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Und hier mein langes Geschreibsel:
Nicht erfüllte Erwartungen und daraus resultierende Enttäuschungen (Verletzungen) sind aus meiner Erfahrung die größten Killer von Beziehungen. Ich hatte eine Lebensphase in der ich 4 Jahre ungewollt Single war. Das war eine schreckliche Zeit. Doch genau dort habe ich viel gelernt und dort wurden die Grundsteine für meine heutige glückliche Beziehung gelegt. Als Single habe ich gelernt, dass ich mich zu 100% auf mich alleine verlassen muss. Wäsche waschen, Bügeln, Einkaufen, Kochen usw. waren für mich Fremdwörter. All das habe ich lernen müssen. Es gab keine Aufgabenteilung mehr. Dieses Bewusstsein habe ich beibehalten und meine Frau hat dies ebenfalls zu ihrem Kredo gemacht: „Ich kann alles und ich mach alles was für mich und mein Leben wichtig ist.“ „Ich bin für mein Lebensglück, für mein Freizeitvergnügen, für meine Ziele einzig und allein selbst verantwortlich.“ Mit diesem Selbstbewusstsein versuchen wir unsere Erwartungshaltung gegenüber anderen gering zu halten. Ein „Geschenk“ oder eine Hilfestellung die mir, ohne innere Erwartung zugutekommt, bereitet mir Freude die um ein Vielfaches größer ist. Beispiele aus unserem Alltag: Meine Frau macht mir jeden Morgen einen wundervollen Obstteller. Ich freue mich sehr, wenn sie mich damit beglückt, würde dies aber niemals erwarten. Hätte sie keine Zeit oder keine Lust, würde ich mir selbst einen Apfel schneiden und dies ohne Groll. Umgekehrt genauso, würde ich die Winterreifen nicht montieren, das Fahrrad nicht reparieren, usw. würde meine Frau -ohne Groll- die Aufgabe an eine Werkstatt delegieren. Wir haben keine Aufgabenteilung, jeder ist grundsätzlich für alle Aufgaben zu 100% verantwortlich. Oft ist die Freude groß, wenn ich meine Hemden nicht bügeln muss oder nach einem langen Tag das Essen ohne mein Zutun bereits auf dem Tisch steht. Die Headline: Wenn ich alleine wäre müsste ich auch alles selbst erledigen. Meine Frau ist nicht dazu da, mich zu bespaßen oder mir das Leben so bequem wie möglich zu machen. Beispiele aus dem Sport: Ich hatte 2014 einen schweren Fahrradunfall. Jeder hätte verstanden, dass sich meine Frau Sorgen macht und mir den Triathlon ausredet. Ich selbst hatte große Zweifel weiterzumachen. Doch sie hat mir zugeraten, mich aufgebaut, mich unterstützt, weil sie wusste wieviel Kraft mir dieser Sport verleiht. Aufgrund ihrer Unterstützung konnte ich die schwierige Zeit überstehen und in der Folge noch unzählige Glücksmomente im Wettkampfsport erleben. 2019 wurde mein Schwiegervater zum Pflegefall. Es gab keine Gespräche, Auseinandersetzungen oder Vereinbarungen wie wir diese Aufgabe meistern. Für mich war völlig klar, dass ich sie mit der Pflege unterstützen möchte, meine Wettkämpfe absage und den Sport auf ein Minimum reduziere. Das war meine eigene Entscheidung und keine Erwartungshaltung meiner Frau. Hätte ich mich nicht engagiert, wären meiner Frau andere Lösung eingefallen. Hätte ich aufgrund von Druck die Wettkämpfe abgesagt, könnte ich ihr dies in Krisensituationen zum Vorwurf machen. So bin ich einfach nur glücklich über die gemeinsam gestemmte Aufgabe und die unvergessliche Zeit, die wir so mit ihrem Papa noch hatten. Beispiele aus dem Beruf: Ich habe ein kleines Unternehmen und hatte früher mehr als eine 40 Stundenwoche. Seitens