triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   Da fasse ich mir echt an den Kopf… (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=26204)

Trimichi 07.08.2016 14:38

Schon wieder einer mit einer Machete.

vgl. hier, vom 25.7.
http://www.n-tv.de/panorama/Mann-toe...e18265451.html

Daraus:

Offenbar kein Terroranschlag
Mann tötet Frau mit Machete

Schon wieder ein blutiger Angriff in Deutschland: In Reutlingen haut ein Mann mit einer Machete um sich. Eine offenbar schwangere Frau stirbt, fünf Menschen werden verletzt. Die Polizei setzt den Mann fest.


--

*#keko, was glaubst du denn was die NSA mit ihren 20000 Mann in Nevada macht? Eben! Listen machen, reine Ergotherapie. Kann man nur hoffen das die dort AC haben.

sybenwurz 20.08.2016 21:54

https://youtu.be/9Kdqmo1pDJQ?t=1766
Lässig aufn Punkt gebracht.

TRIPI 22.08.2016 03:02

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1248472)
https://youtu.be/9Kdqmo1pDJQ?t=1766
Lässig aufn Punkt gebracht.

Aber wer hilft denn dann wenn das alles stimmt:( :Lachen2:

https://www.youtube.com/watch?v=TE0_jGyW5QY

Adventisten, wohl heftiger als ich immer dachte.

Trimichi 22.08.2016 07:03

Zitat:

Zitat von TRIPI (Beitrag 1248806)
Aber wer hilft denn dann wenn das alles stimmt:( :Lachen2:

[url]


Du natürlich! :Lachen2: Indem du sizilianisch verteidigst. ;) :Lachanfall:

Mirko 23.08.2016 23:16

http://hpd.de/artikel/strafe-gottes-13435

Wenigstens etwas gutes hat die Überschwemmung gebracht :-)

Klugschnacker 31.08.2016 14:33



Hier ein aktuelles Bild der Kirche der deutschen Stadt Münster. Wer genauer hinschaut, erkennt oberhalb der Uhr drei Käfige aus Eisen. Was hat es damit auf sich?

In diesen Körben wurden im 16. Jahrhundert die Leichen von Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling ausgestellt, um sie vor aller Augen verrotten zu lassen. Für die Verstorbenen war der Tod zweifellos eine Erlösung. Wikipedia schreibt:
"Am 6. Januar 1536 wurden sie in Wolbeck zum Tode verurteilt und am 22. Januar zu Füßen der Lambertikirche, auf dem Prinzipalmarkt, zu Tode gefoltert. Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling wurden mit glühenden Zangen die Zungen ausgerissen, ihre Körper zerfetzt und nach vier Stunden erdolcht." Quelle
Die Körbe wurden in ihrer Geschichte mehrmals abgehängt. Heute "zieren" sie wieder den Kirchturm. Wikipedia:
"Die Originale der Körbe hängen auch am heutigen Turmbau als Mahnmal „gegen den Abfall von der allein selig machenden Kirche“ und als touristisches Spektakel."
Was hatten sich die drei zuschulden kommen lassen? Sie vertraten die Ansicht, man müsse als Erwachsener erneut getauft werden, denn die Taufe eines Neugeborenen sei kein echtes, eigenes Bekenntnis zu Gott. Hinzu kamen Forderungen nach Glaubensfreiheit, nach Trennung von Kirche und Staat und nach Gütergemeinschaft.

Damit stießen sie auf erbitterten Widerstand der katholischen und protestantischen Kirchen. Die Täufer, wie sie genannt wurden, lehnten jedoch auch jede weltliche Obrigkeit ab und verweigerten weltlichen Machthabern, zum Beispiel Lehensherren, den Eid auf Gehorsam. Deshalb wurden die Täufer sowohl von kirchlichen als auch weltlichen Machthabern verfolgt.

Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling waren die Anführer einer Gruppe von Täufern, die sich radikalisiert hatten. Während die meisten Täufer zurückgezogen und friedlich lebten, trachteten die Anführer dieses radikalen Zweigs nach der Errichtung eines "Täuferreichs". Und zwar mit Gewalt. Sie waren ihrerseits Mörder, ebenso wie ihre späteren Henker.

Die heutigen Nachfahren der friedlichen Täufer sind die Amish-People in Amerika, sowie die weniger bekannten Mennoniten in Deutschland und Europa, die einen völligen Gewaltverzicht als (unterstelltes) Gebot Gottes leben. Mein Vater und sein Vater gehörten diesem Bekenntnis an, ersterer jedoch nur noch taufscheinmäßig.

Da hängen die drei Körbe also wieder am Kirchturm. Waren die drei Verurteilten schlechte Menschen, waren sie vielleicht wahnsinnig? Nein, sie waren sogar sehr intelligent und wollten die Welt aufrichtig besser machen. Dasselbe gilt für ihre Richter, die ihnen mit glühenden Zangen bei lebendigem Leibe die Zungen herausreißen ließen. Auch sie waren nicht wahnsinnig und kämpften ihrer Ansicht nach für das Gute. Wahnsinnig war das System, innerhalb dessen sie dachten und agierten. Denn ob eine Taufe als Säugling oder als Erwachsener gottgefälliger sei, und dafür Menschenleben zu opfern, ist ein Fall von Wahnsinn.

Die drei Körbe sind für mich ein Symbol für diesen Wahnsinn. Ein makabres, geschmackloses, respektloses und menschenverachtendes Symbol, sofern man es als "touristisches Spektakel" betrachtet. Aber für den Fall, dass sich die Kirche hier einen Spiegel vorhält, durchaus bemerkenswert.

Ich kannte diese Geschichte nicht, deshalb habe ich sie hier kurz wiedergegeben, falls Ihr sie ebenfalls nicht kanntet.
:Blumen:

Kiwi03 31.08.2016 16:03

auch hier in der Provinz gibts Geschichte.. jaja.. :Lachen2:

Campeon 31.08.2016 16:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1250930)
Aber für den Fall, dass sich die Kirche hier einen Spiegel vorhält, durchaus bemerkenswert.

