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Schwarzfahrer 09.07.2019 22:18

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463148)
1966 geboren bin ich aufgewachsen als die RAF aktiv war; auch wenn ich die erste Generation nicht bewusst mitbekommen habe, so widerspricht Deine Einschätzung meiner Wahrnehmung als Heranwachsender.

O.k., dann ist meine Vermutung nicht belegbar; ich war ja damals in einem anderen Land, und kam erst 1980 hierher. Kann mich auch an Sprüche von damals erinnern, daß die damalige Justiz wohl eher auf dem rechten Auge blind sei - das passt dann eher zu Deiner Erinnerung. Sowas kann sich natürlich über Generationen ändern; heute ist es sicher anders.
Was ich in dem Kontext interessant fände, zu wissen: sind es die gleichen Leute, die damals "weg mit den Berufsverboten" skandierten, die heute dafür sind, AfD-Mitglieder und Sympathisanten aus von der Beamtenlaufbahn und aus Vereinen auszuschließen und in Lokalen nicht zu bedienen? Wenn es so wäre, wäre es um die Lernfähigkeit der Menschen aus eigener Erfahrung schlecht bestellt. Oder zeigt es gerade die Lernfähigkeit?

qbz 09.07.2019 22:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463142)
..
Merkwürdige Logik - ich glaube eher, Linksextremismus wurde einfach nie so ernst genommen, wie Rechtsextremismus - vielleicht historisch für Deutschland erklärbar, aber objektiv weltgeschichtlich gesehen nicht logisch.

Diese Einschätzung kann ich nicht nachvollziehen. Ein paar wenige Infos: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Spartakus-Parteivorsitzende und Abgeordnete, wurden nach Ende des 1. Weltkrieges von rechtsextremistischen Offizieren einer Garde-Kavallerie-Division schwerst misshandelt, erschlagen und ermordet und in den Landwehrkanal geworfen. Ein Gericht sprach später die Mörder frei!
Die KPD wurde 1919, 1923, 1933, 1956 in Deutschland verboten, was bis heute gilt. Das Verbot 1956 führte zu mehr als 100000 Ermittlungen und ca. 10000 Verurteilungen. Ein Teil der Mitglieder setzte sich in die DDR ab. Wer als KPD-Mitglied das KZ (und in Russland) überlebte, wurde 1956 in der BRD erneut verurteilt, z.T. mit Haftstrafen. Es gab in keiner anderen westeuropäischen Demokratie nach dem 2. Weltkrieg ein Verbot der kommunistischen Partei (aber starke Einschränkungen in den USA zu Zeiten der McCarthy Ära).

Wie schnodo schon schrieb, die RAF erfüllte beim Abbau der demokratischen Rechte eine ganz bestimmte Rolle., um den Abbau zu legitimieren und durchzusetzen. Der Terrorismus schadete der Linke sehr stark und diese kritisierte und verurteilte die RAF fundamental. Die Auseinandersetzung damit überlagerte andere sozialpolitische Themen. Gustav Heinemann sagte damals über die RAF: 'Anarchisten sind objektiv die besten Helfer der Reaktionäre.'

schnodo 09.07.2019 22:46

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463158)
Sowas kann sich natürlich über Generationen ändern; heute ist es sicher anders.

Ja. Das Pendel ist gerade - auch wieder meine persönliche Sicht - in der Maximalauslenkung in der anderen Richtung. ;)

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463158)
Was ich in dem Kontext interessant fände, zu wissen: sind es die gleichen Leute, die damals "weg mit den Berufsverboten" skandierten, die heute dafür sind, AfD-Mitglieder und Sympathisanten aus von der Beamtenlaufbahn und aus Vereinen auszuschließen und in Lokalen nicht zu bedienen? Wenn es so wäre, wäre es um die Lernfähigkeit der Menschen aus eigener Erfahrung schlecht bestellt. Oder zeigt es gerade die Lernfähigkeit?

Schwer zu sagen. Ich habe den Eindruck, dass viele der ganz Eifrigen den nachfolgenden Generationen angehören.

Etliche, die so alt sind wie ich oder älter, neigen eher zur Zurückhaltung, weil sie gesehen haben, wie schnell Existenzen zerstört werden, wie das Blatt sich wenden kann, wie oft sie in ihrem Leben daneben lagen und wie schwer es ist, ein gerechtes Leben zu führen. Ich stelle bei mir fest und nehme an, es geht anderen genauso, dass ich meinen Standpunkt immer öfter hinterfrage je älter ich werde und mir gelegentlich an den Kopf fasse, wenn ich darüber nachdenke, wie überzeugt ich früher von manchem Unfug war.

Damit macht man es keiner Seite recht aber auch das ist ein Geschenk des Älterwerdens: Es juckt mich nicht mehr so sehr, was andere sagen, wenn ich das Gefühl habe, ich bin mit mir im Reinen. :)

qbz 09.07.2019 23:23

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463158)
......
Was ich in dem Kontext interessant fände, zu wissen: sind es die gleichen Leute, die damals "weg mit den Berufsverboten" skandierten, die heute dafür sind, AfD-Mitglieder und Sympathisanten aus von der Beamtenlaufbahn und aus Vereinen auszuschließen und in Lokalen nicht zu bedienen? Wenn es so wäre, wäre es um die Lernfähigkeit der Menschen aus eigener Erfahrung schlecht bestellt. Oder zeigt es gerade die Lernfähigkeit?

Nein, die damals vom Berufsverbot betroffene Generation ist meistens schon in Rente. ;) . Bekannte von mir aus meiner Studienzeit waren in Einzelfällen betroffen. Mit Ausnahme von Bayern vielleicht, wo der sog. Radikalenerlaß (1972) erst 1991 aufgehoben wurde. Es wurden in der BRD über 1000 Personen, fast alle als linksextrem eingestuft, nicht eingestellt, und mehr 100 entlassen, viele bewarben sich erst gar nicht im öffentlichen Dienst oder an Schulen, Hochschulen. Gegen ehemalige Nazis als Beamter oder Politiker ging der Staat kaum vor.

Ich würde auch nie für ein Berufsverbot im Öffentlichen Dienst von Mitgliedern einer Partei plädieren, weil es der Meinungs- und Vereinigungsfreiheit widerspricht. Die einzelnen Mitarbeiter müssen ihre Arbeit Sach- und Aufgaben gemäss erledigen, darauf sollte es in der Beurteilung nur ankommen. Tut jemand das nicht, gibt es die gleichen disziplinarischen Abläufe wie für alle.

