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MattF 13.11.2015 10:58

Na ja aus deiner Aussage entnahme ich, wir müssten den Flüchtlingen den Glauben nehmen in D hätten sie keine Perspektive, dann würden sie auch nicht mehr kommen.



Vielleicht irre ich mich ja auch, nur verstehe ich dann die Kritik an der Kanzlerin nicht.


Das Gegenteil von Willkommenskultur kann in meinen Augen ja nur Abschreckung sein oder was gibt es noch?

noam 13.11.2015 11:08

Das Problem ist, dass viele eine völlig falsche Vorstellung haben, was sie hier erwartet. Dies wird natürlich durch die organisierten Schlepperbanden noch befeuert.

Ich hatte neulich die Gelegenheit mit einem jungen Mann aus Aleppo zu sprechen, der dort ein angesehener Frisör war, bis die Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde. Er ist davon ausgegangen, dass der Beruf des Frisörs hier ähnlich angesehen ist und man als angestellter Frisör dem gehobenen Mittelstand angehört. Als ich ihm dann eröffnete wie es tatsächlich um die Bezahlung der meisten Frisöre steht, wollte / konnte er es kaum glauben.

Das wird sich natürlich in anderen Berufsgruppen ähnlich wiederspiegeln.

Ist es als Abschreckung zu sehen, wenn man den Einreisenden das wahre Deutschland zeigt? Das es hier auch Armut gibt und man für sein Auskommen in den meisten Fällen nach langer Ausbildung / Studium auch hart arbeiten muss und es trotzdem viele gibt, die trotz einer 40h Arbeitswoche mit Knochenjob weit entfernt von Wohlstand leben.

Klugschnacker 13.11.2015 12:07

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1182364)
Menschlich ist das fatal, aber ruckzuck werden aus 1 Mio Flüchtlingen dann vielleicht 4 Mio.

Wie viele kommen, ist nicht klar
Innenminister Thomas de Maizière hat den Familiennachzug zum Thema in der aktuellen Flüchtlingsdebatte gemacht. Seitdem kursieren jede Menge spekulative Zahlen und Aussagen - unter anderem die, dass die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland durch einen Familiennachzug auf bis zu vier Millionen steigen könnte. Wir haben uns die Fakten angesehen.
http://www.deutschlandfunk.de/famili...icle_id=336511

Die angestrebte Nichtaufnahme von Kindern aus Lagern und Kriegsgebieten ist nicht "fatal". Fatal sind Begebenheiten, die unabwendbar und schicksalhaft geschehen, ohne dass man etwas dagegen tun könnte.

Voldi 13.11.2015 12:22

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1182427)
Das Gegenteil von Willkommenskultur kann in meinen Augen ja nur Abschreckung sein oder was gibt es noch?

Sehe ich nicht so. Oder würdest du behaupten beispielsweise Frankreich betreibt aktiv Abschreckung der Flüchtlinge? Würde ich nicht sagen. Eine Willkommenskultur haben sie meiner Meinung nach trotzdem nicht. Es scheint also schon noch ein Paar Nuancen zwischen Schwarz und Weiß zu geben.

Klugschnacker 13.11.2015 12:37

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1182470)
Sehe ich nicht so. Oder würdest du behaupten beispielsweise Frankreich betreibt aktiv Abschreckung der Flüchtlinge? Würde ich nicht sagen. Eine Willkommenskultur haben sie meiner Meinung nach trotzdem nicht. Es scheint also schon noch ein Paar Nuancen zwischen Schwarz und Weiß zu geben.

Sicher. Frankreich lehnt 78% aller Asylanträge ab und liegt damit in der Spitzengruppe gemeinsam mit Ungarn, Griechenland und Polen. Im EU-Durchschnitt liegt die Ablehnungsquote bei 45%.

Deutschland lehnt 58% aller Asylanträge ab. Die Daten sind etwa 12 Monate alt, Quelle: EuroStat.

Voldi 13.11.2015 12:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182473)
Sicher. Frankreich lehnt 78% aller Asylanträge ab und liegt damit in der Spitzengruppe gemeinsam mit Ungarn, Griechenland und Polen. Im EU-Durchschnitt liegt die Ablehnungsquote bei 45%.

Deutschland lehnt 58% aller Asylanträge ab. Die Daten sind etwa 12 Monate alt, Quelle: EuroStat.

