haben doch alle keine Ahnung davon, worum es wirklich geht?

Du setzt hier eine falsche Prämisse und kommst dadurch zu einer falschen Frage. Wir sind nicht "alle auf allen Fachgebieten ahnungslos". Sondern wir leisten uns als Gesellschaft einen sehr aufwändigen Wissenschaftsbetrieb. Nicht nur im Bereich der Grundlagenforschung. Auch im Bereich der politischen Anwendung dieses Wissens. Beispielsweise ist das Umweltbundesamt eine Behörde, welche dem Umweltministerium wissenschaftlich zuarbeitet. In ihm sind 1.500 Personen beschäftigt. Mit anderen Worten, wir verfügen über sehr viel Wissen.

Trotzdem hast Du da einen Punkt, finde ich. Welcher Brite konnte vor der Wahl wirklich die komplexen Folgen des Brexit abschätzen? Wahlen sind immer durch Populismus gefährdet. Deswegen muss sich eine Demokratie gegen Populismus und Fake zur Wehr setzen.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702802)
Wieso kann aber die gleiche Redaktion dann die Meinung von Querdenkern als Bullshit qualifizieren, wenn sie doch nichts vom Fach verstehen? Sollten sich dann nicht alle Journalisten darauf beschränken, neutral alle Positionen zu berichten ohne sie zu bewerten?

Gleichwertige wissenschaftliche Positionen sollten als gleichwertig in den Medien zu Wort kommen. Es sind aber nicht alle Positionen gleichwertig.

99% aller Wissenschaftler sind vom menschengemachten Klimawandel überzeugt. Eine winzige Minderheit hält dagegen. Wenn eine Zeitung nun beide Positionen als gleichwertig in einem Artikel vorstellt, oder in einer Talkshow aus beiden Lagern jeweils ein Gast eingeladen ist, dann ist die randständige Meinung stark überrepräsentiert. Es entsteht bei den Leser:innen und Zuschauer:innen der falsche Eindruck, es gäbe zu diesem Thema eine wissenschaftliche Kontroverse, die noch offen sei.

Das sind klassische und zentrale Taktiken und Forderungen der Wissenschaftsleugner und Querdenker, vor allem in den USA.

NBer 23.03.2023 08:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702819)
.....Beispiel: Wenn 500 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsergebnisse zu einem Teilgebiet der Hochenergiephysik zusammentragen, bist Du außerstande, abzuwägen und zu schließen, wer recht hat.

Genau das ist das Problem heutzutage. Jeder findet im Netz Einzelmeinungen, auch wissenschaftliche, die der eigenen Überzeugung entsprechen. Damit wird dann argumentiert, auch wenn 500 andere, renomiertere Wissenschaftler, eine andere Meinung haben.
Das Problem....in seltenen Fällen haben diese Einzelmeinungen dann sogar noch Recht, wie es sich dann vielleicht Jahre später herausstellt. Und auch damit wird dann argumentiert und verallgemeinert.

deralexxx 23.03.2023 09:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702833)

99% aller Wissenschaftler sind vom menschengemachten Klimawandel überzeugt. Eine winzige Minderheit hält dagegen. Wenn eine Zeitung nun beide Positionen als gleichwertig in einem Artikel vorstellt, oder in einer Talkshow aus beiden Lagern jeweils ein Gast eingeladen ist, dann ist die randständige Meinung stark überrepräsentiert. Es entsteht bei den Leser:innen und Zuschauer:innen der falsche Eindruck, es gäbe zu diesem Thema eine wissenschaftliche Kontroverse, die noch offen sei.

Das sind klassische und zentrale Taktiken und Forderungen der Wissenschaftsleugner und Querdenker, vor allem in den USA.

Und Talkshows haben zum Ziel: unterhalten, Quote erreichen. Nicht Wissen vermitteln, 99 % Leute einladen, die sehr gleiche Fakten diskutieren, wäre dem nicht zuträglich. Mit diesem Context Wissen muss man Talkshows (und andere Medien) konsumieren.

Das heißt nicht, dass diese unnötig sind, nur muss man in der Lage sein, sie entsprechend einordnen zu können.

:Blumen:

keko# 23.03.2023 10:33

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702751)
...
Dem eine eigene Expertise entgegenzusetzen, gerade bei solchen komplexen Themen, halte ich für eine große Selbstüberschätzung, wie sie bei Querdenkern häufig anzutreffen ist. Die bescheidenste Form dieser Hybris besteht noch darin, die eigenen Ideen für "originell" zu halten und von der Gesellschaft zu erwarten, sie hätten Teil des öffentlichen Diskurses zu sein.

Als Laie hat man keine Ahnung, so einfach ist das.

Wenn eine Virologe über Viren spricht, lausche ich und schweige still. Wenn ein Bio-Ingenieur über Impfstoffe spricht, lausche ich und schweige still. Egal ob am Anfang von Corona oder am Ende. Selbst wenn mir dieser Experte Müll erzählen würde, würde ich es ihm wohl glauben.

Nur ist das mehrfache Durchimpfen einer Population mit einem relativ neuen Impfstoff ein komplexer Prozess, bei dem ich mir im Laufe der Zeit durchaus auch ein gutes Bild machen kann, ohne Experte zu sein. Ich agiere quasi auf einer Meta-Ebene ohne Detailwissen. Dieses Detailwissen eines Virologen oder Bio-Ingenieurs ist auch gar nicht immer notwendig.

