Zitat:
Zitat von Matthias75
(Beitrag 1645515)
Ohne jetzt jeden einzelnen Bewerbungsversuch geprüft zu haben, meine ich doch relativ häufig gelesen zu haben, dass Bewerbungen an Bürgerentscheidungen vor Ort gescheitert sind, und nicht an Klage einzelner Personen.
Meine Einschätzung ist, dass es immer schwieriger wird, den Bürger ein solches Großereignis schmackhaft zu machen, wenn man vor Ort alle Risiken tragen muss, vom IOC massiv gegängelt wird, und dann noch nicht mal an den Gewinnen beteiligt wird.
M.
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Ich kann mich an den damaligen Bürgerentscheid gut erinnern (und hatte mich damals bewusst der Stimme enthalten). Das Gebahren des IOC mit seinen Vergaberichtlinien war damals durchaus auch ein Thema, der Hauptgrund für die Ablehnung waren aber eher in den peripheren Wettkampforten die mit Olympia verbundenen "Unbequemlichkeiten" wie z.B. vorübergehende Verkehrsprobleme, Beeinträchtigungen durch das für ein solches Großereignis zweifellos erforderliche Sicherheitskonzept und ähnliche Nebensächlichkeiten.
Die Chancen, die so ein Großereignis für die Austragungsorte auch mit sich bringt (infrastrukturausbau, geplante erhebliche Verbesserungen im ÖPNV), waren kaum Thema, bzw. konnten von den Befürwortern nicht überzeugend genug dargelegt werden: Es wäre auch ein Fest für jeden gewesen, der mit Tourismus sein Geld verdient (und das sind im Landkreis Traunstein sowie Garmisch sehr, sehr viele).
Gerade in Demokratien ist es heutzutage sehr einfach die Leute, die gegen ein Projekt sind zu mobilisieren. Viel einfacher als die Leute für etwas zu mobilisieren.
Ich erinnere an die jahrelangen Proteste in Stuttgart gegen einen Bahnhofsneubau, an die Protestbewegung gegen die Hamburger Elbphilharmonie, auf die seit ihrer Fertigstellung fast jeder Hamburger stolz ist und die Kosten plötzlich vergessen sind, an all die Proteste gegen Windräder, die gescheiterte Hamburger Olympiabewerbung und selbst die Bundestagswahl ist meiner Meinung nach nicht entschieden worden, weil die Mehrheit Scholz als Kanzler wollte, sondern v.a. weil es eine klare Mehrheit in der Springerpresse und bei vielen Konservativen gegen eine mögliche Kanzlerin Baerbock und eine Mehrheit in der linken Bubble gegen einen möglichen Kanzler Laschet gegeben hatte.
Das Wutbürger-Mobilisierungspotenzial ist in unserer ziemlich saturierten Wohlstands- und Bequemlichkeitsbevölkerung ungeheuer groß.
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