Moment Arne, MattF's Beispiel für Abschreckung war folgendes:

Zitat:

Zitat von MattF
Also wir müssen den Flüchtlingen klar machen, sie sind hier nicht erwünscht, sie haben hier keine Perspektive. Sie sollen weg bleiben, weil Deutschland ist Scheiße und hier sind alle Nazis, die sie umbrigen wollen.

Siehst du diese Form der Abschreckung in Frankreich?

Wenn du rein nach abgelehnten Asylanträgen gehst scheint ja deinen Zahlen nach hier in Deutschland auch keine Willkommenskultur zu herrschen. Immerhin lag unsere Ablehnungsquote ja über dem EU Schnitt.
Wobei ich nicht weiß wie aussagekräftig diese Daten derzeit noch nicht. Du erwähnst ja selbst sie seien etwa zwölf Monate alt. Ich würde vermuten durch die aktuelle Asylvergabepraxis ist die deutsche Ablehnungsquote deutlich geringer.

Spanky 13.11.2015 12:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182473)
Deutschland lehnt 58% aller Asylanträge ab.

Das hört sich zwar viel an, aber fairerweise muss man dann auch dazu sagen, dass der Großteil der abgelehnten Asylbewerber zumindest hier in Deutschland trotzdem erstmal geduldet im Land bleibt.

Zitat:

Abgelehnte Asylbewerber zum 30.06.2015: 180.119
davon tatsächlich ausgereist: 11,5%
davon trotzdem geduldet: 71,8%
vor der Ausreise untergetaucht 16,7%

drullse 13.11.2015 12:53

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1182427)
... oder was gibt es noch?

Die Erkenntnis, dass die Welt nicht nur aus schwarz und weiß besteht.

Klugschnacker 13.11.2015 13:20

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1182474)
Wenn du rein nach abgelehnten Asylanträgen gehst scheint ja deinen Zahlen nach hier in Deutschland auch keine Willkommenskultur zu herrschen. Immerhin lag unsere Ablehnungsquote ja über dem EU Schnitt.

Wenn man es nach Herkunftsländern der Flüchtlinge aufschlüsselt, ergibt sich zum Beispiel für Syrer ein anderes Bild. Dem einzelnen Flüchtling kommt es genau darauf an:

- wie hoch ist die Anerkennungsquote eines Gastlandes für sein Herkunftsland (z.B. Syrien)
- welche Lebensperspektive bietet das Land (z.B. Schulunterricht für Kinder)
- Machbarkeit des Fluchtweges, Fremdenfeindlichkeit im Gastland

Ein Flüchtling aus Syrien hatte im Jahr 2014, zu dieser Zeit war dort ebenso Krieg wie derzeit, folgende Anerkennungschancen auf einen Schutzstatus in den EU-Ländern:

Deutschland 54%
Frankreich 10%
Spanien 72%
Zypern 92%
Norwegen 22%
Schweden 51%
Griechenland 18%

Für einen Flüchtling aus Afghanistan sehen diese Chancen wieder komplett anders aus, zum Beispiel

Deutschland 10%
Litauen 40%
Slowakei 30%
Finnland 8%

Diese Anerkennungspraxis bringt die syrischen Flüchtlinge nach Deutschland, und nicht ein Selfie mit Frau Merkel. Die Willkommenskultur oder ihr Nichtvorhandensein in einem Gastland spielt da IMO nur eine Nebenrolle.

Grüße,
Arne

keko# 13.11.2015 13:26

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1182427)
Das Gegenteil von Willkommenskultur kann in meinen Augen ja nur Abschreckung sein oder was gibt es noch?

Immer diese extreme Denkweise..... Einfach ein wenig Mittelmaß.

Voldi 13.11.2015 13:41

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182486)
Wenn man es nach Herkunftsländern der Flüchtlinge aufschlüsselt, ergibt sich zum Beispiel für Syrer ein anderes Bild. Dem einzelnen Flüchtling kommt es genau darauf an:

- wie hoch ist die Anerkennungsquote eines Gastlandes für sein Herkunftsland (z.B. Syrien)
- welche Lebensperspektive bietet das Land (z.B. Schulunterricht für Kinder)
- Machbarkeit des Fluchtweges, Fremdenfeindlichkeit im Gastland

Ein Flüchtling aus Syrien hatte im Jahr 2014, zu dieser Zeit war dort ebenso Krieg wie derzeit, folgende Anerkennungschancen auf einen Schutzstatus in den EU-Ländern:

Deutschland 54%
Frankreich 10%
Spanien 72%
Zypern 92%
Norwegen 22%
Schweden 51%
Griechenland 18%

Für einen Flüchtling aus Afghanistan sehen diese Chancen wieder komplett anders aus, zum Beispiel

Deutschland 10%
Litauen 40%
Slowakei 30%
Finnland 8%

Diese Anerkennungspraxis bringt die syrischen Flüchtlinge nach Deutschland, und nicht ein Selfie mit Frau Merkel. Die Willkommenskultur oder ihr Nichtvorhandensein in einem Gastland spielt da IMO nur eine Nebenrolle.