Mein persönlicher Gradmesser in solchen Situation ist immer der, ob ich aktuelle Entscheidungen deuten und zukünftige zumindest erahnen kann. Dann weiß ich, dass ich auf Spur bin, auch wenn ich kein Detailwissen habe.

keko# 23.03.2023 10:40

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1702831)
...

Ganzer Text und Material frei auf github

https://github.com/SZ-Datenjournalis...liste-pandemie

m.

Auf Github, das passt zu 1. und 2. :Cheese:
Wenn ich 1. und 2. lese, fragte ich mich lange Zeit, ob Nicht-IT`ler überhaupt wissen, was das heißt. Mittlerweile ist es mir völlig egal :Lachen2:
(4. ist übrigens der Knüller - am besten public auf Github ;-) ;-)

Schwarzfahrer 23.03.2023 11:06

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702814)
Querdenken bedeutet nun, dass dieser Forscher, der eine randständige Position vertritt, von den Querdenkern zum maßgeblichen Experten gemacht wird. Der ganze Mainstream der Wissenschaft wird einfach ignoriert. Man sucht sich einfach wissenschaftliche Ergebnisse, die irgendwie zu den eigenen Vorurteilen zu passen scheinen.

Gut; das ist wieder eine Extremposition, daß man eine Sichtweise für maßgeblich erklärt. Und wo ordnest Du die Menschen ein, die den "randständigen" (interessantes Wort) Wissenschaftler zwar nicht als maßgeblichen Experten ansehen, aber seine Hypothesen als überlegenswert betrachten, die also diese Möglichkeit berücksichtigt sehen wollen? Es gibt Menschen die eben ohne Vorurteile die verschiedenen Ansätze betrachten, auch ohne das Vorurteil, daß in der Wissenschaft Mehrheit ein Argument sei. Meine Beobachtung ist, daß aktuell jeder, der die Mehrheit der Wissenschaftler nicht als maßgeblich ansieht nur weil es die Mehrheit ist, als Querdenker im neuen, negativen Wortsinne angesehen wird.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702819)
Wie ich darauf komme: Das Abwägen und Schließen erfordert eine Menge Kompetenz auf dem jeweiligen Fachgebiet. Besonders dann, wenn die große Mehrheit der Wissenschaftler zu anderen Ergebnissen kommt.

Beispiel: Wenn 500 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Forschungsergebnisse zu einem Teilgebiet der Hochenergiephysik zusammentragen, bist Du außerstande, abzuwägen und zu schließen, wer recht hat.

Solange diese ihre Ergebnisse untereinander in der "internen Sprache" der Fachleute austauschen, hast Du Recht. Wenn sie sich aber an die Öffentlichkeit wenden, wird der Inhalt in allgemeinverständliche Sprache Umgesetzt (war so bei Corona, bei Klimadiskussionen, etc.), und dann werden Argumente erkennbar, auch wenn man die Details dahinter nicht kennt. Auf Grund dieser Argumente können sich eben auch Fachfremde eine Meinung bilden, was überzeugender ist. Wenn es nicht so wäre, könnten Politiker nie Entscheidungen auf Grund von Fachberater-informationen treffen. Diese Abstraktion vom fachlichen Detail-Inhalt zur für Laien nachvollziehbarer Argumentation ist ein üblicher Prozess in der öffentlichen Kommunikation, der die Mitsprache von "Laien" ermöglicht. Ich muß eben nicht die chemischen Prozesse beim entstehen von Gestank im verdorbenen Ei verstehen, um zu verstehen, wann und warum ein Ei nicht zum Verzehr geeignet ist.

Klugschnacker 23.03.2023 11:11

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1702859)
Nur ist das mehrfache Durchimpfen einer Population mit einem relativ neuen Impfstoff ein komplexer Prozess, bei dem ich mir im Laufe der Zeit durchaus auch ein gutes Bild machen kann, ohne Experte zu sein. Ich agiere quasi auf einer Meta-Ebene ohne Detailwissen. Dieses Detailwissen eines Virologen oder Bio-Ingenieurs ist auch gar nicht immer notwendig.

Das bildest Du Dir ein. Du bist nicht in der Lage, Nutzen und Risiken einer Impfung für ein 80-Millionen-Volk abzuwägen. Dazu fehlt Dir der Vergleich mit einer komplett ungeimpften deutschen Bevölkerung in derselben Situation.

Und selbst dieses (fiktive) Wissen würde nicht ausreichen, um die Risiken von Impfung und Nichtimpfung abzuwägen. Denn maßgeblich sind nicht die tatsächlich eingetretenen Schäden einer Pandemie. Sondern jene, die hätten eintreten können.

Unsere Atomkraftwerke sichern wir ebenfalls nicht gegen die wahrscheinlich zu erwartenden Störfälle ab. Sondern natürlich auch gegen die sehr unwahrscheinlichen, aber katastrophalen Fälle. Es genügt nicht, bspw. nach Frankreich zu schauen und festzustellen, dass die Zahl der dort je aufgetretenen Störfälle Null ist, also müssten wir unsere Atomkraftwerke nicht gegen Störfälle sichern. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn sich nachträglich herausstellen sollte, dass unsere Atomkraftwerke stets problemlos und störfrei liefen, war es richtig, diese Risiken abzusichern.

