Zitat:
Zitat von dude
(Beitrag 1775581)
Das ist schlicht ein kultureller Unterschied zu Europa, alte vs. neue Welt. Da wird nicht lang rumgefackelt. Klar geht auch was kaputt, aber mir persönlich gefallt mehr Schwung im Leben. In Europa hast du 2000+ Jahre alte Strukturen, in den USA musstest du quasi gestern noch mit deinem Pferdekarren ein Stück Land finden.
|
Ich bin nicht sicher, ob Du den entscheidenden Aspekt mit Deiner Gegenüberstellung zwischen den USA und Deutschland bzw. Europa triffst. Meiner Ansicht nach ist sie an den Haaren herbei gezogen. Denn nicht die Kutsche war entscheidend, sondern die Gewehre der Siedler und die Wehrlosigkeit der Ureinwohner.
Die USA sind die kriegerischste Nation und die gewalttätigste Gesellschaft auf diesem Globus seit dem zweiten Weltkrieg. Kein vergleichbares Land ist in mehr Kriege verwickelt, keine Zivilgesellschaft hat ein derart neurotisch überhöhtes Verhältnis zu privaten Waffen, kaum ein anderes Land ist so nationalistisch selbstbesoffen wie die US-Amerikaner.
Um das zu illustrieren: Die Verherrlichung von Gewalt ist ein tragendes Thema der dortigen Kunst und Kultur: Jeder von uns kennt spulenweise Western und Kriegsfilme aus Hollywood, welche die amerikanischen Siedler und die amerikanischen Soldaten als Helden darstellen, die stets auf der Seite des Guten kämpfen und siegen. Vom Völkermord an den Ureinwohnern, von den fast 400 Angriffskriegen seit der Gründung der USA, bis hin zum unnötigen Abwurf zweier Atombomben auf zivile japanische Städte, sind die Amerikaner ohne jede Selbstkritik bis heute berauscht. Dass John Wayne, Tom Cruise, Sylvester Stallone, Tom Hanks und alle anderen der westlichen Welt Geschichten erzählen, welche die tatsächlichen Geschehnisse ins Gegenteil verkehren, haben die US-Amerikaner offenbar noch nicht bemerkt.
"Da geht auch mal was kaputt" wirkt als Beschreibung des amerikanischen Elans und der Bereitschaft zur Gewalt zynisch auf mich. Wir haben uns seit dem zweiten Weltkrieg derart daran gewöhnt, dass es uns gar nicht mehr auffällt, dass die USA überall auf der Welt mit tatsächlicher Gewalt oder mit demonstrativer Bereitschaft zur Gewalt ihre Interessen vertreten.
Dieser globale Rüpel stand und steht im Rahmen der Nato an unserer Seite. Auch diese Partnerschaft hat uns Europäern den Blick darauf verstellt, wie sich die Amerikaner auf der Welt benehmen.
Selbstverständlich haben die Europäer und auch Deutschland an der eigenen Geschichte zu tragen. Im Unterschied zu den Amerikanern versuchen wir seit dem zweiten Weltkrieg, aus ihr zu lernen. Trumps Amerika – noch dazu mit Deinem Verweis auf den Völkermord an den dortigen Ureinwohnern – ist für uns kein Vorbild, finde ich.