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Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1658294)
Wer sagt denn,
a) man solle Putin einfach machen lassen, und
b) sein (vorhandener oder vermuteter) Expansionswille würde dadurch erstickt?
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Zitat von noam
(Beitrag 1658297)
Die Appelle, Unterstützung für die Ukraine einzustellen hinsichtlich Waffenlieferungen oder sich die wirtschaftlichen Sanktionen "genau zu überlegen", besagen doch nichts anderes.
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Das sehe ich anders. Unser Interesse ist Frieden in Europa. Wir haben kein Interesse an einem längeren Krieg gegen die Ukraine, und wir haben kein Interesse an einer Ausweitung des Krieges über diesen Konflikt hinaus. Wir wollen außerdem nicht, dass weiterhin Menschen in der Ukraine sterben.
Militärisch wirkt die Situation in der Ukraine einigermaßen festgefahren. Bei den Geländegewinnen oder Verlusten tut sich nicht viel. Trotzdem erleben wir bereits eine Ausweitung des Krieges: Die USA sind groß eingestiegen, mit Waffenlieferungen und als Koordinator der westlichen Mächte; Putin fühlt sich in einem Krieg gegen den Westen, womit er nicht ganz falsch liegt.
Während wir also in der Ukraine wenig Veränderung sehen, hat sich der Krieg in seiner internationalen Gefährlichkeit bereits verändert. Auch für Russland selbst geht es mittlerweile um weit mehr als um ein paar Gebiete in der Ukraine. Es geht um den wirtschaftlichen Ruin, den der Westen mit vereinten Kräften herbeizuführen versucht. Für Putin, der unter "Russland" ein größeres Territorium versteht als wir, geht es außerdem um die Existenz seines Landes.
Wer meint, es ginge in diesem Krieg um die nationale Selbstbestimmung der Ukraine, hat vollkommen recht, übersieht aber den weit größeren Konflikt, der sich im Hintergrund bereits aufbaut. Ihn zu stoppen ist ein ebenso wichtiges und legitimes Ziel, wie den Ukrainern zu helfen. Dafür müssen wir Russland und die Ukraine an den Verhandlungstisch bekommen. Das gelingt, wenn wir mit Waffenlieferungen genügend Druck auf Putin ausüben. Es misslingt, wenn sich die Ukraine aufgrund unserer Waffenlieferungen allen Kompromissen verweigert. Das ist aus meiner Sicht das Problem. Weder das Waffenliefern noch das Nichtliefern sind gute Lösungen.
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Zitat von noam
(Beitrag 1658297)
So einfältig kann man doch gar nicht sein. Wenn alle westlichen Staaten keine Waffen geliefert hätten, hätte man doch dafür gesorgt, dass der Krieg sicherlich um einiges kürzer, aber nicht zwingend unblutiger geworden wäre.
Wenn ausgebildete und bewaffnete Soldaten wenige Wochen nach Kriegsbeginn unbewaffnete Zivilisten regelrecht abschlachten oder sogar zur eigenen Befriedigung Foltern, Vergewaltigen und Hinrichten, kann doch niemand ernsthaft glauben, dass dies ohne die Waffenlieferungen nicht passiert wäre.
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Doch, das denke ich. Ein kleiner und kurzer Krieg ist weniger blutig als ein großer und langer. Was willst Du mit dem zweiten Absatz andeuten? Dass der russische Mensch per se so blutrünstig sei, dass er alles abschlachtet, was ihm begegnet? Ich denke das nicht. Solche Kriegsverbrechen sind leider in jedem Krieg die ganz normalen Auswüchse sich hochschaukelnder Gewalt. Du kannst nicht gleichzeitig einen Krieg befürworten und solche Gewaltexzesse beklagen.
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Zitat von noam
(Beitrag 1658297)
Letztendlich "muss" die Ukraine solange standhaft bleiben, bis die Sanktionen Russland die weitere Kriegsführung unmöglich machen. Und es liegt in unserer Hand, ob dies möglich ist.
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Was denkst Du, wie lange der Krieg weitergehen wird, bis die Sanktionen gegenüber der elftgrößten Volkswirtschaft der Welt (
Quelle) so greifen, dass sie sich keine Waffen mehr leisten können? Der russische Wehretat betrug bisher 3-5% der Wirtschaftskraft. Der Großteil der Waffen ist längst produziert und wartet auf seinen Einsatz. Wie lange wird das Deiner Meinung nach gehen, bis die Sanktionen wirklich den Krieg beeinflussen?