Dasselbe gilt für die Risiken einer Pandemie. Dass die befürchteten Schäden nicht eintraten, bedeutet nicht, dass die Vorsorgemaßnahmen überflüssig gewesen wären.

Du bist jedenfalls – ebenso wie ich – außerstande, diese komplexe Abwägung der Risiken selbst vorzunehmen. Das ist etwas für Experten.

Schwarzfahrer 23.03.2023 11:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702824)
Falls das zutrifft, stimmt etwas mit Deiner Abteilung nicht.

Dieses Argument hat übrigens den Namen "Cherry-Picking": Vielleicht hat irgendwann irgendwo ein völliger Laie eine gute Idee für ein komplexes Problem geäußert, die den Experten, die sich seit Jahren damit beschäftigen, entgangen war. De facto gibt es das aber sehr selten. Sehr viel häufiger ist das Gegenteil der Fall: Ideen von Laien werden verworfen, weil sie sich einfach nicht genug auskennen.

Dein Argument verdreht die große Ausnahme eines Glückstreffers zu einer Regel. Es verschweigt, dass meistens das Gegenteil gilt: Lösungen komplexer Probleme kommen von Experten.

Wenn Du andere Erfahrungen in Forschung und Entwicklung gemacht hast, magst Du über meine Abteilung diese Meinung haben. Meine Erfahrung erstreckt sich allerdings über 30 Jahre in verschiedenen Firmen unseres Konzerns, und bestätigt immer wieder: Spezialisten können durch "Laien" befruchtet werden, gemischte Teams bringen effektiver gute neue Lösungen zustande, als reine Spezialistentruppen, die häufiger nur das bekannte verbessern. Du siehst vor allem die Masse von wenig hilfreichen, z.T. falschen Ansätzen; ich finde, die Chancen durch die seltenen Perlen ist groß genug, daß es sich lohnt, "im Dreck zu wühlen", und sich jeden aufmerksam anzuhören.

Sogar die von mir sonst wenige geschätzte Frau Priesemann schreibt im Link von merz:
Zitat:

Viele der Punkte, die aus dem Querdenkerlager kamen, waren ja nicht völlig unberechtigte Fragen.
Und sie gibt zu, daß man keine Ahnung hatte, welche Maßnahmen und Strategien wirklich wirksam sind:
Zitat:

Man hätte ganz klar sagen können, dass man nicht wisse, welche Maßnahmen besser sind....
Man hätte anerkennen können, dass man nicht weiß, welche die beste von allen guten und sinnvollen Strategien ist,
Trotzdem wurde jede Maßnahme als unverrückbarer Stand der Wissenschaft angepriesen.

Schwarzfahrer 23.03.2023 11:24

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1702831)
Sz: „Wunschliste für die nächste Pandemie“ - okay am Titel müssen sie noch arbeiten, gemeint ist lessons learned -

sehr datenlastig, alles machbar, das bekommen wir dann in Deutschland nicht hin wegen Datenschmutz!

https://www.sueddeutsche.de/projekte.../?ieditorial=1

Ganzer Text und Material frei auf github

https://github.com/SZ-Datenjournalis...liste-pandemie

m.

Danke, hochinteressantes Dokument, mit einigen überraschenden Inhalten (z.B. die Einsichten von Frau Priesemann zum mangelnden Verständnis dessen, was getan wurde). Das Ganze ist aber schon eine sehr datenlastige Sicht, viel aus Modelliererperspektive. Mich würde eine ähnliche Betrachtung aus Blickwinkel von Epidemiologen, Sozialwissenschaftlern, aber auch von behandelnden Ärzten (niedergelassen und Krankenhaus), Pflegepersonal, betroffenen Patienten und Angehörigen interessieren - all das fände ich essentiell für die Vorbereitung auf eine mögliche Pandemie. Bei Corona fand ich auch eine große Schwäche der Politik, Virologen und Modellierern zu viel Raum gegenüber den anderen Betrachtungswinkeln zu geben.

El Stupido 23.03.2023 11:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702866)
(...)
Sogar die von mir sonst wenige geschätzte Frau Priesemann schreibt im Link von merz:
Und sie gibt zu, daß man keine Ahnung hatte, welche Maßnahmen und Strategien wirklich wirksam sind: Trotzdem wurde jede Maßnahme als unverrückbarer Stand der Wissenschaft angepriesen.

Jede Maßnahme?
Dann haben wir eine andere Wahrnehmung.
Von den anfangs wöchentlichen PKen mit Spahn (später Lauterbach), Wieler und anderen habe ich mehrer in voller Länge gehört / gesehen statt nur kurze Zusammenschnitte in den Nachrichten.
Auch von den Podcasts von Drosten und Kekulé habe ich mehrere gehört.
Da ist oft genug betont worden, dass man halt nur begrenztes Wissen habe und schauen müsse, ob / wie Maßnahme XY denn nun wirken würde.
Auch bei den Sitzungen der Länder mit der Kanzlerin wurde - wenn was neues beschlossen wurde - immer betont, dass man in naher Zukunft schauen werde ob nachgesteuert werden müsse.

keko# 23.03.2023 11:44

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702865)
Das bildest Du Dir ein. Du bist nicht in der Lage, Nutzen und Risiken einer Impfung für ein 80-Millionen-Volk abzuwägen. Dazu fehlt Dir der Vergleich mit einer komplett ungeimpften deutschen Bevölkerung in derselben Situation. ....
Du bist jedenfalls – ebenso wie ich – außerstande, diese komplexe Abwägung der Risiken selbst vorzunehmen. Das ist etwas für Experten.


