triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Radsport (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=9)
-   -   Gefängnis für Doper: Das Ende des Profi-Radsports in Deutschland? (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=34610)

matwot 14.11.2014 13:50

Zitat:

Zitat von Frank65 (Beitrag 1095005)

Nach dem neuen Gesetz sind übrigens auch jetzt noch nicht alle Doper strafbar und noch nicht einmal jedes Doping verboten:


Strafbar und verboten wird das Doping zudem erst, wenn ich "Spitzensportlerin oder Spitzensportler des organisierten Sports" bin. Dass heißt, dass die meisten hier, solange sie nicht "als Mitglied eines Testpools im Rahmen des Dopingkontrollsystems Trainingskontrollen unterliegen", als AK-Athleten munter weiter dopen könnten, ohne sich strafbar zu machen (!).

In diesem Punkt Teile ich Deine Auffassung nicht, dies wird allerdings vielfach so falsch dargestellt.
Verboten ist Doping nach dem Entwurf für alle, lediglich die mögliche Freiheitsstrafe gilt nur für Spitzensportler. Diese Unterscheidung halte für mehr als nur eine Spitzfindigkeit.

captain hook 14.11.2014 14:06

Zitat:

Zitat von Frank65 (Beitrag 1095005)
Falsch: Gegen die Doper selbst hielt das AMG keine Strafvorschriften vor (es sei denn, sie wären so blöd gewesen, sich "nicht geringe Mengen" zu Hause hinzulegen). Gegen Händler, Ärzte und sonstige Hintermänner gab es auch bislang schon zahlreiche Strafverfahren.


Wenn man dem Bericht über das Doping in Westdeutschland glauben schenken kann, muss man davon ausgehen, dass die Händler, Ärzte und sonstigen Hintermänner in fast allen Fällen sehr glimpflich davon gekommen sind. Es gibt einige sehr prominente Beispiele, teilweise mir Todesfolge, wo Spitzensportärzte hinterher einfach so weiterarbeiteten und weit davon entfernt waren in den Knast zu gehen oder gar anderweitig belangt zu werden.

Ich glaube ebenfalls, dass der hinter dem Doping stehenden Kriminalität in der Vergangenheit sehr wenig Beachtung geschenkt wurde. Wer besorgt denn zB die Sachen, für die man ein Rezept braucht, wo kommen sie her, wer ist involviert usw und sofort. Bis es zum Dopingvorgang an sich gekommen ist, wurden da sicher mehrere Rechtsverstöße begangen.

Frank65 14.11.2014 14:15

Zitat:

Zitat von matwot (Beitrag 1095022)
In diesem Punkt Teile ich Deine Auffassung nicht, dies wird allerdings vielfach so falsch dargestellt.
Verboten ist Doping nach dem Entwurf für alle, lediglich die mögliche Freiheitsstrafe gilt nur für Spitzensportler. Diese Unterscheidung halte für mehr als nur eine Spitzfindigkeit.

§ 3

Selbstdoping

(1) Es ist verboten,
1. ein Dopingmittel, das ein in der Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping aufgeführter Stoff ist oder einen solchen enthält, oder
2. eine Dopingmethode, die in der Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping aufgeführt ist, ohne medizinische Indikation bei sich in der Absicht, sich in einem Wettbewerb des organisierten Sports einen Vorteil zu verschaffen, anzuwenden oder anwenden zu lassen.

Der Wortlaut der neuen Vorschrift ist eindeutig: Voraussetzung für die Strafbarkeit ist die "Absicht, sich im sportlichen Wettkampf einen Vorteil zu verschaffen".
Eine strafbarkeitsbegründende Interpretation über den Gesetzeswortlaut hinaus ist im Strafrecht - schon verfassungsrechtlich - nicht zulässig.

Aber so ist das ja immer: 2 Juristen, 3 Meinungen :Blumen:

Frank65 14.11.2014 14:35

Zitat:

Zitat von longtrousers (Beitrag 1095015)
Und ist das OK oder nicht? Bei der Beantwortung dieser Frage sollte man beachten, dass auch bei "normalen Drogen" wie Alkohol oder Heroin vollkommen verschiedene Akzeptanzen bestehen. Biertrinken darf man, einen Joint rauchen nicht.
Sollte man das Doping eines Bodybuilders, der nicht an Wettkämpfe teilnimmt, strafrechtlich in Ruhe lassen oder nicht?