Im Leben nicht! Leider, seit wann gesteht die Kirche ihre Fehler ein???

keko# 31.08.2016 20:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1250930)

In diesen Körben wurden im 16. Jahrhundert ....

Die drei Körbe sind für mich ein Symbol für diesen Wahnsinn. Ein makabres, geschmackloses, respektloses und menschenverachtendes Symbol, sofern mal es als "touristisches Spektakel" betrachtet. Aber für den Fall, dass sich die Kirche hier einen Spiegel vorhält, durchaus bemerkenswert.

Macht es irgendwas besser, wenn man 500 Jahre alte Grausamkeiten hernimmt? Wird alles dadurch nicht schlimmer? So kommt man jedenfalls doch nicht weiter.
Vor ein paar Tagen liefen wir abends durch die Altstadt Marseille. Es war brütend heiß und so bogen wir in eine der kleinen, schattigen Straßen ab, durch die kein Auto mehr passt. An deren Ende öffnetet sich wie aus dem Nichts ein weitläufiger Platz mit einer riesigen Leinwand und unbesetzten Stühlen davor. Frauen aus Nordafrika hatten Stände aufgebaut, wo sie ihre traditionellen Speisen zum Verkauf anboten. Ausser ein paar Jungs, die vermutlich zu deren Familien gehörten, war niemand weit und breit. Wir kamen mit einer offensichtlich muslimischen Frau an ihrem Stand ins Gespräch und fragten, was hier sei. Sie jammerte, dass es dieses Straßenfest seit 26 Jahre gäbe und nun aufgrund Sicherheitsauflagen erstmals kurzfristig abgesagt worden wäre (sprich: Filmvorführung nicht erlaubt). Sie sagte, die Franzosen würden nun auf sie herhab schauen und fragte, wie es in Deutschland mit der Religion sei. Sie schimpfte auf die religiösen Fanatiker und das sie alles kaputt machen würden. Mittlerweile hatte ich allerhand leckere Speisen ausprobiert und holte aus so einem typischen Kellerladen nebenan eine Flasche Wein. Die Gespräche wurden lustiger und es trauten sich auch "normale" Franzosen heran. So stand ich da, in der einen Hand ein Glas Wein, in der anderen irgendeine leckere nordafrikanischen Speise und redete und lachte mit dieser muslimischen Familie ein wenig über Politik und Religion. In den Straßen, die vor 70 Jahren unsere Großväter platt machen versuchten. Das ist für mich 2016. Mittelalter war mal, auch wenn uns viele wieder dahin bringen wollen.

Klugschnacker 31.08.2016 21:33

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1250978)
So stand ich da, in der einen Hand ein Glas Wein, in der anderen irgendeine leckere nordafrikanischen Speise und redete und lachte mit dieser muslimischen Familie ein wenig über Politik und Religion. In den Straßen, die vor 70 Jahren unsere Großväter platt machen versuchten. Das ist für mich 2016.

Blendest Du da nicht etwas aus? 2016 ist für viele Menschen nicht gleichbedeutend mit leckrer Speis’ und Trank, sowie ein wenig unverfänglichem geistigen Austausch. Es wäre schön, wenn es so wäre.

Die Realität sieht leider anders aus. Deshalb war der Platz um Dich herum menschenleer. Die Realität ist, dass wir zahlreiche religiöse Konflikte haben. Sie umfassen die Sphäre einzelner Menschen, die von Paaren und Familien, und sogar die ganzer Völker, die drauf und dran sind, sich gegenseitig umzubringen. Jeweils im Namen ihrer Religion.

Sicher kann man das Mittelalter, das immerhin 1000 Jahre lang gedauert hat, mit seinen Irrwegen ausblenden und für nicht relevant erklären. Das wäre in meinen Augen jedoch so, als würde man den Holocaust zu einer alleinigen Sache des Nationalsozialismus oder Hitlers erklären, die auch bereits Vergangenheit sind. Das tun wir jedoch aus gutem Grund nicht. Zwar waren es die Nazis, die diese Verbrechen verübt haben, aber verantwortlich auf einer allgemeineren Ebene ist der Rassismus, Nationalismus und der Totalitarismus. Dies erkannt zu haben, ist in meinen Augen sehr wichtig.

Ein gleicher Weise müssen wir uns meiner Meinung nach mit den möglichen negativen Folgen von Religion auseinandersetzen. Nicht speziell mit den Katholiken oder Protestanten, den Muslimen, den Hindus und so weiter, sondern mit der Religion auf einer allgemeineren Ebene: Die unbedingte und durch nichts zu erschütternde Überzeugung, die eigenen Vorstellungen vom Himmel und unseren Aufgaben auf Erden seien richtig. Und zwar alleine richtig, während alle anderen falsch sind.

Das ist meine Antwort auf Deine Frage, was uns ein Blick ins 16. Jahrhundert bringen soll.
:Blumen:

Vicky 31.08.2016 22:21

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1250978)
Vor ein paar Tagen liefen wir abends durch die Altstadt Marseille. Es war brütend heiß und so bogen wir in eine der kleinen, schattigen Straßen ab, durch die kein Auto mehr passt. An deren Ende öffnetet sich wie aus dem Nichts ein weitläufiger Platz mit einer riesigen Leinwand und unbesetzten Stühlen davor. Frauen aus Nordafrika hatten Stände aufgebaut, wo sie ihre traditionellen Speisen zum Verkauf anboten. Ausser ein paar Jungs, die vermutlich zu deren Familien gehörten, war niemand weit und breit. Wir kamen mit einer offensichtlich muslimischen Frau an ihrem Stand ins Gespräch und fragten, was hier sei. Sie jammerte, dass es dieses Straßenfest seit 26 Jahre gäbe und nun aufgrund Sicherheitsauflagen erstmals kurzfristig abgesagt worden wäre (sprich: Filmvorführung nicht erlaubt). Sie sagte, die Franzosen würden nun auf sie herhab schauen und fragte, wie es in Deutschland mit der Religion sei. Sie schimpfte auf die religiösen Fanatiker und das sie alles kaputt machen würden. Mittlerweile hatte ich allerhand leckere Speisen ausprobiert und holte aus so einem typischen Kellerladen nebenan eine Flasche Wein. Die Gespräche wurden lustiger und es trauten sich auch "normale" Franzosen heran. So stand ich da, in der einen Hand ein Glas Wein, in der anderen irgendeine leckere nordafrikanischen Speise und redete und lachte mit dieser muslimischen Familie ein wenig über Politik und Religion. In den Straßen, die vor 70 Jahren unsere Großväter platt machen versuchten. Das ist für mich 2016. Mittelalter war mal, auch wenn uns viele wieder dahin bringen wollen.