Aber muss ich denn Experte sein?

Ich sehe doch auch, dass im Laufe von Corona unter Experten Korrekturen gab. Kein Experte konnte Anfang 2020 vorhersagen, wie die Sache im März 2023 aussehen würde.

Da Zahlen von Experten öffentlich gemacht werden, kann man sich doch ein recht gutes Bild machen und quasi im Expertenstrom mitschwimmen.
(irgendwelche Telegramm Kanäle interessieren mich nicht)

Klugschnacker 23.03.2023 12:00

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702862)
Gut; das ist wieder eine Extremposition, daß man eine Sichtweise für maßgeblich erklärt. Und wo ordnest Du die Menschen ein, die den "randständigen" (interessantes Wort) Wissenschaftler zwar nicht als maßgeblichen Experten ansehen, aber seine Hypothesen als überlegenswert betrachten, die also diese Möglichkeit berücksichtigt sehen wollen? Es gibt Menschen die eben ohne Vorurteile die verschiedenen Ansätze betrachten, auch ohne das Vorurteil, daß in der Wissenschaft Mehrheit ein Argument sei. Meine Beobachtung ist, daß aktuell jeder, der die Mehrheit der Wissenschaftler nicht als maßgeblich ansieht nur weil es die Mehrheit ist, als Querdenker im neuen, negativen Wortsinne angesehen wird.

Du lieferst hier ein Paradebeispiel der Wissenschaftsleugnung. Der ganz normale wissenschaftliche Erkenntnisprozess wird zur Extremposition erklärt. Sie beruhe auf Vorurteilen. Andere Sichtweisen würden in der Wissenschaft ausgegrenzt. Durchsetzen würden sich oberflächliche Mehrheiten in der Wissenschaftsgemeinde. Wer anders denkt, würde persönlich angegriffen.

Tatsächlich verhält es sich so: Randständige wissenschaftliche Hypothesen sind in der Regel solche, denen es an Beweisen oder an Überzeugungskraft mangelt. Wer in der Wissenschaft eine Hypothese vertritt, muss sie beweisen können. Diese Beweise müssen für andere Wissenschaftler wiederholbar sein: Viele Forscherteams arbeiten an der Überprüfung oder Widerlegung von Hypothesen anderer Wissenschaftler.

Irreführend ist Deine Behauptung, es ginge in der Wissenschaft um Mehrheiten. Damit soll ausgedrückt werden: Mehrheiten können sich irren, also sollte man darauf nicht viel geben.

Tatsächlich verhält es sich so: Zutreffende wissenschaftliche Aussagen sind stark vernetzt. Sie stützen sich an ihren Rändern gegenseitig ab. Ein Zellforscher, ein Immunologe, ein Virologe und ein Biochemiker forschen beispielsweise an unterschiedlichen Dingen, doch es gibt auch Berührungspunkte. Da fallen seltsame Resultate auf. Wenn hier von Mehrheiten die Rede ist, dann geht es nicht um eine Mehrheit an Wissenschaftler:innen, sondern um eine Mehrheit von überwiegend sehr gut abgesicherten Argumenten mit hoher Überzeugungskraft.

sabine-g 23.03.2023 12:06

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1702869)
Dann haben wir eine andere Wahrnehmung.

davon bin ich ganz schwer ausgegangen :Cheese:

Klugschnacker 23.03.2023 12:22

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702866)
Und sie gibt zu, daß man keine Ahnung hatte, welche Maßnahmen und Strategien wirklich wirksam sind.

Nein das hat sie nicht gesagt.

Sie sagte, man habe damals nicht gewusst, welche die beste aller möglichen Maßnahmen sei. Das ist etwas anderes.

Es bedeutet jedenfalls nicht, dass die Forscherin der Meinung sei, man hätte die Querdenker fragen sollen.

Zitat:

Zitat von Tagesthemen
"Olaf Scholz entschied sich nach einem Telefonat mit Attila Hildmann zu Modifikationen bei der Impfstrategie..."


Schwarzfahrer 23.03.2023 12:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702833)
Nein, das hat ja auch niemand behauptet. Bildung ist nicht nur das Abspeichern von Fakten, sondern umfasst auch die Kenntnis von der Methode, wie in der Wissenschaft Kenntnisse gewonnen werden.

Für mich ist Bildung nicht nur Kenntnis der Methode, sondern auch Vermittlung einer Wissensbasis, die ein Verständnis von neuen, fremden und spezialisierten Inhalten ermöglicht, sowie einer Methode, eigene Bewertungen vorzunehmen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702833)
Diese Methode ermöglicht eine gewisse Distanz zu den eigenen Vorurteilen. Querdenken bedeutet hingegen, man hängt einem Vorurteil an und sucht sich nachträglich diejenigen Fakten zusammen, welche das eigene Vorurteil bestätigen und ignoriert alle anderen.

