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 Bei 4:40 stellt er einfach mal in den Raum, dass Russland im aktuellen Konflikt haushoch überlegen ist, weil sie über viel mehr Artillerie-Geschütze und viel mehr Panzer verfügen. Wegen dieser "haushohen Überlegenheit" ist Kaim der Meinung, dass die Ukraine unmöglich gegen Russland "gewinnen" kann. Daraus resultiert natürlich der in dieser Sichtweise durchaus logische Schluss, dass -wenn man der Meinung ist, dass die Ukraine militärisch nicht gewinnen kann- der Krieg mit dem "haushoch überlegenen" Angreifer nur mit territorialen Zugeständnissen enden kann. Nach meiner Kenntnis (die auf Einschätzung sehr unterschiedlicher westlicher Militär-Experten beruht) gibt es diese "haushohe Überlegenheit" des russischen Militärs auf konventionellem Gebiet einfach nicht. Wenn Russland wirklich so überlegen wäre, dann wäre dieser Krieg längst entschieden. Russland verfügt über mehr Panzer und mehr 0815-Artillerie, das ist korrekt. Aber das Problem Russlands ist, dass es einerseits eklatante Führungsprobleme im gesamten russischen Militär gibt, so dass das sog. Gefecht der verbundenen Waffen fast nirgendwo in diesem Konflikt auch nur rudimentär geklappt hat und den Russen zunehmend das Personal fehlt, um diese Panzer und diese Artilleriegeschütze zu bedienen. Auch ein Teilmobilmachung würde dieses Problem nicht lösen, da die meisten russische Reservisten nicht ausgebildet sind, um Panzer zu fahren oder Artilleriegeschütze zu bedienen, so dass Putin nach einer Mobilmachung von Reservisten erstmal die eingezogenen Reservisten aufwendig schulen müsste. Das zweite Problem Russlands ist, dass die neu gelieferten westlichen Waffen (insbesonder US-amerikanische Artilleriegeschütze) deutlich präziser und auch weiter schießen als das ältere russische Gerät. Das heißt Russland läuft die Zeit davon und je länger der Krieg dauert, desto schwieriger wird es für Russland die aufwendige Logistik der im Feindgebiet stationierten Truppen zu gewährleisten, während die Ukraine umgekehrt eher an Stärke gewinnt. Und dann findet man auch in jeder militärischen Lageeinschätzung den Faktor "Moral" der eingesetzten Kampftruppen. In Russland wird seit einigen Tagen selbst von offiziellen russischen Militärexperten offen diskutiert, ob man nicht die Todesstrafe für Deserteure und Befehlsverweigerer unter den russischen Soldaten einführen sollte. Offensichtlich ist dies ein wachsendes Problem unter russischen Soldaten. Die kämpfen dort in erster Linie für Geld und haben keine Lust sich abschlachten zu lassen, weil sie oft auch selbst keinen höheren Sinn in dieser Militäraktion erkennen. Zusätzlich wurde die Altersgrenze für Leute, die sich bei Kampftruppen des russischen Militärs verpflichten soeben von maximal 40 Jahren auf über 40 Jahre erhöht, in der Hoffnung so mehr Kanonenfutter rekrutieren zu können. Ein solcher Schritt in einem Land mit 140 Mio Einwohnern ist auch ein deutliches Indiz frür große Personal- und Rekrutierungsprobleme des Militärs. Das ukrainische Militär umgekehrt kämpft als Verteidiger für die eigene Freiheit, die eigene Familie und hat damit keinerlei Motivationsprobleme und definitiv die bessere Moral. Der Faktor "Moral" ist zwar schwieriger zu messen, als irgendwelche Panzer oder Geschütze, aber er ist mutmaßlich der Hauptgrund für viele unerwartete russischen Probleme. Wenn die politische und ukrainische Führung keine realistische Chance für eine Zurückgewinnung von aktuell russisch besetzten Territorium innerhalb der Ukraine sehen würde, dann gäbe es wohl längst ernsthafte Waffenstillstandsverhandlungen. Tatsächlich bereitet sich die Ukraine aber höchstwahrscheinlich auf eine größere Gegenoffensive vor, mit der im Juni gerechnet wird und je nachdem wie diese dann militärisch verläuft, wird auch der Ausgangspunkt für Verhandlungen irgendwann im Herbst sein. | 
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 Den russischen Imperialismus habe ich im Forum in diesem Kommentar umfangreich zur Diskussion gestellt und öffentlich in einem Blog-Artikel in der Online-Zeitung des Freitags. Die russische Föderation, ein imperialistischer Staat? Nach dem Ende der UDSSR sicherte sich Russland Einfluss in den autonomen Republiken – und deren Rohstoffe. Steht das in einem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine? . Der Freitag hat den Artikel in das Inhaltsverzeichnis der Hauptseite übernommen. Ich sehe allerdings keinen Anlass, etwas ständig zu wiederholen. Um vom Krieg zu Verhandlungen und zu einem befriedeten Europa zu kommen, muss man die Interessen, Kriegsziele Russlands zur Kenntnis nehmen und verstehen, ob sie einem gefallen oder nicht, was mit unterstützen, teilen oder befürworten nichts zu tun hat. Wer ein Gutachten über einen Straftäter erstellt, ist nicht auf seiner Seite. Da hilft allein die moralische Empörung über die Straftat nicht weiter, um Klarheit zu erhalten. | 
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 https://www.nytimes.com/2022/05/19/o...r-support.html https://www.berliner-zeitung.de/poli...echt-li.229127 | 