Das ist sicher ein sehr schönes Erlebnis, welches Dir keiner mehr nimm. Vielleicht passt mein Text nicht hier rein, aber das sind Dinge, über die ich mir Gedanken mache.

Wir werden täglich mit Schockvideos bombardiert, wo schutzlose Tiere verstümmelt und gequält werden für ein paar Minuten Aufmerksamkeit auf youtube. Für mich sind solche Videos kaum zu ertragen. Ich kann so viel Grausamkeit nicht begreifen. Egal ob an Mensch oder Tier. Jugendliche lachen über solche vermeintlich lustigen Videos, wachsen damit heutzutage auf.

Wir hören Meldungen, wo ein Rettungshelfer angegriffen wird, weil er aus einem Auto eine eingeklemmte Person befreien will. Der Fahrer rastet total aus, weil sein Auto beschädigt wird... Ich habe das Gefühl, dass die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung dieser Tage deutlich abnimmt. Es sind die vielen kleinen Meldungen, die genau das zeigen. Lehrer, die angegriffen werden, Leute die aus Spaß verprügelt werden...

Was ich damit sagen will... hat hier nicht eine Religion, die von sich behauptet, ethische Werte zu vermitteln, versagt? Oder vermittel eine Religion etwa diese Werte der Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber anderen? Was will die Kirche denn damit erreichen, wenn sie diese drei Käfige "als Touristenattraktion" zur Schau stellt? Aufmerksamkeit. Das ist ekelhaft und grausam.

Hmmmh... Zum Glück gib es da noch Hollywood... die mit dem einen oder anderen Filmchen mit Knallbumm ein paar Themen anreißen kann bis zum nächsten großen Filmknall.

PS.: Meine Tastatur klemmt. Sorry, falls hier und da mal ein paar Buchstaben fehlen...

keko# 02.09.2016 15:14

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1250987)
Blendest Du da nicht etwas aus? 2016 ist für viele Menschen nicht gleichbedeutend mit leckrer Speis’ und Trank, sowie ein wenig unverfänglichem geistigen Austausch. Es wäre schön, wenn es so wäre.

Die Realität sieht leider anders aus. Deshalb war der Platz um Dich herum menschenleer. Die Realität ist, dass wir zahlreiche religiöse Konflikte haben. Sie umfassen die Sphäre einzelner Menschen, die von Paaren und Familien, und sogar die ganzer Völker, die drauf und dran sind, sich gegenseitig umzubringen. Jeweils im Namen ihrer Religion.

Sicher kann man das Mittelalter, das immerhin 1000 Jahre lang gedauert hat, mit seinen Irrwegen ausblenden und für nicht relevant erklären. Das wäre in meinen Augen jedoch so, als würde man den Holocaust zu einer alleinigen Sache des Nationalsozialismus oder Hitlers erklären, die auch bereits Vergangenheit sind. Das tun wir jedoch aus gutem Grund nicht. Zwar waren es die Nazis, die diese Verbrechen verübt haben, aber verantwortlich auf einer allgemeineren Ebene ist der Rassismus, Nationalismus und der Totalitarismus. Dies erkannt zu haben, ist in meinen Augen sehr wichtig.

Ein gleicher Weise müssen wir uns meiner Meinung nach mit den möglichen negativen Folgen von Religion auseinandersetzen. Nicht speziell mit den Katholiken oder Protestanten, den Muslimen, den Hindus und so weiter, sondern mit der Religion auf einer allgemeineren Ebene: Die unbedingte und durch nichts zu erschütternde Überzeugung, die eigenen Vorstellungen vom Himmel und unseren Aufgaben auf Erden seien richtig. Und zwar alleine richtig, während alle anderen falsch sind.

Das ist meine Antwort auf Deine Frage, was uns ein Blick ins 16. Jahrhundert bringen soll.
:Blumen:

Der Platz war leer und wir wären auch nicht ins Gespräch gekommen, hätte ich auf dem Platz meinen Rucksack enger gezurrt, nachgeschaut ob mein Geldbeutel noch in der Hosentasche steckt oder hinter den Jugendlichen mögliche Selbstmörder vermutet. Mit deinen Hinweisen auf Grausamkeiten im Namen von Religionen wird so eine Denkweise gefördert. Willst du eine uniforme und ungeistliche Gesellschaft? Ich wage zu bezweifeln, dass dieser Zustand lebenswerter wäre. Ich fand die Frau in ihrem langen Gewand sehr schick. Ich denke, jede Art von Gesellschaft ist normalverteilt mit irgendwelchen Radikalen an den Rändern.
Gestern saßen wir in einem Restaurant als beim Bezahlen der Restaurantbesitzer (ein ziemlich alter Mann) zu uns kam und sich erkundigte, ob alles i.O. war. Ich wurde gleich als Deutscher identifiziert und er sagte mir lachend, dass er nur "Achtung, Achtung!" kenne. War natürlich eine Anspielung auf die Nazis in Marseille, aber ich wußte beschheid und konnte darauf kurz eingehen. Muß ich dann den 2. Weltkrieg ausführen? Blöd wäre es, wenn ich seine Anspielung nicht hätte einordnen können. Ich blende religiöse Konflikte oder die Vergangenheit ja nicht aus, aber ich möchte sich auch nicht ständig mit mir rumtragen.