Das stimmt natürlich; jede Meinungsbildung unterliegt gewissen Vorurteilen (positiven wie negativen). Man kann diese nie ganz ausschalten, man kann sich ihrer aber bewußt werden, um ihre Wirkung abzuschwächen. Übrigens ist dieser Mechanismus nicht nur bei Zweiflern wirksam, sondern auch in "Mehrheits-Communities" der Wissenschaft - wenn alle im Umfeld das Gleiche vertreten, neigt man dazu, vieles nicht in Frage zu stellen, auch wenn es Argumente gäbe.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702833)
Trotzdem hast Du da einen Punkt, finde ich. Welcher Brite konnte vor der Wahl wirklich die komplexen Folgen des Brexit abschätzen? Wahlen sind immer durch Populismus gefährdet. Deswegen muss sich eine Demokratie gegen Populismus und Fake zur Wehr setzen

Wieder stimme ich zu, aber vermutlich sehe ich andere Wege als du, sich zu Wehr zu setzen. Ich halte die Stärkung der Entscheidungskompetenz der Einzelnen für besser, als die Stärkung der Rolle von Experten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702833)
Gleichwertige wissenschaftliche Positionen sollten als gleichwertig in den Medien zu Wort kommen. Es sind aber nicht alle Positionen gleichwertig.

Nein, gleichwertige Darstellung ist an sich schon eine Wertung. Sie sollen neutral dargestellt werden, mit ihren jeweils eigenen Argumenten. Ob sie gleichwertig sind, soll jeder entscheiden können. Konkret bei den Corona-Impfungen wäre es z.B. gewesen, sowohl die Offizielle Stellungnahme des RKI zu möglichen Nebenwirkungen (und warum sie dies behautpen), als auch die Verdachtsmomente der Skeptiker (und warum sie den Verdacht für begründet halten) einfach sachlich und ohne journalistische Bewertung zu publizieren: X sagt dies, Y sagt das. Wer X und Y über der aktuellen Amts- oder Berufsbezeichnung hinaus ist, kann heutzutage jeder selbst ergoogeln. Und ob die Begründung die jeweilige Position überzeugend stützt, ist dann eben persönliche Einschätzung. Gute inhaltliche Argumente sollen und werden auch die Mehrheit überzeugen, nicht die Berufung auf die Zugehörigkeit des Autors zur richtigen Gruppe.

TriVet 23.03.2023 12:38

Da bin ich sehr anderer Meinung, die Mehrheit ist vor allem egoistisch und bequem, außerdem oft genug nicht gerade mit übermäßiger Intelligenz ausgestattet.

Adept 23.03.2023 12:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702884)
Nein das hat sie nicht gesagt.

Sie sagte, man habe damals nicht gewusst, welche die beste aller möglichen Maßnahmen sei. Das ist etwas anderes.

Es bedeutet jedenfalls nicht, dass die Forscherin der Meinung sei, man hätte die Querdenker fragen sollen.

Arne, es geht vielleicht nicht darum, wen man hätte fragen sollen, welche Massnahmen richtig sind.

Ich finde, wenn man die Wirksamkeit der Massnahme nicht eindeutig nachweisen kann, sollte es bei einer Empfehlung(!) bleiben. So habe ich den Schwedischen Weg verstanden und fand ihn gut.

Nepumuk 23.03.2023 12:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702878)
Tatsächlich verhält es sich so: Randständige wissenschaftliche Hypothesen sind in der Regel solche, denen es an Beweisen oder an Überzeugungskraft mangelt. Wer in der Wissenschaft eine Hypothese vertritt, muss sie beweisen können. Diese Beweise müssen für andere Wissenschaftler wiederholbar sein: Viele Forscherteams arbeiten an der Überprüfung oder Widerlegung von Hypothesen anderer Wissenschaftler.

Irreführend ist Deine Behauptung, es ginge in der Wissenschaft um Mehrheiten. Damit soll ausgedrückt werden: Mehrheiten können sich irren, also sollte man darauf nicht viel geben.

Und vor allem geht es auch nicht um "Meinung" wie das so oft falsch behauptet wird. Es hat es in der Tat in der Vergangenheit schon gegeben, dass sich randständige Themen als korrekt erwiesen haben. Das sind aber extrem selten Vorgänge und man muss schon Galileo oder Einstein sein, damit einem ein solcher Durchbruch gelingt.

In der heutigen, stark vernetzten und auch großen Teams basierenden Wissenschaft, kann man zurecht davon ausgehen, dass das noch viel seltener werden wird.

Einen anderen Eindruck zu Erwecken, ist in der Tat schlicht wissenschaftsfeindlich.

Schwarzfahrer 23.03.2023 12:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702878)
Du lieferst hier ein Paradebeispiel der Wissenschaftsleugnung. Der ganz normale wissenschaftliche Erkenntnisprozess wird zur Extremposition erklärt. Sie beruhe auf Vorurteilen. Andere Sichtweisen würden in der Wissenschaft ausgegrenzt. Durchsetzen würden sich oberflächliche Mehrheiten in der Wissenschaftsgemeinde. Wer anders denkt, würde persönlich angegriffen.

