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Es ist für diese Nachprüfung nicht notwendig, die Religion selbst als Wissenschaft zu betrachten. Ebenso wenig ist es nötig, Grimm's Märchen als Wissenschaft zu betrachten, um deren Wahrheitsgehalt wissenschaftlich zu untersuchen. Der Versuch, die Religion vor dieser Prüfung zu schützen, wird scheitern, weil jene, die diese Untersuchung durchführen, sich nicht um Verbote scheren. Mit Deinem Argument könnte man auch die wundertätigen Glasperlen bei Astro-TV vor der Überprüfung schützen, mit dem Hinweis, dass diese Glasperlen keine Wissenschaft darstellten. Oder Du könnest sagen, dass Grimm's Märchen keine Wissenschaft sei, folglich wäre der Wahrheitsgehalt nicht feststellbar. |
Ich möchte keineswegs die Religion vor der wissenschaftlichen Prüfung ihres Inhaltes schützen. Was ich sage ist, das eine solche Prüfung, was immer ihr sonstiger Wert sein mag, für die Religion als Religion irrelevant ist.
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Erstens, die Wahrheit eines Glaubens ist auch für Gläubige keineswegs irrelevant, sondern zentral wichtig. Dass diese Wahrheit eine Täuschung ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber der Gläubige nimmt an, dass sein Glaube wahr ist; ansonsten würde er nicht daran glauben. Zweitens, der Kern der christlichen Religion ist eben genau dies: dass sie als Wahrheit verkündet wird, und zwar als absolut feststehende, eindeutige, konkret verkündete und unausweichliche Wahrheit. Es ist also nicht eine "Philosophie" wie der Buddhismus, oder eine Anleitung zur Selbsterkenntnis, sondern hier werden konkrete Behauptungen über die Funktion der Welt und den Lauf der Geschichte aufgestellt. Dir ist sicherlich nicht entgangen, dass auch in den christlichen Kirchen über viele Jahrhunderte bitter darum gerungen wurde, den Wahrheitsgehalt zu prüfen und Entscheidungen darüber festzulegen. Beispielsweise die Frage nach der Trinität (bitter umkämpft), der Gottessohnschaft (heftig umstritten) und selbst dem Erlösertod (inakzeptabel für das jüdische Urchristentum, weil ein Messias, der sich von irgendwelchen hergelaufenen Barbaren ans Kreuz nageln lässt, völlig absurd ist). Die Folge dieser Wahrheits-Prüfungen war für die Gläubigen derart wichtig, dass sich aus gemeinsamen Anfängen das Judentum, der Katholizismus, der Evangelismus und die Orthodoxie als Hauptströmungen entwickelt haben; später kam (ebenfalls aus diesen Wurzeln) der Islam hinzu. Die Auseinandersetzungen zwischen katholischer und evangelischer "Wahrheit" gipfelten im Dreißgjährigen Krieg, der ein Drittel der damaligen Bevölkerung das Leben kostete -- prozentual mehr als im zweiten Weltkrieg. Das bedeutet, dass auch innerhalb einer Religion sehr akribisch untersucht wird, was wahr ist und was nicht. Folglich kann man nicht belegen, dass diese Untersuchung bei Religionen keine Rolle spielt. |
Das ist ein guter Punkt: die Wahrheit eines Glaubens. Man muß diese nicht zwangsweise mit der Wahrheit und den damit verbundenen Kriterien einer wissenschaftlichen Theorie vergleichen. Ich würde sie eher mit der Wahrheit einer Perspektive oder eines Bildes vergleichen wollen.
Wie wurden denn die von Dir angesprochenen theologischen Fragen entschieden? Doch nicht indem man eine empirische Studie in Auftrag gegeben hat. Hätte man das vielleicht tun sollen? |
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Ab diesem Punkt nützt es nichts mehr, wenn beide auf ihrer Perspektive bestehen, jedenfalls nicht, wenn sie ehrlich und freundschaftlich herausfinden wollen, wer recht hat. Wenn sie es nicht herausfinden wollen, und wenn sie nicht bereit sind, ihre Perspektive zu untersuchen, dann sind sie auch nicht Teil der Debatte. |
Da kann ich Dir zustimmen. Ich sagte ja bereits, daß ich den Versuch einer Widerlegung der Religion mit wissenschaftlichen Mitteln für unsinnig halte, genauso wie ich die Einmischung der Vertreter der Religion in wissenschaftliche Fragen für unsinnig halte.
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Dass die Wissenschaft keine Aussagen über den Wahrheitsgehalt von religiösen Behauptungen treffen kann, ist eine Illusion der Gläubigen, genährt durch absurde Beispiele, in denen per se keine Aussagen möglich sind. Diese Illusion erhält sich bis heute, weil es über Jahrtausende entweder lebensgefährlich oder zumindest nicht höflich war, ihnen diesen Illusion zu nehmen. Gläubige leben in einer Scheinwelt darüber, wie der Stand der Wissenschaft und der Ethik tatsächlich aussieht, und sie denken daher, sie könnten mit ihren Jahrtausende alten "Weisheiten" an einer aktuellen Debatte teilnehmen oder mit ein paar schnippischen Kommentaren glänzen. Ein paar Beispiele:
Meine These ist also, dass es nicht die Wissenschaft ist, die irgendwelche Beweise auf den Tisch legen muss (denn das hat sie längst getan). Stattdessen müssen sich die Gläubigen von ihren Illusionen verabschieden, die ihnen den Blick auf den aktuellen Stand der Debatte verwehrt. Ich sage nicht, dass sie sich vom Glauben verabschieden müssen, sondern ich sage, dass sie den Stand und das Niveau der Debatte zur Kenntnis nehmen müssen, wenn sie daran teilnehmen wollen. ------- Anhang Falls sich jemand von meinem Vorwurf des Opferkults brüskiert fühlt, habe ich gleich meine Bibel-Quellen angehängt, um besser deutlich zu machen, was ich damit gemeint habe. 2. Moses 29,20:Nicht überzeugt? Bitteschön, ein weiteres Beispiel (es gibt Unmengen dieser Bibelstellen). Damit würde ich gerne auch meinen Vorwurf des unterirdischen intellektuellen Niveaus der Bibel illustrieren. Man beachte auch die Anzahl der ausgesprochenen Todesurteile allein in diesem kurzen Test. 3. Mose 7 |
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Ich habe lediglich auf Fehler in der Argumentation hingewiesen, die du aber hartnäckig wiederholst. Übrigens ist das kein Verbot eines Gottesbeweises noch sage ich damit aus, dass sich Religionen einer Beweisführung grundsätzlich entziehen sollen/dürfen/müssen. Ich sage lediglich aus, dass deine Art der Beweisführung nicht geeignet erscheint. Auch zwei unterscheidliche Dinge, die du gerne vermischt. M. |
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