Klugschnacker 02.09.2016 16:58

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1251435)
Der Platz war leer und wir wären auch nicht ins Gespräch gekommen, hätte ich auf dem Platz meinen Rucksack enger gezurrt, nachgeschaut ob mein Geldbeutel noch in der Hosentasche steckt oder hinter den Jugendlichen mögliche Selbstmörder vermutet. Mit deinen Hinweisen auf Grausamkeiten im Namen von Religionen wird so eine Denkweise gefördert.

Du hast schon mitbekommen, dass nicht ich es war, der diese Käfige an prominentester Stelle an den Kirchturm gehängt hat? Dir Kirche selbst hat das getan, ganz offensichtlich in der Absicht, dass die damaligen Vorgänge auch heute wahrgenommen werden sollen.

Du sagst, Extremismus können wir nur überwinden, wenn wir aufeinander zugehen. Diese Sichtweise würde ich unterstützen, allerdings mit zwei Anmerkungen:

Erstens können wir auf Dauer nur aufeinander zugehen und beieinander bleiben, wenn unsere Weltbilder auf der Vernunft basieren und friedlicher Natur sind. Sobald sich eine Gruppe aufgrund irrationaler Überzeugungen (Nationalismus, Rassenlehre, Kastenwesen, absoluter Wahrheitsanspruch aller möglichen Religionen etc.) von diesem Grundsatz entfernt, wird ein Zusammenleben schwierig.

Zweitens entwickeln sich religiöse Extremisten stets auf dem Nährboden religiöser Gesellschaften, deren große Mehrheit sich als "gemäßigt" religiös empfindet. Würden ansonsten völlig rechtschaffene Eltern ihren Kindern nicht von Klein auf Geschichten von Himmel und Hölle, von Gläubigen und Ungläubigen, vom ewigen Leben, von Sünde und immerwährenden Strafen, von religiösen Geboten und der Notwendigkeit unbedingten Glaubensgehorsams eintrichtern, gäbe es auch keine Extremisten, die das alles wörtlich nehmen.

Damit möchte ich ausdrücken, dass auch die gemäßigte Alltagsfrömmigkeit ihren Teil an der Verantwortung für religiösen Fanatismus trägt. Bei Deinem Posting hatte ich den Eindruck, als trügen nichtreligiöse Menschen wie ich eine Mitschuld daran, dass die Fronten zwischen den Religionen sich nicht aufweichen.
:Blumen:

keko# 03.09.2016 22:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1251466)
Bei Deinem Posting hatte ich den Eindruck, als trügen nichtreligiöse Menschen wie ich eine Mitschuld daran, dass die Fronten zwischen den Religionen sich nicht aufweichen.
:Blumen:

So sehe ich das auch. Du lehnst jegliche Religionen ab und bringst hin und wieder Beispiele, wie Religionen dazu mißbraucht werden oder wurden, um weltliche Interessen durchzusetzen oder aus Unwissenheit oder Dummheit grausamen Dinge zu machen. Damit wirfst du Gräben zwischen religiösen und nicht religiösen Menschen auf, das so weit gehen kann, dass Hass und Gewalt gegen Gläubige entsteht. Du stellst dich mit deiner Vernunft über solche Menschen: "Da schaut her, welche Verbrechen begangen werden/wurden!". Letztendlich zeugt das nur von einer Intoleranz. Du siehst dein Weltbild als das besser an. Wer gibt dir das Recht dazu? Wenn jemand vor einem Gott sein Gesicht in den Staub legt oder zu einem Kreuz betet, dann ist das in Ordnung. Keiner hat das Recht darüber zu urteilen. Frauen sollen sich verhüllt am Strand zeigen können oder halbnackt, das ist echte Toleranz. Die Einstellung vieler Nichtgläubiger ist meiner Meinung nach nur einen Schritt weit von einer gefährlichen Intoleranz entfernt. Der Weg zu einer wirklich toleranten Welt und Gesellschaft geht nicht über die Ablehnung oder Unterbindung von Religionen, sondern deren Akzeptanz. Kategorische Ablehunung von Religionen oder religiöser Zeichen ist so gesehen auch nur ein Extremismus, eine falsch verstandene Toleranz.

Wie immer: nicht böse oder persönlich gemeint sondern nur zum Meinungsaustausch ;)

keko# 03.09.2016 22:21

Zitat:

Zitat von Vicky (Beitrag 1251003)
Wir hören Meldungen, wo ein Rettungshelfer angegriffen wird, weil er aus einem Auto eine eingeklemmte Person befreien will. Der Fahrer rastet total aus, weil sein Auto beschädigt wird... Ich habe das Gefühl, dass die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung dieser Tage deutlich abnimmt. Es sind die vielen kleinen Meldungen, die genau das zeigen. Lehrer, die angegriffen werden, Leute die aus Spaß verprügelt werden...

Was ich damit sagen will... hat hier nicht eine Religion, die von sich behauptet, ethische Werte zu vermitteln, versagt? Oder vermittel eine Religion etwa diese Werte der Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber anderen?

Man könnte auch darüber nachdenken, ob es daran liegt, dass die Gesellschaft immer gottloser wird und wir stattdessen als Gesellschaft falsche oder keine Werte vermitteln.

Klugschnacker 03.09.2016 22:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1251789)
Damit wirfst du Gräben zwischen religiösen und nicht religiösen Menschen auf, das so weit gehen kann, dass Hass und Gewalt gegen Gläubige entsteht.

Bevor ich gerne auf die andern Punkte antworte: Siehst Du es wirklich so, dass die humanistisch oder vernunftorientierten Menschen die Aggressoren sind, und die gläubigen Menschen deren Opfer?

Mir scheint es stark überwiegend umgekehrt zu sein: Dass sich Gläubige gegen Gläubige richten, und Gläubige gegen Andersdenkende. Im Namen des jeweiligen Glaubens wurden unzählige Kriege geführt. Griff jemals eine Armee im Namen des Humanismus zu den Waffen?