Ausserdem erscheint mir die AFD viel zu wählerstark, als dass andere Parteien ein Berufsverbot bzw. Überprüfungen durchsetzen könnten und die AfD profitiert in dem Fall von den Erfolgen, die damals zur Aufhebung führten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte 1995, dass die Berufsverbote gegen das Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit verstossen und verurteilte DE zu Schadensersatz an ein ehemaliges DKP-Mitglied, das aus dem öffentlichen Dienst allein wegen Parteizugehörigkeit entlassen wurde.


qbz 10.07.2019 08:13

Koalition von Konservativen und Nationalisten in Brüssel zur Wahl von der Leyens
 
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1461723)
Ob Teile der rechtspopulistischen Parteien von der Leyen mitwählen werden, ist wohl noch unklar, aber wohl Vorausetzung, damit sie genug Stimmen bekommt.
........

"Ursula von der Leyen ist dieser Tage auf Stimmenfang in Brüssel. Eine gewisse Unterstützung dürfte ihr vor der Wahl am kommenden Dienstag im Europaparlament schon mal sicher sein. Die 13 Abgeordneten der ungarischen Fidesz-Partei von Viktor Orbán werden wohl für sie stimmen, weil ihr Boss sich dafür rühmt, von der Leyen als Kandidatin für den Vorsitz der EU-Kommission durchgesetzt zu haben - statt einen der Spitzenkandidaten des Parlaments für die Europawahl. Auch die 27 Vertreter der rechtsnationalen polnischen PiS Partei dürften sie unterstützen. Hinzu kommen wohl die meisten der 29 Abgeordneten der Lega-Partei des italienischen Innenministers Matteo Salvini. ......."
https://www.spiegel.de/politik/deuts...a-1276280.html

Schwarzfahrer 10.07.2019 09:00

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463165)
Etliche, die so alt sind wie ich oder älter, neigen eher zur Zurückhaltung, weil sie gesehen haben, wie schnell Existenzen zerstört werden, wie das Blatt sich wenden kann, wie oft sie in ihrem Leben daneben lagen und wie schwer es ist, ein gerechtes Leben zu führen. Ich stelle bei mir fest und nehme an, es geht anderen genauso, dass ich meinen Standpunkt immer öfter hinterfrage je älter ich werde und mir gelegentlich an den Kopf fasse, wenn ich darüber nachdenke, wie überzeugt ich früher von manchem Unfug war.

Damit macht man es keiner Seite recht aber auch das ist ein Geschenk des Älterwerdens: Es juckt mich nicht mehr so sehr, was andere sagen, wenn ich das Gefühl habe, ich bin mit mir im Reinen. :)

Schön ausgedrückt - und trifft es recht gut, wie es mir auch geht. :Huhu:

Nobodyknows 11.07.2019 06:46

Gott mit dir, du Land der Bayern...
 
Gott mit dir, du Land der Bayern:

Die dem rechtsnationalen Lager zugerechnete Chefin der bayerischen Landtags-AfD will gemäßigte Kräfte in der Fraktion zum Rückzug zwingen.

Bayerische AfD-Abgeordnete stellen Strafanzeige gegen eigene Fraktionsvorsitzende

So geht es also bei einer "Alternative" zu? :)

Gruß
N. :Huhu:

schoppenhauer 11.07.2019 07:47

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463217)
Schön ausgedrückt - und trifft es recht gut, wie es mir auch geht. :Huhu:

+ 1.

Genau die Textstelle war mir auch aufgefallen. Bin da ganz bei Euch!

Nobodyknows 11.07.2019 08:12

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463165)
Etliche, die so alt sind wie ich oder älter, neigen eher zur Zurückhaltung, weil sie gesehen haben, wie schnell Existenzen zerstört werden, wie das Blatt sich wenden kann, wie oft sie in ihrem Leben daneben lagen und wie schwer es ist, ein gerechtes Leben zu führen. Ich stelle bei mir fest und nehme an, es geht anderen genauso, dass ich meinen Standpunkt immer öfter hinterfrage je älter ich werde und mir gelegentlich an den Kopf fasse, wenn ich darüber nachdenke, wie überzeugt ich früher von manchem Unfug war.

Damit macht man es keiner Seite recht aber auch das ist ein Geschenk des Älterwerdens: Es juckt mich nicht mehr so sehr, was andere sagen, wenn ich das Gefühl habe, ich bin mit mir im Reinen. :)

Glücksbesoffen zusehen wie im täglichen Leben die Grenzen des mach- und sagbaren durch Rechtsextreme und ihre Symphatisanten verschoben werden.
Das untolerierbare hinnehmen, die Augen vor den Folgen zu verschliessen und sich dabei noch altersweise zu fühlen...
...das kann man machen. Aber dann ist es halt Kacke! ;)

My 2 ¢ :Blumen:

Gruß
N. :Huhu:

qbz 11.07.2019 13:21

NSU-Urteil
 
Abdulkerim Simsek, Sohn des ersten NSU-Opfers Enver Simsek, über verloren gegangenes Vertrauen, Drohbriefe an seine Anwältin Seda Basay-Yildiz und den Mord an Walter Lübcke.

nsu-prozess-jahrestag-des-urteils-abdulkerim-simsek-im-interview

Schwarzfahrer 11.07.2019 22:11

Ein wohltuend sachlicher Wissenschaftler, der vieles von meinen Gedanken bestätigt:Die AfD zitiert auf ihrem Meldeportal einen Wissenschaftler – jetzt widerspricht er

Zitat:

Die politische Stabilität der Bundesrepublik ist weder von Linksaußen noch von Rechtsaußen bedroht. Hier ist jede Übertreibung fehl am Platze. Wir haben linke und rechte Gewalttäter, und die müssen im Zaum gehalten werden, aber das sind so wenige, dass keine Gefahr für die politische Stabilität besteht.
...
Man muss linke Gewalt genauso prinzipiell ablehnen, wie man rechte Gewalt prinzipiell ablehnt. In einer zivilen demokratischen Gesellschaft ist politisch motivierte Gewalt fehl am Platz – egal aus welchen Motiven und mit welchen Zielen.

qbz 12.07.2019 00:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463724)
Ein wohltuend sachlicher Wissenschaftler, der vieles von meinen Gedanken bestätigt:Die AfD zitiert auf ihrem Meldeportal einen Wissenschaftler – jetzt widerspricht er

Mal abgesehen davon, dass es in diesem Thread um das Thema Rechtsruck und Rechtsextremismus geht und nicht wie ermüdenderweise immer wieder angeführt um Linksextremismus, verwendet Klaus Schröder einen höchst problematischen Extremismusbegriff, den andere Wissenschaftler kritisch sehen.