Grüße,
Arne

Wenn diese Anerkennungspraxis der Hauptgrund für das Reiseziel der Flüchtlinge ist, müssten dann nicht Zypern und Spanien von Asylsuchenden aus Syrien geradezu überrannt werden? In Deutschland liegt deiner Statistik nach die Anerkennungschance bei knapp über 50%. In Zypern bei fast 100% und auch in Spanien über 70%.
Wenn ich Nachrichten schaue höre ich zumeinst, dass die meisten Flüchtlinge nach Deutschland oder Schweden wollen. Eventuell noch Holland. Alles Länder die bei deiner Betrachtung nur im Mittelfeld landen (oder gar nicht erst auftauchen).

Ich würde also weiterhin vermuten, dass die Signale unserer Kanzlerin einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Verhalten der Flüchtlinge hat.

Schwarzfahrer 13.11.2015 13:46

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1182417)
Also wir müssen den Flüchtlingen klar machen, sie sind hier nicht erwünscht, sie haben hier keine Perspektive. Sie sollen weg bleiben, weil Deutschland ist Scheiße und hier sind alle Nazis, die sie umbrigen wollen.

Wenn man das will.

Aber um mit den Worten der Kanzlerin zu sprechen: Das wäre nicht mein Land!

Nein, das ist natürlich nicht nötig (wenn es auch schon sinnvoll ist, diesen dunklen Aspekt der deutschen Gesellschaft auch zu kennen), aber noam gibt schon die richtige Richtung vor:

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1182433)
Das Problem ist, dass viele eine völlig falsche Vorstellung haben, was sie hier erwartet. ...
Ist es als Abschreckung zu sehen, wenn man den Einreisenden das wahre Deutschland zeigt? Das es hier auch Armut gibt und man für sein Auskommen in den meisten Fällen nach langer Ausbildung / Studium auch hart arbeiten muss und es trotzdem viele gibt, die trotz einer 40h Arbeitswoche mit Knochenjob weit entfernt von Wohlstand leben.

Ich würde noch einiges hinzufügen, z.B.: Seid Euch bewußt, daß dies ein Land ist, in dem viele Eurer Werte oder Gewohnheiten denen der Einheimischen widersprechen. Ihr werdet akzeptieren müssen, daß eure Frauen gleiche Rechte haben, und daß unverhüllte Frauen ebenso zu achten sind, wie verhüllte, ihr müßt als alleinstehende Männer im Aufnahmelager selber Küche und WC sauber halten und es nicht als "unter eurer Würde" abtun, ihr müßt akzeptieren, daß es der Mehrheit egal ist, ob irgendwo Schweinefleisch drin ist, ihr müßt akzeptieren, daß jeder öffentlich Witze über Jesus, Moses, Mohammen oder Buddha gleichermaßen machen darf und auch wird. Wer das nicht kann, dürfte große Probleme haben, sich hier zu integrieren.

Schwarzfahrer 13.11.2015 13:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182486)
Wenn man es nach Herkunftsländern der Flüchtlinge aufschlüsselt, ergibt sich zum Beispiel für Syrer ein anderes Bild. Dem einzelnen Flüchtling kommt es genau darauf an:

- wie hoch ist die Anerkennungsquote eines Gastlandes für sein Herkunftsland (z.B. Syrien)
- welche Lebensperspektive bietet das Land (z.B. Schulunterricht für Kinder)
- Machbarkeit des Fluchtweges, Fremdenfeindlichkeit im Gastland
...
Diese Anerkennungspraxis bringt die syrischen Flüchtlinge nach Deutschland, und nicht ein Selfie mit Frau Merkel. Die Willkommenskultur oder ihr Nichtvorhandensein in einem Gastland spielt da IMO nur eine Nebenrolle.