Klugschnacker 03.09.2016 23:01

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1251789)
Du stellst dich mit deiner Vernunft über solche Menschen: "Da schaut her, welche Verbrechen begangen werden/wurden!". Letztendlich zeugt das nur von einer Intoleranz. Du siehst dein Weltbild als das besser an. Wer gibt dir das Recht dazu? Wenn jemand vor einem Gott sein Gesicht in den Staub legt oder zu einem Kreuz betet, dann ist das in Ordnung. Keiner hat das Recht darüber zu urteilen.

Privat kann sich jeder mit seinem Gesicht in den Staub legen, soviel er will. Das ist Privatsache. Ich richte mich nicht gegen Gläubige in ihrem Privatleben, sofern es andere Menschen nicht beeinträchtigt.

Du sagst, ich sähe mein Weltbild als das "bessere" an, und dazu hätte ich gegenüber den Religionen kein Recht. Würdest Du sagen, das gilt für alle Religionen, aktuelle und historische, große und seltene?
:Blumen:

keko# 03.09.2016 23:09

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1251807)
Bevor ich gerne auf die andern Punkte antworte: Siehst Du es wirklich so, dass die humanistisch oder vernunftorientierten Menschen die Aggressoren sind, und die gläubigen Menschen deren Opfer?

Natürlich nicht gernerell. Und von dir persönlich geht wohl niemals Agression aus, zumindest kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Auch sehe ich dieses Forum als eine Insel an.
Ich sehe aber die Gefahr einer Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer religiöser Zugehörigkeit wobei diese Ausgrenzung auch von nicht religiösen Menschen ausgehen kann. Mit deinen Beispielen wirfst du ihnen quasi Futter vor die Füsse. Man will Menschen ausgrenzen, sucht Gründe und findet religöse um die Ausgrenzung zu rechtfertigen. Facebook ist in diversen Kommentaren voll davon.
Die Gesellschaft, die dir vorschwebt und die ich auch begrüße, wage ich zu bezweifeln, ob sie erreichbar ist.

keko# 03.09.2016 23:24

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1251840)
Du sagst, ich sähe mein Weltbild als das "bessere" an, und dazu hätte ich gegenüber den Religionen kein Recht. Würdest Du sagen, das gilt für alle Religionen, aktuelle und historische, große und seltene?
:Blumen:

Es gibt meines Wissens die Theorie, dass Fehler und auch Grausamkeiten aus Unwissenheit begangen werden. Je mehr Wissen man hat, deste weniger Falsches macht man. So gesehen ist es natürlich etwas arrogant, sich über Greueltaten aus dem Mittelalter auszulassen bzw. darüber zu urteilen. Wer weiß, wie künftige Generationen über uns denken?
Der Mensch ist nicht fertig, die Entwicklung geht weiter. Ich lasse es für mich nur offen, ob eine gottlose und rein vernunftbasierte Gesellschaft die bessere und erfolgversprechendere ist. Ich traue mir kein Urteil zu.

Klugschnacker 03.09.2016 23:27

Beantworte bitte meine Frage! :Blumen:

Hältst Du jede beliebige Religion gegenüber "meinem" Weltbild, das Du ja kritisierst, für gleichwertig?

keko# 04.09.2016 14:27

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1251856)
Beantworte bitte meine Frage! :Blumen:

Hältst Du jede beliebige Religion gegenüber "meinem" Weltbild, das Du ja kritisierst, für gleichwertig?

Nein! In irgendwelchen uralten Schriften stehen Dinge, die völlig inakzeptabel sind.
Darum ging es mir aber nicht. Ich meine, wenn man Religion konsequent ablehnt, sondert man aus in religiöse und nicht religiöse Menschen, was ich nicht für gut halte. Du magst das gut und fair auf die Reihe bringen und andere auch, viele werden das aber nicht tun. Deshalb finde ich es nicht gut, wenn man Frauen am Strand dazu bringt, ihr Gewand auszuziehen.
Ich war ja im August wieder in Südfrankreich und diesmal auch oft in Marseille, wo viele Immigranten aus Nordafrika leben. Und mein Eindruck war, dass von dieser Stadt und den Menschen, bei allen Problemen, die offensichtlich sind, eine unglaubliche Energie und Lebensreude ausgeht, die mich sicher macht, dass diese bunte Stadt mit ihren verschiedenen, teils sehr religiösen Menschen, eine viel größere Lebensdauer hat, als alle deutschen Städte, die ich kenne. Dieses uniforme und ideale Menschenbild, was bei vielen in ihren Köpfen rumgeistert, ist in meinem Augen eine Totgeburt. Ich mache mir keine Sorgen um Frankreich. Die Nation ist so stark und bunt, die wird die aktuellen Probleme überleben. Mehr Sorgen bereiten mir Menschen, die aus irgendeinem Grund Probleme mit Religion haben und dann am liebsten gleich alle Religionen abgeschafft haben wollen ("Religionen gehören konsequent abgeschafft"). (Damit meine ich nicht dich).

Vicky 04.09.2016 14:40

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252120)
Nein! In irgendwelchen uralten Schriften stehen Dinge, die völlig inakzeptabel sind.
Darum ging es mir aber nicht. Ich meine, wenn man Religion konsequent ablehnt, sondert man aus in religiöse und nicht religiöse Menschen, was ich nicht für gut halte. Du magst das gut und fair auf die Reihe bringen und andere auch, viele werden das aber nicht tun. Deshalb finde ich es nicht gut, wenn man Frauen am Strand dazu bringt, ihr Gewand auszuziehen.
Ich war ja im August wieder in Südfrankreich und diesmal auch oft in Marseille, wo viele Immigranten aus Nordafrika leben. Und mein Eindruck war, dass von dieser Stadt und den Menschen, bei allen Problemen, die offensichtlich sind, eine unglaubliche Energie und Lebensreude ausgeht, die mich sicher macht, dass diese bunte Stadt mit ihren verschiedenen, teils sehr religiösen Menschen, eine viel größere Lebensdauer hat, als alle deutschen Städte, die ich kenne. Dieses uniforme und ideale Menschenbild, was bei vielen in ihren Köpfen rumgeistert, ist in meinem Augen eine Totgeburt. Ich mache mir keine Sorgen um Frankreich. Die Nation ist so stark und bunt, die wird die aktuellen Probleme überleben. Mehr Sorgen bereiten mir Menschen, die aus irgendeinem Grund Probleme mit Religion haben und dann am liebsten gleich alle Religionen abgeschafft haben wollen ("Religionen gehören konsequent abgeschafft"). (Damit meine ich nicht dich).

