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Klugschnacker 14.12.2016 20:12

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1278642)
An eine Religion gehe ich nicht wissenschaftlich ran und suche nach Wahrheit, das ist in meinen Augen nicht nötig. Allein dass ich an die Religion glaube, genügt ihr schon. Ich glaube an sie, verspühre dadurch Auswirkungen und fertig! Es ist für mich nicht mal entscheidend, ob Jesus wirklich gelebt hat oder nicht. Wahrheit i.S.v. wahr oder nicht wahr suche ich bestenfalls in der Mathematik…

Wenn jemand des Glaubens ist, gleichgeschlechtliche Liebe sei gegen den Willen Gottes. Wie stellst Du Dich zu solchen Aussagen, wenn Wahrheit keine Rolle spielt? Wie legitimierst Du Deine persönlichen Überzeugungen?

schoppenhauer 14.12.2016 20:13

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1278634)

...ist es deswegen in meinen Augen sinnvoll und notwendig, die ideologischen Systeme auch differenziert ideologie- und herrschaftskritisch zu betrachten, was sie für den jeweiligen Fortschritt / Rückschritt zu einer bestimmten Zeit bringen statt alles abstrakt-idealistisch in den einen Topf zu werfen. :

Da spricht er wieder, der Alt-Linke aus der guten alten Zeit, als wir noch an die die Macht der Nicht-Nicht-Jungfrauenhäutigen glaubten.

keko# 14.12.2016 20:15

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1278647)
Wenn jemand des Glaubens ist, gleichgeschlechtliche Liebe sei gegen den Willen Gottes. Wie stellst Du Dich zu solchen Aussagen, wenn Wahrheit keine Rolle spielt? Wie legitimierst Du Deine persönlichen Überzeugungen?

Das ist mir egal, wenn er das glaubt. Soll er doch! Er würde das wahrscheinlich auch ohne seinen Glauben glauben.

Klugschnacker 14.12.2016 20:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1278649)
Das ist mir egal, wenn er das glaubt. Soll er doch! Er würde das wahrscheinlich auch ohne seinen Glauben glauben.

Ja, aber wie legitimierst Du Deine Ansichten, wenn Dir die Wahrheit egal ist? Ich verspüre durchaus die Notwendigkeit, meine Standpunkte zu begründen. Besonders, wenn sie die Sphären anderer Menschen berühren.

Rälph 14.12.2016 20:22

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1278617)

Kann ich verstehen. Zumal man Dich zwangsläufig fragen wird, was Deine spirituellen Erlebnisse mit objektivem Wissen zu tun haben (genauso viel wie meine).
:Cheese:

Eben. Sie haben nichts, nicht das Geringste mit objektivem Wissen zu tun - und doch sind sie da gewesen - und nun?

Wir sind in vielen Bereichen einfach grundverschieden. Ich muss nicht alles wissen, weder im Glauben, noch im Sport oder sonst wo. Ich verlasse mich in vielen Fällen schlicht auf mein Gefühl und führe trotzdem ein sehr schönes und glückliches Leben.

keko# 14.12.2016 20:25

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1278650)
Ja, aber wie legitimierst Du Deine Ansichten, wenn Dir die Wahrheit egal ist? Ich verspüre durchaus die Notwendigkeit, meine Standpunkte zu begründen. Besonders, wenn sie die Sphären anderer Menschen berühren.

Ich lege meine Argumente dar und versuche zu überzeugen, wenn es sein muss. Ich suche aber nicht nach der Wahrheit. Es ist nur ein Wort, mehr nicht. Es gibt die Wahrheit nicht, jeder nimmt sie (das was er dafür hält) anders wahr.

schoppenhauer 14.12.2016 20:26

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1278653)
Ich verlasse mich in vielen Fällen schlicht auf mein Gefühl und führe trotzdem ein sehr schönes und glückliches Leben.

Oh Gott - das ist böse. Wo doch die meisten hier wissen, das du in Mekka oder Hawaii oder wo auch immer warst.

Jörn 14.12.2016 20:32

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1278525)
Wie erwähnt ging es mir darum zu "beweisen" das die Bibel nicht nur Schlechtes in sich trägt. Ein würdevoller Umgang Alt mit Jung und umgekehrt spiegelt sich in GG Art 1 wieder.