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 Die Wirkung dieser Artillerie hinsichlich der Genauigkeit beruhlt aber nicht auf den Kanonen selbst sondern auf die verwendete Munition. Die sogenannte Endphasengelenkte Munition hat eine Abweichung von 50m plus minus auf 40km und wird dann sehr effektiv eingesetzt, wie bei dem gescheiterten Flußübergang der Russen. Die Munition ist sehr teuer (2 Schuss 1 Canyon Speedmax mit Zipprädern) und wahrscheinlich nur für solche Spezialziele vorhanden. Sonst wird da normale Munition verwendet mit einer Abweichung von 300m auf 40 km. Ich sehe das Problem eher nicht im Status Quo sonder in der weiteren Entwicklung. Die Ukraine ist weder technisch noch fachlich in der Lage Angriffe in großen Stil zu führen um die verlorenen Gebiete wieder zurück zu erobern, daran ändern auch die westlichen Waffen nichts. Für die bloße Verteidigung braucht es auch keine Mobilisierung in Russland. Dann passiert das furchtbarste nämlich ein Stellungskrieg über Jahre wir Iran Irak | 
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 Marco, was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte, gibt’s bei dir Überlegungen Russland den Rücken zu kehren? Ich frage mich wie man überhaupt freiwillig in Moskau leben kann, wenn man aus einem der schönsten und lebenswertesten Länder dieses Planeten kommt. Ich denke du hast gute Gründe in Moskau zu leben aber kommen dir in der jetzigen Situation Zweifel? | 
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 Es hat nichts mit freiwillig zu tun, man lebt üblicherweise dort, wo man die besten beruflichen und privaten Möglichkeiten hat, wenn dann die Luft auch noch gut ist, das ist dann das Tupferl auf dem I. Ich denke da anders, wenn ich sage ich fliege nach Hause, heißt das ich fliege nach Moskau, die Frage stellt sich so nicht. Unsere Kinder sind sowie schon beide in Wien oder in Berlin samt dem Enkerl. In der derzeitigen Situation, stellt sich die Frage welche Optionen ich habe und inwieweit ich sagen wir moralisch oder ethisch verplichtet bin überhaupt etwas zu ändern. Kommt auch nich dazu, daß ich derzeit auf Grund der vielen Umstrukturerungen bei Kunden und Intern ich (glücklicherweise) wenig Zeit habe lange zu philosofieren, Das mache ich dann hier im Forum. | 
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 Anschließend werden sich die Russen, wie du ja auch geschrieben hast, auf die Verteidigung der errungenen Geländegewinne konzentrieren und sich zunehmend eingraben, was wesentlich weniger aufwändig ist als Offensivaktionen. Wie gut die Ukraine dann in der Lage ist, tatsächlich Offensivaktionen durchzuführen, kann natürlich niemand vorhersehen, denn es hängt natürlich stark davon ab, welche Waffensysteme bis dahin an die Ukraine geliefert sind und auch tatsächlich einsatzfähig sein werden. Was aber auf jeden Fall dann passieren wird, ist dass die Russen in der Verteidigung eine ganze Reihe an neuen Problemen bewältigen müssen, die ihnen zusätzliche Ressourcen kosten werden. Sie werden dann eigene russlandtreue Verwaltungen einsetzen und diese auch schützen müssen, was viel Geld und zusätzliches Personal kosten wird. Im Gegensatz zu den Verteidigungsstellungen der Ukrainer wird es auf die Positionen der Russen in den besetzten Gebieten absehbar Partisanenaktionen geben und es wird eine aus dem Untergrund agierende Widerstandsbewegung auf ukrainischer Seite entstehen, die auch Stellungen und Kommando-Stützpunkte an das ukrainische Militär weitermelden wird. Umgekehrt hat dann die Ukraine, die in den letzten drei Monaten stets auf russische Aktionen reagieren musste, dann erstmals die freie Auswahl, wo genau sie russische Stellungen attackieren will und wird sich naturgemäß die Frontabschnitte aussuchen, die am schlechtesten gesichert sind, bzw. wo die russische Logistik, die sowieso ein starker Schwachpunkt des russischen Militärs darstellt, am schlechtesten funktioniert. Ich traue mir nicht zu, die Zukunft vorherzusagen, da sie ja wie bereits geschrieben, stark vom Umfang der westlichen Unterstützung der Ukraine abhängt (nicht nur von den Waffenlieferungen sondern auch von der im Hintergrund ablaufenden militärtaktischen Beratung des ukrainischen Generalstabs durch westliche Experten), aber ich würde schon damit rechnen, dass das Momentum innerhalb einer Frist von zwei bis drei Monaten zunehmend auf die Ukraine übergehen wird. Die USA hat mit ihrer Unterstützung der Ukraine andere Ziele als Frankreich, Italien oder Deutschland, das haben wir ja hier schon mehrfach geschrieben. Aber da die USA, die primär an einer Schwächung des russischen Militärs interessiert sind, eine derartig große Schnittmenge mit den ukrainischen Wunsch nach schweren Waffen habe, die bei Konterattacken helfen und weil der Umfang der US-Militärhilfe so viel größer ist, als das was an Militärhilfen auf D, F oder I kommt, ist nicht damit zu rechnen, dass die Ukraine innerhalb der nächsten Monate Gebietsverluste gegenüber dem Status quo vom 24.2. verloren geben wird, bevor sie nicht konsequent versucht hat, diese sich zurück zu holen. | 
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