Gleiches trifft doch auf religiöse Menschen zu, die andere Religionen als ihre eigene abschaffen wollen, oder sehe ich das falsch? Ich habe Dein obiges Szenario so noch nie erlebt. Vielleicht in der DDR, aber das war eine Diktatur. Das, was Du oben beschreibst, ist eine Form von Fremdenhass. Fremdes wird gehasst, fremde Denkweisen, Religionen etc.., um den Begriff mal wörtlich auszulegen. Fremdes ist in diesem Fall die Religion aus Sicht des Nichtreligiösen.
Das hat mit dem, was wir hier weitgehend diskutieren, gar nicht so viel zu tun.

Ist es möglicherweise so, dass dieser Hass weniger wird, wenn es nicht mehr so viele bzw gar keine Religionen mehr gibt und unser Denken auf Vernunft basiert? Ich weiß es nicht, denn dann diskutieren die Menschen möglicherweise über unterschiedliche Lebensweisen...

Reine Theorie...

Klugschnacker 04.09.2016 14:50

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252120)
Nein! In irgendwelchen uralten Schriften stehen Dinge, die völlig inakzeptabel sind.

Anhand welchen Kriteriums entscheidest Du, welche Inhalte der Schriften akzeptabel sind, und welche nicht?
:Blumen:

Klugschnacker 04.09.2016 20:15

Moderation: Die Postings zu den Landtagswahlen habe ich hierhin verschoben:
http://www.triathlon-szene.de/forum/...ad.php?t=38660

keko# 05.09.2016 16:18

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1252130)
Anhand welchen Kriteriums entscheidest Du, welche Inhalte der Schriften akzeptabel sind, und welche nicht?
:Blumen:

An Errungenschaften wie Menschenrechte, Grundgesetze oder auch Naturgesetze.

Klugschnacker 05.09.2016 16:31

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252552)
An Errungenschaften wie Menschenrechte, Grundgesetze oder auch Naturgesetze.

Siehst Du, und damit stellst Du in gleicher Weise wie ich die Vernunft über den Glauben.
:Blumen:

keko# 05.09.2016 16:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1252559)
Siehst Du, und damit stellst Du in gleicher Weise wie ich die Vernunft über den Glauben.
:Blumen:

Vernunft (Wissenschaft) und Glaube muss kein Widerspruch sein. Sondern nur 2 Seiten einer Medaille. Ob Gott die Welt nicht vernünftig erschaffen hatten, also als
bestmögliche, wissen wir nicht. Eine ideale Welt wäre eine Welt wie Gott und somit keine Schöpfung. Es gäbe uns dann gar nicht.

Klugschnacker 05.09.2016 17:22

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252563)
Vernunft (Wissenschaft) und Glaube muss kein Widerspruch sein. Sondern nur 2 Seiten einer Medaille.

Würdest Du sagen, dass Gott nicht nur die Welt irgendwann erschaffen hat, sondern auch heute noch in sie eingreift? Mir scheint, dass in dieser Frage Glaube und Wissenschaft unvereinbar sind.

keko# 05.09.2016 19:45

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1252579)
Würdest Du sagen, dass Gott nicht nur die Welt irgendwann erschaffen hat, sondern auch heute noch in sie eingreift? Mir scheint, dass in dieser Frage Glaube und Wissenschaft unvereinbar sind.

Gott greift nicht ein und bestimmt, sondern die Lebensläufe der Menschen sind nur vorhergesehen. Hätte er etwas absolut Vollkommenes geschaffen, hätte er sich selbst erschaffen müssen. Da Ununterscheidbares identisch ist, wäre Gott mit seiner Schöpfung identisch - es gäbe sie nicht.
Da Gott aber weise und gut ist, hat er die beste Welt aller möglichen geschaffen. Da sie aber zweifellos noch fehlbar ist, hat er ihr Moral und Vernunft gegeben, um sie harmonisch und gut werden zu lassen. Der Mensch irrt dabei, aber nur aus Mangel and Vernunft und Wissen, was er sich aber immer mehr aneignet. Auch die Natur ist vernunüftig. So sucht sich das Licht auf dem Weg von A nach B den besten Weg, also den kürzesten. Die Seifenblase wird exakt rund usw. Die Vernunft ist die einheitliche Basis von Wissenschaft und Ethik. Der Mensch irrt dabei noch und sorgt für Übel, aber aus unvermeidbaren Gründen.
Das Prinzip nach dem Besten zu streben, eint menschliches und göttliches Handeln und gilt auch für die Natur.

Klugschnacker 05.09.2016 23:20

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252607)
Gott greift nicht ein und bestimmt, sondern die Lebensläufe der Menschen sind nur vorhergesehen. Hätte er etwas absolut Vollkommenes geschaffen, hätte er sich selbst erschaffen müssen. Da Ununterscheidbares identisch ist, wäre Gott mit seiner Schöpfung identisch - es gäbe sie nicht.
Da Gott aber weise und gut ist, hat er die beste Welt aller möglichen geschaffen. Da sie aber zweifellos noch fehlbar ist, hat er ihr Moral und Vernunft gegeben, um sie harmonisch und gut werden zu lassen. Der Mensch irrt dabei, aber nur aus Mangel and Vernunft und Wissen, was er sich aber immer mehr aneignet. Auch die Natur ist vernunüftig. So sucht sich das Licht auf dem Weg von A nach B den besten Weg, also den kürzesten. Die Seifenblase wird exakt rund usw. Die Vernunft ist die einheitliche Basis von Wissenschaft und Ethik. Der Mensch irrt dabei noch und sorgt für Übel, aber aus unvermeidbaren Gründen.
Das Prinzip nach dem Besten zu streben, eint menschliches und göttliches Handeln und gilt auch für die Natur.