Ich möchte Dir gerne darlegen, warum die Zehn Gebote und das Grundgesetz keineswegs ähnlich sind.

Unsere Gesetze sind in verschiedene Kategorien eingeteilt. Es gibt übergeordnete Gesetze und untergeordnete Gesetze. Es kann beispielsweise kein Gesetz beschlossen werden, welches den übergeordneten Gesetzen widerspricht.

Es gibt weitere Kategorien. Manche Gesetze formulieren Pflichten für die Bürger (der Bürger muss etwas leisten); manche garantieren die Erfüllung von Ansprüchen (der Staat muss etwas leisten).

Beim ersten Teil des Grundgesetzes handelt es sich um Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat. Ausgehend von den Übergriffen im Dritten Reich wurde zuerst ein Abwehrrecht des Bürgers gegen den Staat eingeführt, und dieses ist auch das wichtigste (am meisten übergeordnete) Gesetz.

Ein paar Dinge sind hier interessant. Erstens, der Bürger hat Rechte. Das ist ein großer Unterschied zum Christentum und zu den Zehn Geboten, denn hier hat der Mensch keine Rechte gegenüber Gott.

Zweitens, der Staat ist durch Rechte sowohl verpflichtet als auch eingeschränkt. Anders im Christentum. Hier ist der große Machthaber in keiner Weise verpflichtet und in keiner Weise eingeschränkt. Wenn Gott einmal schlechte Laune hat, kann er beispielsweise alle Lebewesen durch eine große Flut ersäufen. Christen finden das gerecht (man stelle sich vor!).

Drittens, der Bürger erhält ein Abwehrrecht gegenüber dem Staat. Das bedeutet, dass der Staat nicht die letzte allmächtige Instanz ist. Weil dieses Abwehrrecht so enorm hoch geschätzt wird, muss der Staat sogar selbst dafür sorgen, dass der Bürger diese Abwehr ausüben kann. Beispielsweise muss der Staat Dir die Mittel zur Verfügung stellen, die Du brauchst, um ihn abzuwehren. Er muss Dir einen Anwalt bezahlen, damit Du ihn verklagen kannst.

Ganz anders im Christentum und in den Zehn Geboten. Hier gibt es keine Abwehr. Gott kann Dich jederzeit greifen, und selbst der Tod stellt keine Hürde dar. Es gibt keine Anklage, keine Verteidigung, keine Begrenzung der Strafe auf ein sinnvolles Maß. Die Zehn Gebote basieren auf der übelst vorstellbaren, maximal totalitären Diktatur. Das Grundgesetz versucht genau diese Diktatur zu verhindern.

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Nun zum Artikel 1 und der Würde des Menschen. Der Witz dieses Paragrafen besteht in drei Dingen:

Erstens, die Würde wird festgestellt, aber nicht nur das. Sie wird garantiert.

Daraus folgt zweitens, dass der Staat sie mit seinen Mitteln schützen muss -- wie oben beim Abwehrrecht. Wenn der Staat Deine Würde bedrohen sollte, muss der Staat (als Dein Gegner) trotzdem dafür sorgen, dass Du ihn abwehren kannst.

Drittens, und dies ist der wichtigste Punkt von allen: Die Würde ist unveräußerlich. Sie kann nicht genommen werden, unter keinen Umständen, auch dann nicht, wenn Du rechtskräftig verurteilt wurdest, und selbst dann nicht, wenn Du ein Massenmörder sein solltest. Beispielsweise darf man Dich nicht foltern und verhungern lassen.

Das ist das exakte Gegenteil des Christentums und der Zehn Gebote. Hier wird die Würde nur nach Gutdünken verliehen, und nur so lange, wie es Gott gefällt. Selbst kleinste Vergehen bringen Dich in die Hölle, und dort gibt es keine Würde -- das ist ja der Sinn der Hölle. Sogar "Gedankensünden" reichen aus, um dieses Unheil auszulösen, ohne dass Du überhaupt etwas getan hast.

Die Bibel ist nicht viel mehr als eine konstante Androhung über den Verlust der Menschenwürde.

Wenn Du also argumentierst, dass das Grundgesetz eine moderne Fassung der Zehn Gebote wären, oder dass das Grundgesetz in deren Geiste verfasst worden wären, dann ist das sachlich falsch. Das Grundgesetz ist sowohl vom Inhalt als auch vom Konstrukt her genau das Gegenteil.


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