Grüße,
Arne

Diese Zahlen sind erst mal die Theorie. Wenn die Praxis zeigt, daß kaum ein abgelehnter Asylbewerber in ein Land außerhalb Europas tatsächlich zurückgeschickt wird, dann zählen andere Faktoren. Und daß es mit den Kenntnissen der Lebensperspektiven im Land nicht weit her ist, hat gerade Noam in einem guten Beispiel gezeigt.
Und in Ländern, die stark von Diktatur geprägt sind, wiegt das Wort eines Staatschefs sehr viel - darum hat ein Selfie mit Frau Merkel mehr Effekt, als man hier glaubt.

Flow 13.11.2015 13:56

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1182493)
ihr müßt als alleinstehende Männer [...] selber Küche und WC sauber halten

Beruhigend, daß es nur die alleinstehenden trifft ... :cool:
Gibt also doch noch grundlegende Werte im Abendland ... :Cheese:

Klugschnacker 13.11.2015 14:06

Zitat:

Zitat von Voldi (Beitrag 1182492)
Wenn diese Anerkennungspraxis der Hauptgrund für das Reiseziel der Flüchtlinge ist, müssten dann nicht Zypern und Spanien von Asylsuchenden aus Syrien geradezu überrannt werden? In Deutschland liegt deiner Statistik nach die Anerkennungschance bei knapp über 50%. In Zypern bei fast 100% und auch in Spanien über 70%.
Wenn ich Nachrichten schaue höre ich zumeinst, dass die meisten Flüchtlinge nach Deutschland oder Schweden wollen. Eventuell noch Holland. Alles Länder die bei deiner Betrachtung nur im Mittelfeld landen (oder gar nicht erst auftauchen).

Ich würde also weiterhin vermuten, dass die Signale unserer Kanzlerin einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Verhalten der Flüchtlinge hat.

Die Anerkennungsquote ist für einen Flüchtling ein wesentlicher Grund, aber wie ich bereits schrieb, nicht der einzige. Die Türkei beispielsweise nimmt mehr Syrer auf als die gesamte EU, aber die Lebensperspektiven der Flüchtlinge sind dort außerordentlich schlecht, denn sie haben dort nicht die Rechte eines Flüchtlings gemäß der Genfer Konvention. In Griechenland wird man als Syrer leichter als in der Türkei als Flüchtling anerkannt, lebt aber dann ebenso auf der Straße. Und so weiter. Das muss man mit berücksichtigen.

Dazu kommen offenbar Faktoren, die ich nicht durchschaue – vielleicht kann ein Experte mich aufklären. Dass Flüchtlinge aus Somalia sich an Italien wenden, verstehe ich aufgrund Italiens Lage im Mittelmeer. Andererseits gehört Eritrea zur größten Flüchtlingsgruppe in der Schweiz und in Norwegen. In Frankreich stellen die Russen die größte Flüchtlingsgruppe, gefolgt von Syrern und Menschen aus Sri Lanka. Warum?

Grüße,
Arne

drullse 13.11.2015 14:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182501)
Dazu kommen offenbar Faktoren, die ich nicht durchschaue – vielleicht kann ein Experte mich aufklären. Dass Flüchtlinge aus Somalia sich an Italien wenden, verstehe ich aufgrund Italiens Lage im Mittelmeer. Andererseits gehört Eritrea zur größten Flüchtlingsgruppe in der Schweiz und in Norwegen. In Frankreich stellen die Russen die größte Flüchtlingsgruppe, gefolgt von Syrern und Menschen aus Sri Lanka. Warum?

Ganz spont ins Unreine: weil es dort vielleicht schon Communitys der jeweiligen Nationalitäten gibt.

Das zumindest ist in Berlin einer der Hauptgründe, warum bestimmte Gruppen direkt hierher steuern - sie werden hier "aufgefangen".

flaix 13.11.2015 14:16

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1182496)
Beruhigend, daß es nur die alleinstehenden trifft ... :cool:
Gibt also doch noch grundlegende Werte im Abendland ... :Cheese:

alter ! :Lachanfall: :Lachanfall: :Lachanfall: das wars heute mit arbeiten :Blumen:

flaix 13.11.2015 14:22

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1182505)
Ganz spont ins Unreine: weil es dort vielleicht schon Communitys der jeweiligen Nationalitäten gibt.

Das zumindest ist in Berlin einer der Hauptgründe, warum bestimmte Gruppen direkt hierher steuern - sie werden hier "aufgefangen".

das ist der Nagel auf den Kopf getroffen. Natürlich sucht ein entwurzelter Mensch nach seinesgleichen.