Danke für Deine Antwort! :Blumen:

Ich würde diesen Gedanken in manchen Punkten widersprechen, weil mir die Welt, wie wir sie um uns herum finden, ganz anders zu sein scheint. Sie ist aus meiner Sicht alles andere als die beste aller möglichen Welten. Sie ist es auch dann nicht, wenn man sich alle Menschen auf der Erde wegdenkt. Außerdem frage ich mich, woher Du das wissen willst. Aber lassen wir das beiseite.

Du sagst, Gott greife nach dem Akt der Schöpfung nicht mehr in die Welt ein. Das deckt sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die Welt verhält sich in allen Details exakt so, als gäbe es keinen Gott. Hier haben wir also eine Übereinstimmung.

Du sagst außerdem, das Leben der Menschen sei vorherbestimmt. Unsere Handlungen können daher zwangsläufig nicht frei sein, sondern folgen ihrer göttlichen Bestimmung. Wer ein Massenmörder wird, und wer ein Feuerwehrmann, steht seit der Schöpfung fest.

Das bedeutet, dass es in Deinem Bild keine Moral geben kann. Denn Moral setzt eine Wahlmöglichkeit voraus. Eine Handlung lässt sich moralisch bewerten, wenn es Handlungsalternativen gibt, sonst nicht. Dass eine Pflanze wächst, sobald man sie gießt, lässt sich nicht moralisch bewerten, denn sie kann gar nicht anders. Ebenso kann man Menschen nicht mit Moral kommen, die etwas tun, was ihnen vorherbestimmt ist. Selbst wenn es Hitler ist oder Gandhi.

Wenn ich Dich richtig verstehe, begrüßt Du die Existenz von Religionen, weil sie für die Moral, also die Definition von "Gut" und "Böse", wichtig seien. Gleichzeitig hast Du mit Deiner speziellen Form von Religion die moralische Bewertung von Handlungen ausgeschlossen.

In meinem Weltbild scheint mir das einfacher zu sein: Moral kommt nicht von außen, sondern wir müssen sie uns selber geben. Was Gut und Böse sein soll, müssen wir selbst festlegen. Für einen Humanisten bedeutet das: Gut ist, was Leid mindert. Schlecht ist, was Leiden schafft.
:Blumen:

zappa 06.09.2016 07:28

Tja, was ist Moral und wie entsteht sie? Und vor allem: Was ist moralisch "richtig" und "falsch"?

Wenn das mal so einfach zu beantworten wäre. Schaut mal hier:

https://m.youtube.com/watch?v=kBdfcR-8hEY

Klugschnacker 06.09.2016 08:28

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1252678)
Tja, was ist Moral und wie entsteht sie? Und vor allem: Was ist moralisch "richtig" und "falsch"?

Wenn das mal so einfach zu beantworten wäre. Schaut mal hier:

https://m.youtube.com/watch?v=kBdfcR-8hEY

Kannst Du die Kernaussage, die für Dich in dieser einstündigen englischsprachigen Vorlesung steckt, kurz zusammenfassen? Ich fürchte, andernfalls wird Dir keiner folgen.
:Blumen:

qbz 06.09.2016 08:39

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252607)
......
Das Prinzip nach dem Besten zu streben, eint menschliches und göttliches Handeln und gilt auch für die Natur.

Ich denke, der einzelne Mensch strebt zunächst danach, sich und seine Familie zu erhalten, ganz nach Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." (Ballade: "Wovon lebt der Mensch"). Was man auch daran erkennen kann, dass Kirchen besonders wert auf "Armenspeisung" legen, um ihre Moral so unters Volk zu bringen ;-) .

zappa 06.09.2016 10:03

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1252687)
Kannst Du die Kernaussage, die für Dich in dieser einstündigen englischsprachigen Vorlesung steckt, kurz zusammenfassen? Ich fürchte, andernfalls wird Dir keiner folgen.
:Blumen:

Nun ja, da beginnt die Schwierigkeit mit der hier geführten Diskussion: Es ist eben so, dass diese sehr komplexe Thematik eben nicht auf eine Kernaussage reduzierbar ist. Da sollte schon eine differenzierte und ausführliche Auseinandersetzung stattfinden. 1 Stunde ist dabei bereits die "Vergewaltigung" der Komplexität - in diesem Video aber recht gut gelungen.

Dennoch der Kern für mich: Moralisch "richtig" und "falsch" ist nicht allgemeingültig definierbar, lediglich Prinzipien sind ableitbar und daran kann man sich potenziell halten. Einen Prozess oder einen Konsens oder eine Institution die das generell regelt gibt es nicht.

MattF 06.09.2016 10:37

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1252712)

Dennoch der Kern für mich: Moralisch "richtig" und "falsch" ist nicht allgemeingültig definierbar, lediglich Prinzipien sind ableitbar und daran kann man sich potenziell halten. Einen Prozess oder einen Konsens oder eine Institution die das generell regelt gibt es nicht.



Klar, jede Gesellschaft gibt sich ihre Regeln selber.

Intererssant auch an der AfD oder Pegida oder neue Rechte Diskussion ist ja im übrigen, dass die die Regeln die sich insbesondere die westliche Welt nach dem 2. Weltkrieg gegeben haben mit der UN, denn allgemeinen Menschrechten usw. in Frage stellen.

Die versuchen von diesem Kurs ja wieder abzukommen. Es geht nicht darum ob man 100.000 Flüchtlinge oder 1 Million pro Jahr aufnehmen muss oder sollte oder könnte, es geht um eine grundsätzlich Änderungen unseres Regelsystems.

Es geht darum ,dass der Mensch der an unsere Tür klopft nicht gleich ist. Dass Menschenrecht wenn überhaupt nicht allgem. gelten sondern zugeteilt werden nach Quoten, Nase, Nützlichkeit usw. usw..

Wobei man als kritischer und aufgeklärter Mensch natürlich auch sagen muss: Sind die Regelungen wie wir sie jetzt haben, denn wirklich der Weisheit letzter Schluss. Man darf sie auch nicht als Dogmen verteidigen, Sondern weil sie besser sind, als das was die neue Rechte will.

