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tandem65 11.04.2025 14:09

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1779361)
Es wird ersetzt werden durch ein anderes Gesetz, in dem letztlich zu 95% dasselbe stehen wird, bzw. dieselben Ziele verfolgt werden.
Es ist schon witzig, wie man in der Union glaubt, durch Namensänderungen die Menschen zu beruhigen, beim Bürgergeld ja das selbe.

Das GEG heisst seit 2019 GEG und wird sich sicherlich weiterhin GEG nennen, da es ja für die letzten 2 Jahre von der Opposition & der Fossilpresse als Habecksches Heizungsgesetz bezeichnet wurde. Da ist dann GEG für die Zukunft nicht verbrannt.:Blumen:

Genussläufer 11.04.2025 14:10

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1779365)
Halten wir den Atem an, dass das Geld richtig und sinnvoll verwendet wird. Bisher haben sie ja noch nicht mal angefangen. Anfang Mai höre ich.

:Blumen:

Ich glaube das einfach nicht dran. Nachdem die Schuldenbremse gefallen war, ohne vorab Strukturreformen anzugehen und man sich somit von dem Druck befreit hat, habe ich alle Gelder ins Ausland geschoben und plane auch meinen Wohnsitz zu wechseln. Das geht nicht von heute auf morgen, aber perspektivisch.

Ich denke übrigens, dass Du die Schuldensituation und die "volkswirtschaftlichen" Auswirkungen unterschätzt. Die solltest Du berücksichtigen, wenn Du die von Dir beschriebenen Strukturreformen ohne Nebenwirkungen umsetzen willst. Genau das vermisse ich übrigens bei Trump.

Klugschnacker 11.04.2025 15:01

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779368)
Nachdem die Schuldenbremse gefallen war, ohne vorab Strukturreformen anzugehen und man sich somit von dem Druck befreit hat, habe ich alle Gelder ins Ausland geschoben und plane auch meinen Wohnsitz zu wechseln.

Wohin wirst Du umziehen? Die anderen Länder haben ja weit höhere Schulden als wir. Für mich klingt das, als würdest Du nach Marokko umziehen, weil es in Deutschland jetzt echt zu warm wird.
:Cheese:

Genussläufer 11.04.2025 15:48

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779374)
Wohin wirst Du umziehen? Die anderen Länder haben ja weit höhere Schulden als wir. Für mich klingt das, als würdest Du nach Marokko umziehen, weil es in Deutschland jetzt echt zu warm wird.
:Cheese:

Die Frage ist, wird sein, was ich dann beruflich machen will. Ich bin ja nicht mal Keen auf Nullsteuerländer. Ein netter Mix aus Lebensqualität und geringen Abgaben wäre interessant. Da gibt es auch in Europa sehr sympathische Ziele.

Ein Unternehmen würde ich wohl eher in Osteuropa gründen. Darauf habe ich aber irgendwie die Lust verloren. Kann sich aber durchaus ändern. Mal schauen.

Klugschnacker 11.04.2025 16:05

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779377)
Die Frage ist, wird sein, was ich dann beruflich machen will. Ich bin ja nicht mal Keen auf Nullsteuerländer. Ein netter Mix aus Lebensqualität und geringen Abgaben wäre interessant.

Vielleicht mit Schwarzfahrer nach Próspera?
;)

Genussläufer 11.04.2025 16:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779379)
Vielleicht mit Schwarzfahrer nach Próspera?
;)

Ich kenne Schwarzfahrer nicht, aber der ist mir sympathisch. Auf'n Bierchen würde ich aber nicht nach Honduras.

Mal Spass bei Seite. Du hast hier Länder, deren Geschäftsmodell auf Steuerarbitrage basiert. Malta, Zypern, Gibraltar, Irland, etc. Und mittlerweile sind auch Griechenland und Süditalien interessant geworden. Ungarn und Tschechien sind direkt um die Ecke und auch sehr lebenswert. Und die Tschechen brauen tolles Bier. Da ist auch gar nicht so weit für Trimichi :Huhu:

Wobei es für ihn hart wäre. Der ist fränkisches gewöhnt. Das wäre schon downside :)

Schwarzfahrer 11.04.2025 19:15

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779379)
Vielleicht mit Schwarzfahrer nach Próspera?
;)

Honduras ist nix für mich (keine Skigebiete, falsche Sprache), aber gäbe es sowas ähnliches im Alpenraum, könnte ich es mir überlegen.
Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779377)
Ein Unternehmen würde ich wohl eher in Osteuropa gründen. Darauf habe ich aber irgendwie die Lust verloren. Kann sich aber durchaus ändern.

Zumindest bzgl. Ungarn kann ich es verstehen, es nicht zu tun. Meine Schwester hat jahrelang ein kleines Unternehmen dort geführt; was sie berichtet bgl. Behörden wie auch teilweise Geschäftsgebaren einiger Teilnehmer, ist nicht unbedingt ermutigend. Ungarn ist für mich vor allem wegen meiner Muttersprache eine Option, aber keine hoch priorisierte.

Helmut S 12.04.2025 07:43

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779368)
Ich denke übrigens, dass Du die Schuldensituation und die "volkswirtschaftlichen" Auswirkungen unterschätzt. Die solltest Du berücksichtigen, wenn Du die von Dir beschriebenen Strukturreformen ohne Nebenwirkungen umsetzen willst.

Ich denke schon auch, dass es Nebenwirkungen gibt um in deinem Bild zu bleiben. So is es ja nicht. Es kann auch sein, dass ich Auswirkungen unterschätze und sie stärker ins Gewicht fallen als ich das denke. Der Punkt ist: Die Probleme die wir zu lösen haben sind dermaßen gigantisch, dass es nahezu unerheblich ist wie groß die Nebenwirkungen der Medizin sind, die wir nehmen. Wichtig ist nur , dass wir therapieren und richtig therapieren.

