Klugschnacker |
22.04.2017 13:08 |
Zitat:
Zitat von Zarathustra
(Beitrag 1301318)
Hier sehen wir das wahre und meiner Meinung nach auch berechtige Feld, auf dem sich Religionskritik abspielen kann: Die Kritik einer sozialen Ordnung, von Regeln und Normen sowie deren jeweiliger Anwendung (Diskussionsstand: 18./19. Jahrhundert). Der Versuch einen vermeintlichen Erkenntnisfehler nachzuweisen rückt hierbei immer mehr in den Hintergrund.
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Nehmen wir ein Beispiel. Katholiken glauben zu wissen, dass gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde ist. Sie wissen es von Gott selbst, der letztlich der Urheber der biblischen Texte sei. Wir haben es hier mit einer Frage der sozialen Ordnung zu tun, sowie mit einer vermeintlichen Erkenntnis, nämlich jener, was die Götter dazu zu sagen haben.
Du sagst, man könne die soziale Ordnung kritisieren. Die ihr zugrunde liegende angebliche Erkenntnis, nämlich der geoffenbarte Wille des Schöpfers des Universums, würde in den Hintergrund rücken.
Für mich ist es genau umgekehrt: Für mich stehen die Ursachen im Vordergrund. "Wie um Himmels Willen kommt dieser ganze Stuss in die Welt?". Wie kommt man dazu, unter der Flagge der Nächstenliebe Menschen lebendig zu verbrennen? Wie rechtfertigt sich der Hass auf Menschen, die anderen Glaubens sind? Die Antwort liegt nicht in der bestehenden sozialen Ordnung, sondern in den vermeintlichen und falschen Erkenntnissen. Es gibt schlicht und ergreifend keine Hexen, das sind Hirngespinnste. Alle Gelehrten, Universitäten, Lehrstühle und Kardinäle haben sich jahrhundertelang geirrt. Erst waren sie nicht in der Lage, später nicht willens, wirkliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Auch heute diskriminieren die Religionen in atemberaubender Weise andere Menschen. Es ist legitim und wichtig nachzusehen, mit welchen Erkenntnissen diese Diskriminierungen gerechtfertigt werden. Ohne diese Prüfung nach der Wahrheit ist Glaube schlicht unmoralisch. Einfach etwas zu glauben ohne sich um die tatsächliche Wahrheit des Geglaubten zu scheren, ist keine moralische Position, sondern eine unmoralische.
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