NBer 06.09.2016 10:56

es gibt idealisten und realisten. und beide haben ein problem:
der idealist möchte, dass es allen menschen gut geht. da wir aber nur ein bestimmtes, feststehendes maß an ressourcen, geld usw haben, können wir den armen nicht einfach mehr geben. sondern die reichen müssen den armen abgeben. und hier hinterfrage sich jeder bitte ehrlich selber, wieviel er von seinem eigenen lebensstandard gern einbüßen würde, damit es anderen besser geht.
der realist weiss, dass niemals alle erdenbewohner einen gleichen lebensstandard haben können. er muss dann aber so ehrlich sein und sagen, wo er die grenze ziehen will. wem soll die chance eingeräumt werden einen gleichen lebensstandard zu erreichen, und wem nicht.
beide haben einen moralischen konflikt, der idealist einen den er mit sich selbst ausfechten muss, der realist einen den er sozial unpopulär nach außen vertreten muss.

MattF 06.09.2016 12:32

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1252735)
es gibt idealisten und realisten. und beide haben ein problem:
der idealist möchte, dass es allen menschen gut geht. da wir aber nur ein bestimmtes, feststehendes maß an ressourcen, geld usw haben,


Sorry das mit dem Geld ist ja völliger Unsinn. Die Menge des Geldes ist unbegrenzt (was man im Moment ja beobachten kann).

OK bei den Resourcen sieht es in der Tat anders aus nur z.b. China hat 1960 ein Bip von 50 Milliarden Dollar. Heute von 10 Billionen Doller. D.h. das erwirtschaftete wurde um das 200 fache gesteigert auf jeden Einwohner umgerecht um das 100 fache.

Wieso sollte da in Afrika oder sonstwo nicht auch gehen?

Trotzdem wird der Westen schon auch was abgeben müssen, so falsch ist das ja auch nicht. Die Frage ist aber auch muss ein Arbeitslosengeld 2 Empfänger was abgeben oder ein Einkommensmillionär?

NBer 06.09.2016 13:44

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1252755)
Sorry das mit dem Geld ist ja völliger Unsinn.....

da haste natürlich recht. zettel mit riesen zahlen drauf kann man unendlich drucken. ich meinte halt mehr oder weniger "geldgegenwert", was uns wieder zu den ressourcen bringt....

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1252755)
.....Die Frage ist aber auch muss ein Arbeitslosengeld 2 Empfänger was abgeben oder ein Einkommensmillionär?

da sind wir wieder beim realismus...wer soll wieviel haben bzw bekommen. was ist ein für alle (also zb auch für afrikaner) gleicher lebensstandard.

keko# 06.09.2016 13:57

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1252662)

Du sagst außerdem, das Leben der Menschen sei vorherbestimmt. Unsere Handlungen können daher zwangsläufig nicht frei sein, sondern folgen ihrer göttlichen Bestimmung. Wer ein Massenmörder wird, und wer ein Feuerwehrmann, steht seit der Schöpfung fest.

Das bedeutet, dass es in Deinem Bild keine Moral geben kann. Denn Moral setzt eine Wahlmöglichkeit voraus. Eine Handlung lässt sich moralisch bewerten, wenn es Handlungsalternativen gibt, sonst nicht. Dass eine Pflanze wächst, sobald man sie gießt, lässt sich nicht moralisch bewerten, denn sie kann gar nicht anders. Ebenso kann man Menschen nicht mit Moral kommen, die etwas tun, was ihnen vorherbestimmt ist. Selbst wenn es Hitler ist oder Gandhi.

Ich meinte, dass das Leben der Menschem insgesamt vorherbestimmt ist, nicht das einzelne Schicksal. Wäre das einzelne Schicksal vorherbestimmt, hätte der Mensch keine Freiheit. Und welcher Gott könnte etwas Willenloses wollen? Diese Freiheit impliziert die Möglichkeit zur Wahl, somit auch Fehlbarkeit und Übel. Uns wurde aber eine Moral mitgegeben, damit wir hin zum Besten streben. Diese Moral könnte man auch als Vernunft bezeichnen. Es liegt in der menschlichen Natur vernünftig zu denken. Auch die Naturgesetze gehorchen einer Vernuft und nur duch unsere Vernunft können wir sie überhaupt erkennen. Dise Vernunft ist der gemeinsame Nenner von Gott und der Wissenschaft. Warum der ganze Klimbim hier ohne Sinn?

Vicky 06.09.2016 15:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1252791)
Ich meinte, dass das Leben der Menschem insgesamt vorherbestimmt ist, nicht das einzelne Schicksal. Wäre das einzelne Schicksal vorherbestimmt, hätte der Mensch keine Freiheit. Und welcher Gott könnte etwas Willenloses wollen? Diese Freiheit impliziert die Möglichkeit zur Wahl, somit auch Fehlbarkeit und Übel. Uns wurde aber eine Moral mitgegeben, damit wir hin zum Besten streben. Diese Moral könnte man auch als Vernunft bezeichnen. Es liegt in der menschlichen Natur vernünftig zu denken. Auch die Naturgesetze gehorchen einer Vernuft und nur duch unsere Vernunft können wir sie überhaupt erkennen. Dise Vernunft ist der gemeinsame Nenner von Gott und der Wissenschaft. Warum der ganze Klimbim hier ohne Sinn?


Hmmmh... Volk A ist ein kriegerisches Völkchen. Der Oberboss hält es für absolut vernünftig, das friedliche Nachbarvolk B anzugreifen und die Bevölkerung zu töten. So stellt er sicher, dass das BESTE für sein Volk das Ergebnis sein wird. Der Oberboss und seine Untertanen halten dieses Vorgehen für moralisch einwandfrei und vernünftig.

Vernunft liegt also im Auge des Betrachters. Die Naturgesetze gehorchen dem Überlebensprinzip. Essen, schlafen, fortpflanzen... Alles mit so wenig Aufwand (Energieaufwand) wir nur irgend möglich.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:29 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.