meiner Frau gab es nie ein verärgertes Wort über spätes Heimkommen oder Wochenendarbeit. Im Gegenteil, sie hat mir immer den Rücken freigehalten und mir das Leben leicht gemacht. Das habe ich nicht vergessen und bin sehr dankbar, so dass ich aus innerem Antrieb das Gleiche tun möchte. Später wollte sie selbst eine zweijährige Fortbildung machen, dann habe ich ihr zugeraten, sie unterstützt und alles andere vom Leib gehalten. Wenn man aufeinander zu geht, sagen manche dazu „Eier abgegeben“. Ich nenne es Liebe oder Zuneigung (einander zugeneigt sein). Es ist das schönste Geschenk auf Erden und wird in unserem Fall von Jahr zu Jahr schöner und schöner. Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr Euch dieses wundervolle Gefühl ebenso erarbeiten könnt. |
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Bist du auch glücklich oder schreibst du nur darüber wie du glücklich sein könntest? Wir gehen (wie der gute Alman) hier im übrigen von einem sehr klassischen Vater, Mutter, Kind, 9-to-5, Reihenendhaus mit kleinem Garten Ding aus (so kommt es mir vor). Andere haben von vorne herein ein ganz anderes Setting und verteilen sich über den halben Erdball...oder noch schlimmer....sind auf die Deutsche Bahn angewiesen (das größte Chaos aus Ort & Zeit). |
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Bei uns ist gar nichts "klassisch", wir arbeiten beide Vollzeit und teilen alles, d.h. Kinder, Haushalt etc. 50/50. Wir haben aber ein hohes Maß an Flexibilität und arbeiten recht viel nach 20 Uhr, was uns Freiräume am Tag ermöglicht. Unsere Kinder holen wir zwischen 15 und 15:30 ab, also alles im Rahmen. Klar, jeder Tag ist abgesprochen und durchgetaktet, aber es läuft. Aber das alles alleine zu bewältigen wäre, ist eine Illusion- um Zeit für den Sport zu haben, haben wir eine ca. 6h pro Woche eine Haushaltshilfe. Manchmal gönnen wir uns auch 2h eine Babysitterin um zusammen zum Vereinstraining zu gehen (sehr selten). Und die Einkäufe werden manchmal auch geliefert oder wir bestellen halt mal ne Pizza. Wir lagern aus was wir können, damit die Quality Time (d.h. Zeit für sich und die mit der Familie) bleibt. Familiäre Unterstützung haben wir nicht. Anders würde unser Konstrukt nicht funktionieren. Ich kenne nahezu kein Paar mit Kindern, wo beide in einem "klassischen" Job in Vollzeit oder nahezu Vollzeit arbeiten. Und ja, unsere Wege sind so gut es geht minimiert, Kindergarten und Schule schnell per Rad, Schwimmbad in 300m, viel Home Office, städtische Wohnlage wo nahezu alles mit Rad oder zu Fuß erreichbar ist. Sowas darf man auch nicht unterschätzen. Kenne Leute die ne Stunde rumkurven um zum schwimmen zu fahren- wäre das bei mir der Fall, wäre ich seit 6 Jahren nicht im Wasser gewesen. Das schwierigste in dieser Rush Hour des Lebens (der Begriff passt wirklich) ist es, die Partnerschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Oft funktioniert man nur. Schiebt sich Aufgaben und Verantwortungen zu und versucht sich irgendwelche Freiräume zu schaufeln. Und sobald die Kinder dann ein gewisses Alter haben, beobachten wir plötzlich eine Scheidung nach der anderen. Ich denke, oft wird vieles über Jahre so hingenommen, bis dann alles eskaliert und man in einem ruhigen Moment mal reflektiert, was da so die letzten Jahre passiert ist. Zitat:
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