Es ist absolut entscheidend jetzt zu investieren. Machen wir das nicht, gehen wir als Wirtschaftsnation ins zweit und dritte Glied. Was uns dann bevor steht, sieht man seit Jahren live in den USA. Wir können dann nicht mal mehr die Rolle eine verlängerten Werkbank für China einnehmen, weil wir viel zu teuer sind.

Die Summen für die o.g. Probleme die benötigt werden sind so immens, dass das ohne massive Kredite nicht geht. Soviel Staat kann man nicht abbauen um das so gegen zu finanzieren. Wobei ich die Forderung danach schon auch unterstütze. Richtig wäre, die Staatsfinanzierung auf eine völlig andere Basis zu stellen und Arbeit und unternehmerische Investitionen zu verbilligen. Ich will hier nicht wieder mein Plädoyer für eine EU FTS von ca. 0,2-0,3% auf alle FT und deutliche Senkung der EkSt wiederholen.

Wir kriegen den Laden wieder auf Vordermann, da bin ich überzeugt. Es werden manche Dinge halt nur a bisserl länger dauern als eine Wahlperiode. Wichtig ist nur, dass die Gelder auch wirklich wirksam eingesetzt werden.

:Blumen:

Edit sagt noch: Was man nicht vergessen darf ist, dass nur das umgesetzt werden kann, was zunächst politisch machbar ist. Das ist ein Problem. Auch ein Problem ist, und auch das ist nicht neu, dass man gar nicht in die Lage kommt irgendwas umzusetzen, wenn man nicht gewählt wird. Für beide Punkte ist Habeck das jüngste Paradebeispiel. Zuerst konnte er sich nicht gegen Lindners katastrophale Austerität durchsetzen und zuletzt wurde er nicht gewählt.

Klugschnacker 12.04.2025 08:26

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1779399)
Die Summen für die o.g. Probleme die benötigt werden sind so immens, dass das ohne massive Kredite nicht geht.

Warum, auf den letzten Seiten steht doch, wie es geht: Steuern senken für die Wohlhabenden und sparen bei den Armen.

Trimichi 12.04.2025 08:36

Bin da eher bei keko#.

Man kann Menschen nicht beluegen oder taeuschen und dann meinen mit grossen Geldsummen wird alles gut.

Rein sachlich mag das klappen. Nur es geht an den Menschen (Volkswillen) vorbei. Sicher muss investiert werden und sicher benötigen wir Zuzug. Ich verlange lediglich Transparenz und Ökonomie in der Methode von dem Politiker. Das ist das eine. Um die Menschen mitzunehmen. Gegen deren Willen und das ist das andere wird das noch schwerer.

Man kann Menschen nicht einfach hinhalten mit Riesensummen, noch dazu Schulden, die niemand wollte, zumal die Ampel daran zerbrochen ist und jetzt macht man genau das weiter nur noch um den Faktor 3 extremer. Das wird nichts?

Sicher, der Geldsegen tut allen gut. Der macht und jetzt kommt mein Punkt die Arbeitsmotivation kaputt und führt überdies auch nicht zu Innovationen.


Wird man sehen wie das klappt.

Ich wähle als Stammwähler CDU/CSU dieselbe ganz sicher nicht mehr. Hatte ja schon heuer FDP gewählt. Das ist legal, das darf ich. Keine Waffen, Migration deckeln? Und deswegen bräuchte es auch keine Schulden. Zumal wenn man drei AKWs (DE hat die modernsten der Welt...) ans Netz nimmt und NS1+NS2 reparierte.

Adept 12.04.2025 08:49

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779402)
Warum, auf den letzten Seiten steht doch, wie es geht: Steuern senken für die Wohlhabenden und sparen bei den Armen.

Profitieren von den Steuersenkungen nicht alle Einkommensgruppen? Also auch die "Armen"? Und beschnitten werden die "Armen" ohne Wirtschaftsleistung (Hartz IV), oder?

keko# 12.04.2025 08:53

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779388)
Honduras ist nix für mich (keine Skigebiete, falsche Sprache), aber gäbe es sowas ähnliches im Alpenraum, könnte ich es mir überlegen.
Zumindest bzgl. Ungarn kann ich es verstehen, es nicht zu tun. Meine Schwester hat jahrelang ein kleines Unternehmen dort geführt; was sie berichtet bgl. Behörden wie auch teilweise Geschäftsgebaren einiger Teilnehmer, ist nicht unbedingt ermutigend. Ungarn ist für mich vor allem wegen meiner Muttersprache eine Option, aber keine hoch priorisierte.

Scheinbar bist du bzgl. deinem Heimatland nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Hier ein Update für dich:

Der Stuttgarter Automobilhersteller Mercedes verlagert in großen Umfang nach Ungarn. Der Stuttgarter Zulieferer Bosch schließt hier ganze Werke, um nach Ungarn zu verlagern. Der chinesische Elektrofahrzeugbauer BYD will in Ungarn ein riesiges Werk bauen.

Orbán sagt, man plant mit der Produktion von 1 Mio. Automobilen pro Jahr und läßt sich dafür feiern. Ungarn ist auf einem guten Weg, das europäische Drehkreuz für Elektroautomobile zu werden.

Klugschnacker 12.04.2025 09:04

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1779404)
Profitieren von den Steuersenkungen nicht alle Einkommensgruppen? Also auch die "Armen"?

Nein. Die unteren Einkommen zahlen nur eine geringe Einkommenssteuer aufgrund der Freibeträge. Sie zahlen aber Steuern beim Konsum: Umsatzsteuer, Tabaksteuer, Energiesteuer, CO2-Abgabe, Schaumweinsteuer und so weiter. Alles zusammen ergibt eine erhebliche Steuerbelastung. Deshalb bezahlen die Armen bezogen auf ihr Einkommen einen ähnlichen Steuersatz wie die Reichen.

Bei den Armen überwiegen die Konsumsteuern und Sozialbeiträge, bei den Reichen die Steuern auf das Einkommen bzw. Kapitalerträge.

Senkt man die Einkommenssteuer, profitieren davon vor allem die Wohlhabenden, während die ärmere Hälfte davon kaum profitiert.

