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ricofino 07.11.2015 18:45

Kein Politiker wird sich erstmal auf eine Zahl einlassen.

Gestern Abend auf 3SAT kam ein Interview mit der Innenministerin Österreichs Mikl- Leitner.
Sie hat gesagt, dass Österreich in den nächsten 2 Jahren mit drei Millionen durchreisenden rechnet!!!

Spanky 08.11.2015 09:08

Wie hier im Fred bereits angesprochen, scheint die Gruppe der "unbegleiteten minderjährigen Kriegsflüchtlinge" tatsächlich besonders 'schwierig' zu sein:

14-jähriger Afghane sticht 16-jährigen Syrer nieder

Rälph 08.11.2015 09:30

Interessante Zusammenfassung der Situation Deutschlands innerhalb der EU:

http://www.tagesschau.de/inland/flue...litik-151.html

Klugschnacker 08.11.2015 10:01

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1180766)
Interessante Zusammenfassung der Situation Deutschlands innerhalb der EU

Aus meiner bescheidenen Sicht ist das alles andere als eine Zusammenfassung. Es sind drei tendenziöse Vorwürfe. Die Gegenmeinungen kommen nicht zu Wort.

Was komplett ausgeblendet wird: Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, ist eine gute Sache. Wenn man das nicht sieht, sondern nur die sich daraus ergebenden Probleme, muss man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, der hilfsbereite Teil der deutschen Bevölkerung hätte einen an der Waffel.

Walli 08.11.2015 12:20

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1180771)
Aus meiner bescheidenen Sicht ist das alles andere als eine Zusammenfassung. Es sind drei tendenziöse Vorwürfe. Die Gegenmeinungen kommen nicht zu Wort.

Was komplett ausgeblendet wird: Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, ist eine gute Sache. Wenn man das nicht sieht, sondern nur die sich daraus ergebenden Probleme, muss man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, der hilfsbereite Teil der deutschen Bevölkerung hätte einen an der Waffel.

Ich sehe das ganz anders
Das ist die Situation in Europa und ich kann sie verstehen
Da muss man auch nix schön oder schlecht reden

TriBlade 08.11.2015 12:23

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1180771)
Aus meiner bescheidenen Sicht ist das alles andere als eine Zusammenfassung. Es sind drei tendenziöse Vorwürfe. Die Gegenmeinungen kommen nicht zu Wort.

Was komplett ausgeblendet wird: Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen, ist eine gute Sache. Wenn man das nicht sieht, sondern nur die sich daraus ergebenden Probleme, muss man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, der hilfsbereite Teil der deutschen Bevölkerung hätte einen an der Waffel.

Verstehe ich nicht! Da wird nur versucht zu erklären warum die Politik in der EU so reagiert wie sie reagiert ohne das zu werten. Es ist eher der Versuch einer Erklärung warum manche Entscheidungen so fallen wie sie gefallen sind. Ich glaube der Artikel kommt der Wahrheit sehr nahe, ob uns das gefällt oder nicht ist da ziemlich unerheblich.

Klugschnacker 08.11.2015 13:03

Zitat:

Zitat von TriBlade (Beitrag 1180783)
Da wird nur versucht zu erklären warum die Politik in der EU so reagiert wie sie reagiert ohne das zu werten.

Der Artikel gibt die Meinung von drei Menschen wieder. Er ist keine "Zusammenfassung" der Gesamtsituation aus Sicht der Nachbarländer.

Auch in den EU-Nachbarländern existiert eine Debatte zu diesem Thema und keine einheitliche Meinung. Das merkt man zum Beispiel in der täglichen "Internationalen Presseschau" des Deutschlandfunks.

Grüße,
Arne

Spanky 08.11.2015 13:49

:Cheese:

Bundestag beschließt Steinigungen ;)

Eber 08.11.2015 18:57

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1180766)
Interessante Zusammenfassung der Situation Deutschlands innerhalb der EU:

http://www.tagesschau.de/inland/flue...litik-151.html

Die ersten beiden Punkte wurden soeben im Bericht aus Berlin wiederholt.

Übrigens, der Vorstoß des Innenministers: Das Innenministerium will Syrien-Flüchtlingen nur noch den sogenannten subsidiären Schutz gewähren und damit den Nachzug der Familien aus dem Bürgerkriegsland verbieten
,verfolgt meiner Ansicht nach eine Doppelstrategie:
erstens beschränkt man die Zuwanderung und zweitens erhöht man die Chance, die Leute wieder abschieben zu können, was ungleich schwieriger erscheint, wenn die in der Heimat alle Zelte und Familienbande abgerissen haben.

Wie seht ihr das ?

Walli 08.11.2015 18:58

Manche Menschen gehen mit Scheuklappen durchs Leben und wollen nur das sehen was sie sehen wollen und ihnen gefällt

Rälph 08.11.2015 19:08

Schweden am Limit:
http://www.handelsblatt.com/politik/.../12557384.html

JENS-KLEVE 08.11.2015 19:34

Ach ist das schön: Freitag schneite wieder so eine shice "Nachricht" von Netzplanet in die örtlichen Facebookgruppen. Den ganzen Samstag hab ich mir den Mund fusselig gelabert, dass da nix dran ist mit Vergewaltigungen an meiner Schule, die besten Argumente wurden ignoriert, das übliche Gutmensch-Geschimpfe.. und heute hat es dann gekracht!

