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Shakespeare:
Der Mund, den Liebe bildete,
Er sprach zu mir das Wort: "Ich hasse", Der ich um sie verschmachtete. Doch als sie sieht wie ich erblasse, Kommt Mitleid in ihr Herz zurück, Sie schilt die Zunge, die mit süßem Gewähren sonst mir gab das Glück, Und lehrt sie so von neuem grüßen: Zum Hasse wird ein Wort getan, Das folget ihm wie Tageshelle Der Nacht, die von des Himmels Bahn Dämonen gleich, entfloh zur Hölle: Dem Haß entriß sie Hasses Sieg, Gab Leben neu und sprach "Nicht dich". Wünsche Euch noch schöne Rest-Weihnachten ! |
Steffen Jacobs:
Haltloser Gesang für zwei
Ach Gott, ein neues Jahresende, die Tage kurz und nebelschwer – so hasten sie durch das Gelände, und halten kann sie keiner mehr. Das Leben war mal ein Versprechen auf vieles, das erreichbar wär. Nun sehen wir Versprechen brechen, und halten kann sie keiner mehr. Im nächsten Jahr wird alles besser, die Meute schreit: Viel Feind, viel Ehr. Dann läuft sie geradewegs ins Messer, und halten kann sie keiner mehr. Wir aber finden zueinander und fliehen über Land und Meer. Nur flüchtig sind wir beieinander, sind wir für immer beieinander – und halten kann uns keiner mehr. Guten Rutsch und fangt das Neue Jahr gut an ! |
Lieber grip,
schon lange habe ich überlegt, ob ich mein absolutes Lieblings-Gedichte-Highlight mal hier posten soll. Dachte dann oft, nein lieber nicht, ich mag es nicht teilen, es ist so kostbar. Aber erstens kennst du (und die anderen) es vermutlich, weil es so schön und auch nicht soo unbekannt ist und zweitens soll man nicht mit Schönem Geizen. Also will ich es heute, gleichsam als nachträgliches Weihnachtsgeschenk und als Präsent für ein gutes neues Jahr, mit euch teilen und hoffe, dass es euch auch so gut gefällt. Es handelt, wie sollte es bei mir auch anders sein, vom Schwimmen im weitesten Sinne. Oder vom Sommer. Nein, von beidem: Vom Schwimmen in Seen und Flüssen - Bertolt Brecht Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben Nur in dem Laub der großen Bäume sausen Muss man in Flüssen liegen oder Teichen, Wie die Gewächse, worin Hechte hausen. Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt Wiegt in der kleine Wind vergessen Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält. Der Himmel bietet mittags große Stille. Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen. Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen Weiß man: Ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen. Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm Wir liegen still im Wasser, ganz geeint. Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen Fühl ich, dass Sonne überm Tümpel scheint. Wenn man am Abend von dem langen Liegen Sehr faul wird, so, dass alle Glieder beißen Muss man das alles, ohne Rücksicht, klatschend In blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen. Am besten ist's, man hält's bis Abend aus Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt Bös und gefräßig über Fluss und Sträuchern Und alle Dinge sind, wie's ihnen frommt. Natürlich muss man auf dem Rücken liegen So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen. Man muss nicht schwimmen, nein, nur so tun, als Gehöre man einfach zu den Schottermassen. Man soll den Himmel anschaun und so tun Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt. Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt. Ich freue mich schon jetzt auf's Schwimmen in freien Gewässern! Lieber grip, komm gut ins Neue Jahr! Ihr anderen natürlich auch. Schöne Grüße J. |
Kästner zum Neuen Jahr ...
Zum Neuen Jahr
"Wird’s besser? Wird’s schlimmer?" fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich |
Frank Schulz:
Stoßgebet eines Rentners. Mit patzigen Antworten vom Lieben Gott.
Ruhestand, du lieber Gott! Jeden Tag der gleiche Trott! Nichts zu tun und nichts zu machen … Lieber Gott: … und nichts zu lachen. Lieber Gott, was soll denn das! So ein Leben ist kein Spaß! Nichts zu zaudern, nichts zu zanken … Lieber Gott: … tja, nichts zu danken. Lieber Gott, so hilf mir doch! Aus dem langweiligen Joch! Nichts zu werkeln, nichts zu stricken … Lieber Gott: … und nicht zu saufen. Teufel auch! Jetzt hab ich’s satt! Ich häng mich auf! Da bist du platt! Ich hab genug von deinen Zoten! Lieber Gott knüpft ihm den Knoten. |
Ludwig Thoma:
Sexuelle Aufklärung
Der alte Storch wird nun begraben. Ihr Kinder lernt im Unterricht, Warum wir dies und jenes haben, Und es verbreitet sich das Licht. Zu meiner Zeit, du große Güte! Da herrschte tiefe Geistesnacht Man ahnt manches im Gemüte Und hat sich selber was gedacht. Mich lehrte dieses kein Professer; Nur eine gute, dicke Magd Nahm meine Unschuld unters Messer Und machte auf dieselbe Jagd. Ihr Unterricht war nicht ästhetisch, Im Gegenteil, sehr weit entfernt. Und doch, wenn auch nicht theoretisch, Ich hab es ziemlich gut gelernt. |
Endlich mal wieder Ringelnatz:
Telefonischer Ferngruß
Ich grüße dich durchs Telefon, Guten Morgen, du Gutes! Ich sauge deiner Stimme Ton In die Wurzeln meines Mutes. Ich küsse dich durch den langen Draht, Du Meinziges, du Liebes! Was ich dir – nahe – je Böses tat, Aus der Ferne bitt ich: Vergib es! Bist du gesund? – Gut! – Was? – Wieviel? – Nimm’s leicht! – Vertraue! – Und bleibe Mir mein. – – Wir müssen dies Wellenspiel Abbrechen – – Nein "dir" Dank! – – Ich schreibe! – – |
Heinrich Heine:
O mein gnädiges Fräulein, erlaubt
Mir kranken Sohn der Musen Daß schlummernd ruhe mein Sängerhaupt Auf eurem Schwanenbusen! "Mein Herr! wie können Sie es wagen, Mir so was in Gesellschaft zu sagen?" |
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