Klugschnacker |
24.08.2016 10:49 |
Wie war das denn bisher in der jüngeren Geschichte, wenn eine Nation im internationalen Vergleich auffällig gut abschnitt? Die Sportler aus der DDR, China, Russland, Spanien, der Türkei, Bulgarien in vielen Disziplinen, Kenia? Was ist mit den Paradedisziplinen der USA in der Leichtathletik, den Sprintern und Springern?
Über das Staatsdoping der DDR wissen wir heute ganz gut Bescheid, und niemanden wundert es, dass Weltrekorde aus dieser Ära in der Leichtathletik teilweise heute noch Bestand haben. Über die häufig rätselhaften Leistungsentwicklungen der Chinesen z.B. im Laufen bei den Frauen oder im Schwimmen brauchen wir uns wohl ebenso wenig Illusionen zu machen.
In Russland waren bereits vor dem Olympia-Ausschluss über 70 (!) Athleten allein aus der Leichtathletik gesperrt. Spanien hat einen der größten Dopingskandale der dieses Jahrtausends zu verantworten (Sieg bei der Tour, dem Marathon, über 10.000 Meter, Fussball-WM und EM, Championsleague, Wimbledon, Basketball...) und zeigt bis heute keinerlei Interesse an der vollständigen Aufarbeitung der Fuentes-Akten.
Dopingfälle aus der Türkei, Bulgarien und Rumänien kann man sich schon gar nicht mehr merken, vielmehr wundert man sich darüber, dass dort überhaupt getestet wird. Will jemand seine Hand für einen Ringer oder Gewichtheber aus diesen Ländern ins Feuer legen? Kenia stand wie die Russen ebenfalls kurz davor, von den Olympischen Spielen ausgeschlossen zu werden, da es dort fast kein Kontrollsystem gibt. Aber jede Menge Medaillen bei Weltmeisterschaften.
US-Sprinterlegende Carl Louis war Nutznießer einer der widerwärtigsten Hetzjagden im Sport, gegen den Kanadier Ben Johnson, die beide genauso voll waren wie alle anderen. Die erfolgreichste US-Leichtahletin ihrer Zeit, Marion Jones, war ebenfalls gedopt und im Zentrum des bisher vielleicht raffiniertesten Dopingrings, der-Balco-Truppe.
Ihr könnt natürlich weiter daran glauben, dass die auffällig große Zahl an Medaillen einer Nation an deren Mentalität oder Fördersystem liegt. Dass es den Menschen dort halt einfach eine größere Ehre sei, für’s Vaterland zu starten als unseren deutschen Spitzensportlern. Ich glaube eher daran, dass England heute das ist, was Spanien gewesen wäre, wenn der Radprofi Jesus Manzano nicht den Herrn Fuentes verpetzt hätte. Dann wüssten wir nichts von Letzterem und würden von der spanischen Mentalität, ihrer Vaterlandsliebe und dem spanischen Fördersystem schwärmen.
England ist uns halt nah und relativ sympathisch. Würden die Türkei, Kasachstan oder das mit einer Milliarde Einwohner fast zwanzigmal so große Indien (verglichen mit England) alles abräumen, würden manche hier vielleicht anderes argumentieren.
Grüße, :Blumen:
Arne
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