Die Auffassung von Klaus Schröder wird nämlich von zahlreichen Rechtsextremismusforscher in der Politologie abgelehnt. Im Kern geht es darum, dass empirisch, d.h. bei Umfragen ermittelt, inhaltliche Einstellungen wie sie Rechtsextreme vertreten, mittlerweile auch bis in die Mitte der Gesellschaft reichen, d.h. bis in die Mittelschichten, was man auch an den Wahlergebnissen ablesen kann. Diese Wissenschaftler kritisieren die formale Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus bei Schröder, weil das eine differenzierte Analyse beider verhindere. Man befindet sich in einer wissenschaftlichen Diskussion zur Gefährlichkeit des Rechtsextremismus, den nach Meinung anderer Politologen Schröder zu reduziert und begrifflich verengt beurteilt, indem er ihn als ungefährliche Randerscheinung klassifiziert. Ich zitiere mal ausnahmsweise etwas länger aus einem interessanten Text der Bundeszentrale für politische Bildung, Thema: Rechtsextremistische Einstellungen im Alltag, um zu verdeutlichen, worum es bei dieser Kontroverse geht.

"Aus dieser Gegenüberstellung mit dem „freiheitlichen rechtsstaatlichen Verfassungsstaat“ resultiert die operationale Enge des institutionellen Extremismusbegriffes. Als Extremisten gelten laut dieser Definition alle Personen, Organisationen, Parteien, die die Verfassung und ihre zentralen Elemente (u.a. Menschenrechte, Volkssouveränität und Gewaltenteilung) in Frage stellen. Weitere Kritikpunkte an diesem Extremismusbegriff sind die Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus, sowie die Verortung des Rechtsextremismus als gesellschaftliches Randphänomen, was rechtspopulistische Einstellungen in der „Mitte der Gesellschaft“ außer Acht lässt. Die Extremismusdefinition der staatlichen Behörden bietet eine handhabbare Orientierung, um die Arbeitsfelder des Verfassungsschutzes des Bundes und der Länder abzudecken. Eine differenzierte wissenschaftliche Analyse des Phänomens, z. B. nach Alter, Geschlecht, Region, Bezugsgruppe, Entstehungszeit und –kontext, ist hier nicht intendiert (vgl. Stöss 2007, S.21).
........
Rechtsextremistische Einstellungen und Verhaltensweisen, die eine besondere Bedrohung einer humanen Gesellschaft darstellen, sind dann und dadurch besonders gefährlich, wenn sie nicht nur von einer kleinen Randgruppe vertreten werden, sondern wenn entsprechende Einstellungen und Vorstellungen auch in der „Mitte der Gesellschaft“ Unterstützung und Sympathieträger finden. Diesen Zusammenhang zur Mitte der Gesellschaft haben besonders namhafte Politikwissenschaftler der Universität Leipzig in ihrer Studie „Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“ (Decker u.a. 2010), die sie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt haben, herausgestellt, indem sie das Phänomen des Rechtsextremismus nicht nur von seiner verfassungsrechtlichen Problematik her (Verfassungsfeinde) begreifen, sondern auch mit der Krise in der Mitte der Gesellschaft in einen Zusammenhang bringen. Fragt man wie diese Forscher nach empirischen Befunden, rücken die für den Rechtsextremismus typischen Einstellungen in den Vordergrund und bestimmen die Definitionsmerkmale, die im Rahmen eines Umfrageprojektes dann operationalisiert werden können: „Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindliches Kennzeichen Ungleichheitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus. Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen.“ (Decker u.a. S. 18)
.......
Die Mitte der Gesellschaft, zu der – im Selbstbild der Mittelschicht - weder die Unterschichten noch die Eliten der Gesellschaft gehören, ist für die Integrationsfähigkeit und den Zusammenhalt einer Gesellschaft insgesamt von großer Bedeutung. „Sie ist der Nachweis individueller sozialer Mobilität, also der Möglichkeit, in der Gesellschaft aufzusteigen. Gleichzeitig ist sie aber auch – mit den Worten des Soziologen Theodor Geigers – als Hort der ‚Panik‘ und ‚Verwirrung‘ bezeichnet worden, wenn nicht der Aufstieg, sondern der wirtschaftliche Abstieg die vorgegebene Richtung vieler ist. Der Zusammenhang dieser Panik mit der Freisetzung antidemokratischer Einstellung ist gut belegt. Vor dem Hintergrund einer Polarisierung der deutschen Gesellschaft, wie sie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dokumentiert und beschrieben worden ist“, stellen Decker u.a. diesen Zusammenhang mit den Daten ihrer Untersuchung dar. (Decker u.a., S. 106) Die Autoren untersuchen die vielfältigen Dimensionen des rechtsextremen Einstellungssyndroms und bringen sie mit der sozialen Lage der befragten Menschen in Verbindung. Sie können hier einen deutlichen Zusammenhang feststellen und kommen zu dem Schluss: „Wir müssen in 2010 einen Anstieg von dezidiert antidemokratischen und rassistischen Einstellungen feststellen, beobachten zudem eine leichte Zunahme der sozialdarwinistischen Ungleichheitsvorstellung.
.......
Die Autoren kommen in ihrer Zusammenfassung der empirisch abgesicherten Ergebnisse zu einer alarmierenden Diagnose: „Keine Entwarnung: der Wunsch nach Diktatur und die Zunahme von Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit und Sozialdarwinismus gefährden die Demokratie. Während wir im Jahr 2006 einen Rückgang der rechtsextremen Einstellungen verzeichnen konnten, müssen wir 2010 feststellen, dass die Zustimmung in den meisten Dimensionen angestiegen ist. So hat sich der Trend, dass seit 2002 immer weniger Deutsche eine Diktatur befürworten, umgekehrt: 2010 wünscht sich in Deutschland gut jede/r Vierte eine ‚starke Partei‘, die die ‚Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert‘, mehr als jede/r Zehnte einen ‚Führer‘, der ‚Deutschland zum Wohle aller mit harter Hand regiert‘.“
........
Im Gegensatz zu den „Mitte-Studien“ negiert Klaus Schroeder einen Extremismus in der Mitte der Gesellschaft. (vgl. Schroeder 2005, S.240 ff.) Er kritisiert vor allem die Auswahl und Formulierung der Items, mit denen die rechtsextremen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft in diesem Umfang nachweisen würden. (ebd.) Rechtsextremistische Positionen sind seiner Auffassung nach kein Problem der Mitte der Gesellschaft, sondern ein Randphänomen (ebd.). Schroeder wirft den Autoren der Studien, die einen Extremismus der Mitte empirisch feststellen, pauschal vor, eine generelle antikapitalistische Gesellschaftskritik ausüben zu wollen (vgl. ebd. S. 110 ff.). Schlussendlich werde die Thematik des Rechtsextremismus überbewertet und dramatisiert. (vgl. ebd. S. 467 ff.) Des Weiteren etikettiert er die „Mitte-Studie“ des Jahres 2010 als „nicht seriös, sondern eine offen ausgesprochene linke Kampfschrift gegen liberale und konservative Auffassungen und die hiesige Gesellschaftsordnung.“ (Schroeder 2010).