Wo geht der Flüchtling also hin? Er fühlt sich rein in einen Dreiklang aus Anerkennungschance, Versorgungschance und ethnischer Gemeinschaft. Also wird in den Lagern geraunt: in Deutschland sind sie freundlich ( nicht nur Merkel, sondern auch die vielen Helfer und Empfänger an den Bahnhöfen), dort gibt es erstmal Unterkunft, die lassen Euch nicht hängen. Und von dort aus versuchen Sie weiterzuziehen zu Familie / Bekannten / Communinities.....

Kann man denen das Verdenken? Bitte nicht immer annehmen das die einem strategischen Masterplan zur lebenslangen Vollversorgung durch das deutsche Sozialsystem verfolgen. Ich bezweifle das ein Flüchtling sich über mehr als die nächsten paar Wochen Gedanken macht. Dazu sind die Verhältnisse akut viel zu bedrohlich.

Klugschnacker 13.11.2015 14:23

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1182495)
Diese Zahlen sind erst mal die Theorie. Wenn die Praxis zeigt, daß kaum ein abgelehnter Asylbewerber in ein Land außerhalb Europas tatsächlich zurückgeschickt wird...

Die vermischt Asyl mit dem Flüchtlingsstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention.

Die Genfer Flüchtlingskonvention verbietet es, Kriegsflüchtlinge zurück in ein Land zu schicken, in dem eine Gefährdung besteht. Das gilt auch dann, wenn Deutschland illegal, zum Beispiel ohne gültiges Visum, erreicht wurde. Wir schicken Syrer nicht zurück nach Syrien. Das hat mit dem Asylverfahren nichts zu tun.

Das Asylverfahren regelt, wo der als Flüchtling anerkannte Mensch staatliche Leistungen bezieht. Kam er über Italien in die EU, wäre das also Italien. Der Asylantrag wird in Deutschland abgelehnt und an Italien verwiesen. Vorausgesetzt, es lässt sich nachweisen, dass er aus Italien kam.

Kommt der Flüchtling über Griechenland oder Ungarn in die EU, und reist weiter nach Deutschland, wie das bei vielen Syrern der Fall ist, wird er nicht nach Griechenland oder Ungarn überstellt, weil dort unzumutbare Verhältnisse herrschen. Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden.

drullse 13.11.2015 14:36

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1182510)
das ist der Nagel auf den Kopf getroffen. Natürlich sucht ein entwurzelter Mensch nach seinesgleichen.

Wo geht der Flüchtling also hin? Er fühlt sich rein in einen Dreiklang aus Anerkennungschance, Versorgungschance und ethnischer Gemeinschaft. Also wird in den Lagern geraunt: in Deutschland sind sie freundlich ( nicht nur Merkel, sondern auch die vielen Helfer und Empfänger an den Bahnhöfen), dort gibt es erstmal Unterkunft, die lassen Euch nicht hängen. Und von dort aus versuchen Sie weiterzuziehen zu Familie / Bekannten / Communinities.....

Kann man denen das Verdenken? Bitte nicht immer annehmen das die einem strategischen Masterplan zur lebenslangen Vollversorgung durch das deutsche Sozialsystem verfolgen. Ich bezweifle das ein Flüchtling sich über mehr als die nächsten paar Wochen Gedanken macht. Dazu sind die Verhältnisse akut viel zu bedrohlich.

Ist ja alles ok und nachvollziehbar. Kapazitätsgrenzen bleiben trotzdem Kapazitätsgrenzen.

flaix 13.11.2015 14:46

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1182518)
Ist ja alles ok und nachvollziehbar. Kapazitätsgrenzen bleiben trotzdem Kapazitätsgrenzen.

ja ok.

Aber: 1. Nachwievor hat noch niemand nachgewiesen das in den Ursprungsländern eine Aufbruchswelle stattfindet. Überwiegend bei denen die jetzt kommen ist der Anteil derer die ohnehin schon auf dem Weg waren.

2. Die sogenannten Kapazitätsgrenzen sind ja ohnehin willkürliche Zahlen, die eine jede Regierung nennt in der Annahme das ein Mehr den eigenen Bürgern nicht zu vermitteln ist. Mit echter Kapazität hat es wenig zu tun.

Abschliessend: natürlich können nicht alle kommen. Aber das löst man nur an der Quelle.

drullse 13.11.2015 14:58

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1182520)
Mit echter Kapazität hat es wenig zu tun.

Stimmt. Die sehe ich hier vor Ort.

tandem65 13.11.2015 15:04

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1182520)
Abschliessend: natürlich können nicht alle kommen. Aber das löst man nur an der Quelle.