Ich fürchte, Du hast mich mißverstanden. Ich habe nicht über den wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß gesprochen, sondern von Deiner Darstellung, daß ein
Zitat:

Forscher, der eine randständige Position vertritt, von den Querdenkern zum maßgeblichen Experten gemacht wird.
Das halte ich für eine Extremposition, die es sicher gibt, aber die nicht da wesentliche ausmacht, wenn es um die Bewertung von Randmeinungen geht. Hinter der randständigen Position kann eben auch ein Experte stehen, nicht mehr und nicht weniger kompetent, als die anderen, einfach eine anhörenswerte oder bedenkenswerte Alternative.
Und die Erkenntnisse beruhen natürlich nicht auf Vorurteilen, sondern die Bewertung eines jeden Menschen ist nie ganz frei von Vorurteilen und persönlichen Überzeugungen. Das ist m.M.n. ein großer Unterschied. Ansonsten ist hier auf jeden Fall tatsächlich ein beliebtes Argument auf die Mehrheit zu verweisen, ebenso, wie es immer wieder gerne persönliche Angriffe gibt wenn man das "Mehrheits-Argument" als schwach bezeichnet.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702878)
Tatsächlich verhält es sich so: Randständige wissenschaftliche Hypothesen sind in der Regel solche, denen es an Beweisen oder an Überzeugungskraft mangelt. Wer in der Wissenschaft eine Hypothese vertritt, muss sie beweisen können. Diese Beweise müssen für andere Wissenschaftler wiederholbar sein: Viele Forscherteams arbeiten an der Überprüfung oder Widerlegung von Hypothesen anderer Wissenschaftler.

Bzgl. Corona war die Mehrheit der Hypothesen, die die Maßnahmen begründet haben, eben auch nicht wissenschaftlich bewiesen, und daher wäre eine offenere Diskussion über Sinn und Nutzen auch der randständigen Ansätze nötig gewesen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702878)
Irreführend ist Deine Behauptung, es ginge in der Wissenschaft um Mehrheiten. Damit soll ausgedrückt werden: Mehrheiten können sich irren, also sollte man darauf nicht viel geben.

Auch falsch verstanden: In der Wissenschaft geht es natürlich nicht um Mehrheiten, (im Gegensatz zur Argumentation in diesem Forum). Mehrheiten können sich irren, darum ist Mehrheit als solches kein wissenschaftliches Argument. Mehrheiten können aber natürlich auch richtig liegen - wenn es für ihre Position entsprechend gute Argumente und Beweise gibt; nur auf diese kommt es an.

Schwarzfahrer 23.03.2023 12:56

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702884)
Nein das hat sie nicht gesagt.

Sie sagte, man habe damals nicht gewusst, welche die beste aller möglichen Maßnahmen sei. Das ist etwas anderes.

Es bedeutet jedenfalls nicht, dass die Forscherin der Meinung sei, man hätte die Querdenker fragen sollen.

Nein, es bedeutet daß auch die Querdenker richtige Gedanken angesprochen haben, denen man hätte nachgehen können, und daß Querdenker eben nicht pauschal nur Unsinn von sich gaben. Es ist eine Anerkennung, daß man auf Inhalte schauen muß, nicht auf Schubladen-Etiketten.

deralexxx 23.03.2023 13:07

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1702859)
Wenn eine Virologe über Viren spricht, lausche ich und schweige still. Wenn ein Bio-Ingenieur über Impfstoffe spricht, lausche ich und schweige still. Egal ob am Anfang von Corona oder am Ende. Selbst wenn mir dieser Experte Müll erzählen würde, würde ich es ihm wohl glauben.

Nur ist das mehrfache Durchimpfen einer Population mit einem relativ neuen Impfstoff ein komplexer Prozess, bei dem ich mir im Laufe der Zeit durchaus auch ein gutes Bild machen kann, ohne Experte zu sein. Ich agiere quasi auf einer Meta-Ebene ohne Detailwissen. Dieses Detailwissen eines Virologen oder Bio-Ingenieurs ist auch gar nicht immer notwendig.

Mein persönlicher Gradmesser in solchen Situation ist immer der, ob ich aktuelle Entscheidungen deuten und zukünftige zumindest erahnen kann. Dann weiß ich, dass ich auf Spur bin, auch wenn ich kein Detailwissen habe.

Und wenn man über Impfen eines Landes spricht, gibt es die Stiko, man lauscht und schweige still.

Auch wenn ich wie schon weiter oben geschrieben, mit deren Ergebnis auch nicht zufrieden bin --> U5 Impfung.

Selbst wenn wir Couchexperten denken, wir könnten in zwei Tagen Suchmaschinen + Wikipedia + Paper lesen uns Wissen aneignen, bringt und das vllt zu 50 %, vllt 80 % von dem Wissen über exakt dieses eine Thema, aber die restlichen 20 %, die Einflussfaktoren, die Faktoren die Dinge komplex machen, machen den Experten aus.

Klugschnacker 23.03.2023 13:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702898)
Nein, es bedeutet daß auch die Querdenker richtige Gedanken angesprochen haben, denen man hätte nachgehen können, und daß Querdenker eben nicht pauschal nur Unsinn von sich gaben. Es ist eine Anerkennung, daß man auf Inhalte schauen muß, nicht auf Schubladen-Etiketten.