Angesichts der Aufdeckung des NSU und seiner Gräueltaten, und dem offensichtlichem Versagen staatlicher Institutionen (Verfassungsschutz und Polizei), erscheint Schroeders Kritik den Ernst der Situation zu verkennen und setzt sich selbst dem Vorwurf aus, statt einer fundierten empirischen Analyse mit Schlagwörtern zu arbeiten. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit sowie die extremen, teils gewalttätigen Proteste gegen die Errichtung von Asylantenheimen machen deutlich, dass Rechtsextremismus ein Problem für die gesamte demokratische Gesellschaft darstellt und nicht als Randphänomen abgetan werden darf. (Zu weiteren Kritikpunkten am Heitmeyer-Ansatz, z. B. von Butterwege und Huisken, die hier nur angedeutet werden können, wie bspw. er präferiere als positiven Gegenentwurf zum Rechtsextremismus konservative Werte wie Kleinfamilie und enge Nachbarschaftsbeziehungen oder er habe einen zu engen Gewaltbegriff, vgl. Fenske 2013, S. 97)."


http://www.bpb.de/lernen/grafstat/re...hanalyse?p=all

Nobodyknows 12.07.2019 06:34

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463724)
Ein wohltuend sachlicher Wissenschaftler, der vieles von meinen Gedanken bestätigt:Die AfD zitiert auf ihrem Meldeportal einen Wissenschaftler – jetzt widerspricht er

qbz hat darauf konkret und umfassend geantwortet.

Von mir nur noch im Hinblick auf deine Worte "wohltuend sachlich" und "der vieles von meinen Gedanken bestätigt" dies:

Die Filterblase ist ein Begriff der Medienwissenschaft. Die Filterblase entsteht weil Webseiten versuchen, algorithmisch vorauszusagen, welche Informationen der Benutzer auffinden möchte – dies basierend auf den verfügbaren Informationen über den Benutzer (beispielsweise Standort des Benutzers, Suchhistorie und Klickverhalten).

Gruß
N. :Huhu:

schoppenhauer 12.07.2019 07:36

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463747)
qbz hat darauf konkret und umfassend geantwortet.

Von mir nur noch im Hinblick auf deine Worte "wohltuend sachlich" und "der vieles von meinen Gedanken bestätigt" dies:

Die Filterblase ist ein Begriff der Medienwissenschaft. Die Filterblase entsteht weil Webseiten versuchen, algorithmisch vorauszusagen, welche Informationen der Benutzer auffinden möchte – dies basierend auf den verfügbaren Informationen über den Benutzer (beispielsweise Standort des Benutzers, Suchhistorie und Klickverhalten).

Gruß
N. :Huhu:

Huch, und das aus deinen Fingern. Bei keinem zweiten hier denk ich so häufig „Der Arme klemmt ja noch ordentlich in seiner 80‘er Jahre-Blase fest.“

Die Echo-Räume unserer Jugend find ich im Nachhinein deutlich krasser als das, was die sozialen Medien heute ermöglichen..

Nobodyknows 12.07.2019 07:54

Zitat:

Zitat von schoppenhauer (Beitrag 1463760)
Huch, und das aus deinen Fingern. Bei keinem zweiten hier denk ich so häufig „Der Arme klemmt ja noch ordentlich in seiner 80‘er Jahre-Blase fest.“

Die Echo-Räume unserer Jugend find ich im Nachhinein deutlich krasser als das, was die sozialen Medien heute ermöglichen..

Auch von mir ein "Huch". :confused:
Denn mir ist jetzt ziemlich unklar warum Du die Abneigung und den Widerstand gegen Nazis, Rechtsextreme, Rechte und ihre Symphatisanten und Dulder mit den 1980er-Jahren in Verbindung bringst oder gar auf diesen Zeitraum beschränkst.

Der Spiegel z. B. am letzten Sonntag über Arthur Brauner (* 01.08.1918 - † 7. Juli 2019):
"Am wichtigsten blieb dem Holocaust-Überlebenden aber immer die cineastische Aufarbeitung der Nazi-Zeit."

Da von rechten Gedanken, rechter Ideologie und ihren Verfechtern noch immer Gefahren für die Freiheit und die Demokratie ausgehen, ist die Auseinandersetzung damit nie auf die 1980er-Jahre beschränkt gewesen und wird (scheinbar) niemals enden.

Gruß
N. :Huhu:

schnodo 12.07.2019 08:51

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463768)
Da von rechten Gedanken, rechter Ideologie und ihren Verfechtern noch immer Gefahren für die Freiheit und die Demokratie ausgehen, ist die Auseinandersetzung damit nie auf die 1980er-Jahre beschränkt gewesen und wird (scheinbar) niemals enden.

Wenn man sich beim Kampf gegen den Faschismus unverhohlen dessen Methoden bedient, wird man sich auch in weiteren 30 Jahren noch wundern, warum man damit so wenig Erfolg hat. Vielleicht kommt mal jemand auf die Idee, dass es hilfreich sein könnte, nicht nur in den Zielen, sondern auch in den Handlungen deutlich von Rechtsextremen unterscheidbar zu sein. Aber was rede ich... ;)

Nobodyknows 12.07.2019 09:27

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463789)
Wenn man sich beim Kampf gegen den Faschismus unverhohlen dessen Methoden bedient...

Upps! :confused:
Was sind denn Methoden des Faschismus?
Dazu fällt mir ein: Das einsperren und töten von politischen Gegnern, Juden, Geistlichen, Behinderten, etc.