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/...-aid-1.5543293

Manchmal tut es einfach gut Recht zu haben, besonders wenn man der Einzelkämpfer ist.:cool:

Schwarzfahrer 08.11.2015 19:35

Zitat:

Zitat von Eber;1180841Übrigens, der Vorstoß des Innenministers: [URL="https://www.tagesschau.de/inland/familiennachzug-syrien-fluechtlinge-101.html"
Das Innenministerium will Syrien-Flüchtlingen nur noch den sogenannten subsidiären Schutz gewähren und damit den Nachzug der Familien aus dem Bürgerkriegsland verbieten
[/url],verfolgt meiner Ansicht nach eine Doppelstrategie:
erstens beschränkt man die Zuwanderung und zweitens erhöht man die Chance, die Leute wieder abschieben zu können, was ungleich schwieriger erscheint, wenn die in der Heimat alle Zelte und Familienbande abgerissen haben.

Wie seht ihr das ?

Klingt für mich ähnlich, wie die Behandlung der Flüchtlinge während des Krieges in Serbien/Kroatien: die Leute bekommen Schutz und Unterkunft, bis der Krieg vorbei ist. Man geht davon aus, daß die Mehrheit heimkehren wird, sobald wie möglich. Erscheint für mich angemessen. Schutz und Hilfe in akuter Not ist klar, das muß aber nicht gleich heißen, daß sich alle dauerhaft hier niederlassen.

Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück? Ich würde, wenn es ums Überleben gehen, eher erst Frau und Kind losschicken, als die zurücklassen. Aber wenn die Familie mitten im Krieg zurückbleiben kann, ist es für mich schwer glaubhaft zu machen, daß die Leute aus Lebensgefahr fliehen.

JENS-KLEVE 08.11.2015 19:38

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180857)
Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück? Ich würde, wenn es ums Überleben gehen, eher erst Frau und Kind losschicken, als die zurücklassen. Aber wenn die Familie mitten im Krieg zurückbleiben kann, ist es für mich schwer glaubhaft zu machen, daß die Leute aus Lebensgefahr fliehen.

Solche Typen:
https://www.youtube.com/watch?v=YwWzx7mTmbY

Er ist aus Sicherheitsgrünen hier, weil es zuhause zu gefährlich ist. Aber seiner Frau und Tochter will er die deutschen Fußgängerzonen nicht zumuten. Hauptsache er ist in Sicherheit und schön satt.

Spanky 08.11.2015 19:48

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1180858)

...unglaublich :Gruebeln:

Eber 08.11.2015 20:17

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180857)
..Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück? Ich würde, wenn es ums Überleben gehen, eher erst Frau und Kind losschicken, als die zurücklassen. Aber wenn die Familie mitten im Krieg zurückbleiben kann, ist es für mich schwer glaubhaft zu machen, daß die Leute aus Lebensgefahr fliehen.

Für diese Fälle ist die Lebensgefahr wohl geringer, wenn sie daheim bleiben.
Sicher ist die Reise über Schleuser auch so dermaßen teuer, dass das Geld wohl nur für einen reicht. Schätzt man die Kaufkraft eine Syrers um einen Faktor 10 geringer als, die eines Europäers, dann sind quasi 3000 € Fluchthilfekosten hochgerechnet gleich mal gefühlt 30 000. Die muss man erst mal haben. (Ich hätte sie nicht).

(Man sieht daran auch, dass wir viel unseres Helferherzblutes für die "Reichen" geben, die Armen können sich so was eh nicht leisten - gehässig könnte man die Flucht aus Syrien hierher als "Luxusproblem" beschreiben :Gruebeln: , für die Ärmsten ist es vielleicht gar kein Problem, sondern eine "Unmöglichkeit" ?).

Eber 08.11.2015 20:21

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1180845)

Auch wenn keiner Grenzwerte benennen kann, ist das doch ein Signal, dass es sie gibt.

Klugschnacker 08.11.2015 20:47

Zitat:

Zitat von Eber (Beitrag 1180870)
gehässig könnte man die Flucht aus Syrien hierher als "Luxusproblem" beschreiben :Gruebeln:

Allerdings. Gehässiger geht es tatsächlich kaum noch.

Flow 08.11.2015 20:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180857)
Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück? Ich würde, wenn es ums Überleben gehen, eher erst Frau und Kind losschicken, als die zurücklassen. Aber wenn die Familie mitten im Krieg zurückbleiben kann, ist es für mich schwer glaubhaft zu machen, daß die Leute aus Lebensgefahr fliehen.

"Warum vor allem Männer nach Deutschland kommen"
Zitat:

Gefahr in der Heimat: Flucht vor Tod und Zwangsrekrutierung
Offenbar verlassen Männer vor allem Regionen, in denen militärische Konflikte toben. "Männer wollen so vermutlich einer direkten Beteiligung am Kampfgeschehen entgehen", sagte Pro-Asyl-Chef Günter Burkhardt SPIEGEL ONLINE. Die Gefahr, getötet oder zwangsrekrutiert zu werden, sei für sie etwa im Bürgerkriegsland Syrien sehr hoch.

