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Christian Fürchtegott Gellert:
Dass oft die allerbesten Gaben
Dass oft die allerbesten Gaben Die wenigsten Bewund'rer haben, Und daß der größte Teil der Welt Das Schlechte für das Gute hält; Dies Übel sieht man alle Tage. Jedoch, wie wehrt man dieser Pest? Ich zweifle, daß sich diese Plage Aus unsrer Welt verdrängen läßt. Ein einzig Mittel ist auf Erden, Allein es ist unendlich schwer: Die Narren müssen weise werden; Und seht! sie werden's nimmermehr. Nie kennen sie den Werth der Dinge. Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand: Sie loben ewig das Geringe, Weil sie das Gute nie gekannt. |
Goethe:
Verschiedene Drohung
Einst ging ich meinem Mädchen nach Tief in den Wald hinein, Und fiel ihr um den Hals, und "Ach!" Droht' sie, "ich werde schrei'n." * Da rief ich trotzig: "Ha! ich will Den töten, der uns stört!" "Still!" lispelt sie, "Geliebter, still! Daß ja dich niemand hört." |
Heinrich Heine:
Die Philister, die Beschränkten,
Diese geistig Eingeengten, Darf man nie und nimmer necken. Aber weite, kluge Herzen Wissen stets in unsren Scherzen Lieb und Freundschaft zu entdecken. |
Fridolin Tschudi:
Jungweibersommer
Der März ist frühreif wie ein aufgewecktes Kind und hat Allüren oder pubertäre Launen, die dem April gewöhnlich vorbehalten sind und über deren Heftigkeit wir baß erstaunen. Wir sitzen, eher zweiflerisch als lustbetont, auf den bereits im Freien installierten Bänken. Die laue Luft ist uns noch allzu ungewohnt, als daß wir ohne Argwohn ihr Vertrauen schenken. Jedoch der Frühling, der im wahren Sinn ?oriert, damit die Gärten ihrer Blöße sich nicht schämen und der gehemmte Mensch die Schüchternheit verliert, ist ein ermutigendes Wohlfahrtsunternehmen. Selbst wenn er auch nicht hält, was er bis jetzt versprach, bin ich ihm dennoch dankbar über alle Maßen und trage weder ihm noch ihr den Schnupfen nach, den ich bekam, weil wir zu lange draußen saßen. |
Charles Bukowski:
Retour
Langsam werde ich wieder so wie ich früher war – da schraubte ich die Bodenplatte des Telefons ab und stopfte Lumpen rein, und wenn jemand an die Tür klopfte, ging ich nicht hin, und wenn sie hartnäckig blieben, wurde ich vulgär und schrie, sie sollten abhauen. Bloß ein alter Sonderling mit goldenen Flügeln einem wabbeligen weißen Bauch und Augen, vor denen die Sonne in Ohnmacht fällt. |
Goethe ...
Was klagst du über Feinde?
Sollten Solche je werden Freunde, Denen das Wesen, wie du bist, Im Stillen ein ewiger Vorwurf ist? |
Heinrich von Kleist:
Jünglingsklage
Winter, so weichst du, Lieblicher Greis, Der die Gefühle Ruhigt zu Eis. Nun unter Frühlings Üppigem Hauch Schmelzen die Ströme – Busen, du auch! |
Friedrich Hebbel:
Neue Liebe
O Blitz, der aus dem Tiefsten springt Und mir durch jede Faser zuckt, Der mich mit neuer Glut durchdringt, Die sonst mein Inn’res still verschluckt; Ich grüße dich viel tausend Mal Und frag‘ nicht: bringst du mir Genuß? Denn du befrei’st mich von der Qual, Daß ich mich selber lieben muß. |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:16 Uhr. |
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