Dies, die Anwendung dieser Methoden findet durch Gegner des Faschismus gegenüber wem und wo in Deutschland statt? :confused:

Welche Handlungen im Kampf gegen den Faschismus wären aus deiner Sicht effizient?

Gruß
N. :Huhu:

schnodo 12.07.2019 11:12

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463801)
Was sind denn Methoden des Faschismus?

Verunglimpfung, Hetze, Beleidigung, Ausgrenzung, Diebstahl, Einschüchterung, Entmenschlichung, Entzug der Erwerbsgrundlage, Überwachung, Sachbeschädigung, Gewaltandrohung, Brandanschläge, Sprengstoffanschläge, Körperverletzung...

...und Uniformierung:



Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463801)
Dies, die Anwendung dieser Methoden findet durch Gegner des Faschismus gegenüber wem und wo in Deutschland statt? :confused:

Siehe oben und die Nachrichten verfolgst Du ja auch. Die krassen Beispiele aus den sozialen Medien wären hier fehl am Platz.

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463801)
Welche Handlungen im Kampf gegen den Faschismus wären aus deiner Sicht effizient?

Legitim ist eine gewaltfreie inhaltliche Auseinandersetzung. Effizienz entsteht durch gute Argumente und geeignete Politik.

qbz 12.07.2019 12:05

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463830)
.......
Legitim ist eine gewaltfreie inhaltliche Auseinandersetzung. Effizienz entsteht durch gute Argumente und geeignete Politik.

Was IMHO zweifellos in der überwiegenden Anzahl der Fälle ja auch geschieht, z.B. wie in diesem Forum und zahlreichen Diskussionsrunden mit der AFD und Pegida etc. in östlichen Bundesländern, jeweils z.T. im TV in Regionalsendern übertragen, gerade da wo die AFD und nationalistischen Bündnisse sehr stark sind wie in Cottbus z.B.

Wir bekommen jetzt wieder die Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen, Sachsen mit X-Diskussionen und Gesprächsrunden vor Ort und im öffentlichen Regional-TV. In der Uckermark, wo ich wohne, isst z.B. der AFD-Kreisverband einfach weisse Kreide und deklariert sich neuerdings als "rechte Volkspartei" in der Regionalzeitung, obwohl die Mehrzahl Björn Höcke und dem Flügel anhängt (stramme, fremdenfeindliche Nationalisten), und er lässt die Kreisverbandswebsite und den Facebookaccount mit früher offen fremdenfeindlichen und hetzerischen Videos auf Vorstandsanweisung vor der Wahl verschwinden zugunsten nur intern zugänglicher Accounts. Gleichzeitig verzichtet in Brandenburg die NPD auf die Aufstellung einer eigenen Liste! Mit diesem Kurs, alles von NPD bis bürgerlich-konservativ an Wählerstimmen zu holen, befindet sich die AFD auf dem Weg zur stärksten Partei in Brandenburg.

Mein Rentner-Nachbar z.B. als AFD-Wahler ist gegen Argumente und sachliche Infos weitgehend resistent. Seine stereotype, ständige Antwort auf alles: Das da oben sind alles Verbrecher und gehören eingesperrt! Und er will keine Migranten im Dorf. (ich bin einer davon :Lachen2: ). Dass auch die AFD eine Spendenaffäre hat und da viele mit seiner Unterstützung an die gleichen Fleischtöpfe wie seine Verbrecher wollen, beeinflusst sein Urteil mit keiner Bohne. Ich denke schon, um die Ursachen des sog. Rechtspopulismus in DE zu erklären, braucht es tiefere gesellschaftliche Analysen als den Fingerzeig auf vereinzelte Übergriffe und Sachbeschädigungen an AFD-Mitglieder.

schnodo 12.07.2019 12:25

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1463847)
Rechtspopulismus in DE zu erklären, braucht es tiefere gesellschaftliche Analysen als den Fingerzeig auf vereinzelte Übergriffe und Sachbeschädigungen an AFD-Mitglieder.

Das war nicht als Versuch gedacht, den Rechtspopulismus zu erklären, der sich aus verschiedensten Quellen speist. Ich wollte lediglich ausdrücken, dass aus meiner Sicht die oben genannten Methoden nicht dabei helfen, ihm das Wasser abzugraben, sondern das Gegenteil bewirken.

Ich glaube nicht, dass es eine schnelle Lösung gibt. Der "Aufstand der Anständigen" kann aber auf lange Sicht nur funktionieren, wenn diese selbst anständig und menschlich bleiben; und zwar auch denen gegenüber, für die sie nur Abscheu aufbringen können.

Ich meine, dass z.B. Du dafür auf einem sehr guten Weg bist, auch wenn dieser mühsam sein mag. Ich - zusammen mit vielen anderen, so wie ich es wahrnehme - schätze sehr, dass Du Dir diese Mühe machst und freundlich aber bestimmt Argumente statt Schmähungen lieferst. Steter Tropfen höhlt den Stein. :Blumen:

Nobodyknows 12.07.2019 13:05

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463830)

Das sind ja zum Teil perfide Methoden mit denen -mittlerweile aus der Mitte der Gesellschaft- gegen Rechte vorgegangen wird. Zunehmende Radikalisierung allenthalben.
Der Honeypot des Zentrum für politische Schönheit ist uns ja noch allen in Erinnerung.
Die Ausgrenzung der AfD beim Evangelischen Kirchentag...echt schlimm!
Man sieht, dass die AfD-Forderung, die politische Korrektheit auf dem Müllhaufen zu entsorgen mit deutscher Gründlichkeit bereitwillig vielerorts umgesetzt wurde.

Aus dem daraus resultierenden Elend entsteht die Frage ob dieses Forum nicht schon lange einen Linksruck-Thread braucht und falls ja, warum es ihn noch nicht gibt?

Das hätte u. a. den Vorteil, dass im Rechtsruck-Thread nicht so viele Berichte über Schandtaten von Linksextremisten auftauchen würden um den Kritikern jüngster (politischer) Entwicklungen unter die Nase gerieben zu werden.

Denkt mal am Wochenende -jetzt wo nicht einmal mehr die Staatschefin aufsteht wenn die deutsche Hymne gespielt wird- über einen Linksruck-Thread nach...

Winke-Winke


:Huhu:
Gruß
N.

schnodo 12.07.2019 13:20

Erst danach fragen...