Du behauptest, es hätte Gedanken gegeben, denen man nicht nachgegangen sei. Welche wären das?

BananeToWin 23.03.2023 13:13

Gibts denn hier eigentlich jemanden, der behauptet er komme aus "der Wissenschaft"? Rein aus Interesse.

Flow 23.03.2023 13:28

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1702904)
Gibts denn hier eigentlich jemanden, der behauptet er komme aus "der Wissenschaft"? Rein aus Interesse.

Ich hatte "Wissenschaft" in Schule und Universität, behaupte aber nichts ... schon gar nicht, woher ich komme ... das ist mir viel zu philosophisch ... :Lachen2:

keko# 23.03.2023 13:39

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1702902)
Und wenn man über Impfen eines Landes spricht, gibt es die Stiko, man lauscht und schweige still.

....

Ich schweig still und mache was ich will :Lachen2:
Dass z.B. aus einer generellen Impfpflicht nichts wird, war selbst mir früh klar.

Schwarzfahrer 23.03.2023 13:42

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1702904)
Gibts denn hier eigentlich jemanden, der behauptet er komme aus "der Wissenschaft"? Rein aus Interesse.

Ich arbeite seit dem Studium vor über 30 Jahren im Forschungszentrum eines internationalen Technologiekonzerns in unterschiedlichen Fachgebieten und Produktbereichen, als Ingenieur an der Schnittstelle zwischen den theoretischen Forschern und den praktischen Umsetzern in der Entwicklung; interner Titel: "principal scientist", was auch immer das bedeuten soll und Projektleiter. Ich glaube mit gutem Gewissen behaupten zu können, wissenschaftliche Arbeits- und Denkweisen gut zu kennen und zu können (auch wenn es sicher je nach Fachgebiet große Unterschiede gibt im praktischen Alltag). Ist das für dich "aus der Wissenschaft"? Oder gelten nur reine Wissenschaftsinstitute? Oder zählt die Zahl der Publikationen? Es gibt viele mögliche Maßstäbe...

Schwarzfahrer 23.03.2023 13:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702903)
Du behauptest, es hätte Gedanken gegeben, denen man nicht nachgegangen sei. Welche wären das?

Davon gibt es reichlich; Priesemann zählt in dem verlinkten Dokument einiges auf an sinnvollen Studien, die viel geholfen hätten, nach denen auch "Querdenker" widerholt gefragt haben, die aber das RKI nie anging, ob aus Unfähigkeit oder Unwillen, ist egal.

Mir persönlich am wichtigsten: man hätte auf Grund der frühen Hinweise auf mögliche Schadens-Risiken der mRNA-Impfungen ernst nehmen müssen statt abzuwiegeln, und sofort die Herausgabe der gesamten Zulassungs-Studien-Daten erzwingen müssen. Dann wäre eine Dokumentation wie diese vor zwei Jahren vorgelegen, wären viele Impfkampagnen gezielter und sinnvoller gestaltet worden, mit deutlich geringeren Zahl an Impfschäden da bin ich mir sicher.

Klugschnacker 23.03.2023 14:04

Es nützt überhaupt nichts, wenn Hans Meier behauptet, die Maßnahme XY helfe gegen COVID. Selbst wenn sich das später als richtig erweist.

Denn man muss es beweisen. Das ist sehr aufwändig und kann nur innerhalb des Wissenschaftsbetriebes stattfinden. Man führe sich mal den steinigen Weg vor Augen, den ein Medikament von den ersten Laborversuchen bis zur Zulassung vor sich hat.

Insofern ist es falsch zu behaupten, dieser oder jener Querdenker hätte es bereits vor drei Jahren gewusst. Er hat gar nichts gewusst, sondern bestenfalls vermutet. An Vermutungen war aber nie ein Mangel. Ausdenken kann man sich vieles.

sabine-g 23.03.2023 14:55

Zitat:

Zitat von BananeToWin (Beitrag 1702904)
Gibts denn hier eigentlich jemanden, der behauptet er komme aus "der Wissenschaft"? Rein aus Interesse.

ja, ich. Also ich behaupte das einfach mal (nur um etwas Auflockerung in die Diskussion zu bringen)
In Wirklichkeit fahre ich bei den meisten echten wissenschaftlichen Themen schwarz. ;)

Schwarzfahrer 23.03.2023 15:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702918)
Es nützt überhaupt nichts, wenn Hans Meier behauptet, die Maßnahme XY helfe gegen COVID. Selbst wenn sich das später als richtig erweist.

Ja, aber genau so ist man verfahren: Es wurden Maßnahmen ergriffen auf Grund einfacher Vermutungen und Glaubenssätzen (auch wenn es Experten waren, blieb das meiste Vermutung), und an diesen wurde festgehalten, auch lange nach dem Beweise für andere Möglichkeiten vorlagen, oder hätten beschafft werden können.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702918)
Denn man muss es beweisen. Das ist sehr aufwändig und kann nur innerhalb des Wissenschaftsbetriebes stattfinden. Man führe sich mal den steinigen Weg vor Augen, den ein Medikament von den ersten Laborversuchen bis zur Zulassung vor sich hat.