Die Grafik unten zeigt, wie stark die verschiedenen Einkommensgruppen durch Steuern und Abgaben belastet sind. Die X-Achse zeigt das Einkommen, die Y-Achse die relative Steuerbelastung, aufgeschlüsselt nach Steuer- und Abgabenarten.



Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1779404)
Und beschnitten werden die "Armen" ohne Wirtschaftsleistung (Hartz IV), oder?

Das soziale Auffangnetz orientiert sich am Existenzminimum.

Genussläufer 12.04.2025 14:01

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779406)
Senkt man die Einkommenssteuer, profitieren davon vor allem die Wohlhabenden, während die ärmere Hälfte davon kaum profitiert.

Das klingt romantisch und gut, ist letztendlich aber ein Desaster. Kurzfristig ist das auf der Mikroebene richtig. Nur was passiert dann? Die Arbeitnehmer und Unternehmer, die man gern im Land sehen würden, gehen eben dahin, wo letztendlich mehr rausspringt, ihnen also vom Gewinn weniger weggenommen wird. Bekommt man diese nicht, läuft man natürlich in eine Abwärtsspirale. Kommen diese Leute, wird es langfristig auch mehr zu verteilen geben. Und natürlich profitieren dann auch die "Ärmeren". Es gibt dann auch etwas zu verteilen.

Steuerpolitik muss nicht nur verteilen, sie muss vor allem erwirtschaftbares Vermögen im Land halten und erzeugen.

Es kommt langfristig allen zugute, wenn die Leistungsträger und Kapitalgeber kommen und bleiben. Du kannst die Armen nicht reich machen, indem du die Reichen arm machst.
Aber du kannst einen Rahmen schaffen, in dem mehr Menschen reich werden können – und das ist langfristig sogar gerechter.

Mit Deiner zitierten "Gerechtigkeitsstatistik" verlierst Du die Zukunft :Blumen:

Meik 12.04.2025 15:06

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779406)
Deshalb bezahlen die Armen bezogen auf ihr Einkommen einen ähnlichen Steuersatz wie die Reichen..

Ganz so passt das auch nicht, man muss schon das Gesamtpaket Steuern, Abgaben aber auch Förderungen sehen. So mag anteilig der Teil der Konsumsteuern für niedrige Einkommen höher sein, dafür gibt es aber auch z.B. Wohngeld (aktuell 2025 deutlich erhöht), andere Kosten sind einkommensabhängig, ...

keko# 12.04.2025 16:25

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779413)
....
Es kommt langfristig allen zugute, wenn die Leistungsträger und Kapitalgeber kommen und bleiben. Du kannst die Armen nicht reich machen, indem du die Reichen arm machst.
...

Das Problem ist doch, wem bei dem Spiel mehr zugutekommt und wem weniger.

Falls ein Viertvillabesitzer seine Sonntage damit verbringt, seine 18 m Yacht zu putzen: sehr gut, weitermachen!
Falls mein Chef das doppelte verdient wie ich und seine Zeit in sinnlosen Meetings abhängt: sehr gut, weitermachen!

Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Nicht Reiche sind also das Problem, sondern Arme.

Adept 12.04.2025 16:30

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779406)
Nein. Die unteren Einkommen zahlen nur eine geringe Einkommenssteuer aufgrund der Freibeträge. Sie zahlen aber Steuern beim Konsum: Umsatzsteuer, Tabaksteuer, Energiesteuer, CO2-Abgabe, Schaumweinsteuer und so weiter. Alles zusammen ergibt eine erhebliche Steuerbelastung. Deshalb bezahlen die Armen bezogen auf ihr Einkommen einen ähnlichen Steuersatz wie die Reichen.

Bei den Armen überwiegen die Konsumsteuern und Sozialbeiträge, bei den Reichen die Steuern auf das Einkommen bzw. Kapitalerträge.

Senkt man die Einkommenssteuer, profitieren davon vor allem die Wohlhabenden, während die ärmere Hälfte davon kaum profitiert.

Die Grafik unten zeigt, wie stark die verschiedenen Einkommensgruppen durch Steuern und Abgaben belastet sind. Die X-Achse zeigt das Einkommen, die Y-Achse die relative Steuerbelastung, aufgeschlüsselt nach Steuer- und Abgabenarten.





Das soziale Auffangnetz orientiert sich am Existenzminimum.

Danke für deine Ausführungen. :Blumen:

Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.

Schwarzfahrer 12.04.2025 16:47

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1779405)
Scheinbar bist du bzgl. deinem Heimatland nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Hier ein Update für dich:

Der Stuttgarter Automobilhersteller Mercedes verlagert in großen Umfang nach Ungarn. Der Stuttgarter Zulieferer Bosch schließt hier ganze Werke, um nach Ungarn zu verlagern. Der chinesische Elektrofahrzeugbauer BYD will in Ungarn ein riesiges Werk bauen.

Orbán sagt, man plant mit der Produktion von 1 Mio. Automobilen pro Jahr und läßt sich dafür feiern. Ungarn ist auf einem guten Weg, das europäische Drehkreuz für Elektroautomobile zu werden.

Diese Vorhaben (an deren Erfolg viele in Ungarn auch sehr zweifeln) haben wenig damit zu tun, wie Ämter und Steuerbehörden mit kleinen Unternehmen in Ungarn umgehen, und wie der Umgang mit Absprachen, Zusagen u.ä. in alltäglichen Geschäftsbeziehungen abläuft. Da kannst Du Dich auf viel weniger verlassen, als woran wir uns hierzulande gewöhnt haben. Das hat mit einem grundsätzlich fehlenden Vertrauen (leider oft begründet) untereinander und mit oft zweifelhaften Qualitätsansprüchen zu tun, das im Ungarn den Alltag beherrscht, und sehr gewöhnungsbedürftig ist.

Bei Genussläufers Gedanken ging ich nicht davon aus, daß er die Leitung einer Autobau-Niederlassung von Mercedes im Blick hatte.

Schwarzfahrer 12.04.2025 16:58

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1779417)
Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.

