triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   Bedingungsloses Grundeinkommen und zinslose Wirtschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=41489)

schnodo 29.11.2017 12:14

Was das BGE angeht, so bin ich der Meinung, dass es über kurz oder lang - in welcher Form auch immer - nicht vermeidbar ist. Ich gehe davon aus, dass nicht mehr genügend Arbeit vorhanden sein wird, für die es sich lohnt Menschen einzusetzen. Maschinen werden die Arbeit besser erledigen, weniger Fehler machen und man wird sich nicht um Arbeitsschutzvorschriften sorgen müssen. Das wird zu gewaltigen Verwerfungen führen, deren Ausmaß meine Vorstellungskraft übersteigt.

Zur kurzfristigen Perspektive habe ich mir wenig Gedanken gemacht und kann deshalb selbst inhaltlich nichts beitragen.

Ich steige nur in die Diskussion ein, weil ich gerade über einen Post in Fefes Blog gestolpert bin, der einen Aspekt beleuchtet, den ich - und vielleicht mancher hier auch - bislang überhaupt nicht auf dem Schirm hatte:

Zitat:

gerne würde ich Dir einen weiteren Aspekt des bedingungslosen Grundeinkommens mitteilen, der häufig übersehen wird. Viele Befürworter des BGE sind intelligente engagierte Menschen die in ihrer sozialen Blase den Umgang mit ebensolchen Menschen pflegen. Daher haben sie die Annahme dass es mit dem BGE förmlich zu einem Aufblühen von gemeinnützigen, zukunftsweisenden oder künstlerisch wertvollen Projekten kommen müsse, da sie und ihre Mitmenschen offensichtlich durch finanzielle Engpässe von deren Verwirklichung abgehalten werden.
Ein Aspekt bei der Finanzierung des BGE ist der Abbau der dann vermeintlich obsoleten Strukturen des Verwaltungsapparates.

Ich bin seit ein paar Jahren Lehrer an einer integrierten Sekundarschule in Berlin und meine soziale Blase ist daher weit davon entfernt geschlossen zu sein ;-) Ich möchte nicht ins Detail gehen mit was für dysfunktionalen Familien und beeinträchtigten, bzw. gestörten Individuen ich dabei regelmäßig konfrontiert bin und welchen Einsatz es erfordert den Kindern aus diesem Umfeld gerecht zu werden…

Durch meine Arbeit gelangte ich zu folgender Einsicht: Bei den Sozialämtern, Bewilligungsstellen, Jobcentern etc. geht es nicht primär um die gerechte bzw. regelkonforme Verteilung von Bezügen, sondern um soziale Kontrolle. Beispiel Wohngeld. Das Bezahlen der Miete scheitert in vielen Fällen nicht primär daran dass der Bezieher keine Mittel hat, sondern dass er sie für etwas anderes verwendet werden (z.B. Spielsucht, Alkohol etc.). Im Zweifelsfall schreitet daher das Amt ein, und zahlt die Miete direkt an den Vermieter. So läuft das in ganz vielen Fällen, in denen das Geld direkt mit dem Amt abgerechnet wird: sämtliche BUT Zahlungen für "BerlinPass" Schüler (also Schüler aus Familien die Transferleistungen beziehen): Geld für Bücher, Klassenfahrten, Ausflüge, Essen in der Mensa etc. Das sind zum Teil bis zu 80% der Schüler einer Klasse. Und viele Eltern oder Erziehungsberechtigte sind nicht in der Lage die von mir vorab ausgefüllten Formulare und Anträge zu unterschreiben und mir zukommen zu lassen, damit ihr Kind z.B. 350 Euro erhält um auf Klassenfahrt zu fahren …

Viele BGE Verfechter haben keine Vorstellung davon wie unfähig viele Menschen sind (und ich meine das nicht abwertend, sie sind schlicht und einfach nicht in der Lage dazu) auch die einfachsten Transaktionen abzuwickeln und mit Geld umzugehen. Würde man dieser Klientel einfach jeden Monat Betrag X überweisen, könnte man meiner Meinung nach nicht damit rechnen dass sie z.B. die Miete, die Bücher ihrer Kinder, oder die Stromrechnung bezahlen. Sprich der soziale Betreuungs- und Überwachungsapparat der Ämter müsste weiter bestehen, hätte aber bei einer Leistungsentkopplung kein Druckmittel bei einer Einwirkung auf die Familien. Mich würde interessieren ob jemand diesen Aspekt schon einmal in die Modelle einbezogen hat?

tandem65 29.11.2017 12:36

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1345757)
Das kann nur klappen, wenn man keinen mehr rein lässt oder es nur Deutschen bekommen (was wiederum eine Bedingung wäre und noch viel schlimmer eine Entwicklung die ich nicht gut fände)

So solidarisieren sich die "kleinen" mit den "großen" und verdeutlichen daß das Problem ist, daß niemand, mich eingeschlossen, bereit ist etwas abzugeben.
Dafür werfen wir als erstes unser GG über Bord und kippen das darin verankerte Asylrecht.

sybenwurz 29.11.2017 12:48

Zitat:

Zitat von alpenfex (Beitrag 1345742)
Und warum sollten die Menschen, welche ein höheres Vermögen haben, das in irgendeiner Weise gut finden? Ich denke, dann würde auch der letzte in ein Land ziehen, in dem es "gerechter" zuginge.

