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Stefan 09.08.2021 17:01

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Aktuell: Weil man eine Menge Geld in den Spitzensport steckt.
Wenn man die Olympiastützpunkte für die Bevölkerung öffnet, keine Sportsoldaten mehr beschäftigt und die Trainer im Freizeitsport einsetzt, dann kann man gerne den Anspruch runterschrauben.

Helios 09.08.2021 17:28

Ganz klaa ein Sanierungsfall.

Prio 1 Kosteneinsparung

7 von 10 Gold wurden von viemahle geholt - mähll bleibt in 3 Jahren daheim, nix Sause in Paris :Cheese:

Die Stützpunkte müssen sich ihr Geld selber verdienen - *open 4 all* heisst das ;)

So wird aus den Stützpunkten Kondensations-Cluster für die nächste Generation, die jetzige ist eh schon abgehängt.

.......
.......
usw.
:)

Körbel 09.08.2021 17:54

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Weil sie beim Eurovison Song Contest schon so schlecht waren
und nicht zu vergessen die letzte Fussball-WM und EM.

Irgendwo muss man ja glänzen.

noam 10.08.2021 00:38

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?

Gute Frage, wenn auch sehr philosophisch.

Solange man Profisport mit Steuergeldern fördert, Berufssportler in Bundeswehr und anderen Behörden ermöglicht sollte der entsprechende Anspruch sein, auch möglichst gut im Vergleich mit anderen Profisportlern abzuschneiden. In vielen Sportarten ist Olympia der ultimative Vergleich und eine Medaille das klar definierte Ziel.

Mit dem Infragestellen einer Notwendigkeit von Erfolg, stellt man eigentlich sämtliche Notwendigkeit von Sportförderung durch staatliche Zuwendungen im Profisport in Frage. Was bringt einer Behörde ein Olympiasieger in der Praxis? Genau gar nichts. Er schadet sogar, da er Planstellen besetzt und damit andere seine Arbeitskraft kompensieren müssen.



Solange wir die olympischen Sportarten massiv mit Steuermitteln fördern, für gerade diese Sportler exklusive Infrastruktur (Trainingsstädten, Trainer und Betreuer) schaffen und vorhalten, solange dürfen "wir" auch den Anspruch haben, dass diese Sportler bestmöglich ausgebildet, trainiert und vorbereitet an den Start gehen und dabei sollte fortwährend das gesamte System auf dem Prüfstand stehen.




Nun sind wir in Deutschland eine Gesellschaft in der Sport bei weitem nicht den Stellenwert hat, den der Sport in anderen Ländern genießt. In meinen Schwimmerzeiten war es zB für viele niederländische Vereine völlig selbstverständlich ein eigenes Schwimmbad für Trainingszwecke und Schwimmausbildung von der Gemeinde zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bei uns werden Bäder mehr und mehr privatisiert und in moderne Wasserspielplätze umgebaut. Gerade Vereine in ländlichen Regionen leiden erheblich unter Wassermangel oder sind Bittsteller bei den privaten Badbetreibern, was zu erheblichem finanziellen Aufwand führt, den sich nicht jeder leisten will. Wenn ich zurückschaue, hatten wir hier oben innerhalb von 50km vier Hallen und noch mehr Freibäder mit Sportbecken vor 20 Jahren. Davon sind ein sanierungspflichtiges Hallenbad und zwei Freibäder geblieben. Die anderen Bäder sind entweder nicht nutzbare Spielplätze oder geschlossen worden. Und das wird ja nicht exklusiv beim Schwimmsport so zu sein, sondern auch andere Sportarten betreffen. Dazu kommen so starre Kaderstrukturen, wo es mehr um die eigenen Pfründe auf Funktionärsebene geht als um die Leistungsfähigkeit der Sportler.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.


Woher soll denn die Breite an Sportlern kommen, aus denen man die herausragenden zu Spitzensportlern formen kann, wenn an der Basis kaum mehr für viele die Möglichkeit besteht einem Sport in ausreichender Intensität nachzugehen?





Witzigerweise gibt es diese Diskussion alle 4 Jahre nach Olympia, dann verschwindet sie wieder und nach 4 Jahren hat sich nichts geändert und die Diskussion kommt erneut auf. Ja komisch. Es hat sich ja weder die Stellung von Sport in der Gesellschaft noch Strukturen in der Förderung verändert.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

TobiBi 10.08.2021 07:19

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1616199)
Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

Ist dann halt die Frage ob man das Schulsystem dann auch so umstellen will, dass die Schulen Schulgebühr kosten, denn die tollen Anlagen wollen natürlich auch unterhalten werden.
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

HerrMan 10.08.2021 07:49

Zitat:

Zitat von bentus (Beitrag 1616119)
Warum „soll/muss“ Deutschland bei Olympia erfolgreich sein?