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463801)
Dies, die Anwendung dieser Methoden findet durch Gegner des Faschismus gegenüber wem und wo in Deutschland statt? :confused:

...um sich im gleichen Atemzug...

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1463869)
Das hätte u. a. den Vorteil, dass im Rechtsruck-Thread nicht so viele Berichte über Schandtaten von Linksextremisten auftauchen würden...

...über die angeforderten Beispiele zu beschweren? Das soll einer verstehen. :Gruebeln:

Nobodyknows 12.07.2019 13:37

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463871)
Erst danach fragen...
...um sich im gleichen Atemzug...
...über die angeforderten Beispiele zu beschweren? Das soll einer verstehen. :Gruebeln:

Habe mich zuletzt im Post #2939 mit den Worten

Zitat:

Warum soll man Linksextremisten und durchgeknallten Autonomen und verblendeten Muslimen, die ein Problem mit dem Rechtsstaat haben, nicht ohne zu zögern verbal in den Hintern treten?

Demokratiegefährdende Dinge die unsere heutige Form des Zusammenslebens bedrohen deutlich bei ihrem beim Namen zu nennen...was soll daran falsch sein?
entsprechend geäußert.

Soll ich das jedes Mal wiederholen wenn jemand entsprechende Beispiele bringt?
Das würde a.) Vorkommnisse aus der rechten Ecke kein bißchen besser machen und wäre b.) langweilig. Dann doch lieber mal ein Bild von Bernd.

Gruß
N. :Huhu:

JENS-KLEVE 12.07.2019 14:05

Das mit dem Foto finde ich wieder typisch daneben. Höcke finde ich zwar auch scheisse, aber wenn jemand ein Foto von ihm postet, welches suggeriert er würde einen hitlergruss machen, dann kommt bei mir wieder direkt der Gerechtigkeitsreflex. Er hat nämlich keinen hitlergruss gezeigt und wenn man ihm dies vorwirft, kann die entsprechende Gegenseite das schnell und leicht widerlegen, was in einen weiteren Erfolg für AFD und Höcke mündet.

Trimichi 12.07.2019 14:08

Mich erinnern Deine Beschreibungen, Beispiele und Begründungen doch sehr an den Religionsthread und die Bibel. Wie dort - von verschiedenen Teilnehmern der Debatte, d.h. aus unterschiedlichen Lagern - zugegeben wurde, so kann man in die Bibel so ziemlich alles Mögliche hineinlesen oder auch nicht. Ähnlich kommt es mir inzwischen bei Dir vor. Natürlich wäre eine stringente Zusammenfassung Deiner Position in einfachen Sätzen erforderlich, viel weniger als eine Flickschusterei mit Angabe der Nummern Deiner Postings nachdem Motto, ich habe dieses oder jenes dann und dann oder dort und da gesagt oder nicht gesagt samt der dazugehörigen Editiererei. Bitte einmal klar positionieren. Findest Du Beleidigungen gut, dann mach' weiter so. Findest Du Beleidigungen schlecht, dann höre selbst auf damit, andere zu beleidigen, sowie auch damit, diese a posteriori rechtzufertigen.

Schwarzfahrer 12.07.2019 14:24

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463789)
Vielleicht kommt mal jemand auf die Idee, dass es hilfreich sein könnte, nicht nur in den Zielen, sondern auch in den Handlungen deutlich von Rechtsextremen unterscheidbar zu sein. Aber was rede ich... ;)

Rede nur weiter, es gibt auch stille Mitleser, die es interesssieren könnte, nehme ich an.

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1463853)
Das war nicht als Versuch gedacht, den Rechtspopulismus zu erklären, der sich aus verschiedensten Quellen speist. Ich wollte lediglich ausdrücken, dass aus meiner Sicht die oben genannten Methoden nicht dabei helfen, ihm das Wasser abzugraben, sondern das Gegenteil bewirken.

Danke, Du erklärst meine Gedanken oft präziser, als ich sie auszudrücken vermag :Blumen:

Ich habe zunehmend den Eindruck (nicht speziell hier im Forum, aber gelegentlich auch hier), daß im politischen Diskurs es sich auf stetige Polarisierung zuspitzt: wer nicht meine Meinung teilt, ist für den "Feind". Für die AfD ist die ganze Gesellschaft linksgrünversifft, für die Linken ist der Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft angelangt. Beide Argumente sind ein super Vorwand, die eigene Ideologie als alternativlose Vision darzustellen, um "Freiheit und Demokratie" oder "die Zukunft dieses Landes" o.ä. zu sichern gegen diesen einen Gegner. Diese Sicht unterstellt, daß jeder, der die propagierten Werte und Lösungen nicht weitgehend gutheißt, den bösen Gegner unterstützt - und läßt außer Acht, daß es immer noch jede Menge anderer Möglichkeiten, Lösungen und Werteskalen gibt in der "Mitte der Gesellschaft". Mir mnacht das Sorge, denn mit dieser Methode haben schon verschiedene totalitäre Systeme ihren Siegeszug begonnen, Nazis wie Kommunisten wurde ihr Weg von Menschen bereitet, die nur "Gutes" wollten. Dagegen glaube ich, daß nur eine entschiedene Abwehr gegen alle solchen "alternativlosen" Vorstellungen die Freiheit und Demokratie sichert, und diese Haltung sah ich im verlinkten Artikel gespiegelt.

Übrigens, so gut ich finde, daß es hier im Forum möglich ist, sich halbegs sachlich über kontroverse Vorstellungen auszutauschen, so besorgniserregend finde ich, daß z.B. beim Mittagessen in der Kantine kaum noch jemand bereit ist, sich auch nur kurz zu politisch-gesellschaftlichen Themen zu äüßern. Was vor 10 Jahren noch normal war, daß Tagespolitik besprochen wurde, gibt es nicht mehr: die meisten lenken sofort auf Sport, Arbeit oder Wetter ab, wenn einer etwas anfängt. Wem nützt eine solche Entwicklung? Sicher nicht der Freiheit und der Demokratie, und schon gar nicht der Entwicklung von mündigen Bürgern, die dafür eintreten.

Nobodyknows 12.07.2019 14:46

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1463887)
Das mit dem Foto finde ich wieder typisch daneben. Höcke finde ich zwar auch scheisse, aber wenn jemand ein Foto von ihm postet, welches suggeriert er würde einen hitlergruss machen...