Das ist doch logisch: wer mehr Steuern zahlt, hat auch mehr als Absolutbetrag von Steuersenkungen wie auch von Abschreibungen. Darum hielte ich ein Steuersystem ohne Abschreibungsmöglichkeiten, und Festbeträge für (möglichst wenige) staatliche Leistungen (wie z.B. das Kindergeld) für viel gerechter. Nur werden Steuergesetze von Leuten gemacht, die auch viel Steuern zahlen.

Die Abgaben von Unternehmen zu senken hingegen gibt mehr Spielraum für Tariferhöhungen, und kann damit sehr wohl den Armen auch zu Gute kommen.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1779416)
Nicht Reiche sind also das Problem, sondern Arme.

Ich würde eher sagen Arme haben ein Problem, sie sind es nicht.
Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1779416)
Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.

Wenn dieser unterstellte ursächliche Zusammenhang gilt, dann stimme ich zu. Nur fürchte ich, daß dieser Zusammenhang häufig nur eine Korrelation ist, bzw. schwer konkret nachzuweisen. Es kommt auf das Rechenbeispiel an, wofür mir die Zahlen fehlen: wieviel könnten die "Billiglöhner" oder Du mehr verdienen, wenn der Chef sein Einkommen halbiert, und die Differenz auf alle untergebenen verteilt - wäre das wesentlich? Noch schwieriger wird es, ein Gremium zu finden, das objektiv feststellt, wie viel mehr Einkommen für einen Chef angemessen ist, und wie viel unanständig.

Genussläufer 12.04.2025 18:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1779416)
Das Problem ist doch, wem bei dem Spiel mehr zugutekommt und wem weniger.

Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Nicht Reiche sind also das Problem, sondern Arme.

Keko, Hand aufs Herz, dem Yachtbesitzer ist die Einkommenssteuer wumme.

Zitat:

Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Du meinst den Mythos vom Nullsummenspiel?

@Adept: zu Deinem Satz:

Zitat:

Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.
Man kann die Steuersenkungen nicht über einen Kamm scheren. Die Graphik von Arne zeigt Einkommen. Ob Du nun aber mit 100 TEUR oder 200 TEUR Jahreseinkommen reich bist, kann durchaus hinterfragt werden. Davon bleiben dann 50k bis 100k übrig. Jetzt leben die Familien davon. Und dann stell Dir einen Rentner vor, der ein Eigenheim hat und 24 TEUR Rente. Der würde in der Statistik als arm durchgehen, auch wenn das Eigenheim einen siebenstelligen Betrag wert wäre.

Man könnte die Formulierung auch umdrehen. Die "Reicheren" werden durch Steuersenkungen weniger geschröpft. Profitieren finde ich hier eigentlich fehl am Platze.

Klugschnacker 12.04.2025 19:22

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779413)
Die Arbeitnehmer und Unternehmer, die man gern im Land sehen würden, gehen eben dahin, wo letztendlich mehr rausspringt

Das entspricht nicht den Tatsachen.

Wenn Du recht hättest, würde man beispielsweise in den USA viele deutsche, schwedische oder spanische Manager sehen, die dorthin ausgewandert wären. Das ist aber nicht der Fall. In US-Unternehmen sind fast ausschließlich Amerikaner in den Spitzenpositionen. Dasselbe gilt umgekehrt für Deutschland. Der ach-so-mobile Manager ist ein Mythos. Das gilt auch für Milliardäre, die fast immer dort bleiben, wo sie herkommen.

International ist zum Beispiel der Profisport. Entsprechend sieht man in den Top-Ligen des Fußballs jede Menge Ausländer. In der Wirtschaft ist das aber nicht der Fall und ist dort bestenfalls ein Randphänomen. Es entspricht einfach nicht den Tatsachen, dass Spitzenverdiener hierzulande auf gepackten Koffern säßen.

Schwarzfahrer 12.04.2025 19:39

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779422)
Es entspricht einfach nicht den Tatsachen, dass Spitzenverdiener hierzulande auf gepackten Koffern säßen.

Na ja, von den ca. 200.000, die jährlich auswandern, sollen immerhin drei Viertel Akademiker sein.

Übrigens sind höhere Löhne wohl nicht der alleinige oder wesentlichste Treiber. Focus sieht über 300.000 junge Akademiker "auf gepackten Koffern" sitzen, mit recht unterschiedlicher Motivation, von Rechtsruck über linke Bevormundung bis hin zu Bürokratie und Steuern.

qbz 12.04.2025 19:41

Es gibt einfach verschiedene Prioritäten bei den politischen Grundwerten wie "soziale Gerechtigkeit" und "Freiheit" z.B. Wer ersteres OnTop ansiedelt, wird mit der wachsenden Schere bei der Verteilung von Vermögen in Deutschland nicht zufrieden sein und die politischen Vorschläge unterstützenswert finden, die auf Ende des Auseinanderdriftens bzw. eine Verringerung hinwirken. Dabei stellt das Steuersystem eine Möglichkeit neben anderen dar. Es ist nachweislich zum Ende der Kohl Aera mit Schröder (Rot-Grün), Merkel so verändert worden, dass die Schere sich weiter vergrösserte. Das lässt sich nicht widerlegen! Egal ob man Freiheit oder soziale Gerechtigkeit auf 1 setzt. Ich könnte gerne aus dem Kopf alle Massnahmen aufzählen aus diesen 30 Jahren.

Genauso klar ist auch, dass die unteren Einkommensklassen prozentual mehr von ihrem Einkommen für Steuern bezahlen als die oberen / obersten Einkommensklassen. Man kann wie das hier gemacht worden ist, noch die Transferleistungen gegenrechnen, was aber nichts daran ändert, dass Deutschland ein Steuersystem hat (wenn man alle Arten berücksichtigt), das nur sehr mässig progressiv ist.

Stimmt es mit der sozialen Gerechtigkeit nicht, ergeben sich entsprechende gesellschaftliche Konflikte, schlägt das Pendel eher für Gerechtigkeit aus, steigt die Zufriedenheit und Integration der verschiedenen Klassen in die Gesellschaft.