Meine Güte, kindische Frage. "Brot und Spiele" - war da was.... mehr gibt es darauf eigentlich nicht zu sagen.

Wenn das Sysrem besser funktionieren würde, und die über eine halbe Milliarde Förderung, die in den letzten 4 Jahren in den Spitzensport gesteckt wurden, zu vielen vielen Medaillen geführt hätten, wären im Folk für ein paar Tage Corona, Baerbocks Irrungen in Brandenburg, Flutkatastrophe und Klimawandel in Vergessenheit geraten. Solch temporäre Auszeiten beruhigen die Nerven ganzer Völker und können somit auch zu internationaler Entspannung führen.

Bestes Beispiel: Das Sommermärchen 2006.

captain hook 10.08.2021 07:56

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1616199)
.

Weiter geht es mit der Einstellung zu Leistung, Gewinnen und Verlieren im Sport. Wenn man Bundesjugendspiele in Grundschulen abschafft, da man es als diskriminierend empfindet, wenn das unsportliche (körperlich benachteiligte) Kind als Reaktion auf seine Leistung "nur" eine Teilnehmerurkunde erhält, wo doch der sportliche eine Ehrenurkunde erhält, muss man sich doch nicht mehr Fragen, warum es kaum mehr Nachwuchs für Leistungssport gibt.



Wie man es anders machen könnte, sieht man an den USA, wo Sport bzw die Identifikation mit Sport sehr tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Da treten Schulen in sportlichen Wettkämpfen in allen möglichen Sportarten gegeneinander an und das in Stadien, die mehr Zuschauer haben, als so manche Deutsche Meisterschaft. Von den infrastrukturellen Möglichkeiten mal abgesehen. Viele Schulen dort haben umfangreiche Sportanlagen, professionelle gut ausgebildete Trainer und Betreuer. Hier müssen sich drei Schulklassen 80min eine baufällige Sporthalle teilen und werden vom Sportlehrer (der Sport als Drittfach im Lehramtsstudium nebenher mitgemacht hat) in Bewegungsfeldern unterrichtet.

In den USA bekommt man dann halt auch nen Platz an so einer Schule wenn die schulischen Leistungen nicht reichen, aber die Schule ihr Standing auf sportlicher Ebene verbessern kann. Ich halte das nicht für erstrebenswert.

Der erste zitierte Absatz trifft es in meinen Augen ganz gut. Hochleistungssport ist halt ne harte Sache. Und man muss meist früh anfangen. Entweder es kommt dann von innen heraus oder es hat auch was mit Druck zu tun. Da zweiteres nicht so sehr gefragt ist in D, muss man sich auf ersteres beschränken. Und da ist die Trefferquote dann halt nicht so hoch. Vielleicht sollte man eher Psychologen als Trainer beschäftigen um festzustellen, wie man möglichst viele Möglichkeiten und Motivation schafft sich auszuprobieren, Lust auf Sport zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnen kann. Zumindest außerhalb von Fußball und Co. Da wird Talentsichtung und Co ja aktiv betrieben. Vom sozialen Ansehen und Zukunftschancen noch gar nicht gesprochen.

Ich habe in meiner sportlichen Zeit nur selten das Gefühl gehabt, dass mir das deutsche Sportsystem sowas aufzeigt. Die, die es taten taten das aus persönlichem Engagement und außerhalb solcher Strukturen.

Vielleicht haben wir deshalb bessere Fußballer*innen als Marathonläufer*innen.

Hafu 10.08.2021 08:44

Zitat:

Zitat von TobiBi (Beitrag 1616208)
...
Da ist meine Präferenz: Lieber schlechter im Sport als gute Bildung nur für die Wohlhabenden.

Was auf jedem Fall ein Riesen-Vorteil des US-amerikanischen, historisch gewachsenen Systems ist, sind die vielen Sport-Stipendien, die es neben Mannschaftssportarten gerade auch für Schwimmen und Leichathletik in den USA gibt.

Für einen deutschen Studenten ist Leistungssport neben dem Studium eher eine zusätzliche Belastung und Leistungssportler werden im Unibetrieb eher belächelt.


In den USA ist es gerade umgekehrt: vielen Studenten ermöglicht ihr Sport überhaupt erst den Zugang zu attraktiven Unis und an den Colleges/ Hochschulen selbst genießen die besten Sportler auch mit das höchste Ansehen, weil die Hochschulen das ganze College-Sportsystem nutzen, um sich im Wettbewerb mit anderen Hochschulen in Szene setzen.
Ich habe mehrere Triathleten in meinem Bekanntenkreis (darunter auch eine Olympiateilnehmerin von Tokyo), die alleine wegen der Sportstipendien zum Studieren in die USA gegangen sind (wobei sie sich in der Studienzeit dann aufs Laufen fokussiert haben).


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