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Zitat:
ich freue mich, dass du uns auch im Jahr 2013 mit Gedichten versorgst! Danke dafür! Das Neujahrs-Gedicht werde ich versuchen, mir heute Abend zu Herzen zu nehmen, wenn ich mit Inga meine Vorsätze und Pläne für das neue Jahr fasse... Viele Grüße und dir alles Gute! J. |
Christian Morgenstern:
Die drei Winkel
Drei Winkel klappen ihr Dreieck zusammen wie ein Gestell und wandern nach Hirschmareieck zum Widiwondelquell. Dort fahren sie auf der Gondel hinein in den Quellenwald und bitten die Widiwondel um menschliche Gestalt. Die Wondel – ihr Decorum zu wahren – spricht Latein: Vincula, vinculorum, in vinculis Fleisch und Bein! Drauf nimmt sie die lockern Braten und wirft sie in den Teich: – Drei Winkeladvokaten entsteigen ihm sogleich. Drei Advokaten stammen aus dieses Weihers Schoß. Doch zählst du die drei zusammen, so sind es zwei rechte bloß. |
Ringelnatz:
Pfützen spiegeln das Himmelslicht.
Sie haben ein helles Gesicht. Meide ihre Mulden! Tritt nicht in Lachen. Wenn sie dich dreckig machen, Ist’s dein Verschulden. Pfützen sind Schicksal für manches Getier, Sind aber für Kinder Seligkeiten. Häufig werden sich zwei oder vier Menschen um Pfützen streiten. |
Goethe:
Die Flut der Leidenschaft, sie stürmt vergebens
Ans unbezwungne feste Land. – Sie wirft poetische Perlen an den Strand, Und das ist schon Gewinn des Lebens. |
Erich Kästner:
Ein Pessimist ist, knapp ausgedrückt, ein Mann,
dem nichts recht ist. Und insofern ist er verdrießlich. Obwohl er sich, andrerseits, schließlich (und wenn überhaupt) nur freuen kann, gerade weil alles schlecht ist. Einer von ihnen hat mir erklärt, wie das sei und was ihn am meisten freute: "Im schlimmsten Moment, der Geburt, sind die Leute" (hat er gesagt) "schon dabei. Doch gerade das schönste Erlebnis erleben sie nie: ihr Begräbnis!" |
Wolf Wondratschek:
Aus Cezannes Äpfeln hätte sie Apfelmus gemacht –
das alles beeindruckt sie nicht, solange folgende Fragen ungeklärt sind: wer kocht und wäscht und sorgt für mein Kind? Das hat Vorrang vor aller Kunst. "Wenn ich sterbe" schreibt sie, "was dann?" Vom beigelegten Geld für ein gutes Essen kaufe ich Zigaretten und Papier, rauche und schreibe und liebe sie. Sie ist meine Bäuerin, sie kennt die Absturzstellen meiner Höhenflüge. So müßte das Leben sein: das Mißlungene vollenden mit einem selbstgebackenen Kuchen. |
Wilhelm Busch:
Rechthaber
Seine Meinung ist die rechte, Wenn er spricht, müßt ihr verstummen, Sonst erklärt er euch für Schlechte Oder nennt euch gar die Dummen. Leider sind dergleichen Strolche Keine seltene Erscheinung. Wer nicht taub, der meidet solche Ritter von der eignen Meinung. |
Erich Kästner:
Goldne Worte, nicht ganz nüchtern
Wenn es hochkommt – hupp! sagt der Psamlist, wenn es hochkommt, wird man achtzig Jahre. Ob das etwa eine Drohung ist? Ach, man brauchte Geld und hat nur Ware. Hupp! mein Magen stellt sich auf die Zehen … Nein, mein Fräulein, ich hab keine Lust. Macht das Spaß, so hin- und herzugehen? Ist das, was Sie tragen, alles Brust? Meine Frau hält sich für unverstanden. Ich begriffe sie nicht mehr, sagt sie. Ehrenschulden … Deckung nicht vorhanden … Wenn es hochkommt – doch das tut es nie. Grün, sagt Goethe, sei des Lebens Baum, aber grau sei alle Diarrhoe. Ob er recht gehabt hat, weiß man kaum. Also Servus! Philosauf qui peut! |
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