Ganz sicher werden lange nicht alle kommen, da es ja genügend gibt die sich über das Kalifat vor Ort freuen. ;) Falls wirklich alle hier wären entfiele ja auch der Asylgrund. :Cheese:

keko# 13.11.2015 15:06

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1182520)
2. Die sogenannten Kapazitätsgrenzen sind ja ohnehin willkürliche Zahlen, die eine jede Regierung nennt in der Annahme das ein Mehr den eigenen Bürgern nicht zu vermitteln ist. Mit echter Kapazität hat es wenig zu tun.

Was wäre deiner Meinung nach "echte Kapazität"?

flaix 13.11.2015 15:18

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1182525)
Was wäre deiner Meinung nach "echte Kapazität"?

weiss ich nicht. Das sollen Die beantworten, die Begrenzung fordern. Denn sie wissen ja offensichtlich wieviel "zuviel" ist.

Ich habe an anderer Stelle im thread schon einmal eine Zahl genannt: Ich persönlich würde jedes Jahr 500.000 Menschen per legaler Immigration über einen Bewerbungs/Auswahlprozess einbürgern, und zusätzlich alle echten Asyslfälle kommen lassen.

flaix 13.11.2015 15:20

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1182521)
Stimmt. Die sehe ich hier vor Ort.

habt ihr so ein irrsinniges Zentrum wo es jetzt im Ort mehr Flüchtline als Einwohner gibt?
Solcher Schwachsinn ist natürlich völlig daneben, aber kausal durch die Politik versursacht und nicht durch eine Menschenmenge.

repoman 13.11.2015 15:29

Apropos pseudochristliches/humanistisches Gewäsch.

Warum kümmern wir uns eigentlich nur um die Flüchtlinge, die hier vor unseren (nicht vorhandenen) Grenzen stehen, obwohl es in Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea usw. Menschen gibt, denen es garantiert noch viel schlechter geht als diesen, die hier ankommen. Das sind die, die sich Flucht nach Europa nämlich nicht leisten können. Um die hier ankommenden Menschen muss sich natürlich gekümmert werden, weil wir das Elend vor unserer "Haustür" nicht ertragen können, aber alles andere im Nahen Osten, Afrika ist ja weit weg.

Eigentlich müssten wir Flugzeugflotten in die genannten Regionen schicken und alle Kriegsopfer, politisch-religöse Verfolgte usw. nach Deutschland holen. Dann gibt es auch keine Toten im Mittelmeer, kein Elend auf den Flüchtlingsrouten und das Schleusergeschäft hat sich auch erledigt.

qbz 13.11.2015 15:30

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182501)
....
Dazu kommen offenbar Faktoren, die ich nicht durchschaue – vielleicht kann ein Experte mich aufklären. Dass Flüchtlinge aus Somalia sich an Italien wenden, verstehe ich aufgrund Italiens Lage im Mittelmeer. Andererseits gehört Eritrea zur größten Flüchtlingsgruppe in der Schweiz und in Norwegen. In Frankreich stellen die Russen die größte Flüchtlingsgruppe, gefolgt von Syrern und Menschen aus Sri Lanka. Warum?

Grüße,
Arne

Als Gründe werden manchmal genannt:

Schweiz (Eritreer): Fluchtroute nach Norden (Mittelmeer, Italien, Schweiz), grössere Diaspora seit den 90zigen, auch eingebürgerte Eritreer; Gerichtsurteil, aufgrund dessen eritreischen Dienstverweigerern in der CH Asyl gewährt werden muss.

Frankreich (Syrien): Fr hatte für Syrien u. Libanon bis 1946 ein Völkerbundmandat als Kolonialherrscher. Ein grosser Teil der syrischen Exilopposition u- -regierung ist in Paris, Schriftsteller und Intellektuelle, syrische Sozialisten.

Frankreich (Russen): ?

Frankreich (Sri Lanka): die tamilische Diaspora in Paris ist entstanden während der Unabhängigkeitskämpfe der Tamilen für einen eigenen Staat.

Voldi 13.11.2015 15:34

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1182532)
habt ihr so ein irrsinniges Zentrum wo es jetzt im Ort mehr Flüchtline als Einwohner gibt?
Solcher Schwachsinn ist natürlich völlig daneben, aber kausal durch die Politik versursacht und nicht durch eine Menschenmenge.