Damit nicht der Eindruck entsteht das Alter Ego von Landolf Ladig hätte den (verbotenen) Hitlergruss gezeigt, habe ich ja "Winke-Winke" darüber geschrieben.
Hätte ich eine größere Schrift dafür verwenden sollen? ;)

Gruß
N. :Huhu:

JENS-KLEVE 12.07.2019 15:45

:cool: Du willst mir jetzt erzählen, dass du nur aus Versehen ein solches Foto rausgekramt hast, und dann auch direkt den passenden Zeitungsartikel dazu? Ich finde das jetzt etwas respektlos, dass du mich so dumm einsortierst. Höcke ist es nicht wert drüber zu streiten, wir haben die gleiche Haltung zu seinem Tun.

tandem65 12.07.2019 16:24

Jens,

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1463918)
:cool: Du willst mir jetzt erzählen, dass du nur aus Versehen ein solches Foto rausgekramt hast,

von aus Versehen hat Nobodyknows kein Wort geschrieben.:Huhu:

Mirko 12.07.2019 16:35

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1463887)
Das mit dem Foto finde ich wieder typisch daneben. Höcke finde ich zwar auch scheisse, aber wenn jemand ein Foto von ihm postet, welches suggeriert er würde einen hitlergruss machen, dann kommt bei mir wieder direkt der Gerechtigkeitsreflex. Er hat nämlich keinen hitlergruss gezeigt und wenn man ihm dies vorwirft, kann die entsprechende Gegenseite das schnell und leicht widerlegen, was in einen weiteren Erfolg für AFD und Höcke mündet.

Geht mir genauso. Hatte heute noch nicht genug Zeit, aber ich hatte mir schon vorgenommen später zu googlen, wie es zu diesem Bild kam.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1463900)
Danke, Du erklärst meine Gedanken oft präziser, als ich sie auszudrücken vermag :Blumen:

So schön wie er schwimmt schreibt er auch. Ich bin von Schnodos Auftreten im Forum und auch in echt auch immer wieder beeindruckt (während ich selbst nur mit Gurken-Schmäh-Zwischenrufen auffalle :Cheese:).

Nobodyknows 12.07.2019 17:54

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1463918)
:cool: Du willst mir jetzt erzählen, dass du nur aus Versehen ein solches Foto rausgekramt hast

Nein, es war kein Versehen.
Und das Bild das schnodo vom "Schwarzen Block" herausgekramt hat war vermutlich auch kein Versehen.

Und ob Worte und Gesten von Höcke ein Versehen sind, darf ebenfalls angezweifelt werden. :Cheese: Ich denke eher er übt daheim vor dem Spiegel.



Um es klar zu machen: Ich habe mit dem Bild und darauf bezogene nachfolgende Kommentaren weder dich noch andere als dumm dargestellt.

Gruß
N. :Huhu:

qbz 13.07.2019 09:37

Am 1.9. finden in Brandenburg und Sachsen die Landtagswahlen statt. Ich werde hier von Zeit zu Zeit kurz einzelne Politikfelder aus dem Wahlprogramm der AFD vorstellen und meinen "Senf" dazu geben. Die Losung des Programms lautet: "Hol Dir Dein Land zurück!" Dazu später etwas.

Ich habe mir als erstes das Thema "Klima u. Energie" angeschaut und eine Zusammenfassung und kurze Bewertung in den Thread "Klimawandel" gesetzt.

AFD: Klima- u. Energiepolitik

FlyLive 13.07.2019 12:29

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1464004)
Am 1.9. finden in Brandenburg und Sachsen die Landtagswahlen statt. Ich werde hier von Zeit zu Zeit kurz einzelne Politikfelder aus dem Wahlprogramm der AFD vorstellen und meinen "Senf" dazu geben. Die Losung des Programms lautet: "Hol Dir Dein Land zurück!"....[/url]

Hallo qbz,

wieso speziell aus dem Wahlprogramm der AfD ?
....weil Du aufklären oder Anti-AfD Meinungen fördern willst ?
Wird dein Senf, eine neutrale Bewertung sein oder eine nach Art des Nobodyknows ?


Bin zwar nicht aus dem Osten und kann nicht wählen - aber interessant wäre für mich, was wurde von der derzeitigen Regierung vor Jahren angekündigt und inzwischen umgesetzt ! Hat man eine Macher-Partei in die Regierung gewählt oder eine Schwätzer-Partei, die nicht annähernd umsetzt, was ausgerufen wurde.

FlyLive 13.07.2019 12:45

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1464004)

Ich habe mir als erstes das Thema "Klima u. Energie" angeschaut und eine Zusammenfassung und kurze Bewertung in den Thread "Klimawandel" gesetzt.

AFD: Klima- u. Energiepolitik

Ich denke, die AfD versucht mit Infragestellung des Klimawandels, die derzeit lebenden Deutschen nicht einzuschränken und die Ressourcen einfach auszuschöpfen.
Natürlich ohne den Blick auf kommende Generationen und ohne den Blick auf ferne Länder, die schon in absehbarer Zeit absaufen. Es geht um das ICH, WIR, Jetzt, Heute und um den eigenen Wohlstand. Es geht nicht um die anderen in anderen Ländern und im "kleinen" auch nicht um die anderen "ums eigene" herum.

Diese Einstellung findet sich leider zu 90% auf der Welt. Ich nehme 90%, weil es cirka 10% Vegetarier auf der Welt gibt, die auch tierischem Leben ein Leben lässt.
Einfach gemacht - stimmt. Aber wieso sollte man Rücksicht auf Menschen in 100 Jahren nehmen, wenn man heute noch hunderte Kriege führt die Menschenleben kosten - wenn man immer noch kleine Stellschrauben verweigert wie Tempolimits, die nachweislich zu weniger schweren Unfällen führen ..... usw.

Ich bin absoluter Klimaaktivist, indem ich im privaten klimaschonende Veränderungen in meinen Alltag einbaue. Aber ob ich mir damit nicht selbst den Luxus nehme, weiß ich auch nicht. Mein Nachbar lebt genauso gut und macht gar nichts.

Nobodyknows 13.07.2019 12:46

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1464024)
... nach Art des Nobodyknows ?

....Hat man eine Macher-Partei in die Regierung gewählt oder eine Schwätzer-Partei, die nicht annähernd umsetzt, was ausgerufen wurde.

Wenn man die AfD wählt, dann wählt man auf keinen Fall eine Macher-Partei.
So viel "Um-die-Ecke" denken scheint aber manche breits zu überfordern.