Schwarzfahrer 12.04.2025 19:49

Vielleicht sollte unsere zukünftige Regierung doch mal über den großen Teich schauen auf der Suche nach guten Ideen. Während hier anscheinend keine Probleme unter dreistelligen Milliardensummen zu lösen sind, hat Argentinien mit bisher deutlich geringerem Budget bei deutlich größeren Problemen erreicht, daß der IWF "in Anerkennung des beeindruckenden Fortschritts in der Stabilisierung der Wirtschaft des Landes" durch die argentinische Regierung weitere Kredite in mittleren zweistelligen Milliardenbeträgen zubilligt. Ob jemand in ein-zwei Jahren auch ähnlich lobend über unsere Marienkäfer-Koalition urteilen wird?

Schwarzfahrer 12.04.2025 19:58

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779427)
Es gibt einfach verschiedene Prioritäten bei den politischen Grundwerten wie "soziale Gerechtigkeit" und "Freiheit" z.B. Wer ersteres OnTop ansiedelt, wird mit der wachsenden Schere bei der Verteilung von Vermögen in Deutschland nicht zufrieden sein und die politischen Vorschläge unterstützenswert finden, die auf Ende des Auseinanderdriftens bzw. eine Verringerung hinwirken.

Hier muß erst mal soziale Gerechtigkeit einheitlich definiert werden - ich glaube, dafür gibt es von links bis rechts sehr unterschiedliche Auffassungen, zwischen staatlch gestützten Mindestwohlstand für alle und gedeckeltem Reichtum bis einfach Chancengleichheit mit höherem Eigenanteil am leistungsabhängigen Erfolg/Mißerfolg.

Wenn die "Schere" als Maßstab gilt, ist für mich die Gerechtigkeit erst verletzt, wenn der untere Schenkel der Schere nach unten oder horizontal verläuft, und der andere nach oben. Solange der untere Schenkel, bzgl. Real-Einkommen und Wohlstan,d unterm Strich nach oben gehen, ist es nicht entscheidend, wie steil der andere Schenkel verläuft.

Ansonsten kann man mit Wohlstand auch ohne Freiheit sozialen Frieden erreichen (s. Ungarns Gulasch-Kommunismus), erstrebenswert ist es in meinen Augen allerdings nicht, und Freiheit (mit hoher Eigenverantwortung) ist für mich gleich wichtig wie Gerechtigkeit.

qbz 12.04.2025 19:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779429)
Vielleicht sollte unsere zukünftige Regierung doch mal über den großen Teich schauen auf der Suche nach guten Ideen. Während hier anscheinend keine Probleme unter dreistelligen Milliardensummen zu lösen sind, hat Argentinien mit bisher deutlich geringerem Budget bei deutlich größeren Problemen erreicht, daß der IWF "in Anerkennung des beeindruckenden Fortschritts in der Stabilisierung der Wirtschaft des Landes" durch die argentinische Regierung weitere Kredite in mittleren zweistelligen Milliardenbeträgen zubilligt. Ob jemand in ein-zwei Jahren auch ähnlich lobend über unsere Marienkäfer-Koalition urteilen wird?

Das Land befindet sich in der Zinsknechtschaft vom IWF und Milei bedient nur den IWF bzw. die Knechtschaft mit den neuen Krediten. Es bräuchte stattdessen, was progressive Kräfte fordern, einen Schuldenerlass, statt neue Schulden. :Lachen2: Wer das als Vorbild für DE nimmt, will der deutschen Bevölkerung nichts Gutes.

Zitat:

"Zuvor hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) der Regierung in Buenos Aires einen neuen Kredit in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar gewährt. Argentinien ist der grösste Schuldner des IWF und steht bereits jetzt bei dem Fonds mit mehr als 44 Milliarden US-Dollar in der Kreide. Die neuen Kredite sollen nun dazu dienen, den Schuldendienst gegenüber dem IWF zu stemmen und die Währungsreserven der Zentralbank zu erhöhen."
https://www.handelszeitung.ch/newsti...ollen-814552-1

StefanW. 12.04.2025 20:02

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779429)
...daß der IWF .... weitere Kredite in mittleren zweistelligen Milliardenbeträgen zubilligt.

Ich war in den VWL-Vorlesungen eigentlich immer sehr aufmerksam. Aber trotzdem habe ich nie etwas in die Richtung aufgeschnappt, dass die Zubilligung von IWF-Krediten ein erstrebenswertes Ziel sein sollte.

Schwarzfahrer 12.04.2025 20:04

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779431)
Das Land befindet sich in der Zinsknechtschaft vom IWF und Milei bedient nur den IWF bzw. die Knechtschaft mit den neuen Krediten. Es bräuchte stattdessen, was progressive Kräfte fordern, einen Schuldenerlass, statt neue Schulden. :Lachen2: Wer das als Vorbild für DE nimmt, will der deutschen Bevölkerung nichts Gutes.

Die Kredite sollen nur die Größenordnung der Finanzbeträge zeigen, um die es geht , Faktor 10 kleiner als bei uns. Als Vorbild sollte man sich Mileis Maßnahmen nehmen, die offenbar zur Stabilisierung der Wirtschaft führen, und das ohne Sondervermögen in unserer Größenordnung.

qbz 12.04.2025 20:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779430)
Hier muß erst mal soziale Gerechtigkeit einheitlich definiert werden - ich glaube, dafür gibt es von links bis rechts sehr unterschiedliche Auffassungen, zwischen staatlch gestützten Mindestwohlstand für alle und gedeckeltem Reichtum bis einfach Chancengleichheit mit höherem Eigenanteil am leistungsabhängigen Erfolg/Mißerfolg.

Wenn die "Schere" als Maßstab gilt, ist für mich die Gerechtigkeit erst verletzt, wenn der untere Schenkel der Schere nach unten oder horizontal verläuft, und der andere nach oben. Solange der untere Schenkel, bzgl. Real-Einkommen und Wohlstan,d unterm Strich nach oben gehen, ist es nicht entscheidend, wie steil der andere Schenkel verläuft.

