![]() |
Goldener Schnitt, Harmonielehre, Proportionen kleiner ganzer Zahlen in Musik und Architektur und so weiter dürften jedem als Beispiele für die Anwendung wissenschaftlicher Methoden in der Ästhetik einfallen.
Ein Computer kann grafisch ein Gesicht erzeugen, das in jedem Model-Contest ganz weit nach vorne kommt. Fast alle Parameter sind frei bestimmbar, also Haarfarbe, Rasse, Alter etc. und der Computer sorgt dafür, dass ein für unseren Geschmack schönes Gesicht entsteht. ![]() Man hat Computern beigebracht, Musik im Stile Johann Sebastian Bachs zu komponieren. Als das System nach 7 Jahren fertig trainiert war, komponierte es 5000 Choräle an einem Nachmittag. Die besten davon kamen in einem Musikfestival in Santa Cruz zur Aufführung, das Publikum zeigte sich erschüttert ob der emotionalen Tiefe. Als man sie über die wahre Urheberschaft aufklärte, reagierten sie erbost. Der Computer lernte zudem die Stile von Rachmaninov, Stravinsky, Chopin, Beethoven, Vivaldi und Mahler. Der leitende Forscher, Prof. David Cope, verschaffte dem Computer einen Plattenvertrag. Das erste Album namens Classical Music Composed By Computer verkaufte sich gut (Amazon). Beispiel im Stile Bachs Beispiel im Stile Beethovens Beispiel im Stile Vivaldis Beispiel im Stile eines Nocturnes von Chopin Sony hat ein Computerprojekt, bei dem ein Computer Musik in verschiedenen Stilen komponiert, und zwar durch selbständiges Lernen. Beispiel: Von Computer komponiert im Stil der Beatles Von Computer komponiert im Stil Bachs Vom Computer komponierte Jazz-Improvisation Hier ein Computer von Google. Die Musik erinnert an den Komponisten Alexander Scriabin, finde ich. Zum Vergleich eine Klangprobe vom echten Scriabin, gespielt von Yuja Wang. Menschen sind Algorithmen: Input -> Output. Es sind hochkomplexe Algorithmen, aber keine Wunder. Wir begegnen in der Ästhetik nur wieder unserem alten Mittelpunktswahn. |
Zitat:
Das Besondere am Menschen ist nämlich, dass er Methoden gefunden hat, weit über das hinaus zu gehen, was er "einfach so" verstehen kann. Etwa dadurch, dass wir über Generationen hinweg auf die gleichen Formeln oder Phänomene starren, und das Puzzle über Jahrhunderte neu zusammensetzen, bis es endlich einen Sinn ergibt. Es reicht aus, wenn wir langsam verstehen, und Methoden haben, die Dinge in Zeitlupe zu betrachten, so dass unser Verstand eben doch ausreicht. So dauerte es mehrere hundert Jahre, bis wir von Newton zu Einstein kamen; und die meisten von uns verstehen weder das eine noch das andere. Aber jeder von uns kapiert deren Theorien, wenn wir sie ganz langsam und mit anschaulichen Beispielen erklärt bekommen. Wir können unsere Intelligenz bündeln, indem wir zusammenarbeiten. Wir können mit der Mathematik Dinge formulieren, die uns nicht anschaulich sind, oder die vor 13 Milliarden Jahren geschahen. Wir können Hypothesen testen und verwerfen. Wo ist hier die Grenze? Niemand weiß das. Vielleicht gibt es eine Grenze. Aber wir haben bisher alle Grenzen eingerissen, die vor 200 Jahren noch als unumstößlich galten. Wir sind dabei auf neue Grenzen gestoßen, und die verlauste Wissenschaft arbeitet gerade daran, auch diese einzureißen. Vielleicht ist unser Verstand, kombiniert mit klugen Methoden und viel Zeit, bereits ausreichend, um die Welt zu verstehen. Ich würde das jedenfalls nicht ausschließen. |
Zitat:
:Duell: |
Zitat:
Beschreibe doch mal, wie Beethoven die wissenschaftliche Methode beim Komponieren seiner Musik angewendet haben soll! Einen Stil technisch nachahmen können und einen Stil erfinden bzw. erweitern sind sehr verschiedene Dinge. „Menschen sind Algorithmen“ ist genauso wissenschaftlich wie „Hinter der Wolke verbirgt sich Zeus“. Im Übrigen kommen die Algorithmen immer zu spät. Ihnen entgeht das (qualitativ) Neue, zu dem die Menschen gelegentlich fähig sind. |
Zitat:
Aber ich könnte doch sofort eine Religion erfinden, die beide Unklarheiten ausräumt. Beispielsweise so: 1. Und Gott sprach zu Mose: "Siehe, alle Begriffe sind so gemeint wie in der Wissenschaft." Jehova!Hier haben wir also eine Religion, deren Begriffsbedeutung geklärt wurde, und in der auch Gott scharf definiert ist. (Er ist beispielsweise nicht das, was er nicht ist.) Nummer 2 steht so in der Bibel. "Jahwe" bedeutet soviel wie "Ich bin der, der ich bin" oder "Ich bin der, als der ich mich erweisen werde". Nummer 1 ergibt sich aus dem Umstand, dass Gott nicht selbst zu den Menschen spricht, sondern sich Moses als Sprachrohr erwählt. Warum? Damit Moses in eben jenen Worten sprechen kann, die kompatibel sind zu den Worten der Menschen. Alle Gottesworte in der Bibel sind also so zu verstehen, wie wir Menschen auch alles andere verstehen. Tatsächlich beruft Gott den Bruder des Mose, Aaron, damit dieser das Sprachrohr sei, denn Mose fühlt sich rhetorisch nicht begabt. Gott legt also ausdrücklich Wert darauf, dass er in verständlicher, menschlicher Sprache verkündet wird. Hier die entsprechende Passage der Bibel: Mose aber sprach zu dem HERRN: Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, (...) denn ich hab eine schwere Sprache und eine schwere Zunge. (...)Daraus folgt, dass Gott in der christlichen Religion durchaus definiert ist; und dass die Worte so zu verstehen sind, wie wir auch alle anderen Worte verstehen. Gott sagt ja ausdrücklich nicht: "Gehe hin und rede irgendein nebulöses Kauderwelsch, und gebe allen Worten eine unerfindliche Bedeutung, auf das alle Welt verwirrt sei. Jehova!". Dieser Punkt müsste also geklärt sein, oder sehe ich das falsch? |
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
Er begann wie jeder andere Komponist damit, sich auf eine bestimmte Grundtonart festzulegen, etwa c-moll, wegen des düsteren, schicksalhaften Klangs. Für einen hellen, sonnigen Klang hätte er vielleicht F-Dur gewählt. Hier hast Du bereit das Prinzip von Ursache und Wirkung, bevor auch nur eine einzige Note auf dem Papier steht. Durch die Wahl der Grundtonart wird bewusst eine ganz bestimmte Wirkung erzielt. Danach skizziert er mit Feder und Tusche die wichtigsten melodischen Motive. Auch dieser Schritt ist nicht frei von Ursachen. Er lebte zur Zeit der Klassik und komponierte daher im klassischen Stil. Anschließend setzte er die Basslinie darunter, wobei er stets die Wirkung im Blick hatte. Geholfen hat ihm dabei die Harmonielehre; er verwendete eine temperierte Tonleiter, wie das damals üblich war. So konstruierte er seine Werke mühevoll zusammen, bis er fertig war. "Wissenschaftlich" im Sinne von Ursache und Wirkung ist dabei die Lehre von den Harmonien. Auch dort, wo er sich in voller Absicht von ihr löste, um einen schönen Effekt zu erzielen. Beethoven hat ja nicht mit zurückgeworfenem Kopf und verdrehten Augen ein paar Noten auf das Notenpapier gekrizelt, und heraus kam ein Meisterwerk. Seine Werke sind Konstruktionen. Du kennst ja wahrscheinlich die unsterbliche Filmszene, wie Mozart auf dem Sterbebett sein letztes Werk komponierte. :Blumen: Zitat:
:Blumen: |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:17 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.