Hätte man bloß diesen steinigen Weg auch bei den mRNA-Impfungen gegangen... Da war es aber plötzlich möglich, ohne den Aufwand einen Nutzen zu sehen. Das wäre bei ganz vielen anderen Maßnahmen möglich gewesen, wenn man nur gewollt hätte.
Darum geht es mir doch: Vermutungen sind da, um ihnen nachzugehen, statt sie mit Hinweis auf eine "Mehrheitsmeinung" oder "Querdenkertum" einfach wegzuwischen, oder ungeprüft durchzusetzen. Jede Vermutung, die auf ein relevantes Problem hinweist, muß untersucht werden, auch wenn es von Herrn Meier kommt, erst recht, wenn es von einem Mikrobiologen mit jahrelanger Erfahrung kommt, oder von Epidemiologen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702918)
Insofern ist es falsch zu behaupten, dieser oder jener Querdenker hätte es bereits vor drei Jahren gewusst. Er hat gar nichts gewusst, sondern bestenfalls vermutet. An Vermutungen war aber nie ein Mangel. Ausdenken kann man sich vieles.

Auf die möglichen Risiken der mRNA-Impfungen haben nicht "Herr Meier" hingewiesen, sonder sogar ein Robert Malone. Auch die jetzt von Priesemann angemahnten repräsentativen Stichproben-Studien wurden von Streek oder Schrappe regelmäßig angemahnt. Es geschah genau nichts. Auf die schon früher bekannten Gefahren der übertrieben eingesetzten invasiven Beatmung haben Lungenärzte sehr früh hingewiesen - trotzdem wurde noch monatelang (u.a. angeblich zum Schutz des Personals) fleißig intubiert und so Menschen getötet, bevor etwas sich änderte. Die Verfasser der Great Barrington Declaration hatten in vielerlei Hinsicht Recht, daß die strengen Lockdowns mehr Schaden als Nutzen bringen, wie wir inzwischen erkennen können. Ja, so manches haben die "Querdenker" vor drei Jahren gewußt, oder zumindest geahnt.

All diese Mahner anhören, auf ihre Gedanken eingehen wäre das Vernünftige gewesen, egal ob dann ein Beleg für oder gegen ihre Befürchtungen herausgekommen wäre - beides wäre besser, als was getan wurde: einfach ignorieren bzw. diffamieren. Ich rede nicht von den ersten zwei-drei Monaten, sondern von den restlichen zwei Jahren.

Flow 23.03.2023 15:05

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1702921)
ja, ich. Also ich behaupte das einfach mal (nur um etwas Auflockerung in die Diskussion zu bringen)

Gute Absicht ist gelegentlich auch irgendwas wert ...

keko# 23.03.2023 15:17

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702924)
....
All diese Mahner anhören, auf ihre Gedanken eingehen wäre das Vernünftige gewesen, egal ob dann ein Beleg für oder gegen ihre Befürchtungen herausgekommen wäre - beides wäre besser, als was getan wurde: einfach ignorieren bzw. diffamieren. Ich rede nicht von den ersten zwei-drei Monaten, sondern von den restlichen zwei Jahren.

Ab Mitte 2021 kam es mir bereits so vor, als wolle man krampfhaft den eingeschlagenen Weg weitergehen. Einige Maßnahmen erschienen mir absurd. "Wissenschaftlich" war das oft nicht mehr. Nachdem Ältere und Gefährdete durchgeimpft waren, hätte man zur Normalität übergehen können. Mein Arzt riet mir z.B. zu einer Impfung, bei anderen Familienmitgliedern sagte er dezent einfach gar nichts. Sehr fein!
Aber durch 100% HomeOffice bis heute war Corona letztendlich ein echter Gewinn :liebe053: :liebe053:

Flow 23.03.2023 15:28

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1702928)
Mein Arzt riet mir z.B. zu einer Impfung, bei anderen Familienmitgliedern sagte er dezent einfach gar nichts. Sehr fein!

Dünnes Eis für den Arzt ... ;)

Hier mal aus dem allseits geliebten "Volksverpetzer" :

Tödliche Ratschläge: Ärzten kann Haftung beim Abraten von Impfungen drohen :
Zitat:

Anwalt Jun erläutert den Hinweis der Sächsischen Landesärztekammer: Wer von Covid-Impfungen abrät, begeht eine „Pflichtverletzung“, weil nach jetzigem Stand der Wissenschaft die Vorteile einer Impfung gegenüber den Nachteilen deutlich überwiegen. So ist das Abraten von einer Impfung durch einen Arzt „fehlerhaft“ und „pflichtwidrig“.

Ein Arzt oder eine Ärztin, der/die eine solche Empfehlung abgibt, kann nicht nur strafrechtlich, sondern auch zivilrechtlich belangt werden. Zum Beispiel in Form von Schmerzensgeld, Schadensersatz (Verdienstausfall) oder Unterhaltsausfall für Hinterbliebene/Angehörige.

Eine:n Ärzt:in mit Hang zu Verschwörungsmythen kann es also teuer zu stehen kommen, gerade wenn in mehreren Fällen von Impfungen abgeraten wurde und es dadurch zu schweren Erkrankungen, ergo Schäden, kam.


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