Ansonsten kann man mit Wohlstand auch ohne Freiheit sozialen Frieden erreichen (s. Ungarns Gulasch-Kommunismus), erstrebenswert ist es in meinen Augen allerdings nicht, und Freiheit (mit hoher Eigenverantwortung) ist für mich gleich wichtig wie Gerechtigkeit.

Aus meiner Sichtweise schafft allein menschliche Arbeit den Reichtum einer Gesellschaft und damit ist es ungerecht, wenn die obersten Einkommensklassen sich einen immer grösseren Anteil vom Kuchen aneignen, was in den letzten Jahren der Fall gewesen ist.

deralexxx 12.04.2025 20:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779426)

Naja so schlimm scheint es ja nicht zu sein:

Zitat:

Trotz der überproportional hohen Zahl an Akademikern bei den Auswanderern ist den Forschern zufolge dennoch nicht mit einem Braindrain, also einem dauerhaften Verlust von Fachkräften, zu rechnen. Deutschland verliere zwar temporär Fachkräfte. Die meisten von ihnen blieben jedoch für nur einige Jahre im Ausland.
Niedrige Steuern z.B. in der Schweiz sind so weit nice, bis man als Alleinverdiener zwei Kinder hat die in die Krippe sollen / wollen. Teilzeitjob für einen Partner? Good luck.

Meik 12.04.2025 20:46

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779434)
Aus meiner Sichtweise schafft allein menschliche Arbeit den Reichtum einer Gesellschaft

Nö, mit Arbeit allein schafft man keinen Wohlstand. Du brauchst nunmal schlicht und ergreifend die "Elite" oder wie die Linken die auch immer beschimpfen. Die Leute mit Ideen, die Firmen gründen, die Arbeitsplätze schaffen, die ihre Produkte am Markt gut verkauft bekommen, ... wie gut Planwirtschaft funktioniert wenn du das nicht hast haben die Älteren von uns noch live miterleben können.

Für Wohlstand brauchst du zuerst die Leute die hier investieren, hier neue Firmen gründen und hier Arbeitsplätze schaffen.

Die Auswanderung von Akademikern hat aber oft auch ganz simpel mit ihrer Fachrichtung oder beruflichen Zielen zu tun. In leider sehr vielen Branchen spielt die Zukunft nicht hier, da ändern niedrigere Steuern auch nichts.

qbz 13.04.2025 08:32

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1779437)
Nö, mit Arbeit allein schafft man keinen Wohlstand. Du brauchst nunmal schlicht und ergreifend die "Elite" oder wie die Linken die auch immer beschimpfen. Die Leute mit Ideen, die Firmen gründen, die Arbeitsplätze schaffen, die ihre Produkte am Markt gut verkauft bekommen, ... wie gut Planwirtschaft funktioniert wenn du das nicht hast haben die Älteren von uns noch live miterleben können.

Für Wohlstand brauchst du zuerst die Leute die hier investieren, hier neue Firmen gründen und hier Arbeitsplätze schaffen.

Die Auswanderung von Akademikern hat aber oft auch ganz simpel mit ihrer Fachrichtung oder beruflichen Zielen zu tun. In leider sehr vielen Branchen spielt die Zukunft nicht hier, da ändern niedrigere Steuern auch nichts.

Du hast halt ein Gesellschaftsbild, wo die Gesellschaft sich aus X einzelnen Individuen zusammensetzt und dann schaust Du auf die "Leistungen" dieser Individuen und sagst, wer mehrfacher Millionär und Milliardär ist, hat genauso für sein Vermögen "gearbeitet", "Leistungen" erbracht wie die Lohnabhängigen in seinen Fabriken. Dass fast der gesamte Teil seines Vermögens als Mehrwert / Profit von den Lohnabähigigen erarbeitet worden ist, kommt in diesem Gesellschaftsbild nicht vor.

Im Unterschied dazu schaue ich auf die Struktur der Gesellschaft und den Zusammenhang ihrer Elemente, wo die handelnden Personen quasi nur die Rollen in den bestimmenden, gesetzmässig ablaufenden Strukturen erfüllen (z.b. die Besitzer der Produktionsmitteln und die Arbeiter). Erst dann erkennt man, dass quasi Geld und als spezielle Form von Geld das Kapital (wenn Geld in Kapitalkreisläufe gelangt und sich in Kapital verwandelt) nichts anderes als abstrakte menschliche Arbeit darstellt, von den frühen Warengesellschaften bis zur Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaften. (in allen Arbeitswerttheorien). Insofern entsteht der ganze gesellschaftliche Reichtum allein durch menschliche Arbeit in meinem Gesellschaftsbild.

keko# 13.04.2025 08:56

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1779418)
Diese Vorhaben (an deren Erfolg viele in Ungarn auch sehr zweifeln) haben wenig damit zu tun, wie Ämter und Steuerbehörden mit kleinen Unternehmen in Ungarn umgehen, und wie der Umgang mit Absprachen, Zusagen u.ä. in alltäglichen Geschäftsbeziehungen abläuft.....

In Ungarn sind die Lohnkosten für Daimler um 70% niedriger als hier in Stuttgart. Mercedes will dort 100.000 Fahrzeuge pro Jahr bauen, die aktuell noch aus DE kommen.
Einer meiner Nachbarn, der beim Bosch im mittleren Management arbeitet, ist auch oft in Ungarn. Seine Abteilung wird verlegt. Sein letzter Task, danach geht er in Rente. "Go East" nennt man das beim Bosch, hat er mir mal von Gartenzaun zu Gartenzaun achselzuckend gesagt.

Man findet im Internet genug Bilder, wo sich Viktor Orbán stolz mit den Mercedes-Chefs präsentiert. Ebenso mit Frau Dr. Weidel. Während er in der EU offiziell so was wie ein Bumann ist, scheint es so, dass er trotzdem gute Geschäfte macht.