Ich denke, es war in dem Sinne gemeint, dass den einkommensstarken Steuerflüchtlingen verstärkt die Schlupflöcher gestopft werden.
Zum Umzug in ein anderes Land, um der Besteuerung zu entgehen, hab ich jüngst gelesen, wie die USA es machen: wenn jemand wegen niedrigerer Besteuerung im Ausland erreicht, dort besteuert zu werden, bleibt die Steuerpflicht im Inland dennoch bestehen, es wird nur der bereits im Ausland gezahlte Steueranteil abgezogen.
Will dem jemand entgehen, indem er/sie nicht nur den Wohnsitz sondern auch die Staatsbürgerschaft im Ausland nimmt, kassiert der Staat Prozentsatz x (weiss nimmer, aber es war beträchtlich) direkt vom Vermögen ein.
Klingt interessant.

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1345757)
Die Reichen wollen dann in ein anderes Land und dafür alle Armen zu uns.

Bedenken sollte man deshalb auch, dass man vorher natürlich die Grenzen schließen muss. Wenn sich rum spricht, dass man in Deutschland Kohle bekommt ohne irgendwas dafür tun zu müssen, werden sicher nicht wenige auf die Idee kommen nach Deutschland zu ziehen. Dabei denke ich noch nicht mal so sehr an Afrika, sondern eher an jeden arbeitslosen Polen, Däne, Holländer usw.

Naja, ich denke, da liessen sich Mechanismen erfinden, eine Regelung vorzunehmen.
Ebenso wie dem wahrscheinlich drohenden Kinderboom ein Riegel vozuschieben wäre.
Zwei Erwachsene, fünf Kinder, ich greif jetzt mal nen Tausender pro Nase aus der Luft, macht 7 Mille;- da würd selbst ich mir überlegen, ob dieser Betrag mir über die Sinnlosigkeit des Nicht-Arbeitens nicht doch hinweghelfen könnte.
Zumal grad beim Thema Kindererziehung ja doch auch ne gewisse Erfüllung eintritt.

Zudem gäbs sicherlich auch bei diesem Aspekt neue Impulse, wenn nicht beide Elternteile arbeiten (müssen), das/die Kind/er dementsprechend auch nicht in ne Tagesstätte müssten.

sybenwurz 29.11.2017 12:51

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1345808)
So solidarisieren sich die "kleinen" mit den "großen" und verdeutlichen daß das Problem ist, daß niemand, mich eingeschlossen, etwas abzugeben.

'Dieser Satz kein Verb.'
Oder so.
'bereit ist'?

tandem65 29.11.2017 13:01

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1345814)
'Dieser Satz kein Verb.'
Oder so.
'bereit ist'?

Danke ich wähle Tor 2. :Lachen2:

alpenfex 29.11.2017 13:05

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1345812)
Ich denke, es war in dem Sinne gemeint, dass den einkommensstarken Steuerflüchtlingen verstärkt die Schlupflöcher gestopft werden.
Zum Umzug in ein anderes Land, um der Besteuerung zu entgehen, hab ich jüngst gelesen, wie die USA es machen: wenn jemand wegen niedrigerer Besteuerung im Ausland erreicht, dort besteuert zu werden, bleibt die Steuerpflicht im Inland dennoch bestehen, es wird nur der bereits im Ausland gezahlte Steueranteil abgezogen.
Will dem jemand entgehen, indem er/sie nicht nur den Wohnsitz sondern auch die Staatsbürgerschaft im Ausland nimmt, kassiert der Staat Prozentsatz x (weiss nimmer, aber es war beträchtlich) direkt vom Vermögen ein.
Klingt interessant..

Es ist ein bisschen anders, aber ähnlich und ich sehe das völlig anders. Warum sollen Menschen in und für ein Land Steuer zahlen, in dem sie keinerlei "Gegenleistungen" haben?

Und warum sollte jemand, der vorwiegend durch Geld motiviert ist und deshalb ggf. sehr viel Einsatz bringt, dafür bestraft werden, wenn er höher besteuert wird?

tandem65 29.11.2017 13:29

Zitat:

Zitat von alpenfex (Beitrag 1345818)
Und warum sollte jemand, der vorwiegend durch Geld motiviert ist und deshalb ggf. sehr viel Einsatz bringt, dafür bestraft werden, wenn er höher besteuert wird?

Na er bekommt ja trotz höherer Steuer immer noch mehr Netto.
Ach ja, ich glaube früher nannten wir es Solidarsystem. ;)

alpenfex 29.11.2017 13:34

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1345821)
Na er bekommt ja trotz höherer Steuer immer noch mehr Netto.
Ach ja, ich glaube früher nannten wir es Solidarsystem. ;)

Er erarbeitet sich sozusagen 5 Einheiten mehr und hat am Ende 3 mehr als jemand der 0 mehr arbeitet. Findest Du das solidarisch?


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 03:41 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.