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Ludwig Thoma:
Das Tanzen gilt als ein Vergnügen,
Bei dem sich zwei zusammenfügen, Und sich – statt gradeaus zu gehen – Nach links und rechts im Kreise drehen. Wenn wir sein Wesen recht erkennen, Wird man das Tanzen Arbeit nennen, Man hat den triftigsten Beweis In dem dabei vergossnen Schweiß. Hier untersucht nun der Gelehrte: Zum ersten schafft sie keine Werte, Zum zweiten aber hat davon Der Arbeitnehmer keinen Lohn. Er dreht von acht bis morgens fünfe Und immer gratis eine Nymphe. Dies bildet doch ein Unikum! Und deshalb frage ich: warum? Erfolgt es wirklich unentgeltlich? Geschieht es nicht doch vorbehältlich? Entledigt man sich seines Speckes Ganz ohne Hinblick eines Zweckes? Hier ist der Angelpunkt der Frage, Und ihre Lösung tritt zutage: Der Tänzer leistet nur so viel In Hoffnung auf ein Nebenziel. |
Friedrich Rückert:
Durch Schaden wird man klug,
Sagen die klugen Leute. Schaden litt ich genug, Doch bin ich ein Tor noch heute. |
Christian Morgenstern:
Die Luft war einst dem Sterben nah.
"Hilf mir, mein himmlischer Papa", so rief sie mit sehr trübem Blick, "ich werde dumm, ich werde dick; du weißt ja sonst für alles Rat – schick mich auf Reisen, in ein Bad, auch saure Milch wird gern empfohlen; – wenn nicht – laß ich den Teufel holen!" Der Herr, sich scheuend vor Blamage, erfand für sie die – Tonmassage. Es gibt seitdem die Welt, die – schreit. Wobei die Luft famos gedeiht. |
Robert Gernhardt:
Mondgedicht
..,- fertig ist das Mondgedicht |
Goethe:
Hätt' ich gezaudert zu werden,
Bis man mir’s Leben gegönnt, Ich wäre noch nicht auf Erden, Wie ihr begreifen könnt, Wenn ihr seht, wie sie sich geberden, Die, um etwas zu scheinen, Mich gerne möchten verneinen. |
Erich Kästner:
Er weiß nicht, ob er sie liebt
Soll man sein Herz bestürmen: "Herz, sprich lauter!" da es auf einmal leise mit uns spricht? Einst sprach es laut zu uns. Das klang vertrauter. Nun flüstert's nur. Und man versteht es nicht. Was will das Herz? Man denkt: wenn es das wüßte, dann wär es laut, damit man es versteht. Dann riefe es, bis man ihm folgen müßte! Was will das Herz, daß es so leise geht? Das Allerschönste, was sich Kinder wünschen, das wagt sich kaum aus ihrem Mund hervor. Das Allerschönste, was sich Kinder wünschen, das flüstern sie der Mutter bloß ins Ohr ... Ist so das Herz, daß es sich schämt zu rufen? Will es das Schönste haben? Ruft es nein? Man soll den Mächten, die das Herz erschufen, nicht dankbar sein. |
Ludwig Thoma:
Lebensweisheit
Die Kultur verdirbt die Liebe, Denn sie hemmt den stärksten Drang. Und der mächtigste der Triebe Wird ein schwaches Santimang. Kater, die in Städten leben, Sie verschwenden ihre Zeit, Um sich angenehm zu geben, Selten kommen sie soweit. Wo Natur noch auf dem Lande Die Begriffe nicht verschiebt, Lehrt sie: Wer dazu imstande, Nehme schleunig, was er liebt. Rasch gestillte Wünsche reißen Nicht an unserm Nervenstrang, Und man darf sich glücklich heißen, Und man lebt vergnügt und lang. |
Robert Gernhardt:
Usw. usf.
Viele Sommersprossen sind auf dem Kinde, doch das Kind sieht sie nicht. Es sieht stattdessen einen Amtmann Suppe essen. Dieser wiederum beschaut grad ein Foto seiner Braut, die auf einen Seemann blickt, der sich nach dem Anker bückt, da der Anker was verdeckt, das in einer Tüte steckt und sich, falls der Maat nicht irrt, gleich das Bild entpuppen wird. In der Tat – es ist ein Bild, es zeigt ein Reklameschild worauf sich zwei Frauen räkeln, die an einem Lappen häkeln, der zum Teil ein Kind verbirgt, das recht ungewöhnlich wirkt: Viele Sommersprossen sind auf dem Kinde, doch das Kind ... |
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