Klugschnacker 13.04.2025 09:34

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 1779437)
Nö, mit Arbeit allein schafft man keinen Wohlstand. Du brauchst nunmal schlicht und ergreifend die "Elite" oder wie die Linken die auch immer beschimpfen.

Ebenso gut könnte man das Gegenteil behaupten: Es braucht Leute, welche die Arbeit machen. Eine Gesellschaft aus lauter Chefs und Vorständen erreicht gar nichts.

Die Frage, ob in einer Klinik die Chefärzte am unverzichtbarsten sind oder die Krankenschwestern oder die Haustechniker ist müßig. Eine Klinik funktioniert nur mit allen gemeinsam.

Das gilt auch für die Gesellschaft als Ganzes. In einer hoch arbeitsteilig organisierten Gesellschaft ist jeder nur ein kleines Rädchen im Getriebe, vom Müllmann bis zum Astronauten. Wohlstand können wir nur gemeinsam erwirtschaften oder gar nicht. Welcher von beiden sich selbst als "Leistungsträger der Gesellschaft" sieht ist eine ebenso überflüssige wie peinliche Selbsteinschätzung, die an den Realitäten vorbei geht.

Die wohlhabendsten 10% unserer deutschen Gesellschaft haben 30% aller Einkommen und 60% der Vermögen für sich. Mit steigender Tendenz.

Meiner Meinung nach haben wir ausreichend Grund, um über die gerechte Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Wohlstands nachzudenken.

keko# 13.04.2025 10:09

Zitat:

Zitat von Genussläufer (Beitrag 1779420)
Keko, Hand aufs Herz, dem Yachtbesitzer ist die Einkommenssteuer wumme.
...

Das Problem mit dem fiktiven Yachtbesitzer ist doch, dass seinem fiktiven Sohn Dinge wie steigende Lebenshaltungskosten oder Lebensmittelpreise auch egal sind. Der Sohn hat ganz andere Chancen. Er muss sich nicht mühsam als kleiner Angestellter über viele Jahre zu einem Abteilungsleiter hocharbeiten, er fängt gleich als Abteilungsleiter an. Mit problematischen Mitschülern musste er sich auf seiner Privatschule nie herumschlagen. Von gleichen Startchancen sind wir auch in DE meilenweit entfernt.

Schwarzfahrer 13.04.2025 10:28

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779451)
Du hast halt ein Gesellschaftsbild, wo die Gesellschaft sich aus X einzelnen Individuen zusammensetzt und dann schaust Du auf die "Leistungen" dieser Individuen und sagst, wer mehrfacher Millionär und Milliardär ist, hat genauso für sein Vermögen "gearbeitet", "Leistungen" erbracht wie die Lohnabhängigen in seinen Fabriken.

Das ist ein viel zu simples Gesellschaftsbild. Die "Lohnabhängigen" sind ein sehr breites Spektrum vom Hilfsarbeiter bis zum Betriebsleiter, und bis zum Millionär gibt es noch viele andere (z.B. Selbständige, Politiker), die zwar nicht so reich sind, aber doch weit jenseits des "Normalbürgers"). Die sehr große Mehrheit all dieser leistet etwas für sein Einkommen, wenn auch sehr unterschiedlich.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779451)
Dass fast der gesamte Teil seines Vermögens als Mehrwert / Profit von den Lohnabähigigen erarbeitet worden ist, kommt in diesem Gesellschaftsbild nicht vor.

Das ist wiederum sehr vereinfacht. Wer hat mein Einkommen erarbeitet? Ich war 35 Jahre in der Forschung, ein Großteil unserer Arbeit wurde nie umgesetzt, direkt habe ich so gesehen sehr wenig "erwirtschaftet", sondern ich wurde aus den Gewinnen der Firma aus produktiven Segmenten bezahlt. Bin ich dann auch Ausbeuter? Oder ist man es nur, wenn man mehr verdient als x?
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779451)
Im Unterschied dazu schaue ich auf die Struktur der Gesellschaft und den Zusammenhang ihrer Elemente, wo die handelnden Personen quasi nur die Rollen in den bestimmenden, gesetzmässig ablaufenden Strukturen erfüllen (z.b. die Besitzer der Produktionsmitteln und die Arbeiter).

Diese Betrachtung vernachlässigt für mich zu sehr die Tatsache, daß Menschen Individuen sind.
Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779451)
Insofern entsteht der ganze gesellschaftliche Reichtum allein durch menschliche Arbeit in meinem Gesellschaftsbild.

Zu diesem Bild gehört dann aber auch, daß nicht nur Reichtum sondern auch Sozialversorgung aus menschlicher Arbeit erwirtschaftet wird. D.h. nicht nur die Reichen profitieren davon, sondern auch all die, die von Transferleistungen leben, und deren Zahl ist nicht kleiner, als die der Reichen. Wenn ich mir also Gedanken mache, wohin mein erarbeitetes Vermögen fließt, muß ich beides betrachten. So gesehen ist es gleich ungerecht, wenn der Wert meiner Arbeit an einen Millionär fließt, oder an einen, der zwar selbst arbeiten könnte, aber es vorzieht, von Bürgergeld zu leben. Beide Fälle verringern das, was den wirklich Hilflosen und Bedürftigen zukommen könnte.

Schwarzfahrer 13.04.2025 10:38

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779454)
Das gilt auch für die Gesellschaft als Ganzes. In einer hoch arbeitsteilig organisierten Gesellschaft ist jeder nur ein kleines Rädchen im Getriebe, vom Müllmann bis zum Astronauten. Wohlstand können wir nur gemeinsam erwirtschaften oder gar nicht.

Grundsätzlich sehe ich es auch so, auch wenn für mich das "kleine Rädchen im Getriebe" als zu pauschal und geringschätzig empfinde. Die Rolle, die einzelne spielen, ist schon sehr unterschiedlich, und es gibt kleinere und größere Räder.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779454)
Welcher von beiden sich selbst als "Leistungsträger der Gesellschaft" sieht ist eine ebenso überflüssige wie peinliche Selbsteinschätzung, die an den Realitäten vorbei geht.

