![]() |
Gedicht vom verrückten Hutmacher ...
O Papagei, o Papagei!
Wie grün sind deine Federn! Du grünst nicht nur zur Tageszeit, Auch wenn es Tass- und Töpfe schneit. O Papagei, o Papagei – |
Ludwig Thoma:
Laue, stille Sommernacht,
Rings ein feierliches Schweigen, Und am mondbeglänzten See Tanzen Elfen ihren Reigen. Unnennbares Sehnen schwillt Mir das Herz. In jungen Jahren Hab ich nie der Liebe Lust, Nie der Liebe Glück erfahren. Schmeichelnd spielt die linde Luft Um die Stirne, um die Wangen. Und es faßt mit Allgewalt Mich ein selig-süßes Bangen. Blaue Augen, blondes Harr Soll ich bald mein eigen nennen? Und der Ehe Hochgefühl Soll ich aus Erfahrung kennen? In der lauen Sommernacht Wird sie dann im Bette sitzen, "Männchen", frägt sie, "sag mir doch, Mußt du auch so gräßlich schwitzen?" |
Heinrich Heine:
Himmlisch wars, wenn ich bezwang
Meine sündige Begier, Aber wenns mir nicht gelang, Hatt ich doch ein groß Pläsier. |
Zitat:
|
Ludwig Thoma - aus aktuellem Anlaß:
Juli 1909
Die Schöpfung Gottes ist dieses Jahr Ein niederträchtiges Pissoar. Schnecken und Frösch' und Wasserwürm' Brauchen sogar einen Regenschirm. In der verschleimten Sommerflur Rotzt die gesamte Kreatur, Und das weise Weltsystem Ist aus Dreck und aus feuchtem Lehm. Auch im Himmel schweigt Gottes Lob. Dieses Wetter ist viel zu grob, Georg, Michel und Gabriel Möchten miteinander in d'Höll, Denn sie meinen, es wär' wohl gut In der ewigen Flammenglut. Oben frieren die Zehen starr, Petrus hat einen Blasenkatarrh, Und dem Erzvater Abraham Wachst am Hintern ein Fliegenschwamm. |
Zitat:
|
Jörg Fauser:
Sonntagnachmittag: Wieder in Schwabing
Dösende Taxifahrer, fette Tauben am Elisabethplatz, kein Wermutbruder in Sicht, auch die Krawall-Hildas schlafen noch: sowas nenn ich mir eine Ordnung. Im ZumZum eß ich Tiroler Speckknödel mit Salat, trink zwei Weißbier. Ein grauhaariger Herr nimmt am Nebentisch Platz, sagt zum Kellner »Das gleiche, wie immer« und bekommt: einen Kaffee, ein Eisbein, einen Underberg. Sorgfältig raucht er eine Juno, zahlt, geht. Kein Wort zuviel. Die Musikbox spielt ‚Wenn ich denk daß ich denk‘. In der Welt am Sonntag lese ich, daß die Erde bald untergeht, sogar die sowjetische, aber wir zuerst, weil wir ihnen die Regenschirme liefern und dann ohne dieselben im Regen stehen. Ich denke, das ist eine nützliche Information, und zahle meinerseits. Wieviel Sonne sich da plötzlich putzt! Ich trink noch eine Halbe in der Isabella-Klause. Zu den Schafskopfspielern bleibt man besser höflich, das fällt mir nicht schwer. Es gibt Sonntage, wo einem nichts schwer fällt, nicht mal die Welt. Zu Hause im Keller schenk ich mir einen Schnaps ein und treffe eine Verabredung für den Abend. Auf die Frau freu ich mich. Schleicht sich da eine Unruhe ein? Ach was, das liegt am Speck. Fette Tauben, fette Dichter: und draußen die schlanken Streifenwagen der Polizei. |
Ringelnatz:
Ein Pflasterstein, der war einmal
Und wurde viel beschritten. Er schrie: "Ich bin ein Mineral Und muss mir ein für allemal Dergleichen streng verbitten!" |
| Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:17 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.