Ebenso das Hinterfragen der Parole "Hol dir dein Land zurück".
Unter uns: Ist das Land denn weg und wenn ja wohin?

Und der Schwachsinn "Vollende die Wende"... :Lachanfall:
In welche Richtung bewegt man sich denn bei einer vollendeten Wende?


Gruß
N. :Huhu:

FlyLive 13.07.2019 12:55

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1464028)
Wenn man die AfD wählt, dann wählt man auf keinen Fall eine Macher-Partei.
So viel "Um-die-Ecke" denken scheint aber manche breits zu überfordern.

....

Da gebe ich Dir recht. Sehr wahrscheinlich bekommt man auch da nur eine Schwätzer - Partei !
Zu früh will ich aber auch über die AfD nicht urteilen. Noch sind sie nicht in Regierung und noch konnten sie wenig zeigen. Also ähnlich den Grünen.

Wären diese Parteien in der Regierung könnte man wissen statt glauben.

Mit der AfD oder den Grünen könnte sich also definitiv etwas ändern - auch Dinge die einem dann auch nicht passen.

Die Grünen in BaWü zeigen aber bereits, da sie weniger grün sein können als man zuvor dachte. So richtig geht es in keine Richtung. Alles Kompromisse.

Nobodyknows 13.07.2019 13:05

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1464029)
Zu früh will ich aber auch über die AfD nicht urteilen.

Wann willst Du denn anfangen über Politik, Programm und Stil zu urteilen?
Was an Belegen über die Arbeit der AfD erwartest Du (noch)?

Gruß
N. :Huhu:

FlyLive 13.07.2019 13:16

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1464030)
Wann willst Du denn anfangen über Politik, Programm und Stil zu urteilen?
Was an Belegen über die Arbeit der AfD erwartest Du (noch)?

Gruß
N. :Huhu:

Ich beschäftige mich nicht mit der AfD, da ich meine Wunschwelt durch andere Parteien besser vertreten sehe.

qbz 13.07.2019 14:46

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1464024)
Hallo qbz,

wieso speziell aus dem Wahlprogramm der AfD ?
....weil Du aufklären oder Anti-AfD Meinungen fördern willst ?
Wird dein Senf, eine neutrale Bewertung sein oder eine nach Art des Nobodyknows ?

Hallo Flylive,

wie Du ja am kurzen ersten Beitrag gesehen hast, möchte ich jeweils zunächst die konkreten Sachforderungen der AFD sachlich-neutral vorstellen. Mein Senf dazu würze ich dann schon nach meinem persönlichen Rezept, also eine kritische Bewertung. Da sowieso ca. 80 % des Landesprogramms eigentlich zu den Bundesangelegenheiten gehören (siehe Austritt Pariser Klima-Abkommen etc.) ist es ja vielleicht auch für Nicht-Brandenburger interessant, was da so drin steht.

Weshalb? Weil ich jetzt nähe Templin wohne, nach einem Leben in Berlin, und die AFD voraussichtlich stärkste oder zweitstärkste Partei bei der Wahl in Brandenburg werden wird. Es passt ja in den Rechtsruck Thread, mal genauer hinzuschauen, mit welchen Forderungen die AFD um Stimmen wirbt.

Es lohnt sich für mich, mich damit konkret auseinanderzusetzen, auch schon für Diskussionen mit anderen Brandenburgern. Ausserdem enthält das Programm die eine oder andere Überraschung, z.B. wieviel sozialpolitische Forderungen die AFD aufstellt, allerdings ohne Finanzierungsvorschläge, was ich deswegen als "populistisch" bezeichnen würde oder die Landwirtschaftspolitik.

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1464024)
Bin zwar nicht aus dem Osten und kann nicht wählen - aber interessant wäre für mich, was wurde von der derzeitigen Regierung vor Jahren angekündigt und inzwischen umgesetzt ! Hat man eine Macher-Partei in die Regierung gewählt oder eine Schwätzer-Partei, die nicht annähernd umsetzt, was ausgerufen wurde.

Dazu könnte ich eine Menge schreiben, wäre aber ziemlich Offtopic. Regiert haben bisher SPD mit Linke. Beide dürften ziemlich viel Stimmen und die Regierungsmehrheit verlieren. Mit einer geplanten Landkreisreform (Zusammenlegung von Landkreisen und kreisfreien Städten, um Geld zu sparen) überwarf sich die Regierung mit allen incl. eigenen Parteimitgliedern und musste die Gebietsreform absagen, nachdem sie sehr viel Ressourcen und Energie da über Jahre reinsteckte. Es zerstritten sich die Parteien wegen der Reform schon intern. Ich verstand auch nicht, weshalb die Linke diese Landkreiszusammenlegung sprich Personalabbau und Bürgerserviceverschlechterung mittragen wollte. Man hätte Zustände wie in Berlin auf den Bürgerämtern bekommen, wo man monatelang auf Termine wartet. Ausserdem schadete der Linke ein Skandal mit verkauften abgelaufenen Krebsmedikamenten einer Firma, wo die behördliche Kontrolle versagte (viel zu wenig Personal) und wo die Ministerin eine Linke war, die deswegen zurücktrat, obwohl sie eigentlich eine engagierte Fleissarbeit im Bereich Gesundheit und Soziales mit zahlreichen neuen Projekten leistete. Mir passte u.a. nicht, dass sich die Linke von der SPD überreden liess, das neue Polizeigesetz (ähnlich zu Bayern) mitzuverabschieden sowie die Landwirtschaftspolitik und einiges andere :)

qbz 13.07.2019 15:06

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1464027)
Ich denke, die AfD versucht mit Infragestellung des Klimawandels, die derzeit lebenden Deutschen nicht einzuschränken und die Ressourcen einfach auszuschöpfen.
Natürlich ohne den Blick auf kommende Generationen und ohne den Blick auf ferne Länder, die schon in absehbarer Zeit absaufen. Es geht um das ICH, WIR, Jetzt, Heute und um den eigenen Wohlstand. Es geht nicht um die anderen in anderen Ländern und im "kleinen" auch nicht um die anderen "ums eigene" herum.

Im Prinzip lässt es sich ja ziemlich genau benennen, welche Industriefirmen und grossen Konzerne profitieren und welche eher weniger. Ob man damit den Wohlstand und technischen Fortschritt im volkswirtschaftlichen Sinne für alle in DE auf Dauer am besten gewährleistet, würde ich stark bezweifeln.


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