Es gibt aber schon Unterschiede, wer zu den "Leistungsträgern" einer Gesellschaft zählen kann, und wer weitgehend nur davon profitiert, daß "die Gesellschaft" etwas erwirtschaftet. Letztere Kategorie (neben der kleinen Gruppe der Milliardäre auch alle, die von Transferleistungen leben) sollte auf ein Minimum von Bedürftigsten begrenzt werden - das ist ein wesentlicher Teil von sozialer Gerechtigkeit. Ebenso wie die Anerkennung von unterschiedlichen Leistungen in Form von unterschiedlichen Einkommen, da das ein wesentlicher Motivationsfaktor für Leistung ist.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1779454)
Meiner Meinung nach haben wir ausreichend Grund, um über die gerechte Verteilung des gemeinsam erwirtschafteten Wohlstands nachzudenken.

Ja, grundsätzlich richtig; ich würde vielleicht eher formulieren, ..."um über die gerechte und effektivste Verwendung des von den Leistungsträgern erwirtschafteten Vermögens nachzudenken".

Helios 13.04.2025 11:00

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1779434)
...........
schafft allein menschliche Arbeit den Reichtum einer Gesellschaft
..........

*schmunzel* - kann ein Gewerkschafter anders denken??

Als Nachzügler lief ich öfters unterm Radar und stand dann an Orten und hörte Gespräche die entweder nicht für mich oder gerade für mich bestimmt waren.

"Der Unternehmer ist reich geworden, weil er uns Arbeiter um die Früchte unserer Arbeit mit Hungerlöhnen beschissen hat, das holen wir uns wieder."

"Der Unternhemer ist reich geworden, weil er uns Kunden/Endverbrauchern zu viel Geld über den Auftrag genommen hat, er hat uns gerupft wie eine Weihnachtsgans, das holen wir uns zurück."

"Der Unternehmer ist reich geworden, weil wir ihn bei den Finanzierungskonditionen ständig entgegenkommen mussten und uns kaum was verdienen hat lassen, sagen die Banken."

"Der Unternehmer ist reich geworden, weil wir ihm Waren mit zu hohen Rabatten gegeben haben, sagt der Groß-Händler."

Die Gemeinden sagen, er zahlt kaum Gewerbesteuer, auch das Finanzamt meint, für den Zuwachs an privatem Vermögen passen die Bilanzen und die ausgewiesenen Gewinne nicht (in 10 Jahren 5 mit plus, 5 mit Null), obwohl sie über die abgesetzten Zinsen die aufgebaut Schuldenpyramide erkennen hätten können - sie waren auf dem Auge betriebsblind.


Reichtum entsteht, wenn man weniger ausgibt, als man einnimmt und Schulden vermeidet (alles was der zukünftigen Regierung fremd ist).

TriVet 13.04.2025 12:35

Kleiner Klassiker zu den Startchancen ins Leben, es hat halt leider _nicht_ jeder die gleichen Möglichkeiten:
https://youtu.be/yZ670ooc6Qc?si=VuFLrqBvXpglC5G-

uk1 13.04.2025 14:05

Zitat:

Kleiner Klassiker zu den Startchancen ins Leben, es hat halt leider _nicht_ jeder die gleichen Möglichkeiten:
Ja absolut richtig.
Ich kenne den Bereich seit vielen Jahren sehr gut.
In D. gibt es ein gutes System das eigentlich allen jungen Leuten ein Angebot unterbreitet sofern sie den wollen. Die Angebote sind vielschichtig und werden in der Regel von der öffentlichen Hand finanziert. Ein Teil hält nicht durch oder orientiert sich anders. Ein Teil schafft den Sprung in die Ausbildung beim Arbeitgeber oder in eine vom Staat finanzierte Ausbildung.
Kommen wir zu den jungen Leuten die nicht wollen, sofern sie vom Staat keine Leistungen beziehen ist es zwar schade um die Arbeitskraft aber eben nicht zu ändern. Dann gibt es die, die vom Hartz4/Bürgergeld leben, das sind nicht wenige. Hier muss der Ansatz sein du willst nicht, ab sofort kein Geld. Das schlimmste das wir mit den jungen Leuten gemacht haben ihnen eine Wahl zu lassen zwischen Arbeit und finanziertem nichts tun.
Wenn man alle Arbeitslosen betrachtet würde ich einschätzen das 50% echte Hilfe brauchen, für diese würde ich eine pauschale Zusage geben, du bekommst einen Arbeitsplatz der vom Staat finanziert wird. Denen muss aber auch klar sein, geh ich da nicht hin gibt es keine Leistungen.
Die anderen 50% können und wollen nicht, die würde ich 100% kürzen.
Wenn jemand Arbeitslos wird, das kann jedem passieren, bekommt er einen Monat Zeit sich selbständig etwas zu suchen. Danach sollen unterstützende Angebote greifen. Umschulung, Weiterbildung und usw. Er muss aber Wissen das der Druck da ist das er irgendwann keine Leistungen mehr bekommt.
Zu den Jobcentern in einigen Regionen haben die mehr Mitarbeiter als ein mittelständischer Betrieb. Bei den Maßnahmen des Jobcenters die z.b. dazu dienen die Leute zu reaktivieren, motivieren und zu aktivieren gibt es eine verschwindend kleine Zahl an Vermittlungen in den Arbeitsmarkt. Pauschal von 20 Leuten in der Regel 2 oder 3. Von den 20 Teilnehmern sind definitiv die Hälfte arbeitsfähig. Viele der TN haben schon mehrere Maßnahmen absolviert. Das ist ein Kreislauf der sich über Jahre zieht. Diese Maßnahmen kosten unglaublich viel Geld. Ich würde die komplett abschaffen und jedem ein Angebot machen. Da ist ein Projekt bitte melde dich dort, warst du da bekommst du für den Tag Geld.
Wir müssen die Spirale vor allen Dingen bei den jungen Menschen brechen das man fürs nichts tun Geld bekommt. Auch die Trennung damals Jobcenter und Arbeitsagentur müsste neu bewertet werden.


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