Ich hoffe mal in Drullses 'Ort' gibt es nicht mehr Flüchtlinge als Einwohner. Andernfalls hätte sich unsere Regierung mit den geschätzten 800.000 Flüchtlingen dieses Jahr wohl ziemlich vertan ;)

Es sei den man zählt die ganzen nach Berlin migrierten Schwaben auch als Flüchtlinge :Lachanfall:

MarionR 13.11.2015 16:11

Zitat:

Zitat von repoman (Beitrag 1182536)
Eigentlich müssten wir Flugzeugflotten in die genannten Regionen schicken und alle Kriegsopfer, politisch-religöse Verfolgte usw. nach Deutschland holen. Dann gibt es auch keine Toten im Mittelmeer, kein Elend auf den Flüchtlingsrouten und das Schleusergeschäft hat sich auch erledigt.

Eigentlich müssten wir (als westliche Welt + Russland) "nur" aufhören, Waffen und anderes kriegsrelevantes Gerät in diese Regionen zu exportieren. Und möglichst jeden erwischen und bestrafen, der das auf dem Schwarzmarkt versucht.

Spanky 13.11.2015 16:22

Zitat:

Zitat von MarionR (Beitrag 1182549)
Eigentlich müssten wir (als westliche Welt + Russland) "nur" aufhören, Waffen und anderes kriegsrelevantes Gerät in diese Regionen zu exportieren. Und möglichst jeden erwischen und bestrafen, der das auf dem Schwarzmarkt versucht.

Ich gebe dir natürlich recht. Das wäre ein Anfang und dringend nötig!!!

Aber mal abgesehen davon, dass die Umsetzung wohl schwierig wird, befürchte ich, dass sie in manchen Ländern dann (teilweise) "mit Knüppeln" aufeinander losgehen werden, um es es mal salopp zu formulieren. Oder glaubst du, dass der Stopp von Waffenlieferungen alle Konflikte in diesen Ländern lösen könnte?!

Klugschnacker 13.11.2015 16:33

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1182538)
Als Gründe werden manchmal genannt:....

Danke! :Blumen:

Pfeffer und Salz 13.11.2015 17:00

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1182538)
Als Gründe werden manchmal genannt:

Schweiz (Eritreer): Fluchtroute nach Norden (Mittelmeer, Italien, Schweiz), grössere Diaspora seit den 90zigen, auch eingebürgerte Eritreer; Gerichtsurteil, aufgrund dessen eritreischen Dienstverweigerern in der CH Asyl gewährt werden muss.

in diesem Zusammenhang:

Eritrea war mal eine italienische Kolonie, zeitweise erweitert zu Italienisch-Ostafrika.
Wikipedia


Klugschnacker 13.11.2015 17:02

Meldung von heute:

BKA-Analyse: Flüchtlinge genauso kriminell wie Deutsche
Flüchtlinge begehen in Deutschland nicht mehr Straftaten als die einheimische Bevölkerung. Das zeigt eine Analyse des Bundeskriminalamts. Die Zahl rechter Delikte nimmt dagegen stark zu.
http://www.spiegel.de/panorama/justi...a-1062661.html

Zitat:

Zitat von Spiegel
"Insgesamt zeigen uns die derzeit verfügbaren Tendenzaussagen, dass Flüchtlinge im Durchschnitt genauso wenig oder oft straffällig werden wie Vergleichsgruppen der hiesigen Bevölkerung", teilte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit. "Der Großteil von ihnen begeht keine Straftaten, sie suchen vielmehr in Deutschland Schutz und Frieden."

In einem Drittel der polizeilich erfassten Straftaten geht es um Vermögens- und Fälschungsdelikte, überwiegend sind es Schwarzfahrten und gefälschte Ausweispapiere. Ein Drittel der Taten sind Diebstähle und etwa 16 Prozent sogenannte Rohheitsdelikte, also Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen. Sexuelle Übergriffe machen noch nicht einmal ein Prozent der Fälle aus, Tötungsdelikte nur 0,1 Prozent.

... "Wir erleben derzeit einen starken, besorgniserregenden Anstieg der Gewalttaten gegen Asylbewerber und Flüchtlinge", sagt BDK-Chef Schulz. "Nicht Flüchtlinge sollten uns Angst machen, sondern die Welle der braunen Gewalt in Deutschland. Wir müssen deutlich machen, dass wir so eine Entwicklung in Deutschland nicht dulden", so Schulz. Notwendig sei hier eine "Zero-Tolerance-Politik".