Im übrigen danke Frank65, für deine Erläuterungen.:Blumen:

Ob man das politisch gut oder schlecht findet, ist die eine Frage. Da würden mich Eure Meinungen auch mal interessieren. Ich selbst bin (berufs-)politisch ein großer Verfechter von Selbstbestimmung und allgemeiner Handlungsfreiheit und deshalb immer sehr kritisch gegenüber (fast) aller Bevormundung durch Strafgesetze (jedenfalls, solange ich damit keinen anderen, sondern nur mich selbst schädige).

Dass die Fassung des Gesetzes jetzt so ausgefallen ist, hat aber wohl mehr mit allgemeiner Gesetzessystematik und verfassungsrechtlichen Prinzipien und Freiheitsrechten zu tun. Jedes die Freiheit des Einzelnen einschränkende Gesetz - und insbesondere Strafgesetze - muss sich am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und verfassungsrechtlich gewährleisteten Handlungsfreiheiten (wozu auch das Recht auf Selbstgefährdung gehört) des Einzelnen messen lassen. Deshalb ist es zum Beispiel auch nur als Körperverletzung strafbar, andere zu schlagen, mir selbst kann ich so lange vor den Kopf hauen, wie ich will, ohne mich strafbar zu machen. (Im Übrigen ist es deshalb - im Gegensatz zu dem, was Du schreibst - auch erlaubt, einen Joint zu rauchen. Ich darf ihn nur nicht besitzen, aber z.B. straflos mitrauchen, wenn ein anderer ihn dreht und anzündet, aber das führt im Einzelnen hier zu weit, was man da genau darf und was nicht :cool: ).
Die Fassung des Anti-Doping-Gesetzes mit der Straffreiheit für Nicht-Spitzensportler und dem fehlenden Verbot für Nicht-Wettkämpfer ist jedenfalls diesem Verhältnismäßigkeitsgebot geschuldet, um die rechtlichen Grenzen einer Strafnorm einzuhalten.

NBer 14.11.2014 15:12

Zitat:

Zitat von Frank65 (Beitrag 1095035)
......Die Fassung des Anti-Doping-Gesetzes mit der Straffreiheit für Nicht-Spitzensportler und dem fehlenden Verbot für Nicht-Wettkämpfer ist jedenfalls diesem Verhältnismäßigkeitsgebot geschuldet, um die rechtlichen Grenzen einer Strafnorm einzuhalten.

alles andere käme ja auch dem ende des sportes in deutschland gleich. wie soll man breitensportler dazu zwingen sich mit nada-richtlinien, verbotslisten usw auseinanderzusetzen, bei jeder erkrankung nada-konforme medikamente zu suchen.......

matwot 14.11.2014 15:20

Ich sehe das im Grundsatz wie Du: nur das regeln, was notwendig ist, so wenig Staat wie möglich.
Über das Schädigen Dritter durch Dopen ist ja schon wiederholt diskutiert worden. Ich fühle mich auch als mittelmäßiger AK Athlet auf Platz 743 durch einen Doper auf Platz 741 geschädigt.
Insofern bin ich pro Doping Gesetz und hätte mir gewünscht, dass die Strafandrohung sich nicht nur auf Spitzensportler beschränken würde.

dude 14.11.2014 18:25

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1094950)
Wir hatten's doch schon des öfteren, dass die Watt pro kg signifikant gesunken sind. Muss ich das schon wieder raussuchen?

Ja, denn es stimmt nicht. Vroom-vroom!

Zitat:

Zitat von HobbyStudent (Beitrag 1094945)
viel langsamer fahren sie aber trotzdem nicht!

Marginal gains!

dude 14.11.2014 18:30

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1094994)
werte ich schon als Indiz, dass im Profi-Radsport mittlerweile weniger zur Nadel gegriffen wird.

"Zum Glueck" gibt es EPO-aehnliche Wirkstoffe mittlerweile in Tablettenform.

Zitat:

Zitat von HobbyStudent (Beitrag 1095000)
Gerade bei dem WM hat das EZF doch wieder ein Rundfahrer gewonnen, Froome ist auch immer ganz vorne dabei.

Richtig! Und das sind mehr als nur Ausnahmen.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 16:40 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.