... Die Polizei hat zudem bislang etwas mehr als hundert Hinweise auf mutmaßliche Dschihadisten erhalten, die sich im Schutz der Flüchtlingstrecks nach Deutschland eingeschlichen haben sollen. Knapp 30 davon erwiesen sich bereits als substanzlos, in einigen Fällen war der vermeintliche Terrorhinweis eine perfide Form der üblen Nachrede. Zwölf Ermittlungsverfahren führen die Behörden nach eigenen Angaben derzeit. Dabei geht es jedoch in keinem einzigen Fall darum, dass jemand als Terrorist in Deutschland Anschläge begehen wollte. Ermittelt wird, weil die Männer sich in ihren Heimatländern terroristischen Organisationen angeschlossen oder Kriegsverbrechen begangen haben sollen.


tandem65 13.11.2015 17:07

Hi Repoman,

Zitat:

Zitat von repoman (Beitrag 1182536)
Apropos pseudochristliches/humanistisches Gewäsch.

Warum kümmern wir uns eigentlich nur um die Flüchtlinge, die hier vor unseren (nicht vorhandenen) Grenzen stehen, obwohl es in Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea usw. Menschen gibt, denen es garantiert noch viel schlechter geht als diesen, die hier ankommen.

taktisch ein kluger Schachzug zu denen die sowieso schon kommen noch die obendrauf zu packen die noch dort sind. ;) Das ist Balsam für Skeptiker. ;)
Soweit ich die Lage überblicke ist es ja nicht so, daß wir uns nicht darum kümmern. Es ist für mich offensichtlich daß es nicht reicht. Die Frage ist halt auch wie die akute Hilfe vor Ort aussehen kann. da reichen die Lösungsvorschläge ja auch bis zum Atomschlag. ;)
Hier vor Ort können wir akut etwas bewirken und selbst da gehen doch die Meinungen weit auseinander. Im Prinzip ja aber lieber doch nicht....

tandem65 13.11.2015 17:10

Zitat:

Zitat von Spanky (Beitrag 1182551)
Aber mal abgesehen davon, dass die Umsetzung wohl schwierig wird, befürchte ich, dass sie in manchen Ländern dann (teilweise) "mit Knüppeln" aufeinander losgehen werden, um es es mal salopp zu formulieren.

Du hast die Hinrichtungen schon wieder verdrängt. :( Es gibt auch noch Säbel etc.
Selbst Sprengstoff ist ja kein Problem herzustellen so denn der Bedarf vorhanden ist. :(

Eber 13.11.2015 17:25

Zitat:

Zitat von Spanky (Beitrag 1182380)
: Köln (dpo) - Dem beherzten Eingreifen einer ....

:Lachanfall: Sehr netter Beitrag :Lachen2:

Eber 13.11.2015 17:33

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1182523)
Ganz sicher werden lange nicht alle kommen, da es ja genügend gibt die sich über das Kalifat vor Ort freuen. ;) Falls wirklich alle hier wären entfiele ja auch der Asylgrund. :Cheese:

:Lachen2: "Stell dir vor es ist Krieg und alle sind weg" (das hieß in meiner Jugendzeit: "...und keiner geht hin." :Lachen2:

Eber 13.11.2015 17:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1182563)
Meldung von heute:

BKA-Analyse: Flüchtlinge genauso kriminell wie Deutsche
Flüchtlinge begehen in Deutschland nicht mehr Straftaten als die einheimische Bevölkerung. Das zeigt eine Analyse des Bundeskriminalamts. Die Zahl rechter Delikte nimmt dagegen stark zu.
http://www.spiegel.de/panorama/justi...a-1062661.html

Ich habe mir mal erlaubt die Betonung zu ändern, denn ich glaube von den Lesern und Schreibern hier im Forum haben die wenigsten große Angst vor einem Anstieg der Kriminalität von Flüchtlingen. Eher vor einem Rechtsruck.
Oder?

Eber 13.11.2015 18:01

Zitat:

Zitat von repoman (Beitrag 1182536)
...
Eigentlich müssten wir Flugzeugflotten in die genannten Regionen schicken und alle Kriegsopfer, politisch-religöse Verfolgte usw. nach Deutschland holen. Dann gibt es auch keine Toten im Mittelmeer, kein Elend auf den Flüchtlingsrouten und das Schleusergeschäft hat sich auch erledigt.

Alle ? :Lachen2: Da dürfte die Lusthansa aber lange lange nicht mehr streiken :Lachanfall:


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