Dennoch bleiben die Frauen nicht einfach in den Kampfgebieten zurück: Millionen Familien sind in den vergangenen Jahren allein vor der Terrororganisation "Islamischer Staat" aus Syrien und dem Irak in die Nachbarländer geflohen - von dort haben sich dann jedoch meist zunächst nur die Väter auf die gefährliche Reise nach Europa begeben.

Die Risiken der Frauen: Gewalt, Isolierung, Hunger
Frauen sind deshalb aber keineswegs in ihren Heimatregionen sicher: "In vielen Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen zur erklärten Kriegsstrategie", schreibt die Uno
[...]
Als noch riskanter erweist sich die Flucht: Neben Hunger, Krankheiten und Tod müssten Frauen sexuelle Übergriffe fürchten, warnt die Marburger Konfliktforscherin Ulrike Krause. Das Problem ist auch ein deutsches: In Bayern etwa ist Zwangsprostitution von Asylbewerbern seit Längerem ein Thema, und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung warnt vor der wachsenden Gefahr sexueller Übergriffe auch auf Kinder.
[...]

Die Entscheidung der Väter: Schutz für die Familie
Da viele Familien aus Krisengebieten sich ohnehin keine gemeinsame Flucht leisten könnten, müssen sie abwägen zwischen den verschiedenen Risiken. Viele Familienväter fällen dann laut Pro-Asyl-Chef Burkhardt eine klare Entscheidung: "Lieber gehe ich selbst das Risiko ein und bringe meine Frau und die Kinder erst mal nicht in Gefahr." Erst nach geglückter Ankunft in Europa wollen die Männer dann ihre Frauen und Kinder per Familiennachzug nach Deutschland holen - sicher und legal.

JENS-KLEVE 08.11.2015 21:01

Verstehe ich nicht.
Warum müssen Frauen sexuelle Übergriffe auf der Flucht fürchten? Im Kriegsgebiet klar: Keine Polizei / Justiz, barbarische Soldaten, systematische Vergewaltigungen - logisch, erstrecht wenn kein Ehemann mehr Vorort, sondern in Europa ist.

Aber warum sollte eine Flucht diesbezüglich noch riskanter sein?

Flow 08.11.2015 21:20

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1180891)
Verstehe ich nicht.
Warum müssen Frauen sexuelle Übergriffe auf der Flucht fürchten?

Im oben zitierten Spiegel-Artikel finden sich dazu ein paar Links ...
Z.B. : Zwangsprostitution von Flüchtlingen: In der Falle

Zitat:

Aber warum sollte eine Flucht diesbezüglich noch riskanter sein?
Zumindest wird das Risiko schwerer abzuschätzen sein, als das einer bereits gefundenen, vorübergehenden Notlösung (z.B. Lager im benachbarten Ausland)

FinP 08.11.2015 21:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180857)
Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück?

Die Flüchtlinge, die ich genau das gefragt habe, haben mir unisono geantwortet, dass es zwei Arten von Flucht gebe. Die erste sei recht bequem per Bus, dauert etwa ein bis zwei Wochen und führt über mehrere Länder. Anstrengend aber ok. Für die wenigsten realistisch.
Die zweite sei die querfeldein-Methode. Also z.B. auch übers Meer usw.
Sie sagten, dass sie sich selbst im Vorfeld als fitter Mann eine Überlebenschance von 50:50 gegeben haben. Mit Kindern völlig undenkbare Unternehmung. Die Quoten seien nach ihren Empfindungen auch so eingetreten - belastbare Zahlen gibt es dazu nicht.

Deren Hoffnung war vielfach, dass sie es durchschaffen und dann schleunigst ihre Familien nachbekommen. Andersherum sei die Chance um ein Vielfaches kleiner.
Sobald die Papiere fertig sind, braucht es die Familie nur noch bis zu einer deutschen Botschaft schaffen.

Gleichzeitig ist die Annahme, dass hauptsächlich junge Männer kämen übrigens nachweislich falsch.

FinP 08.11.2015 21:46

Eines der Hauptprobleme für die Flüchtlinge ist nun die ungewisse Zeitspanne, ab wann sie ihre Familien schützen können. Die Verteilung der Bescheide ist völlig willkürlich vom zeitlichen Ablauf und sorgt für Ungerechtigkeiten. Es kommt vor, dass Flüchtlinge bspw. einen Monat in einer Einrichtung leben und einen Termin für das erste Interview im Februar (!) haben, während andere, die seit keiner Woche da sind, ihren Interview-Termin im November bekommen haben. Damit liegt zwischen der Erlaubnis für den Nachzug ein viertel Jahr - und in diesem viertel Jahr haben sie täglich Todesangst um ihre Familien.

Wenn unser Innenminister gleichzeitig eine Aussetzung des Nachzuges ins Spiel bringt, dann müsste man sich auch nur wenig wundern, wenn die Stimmung gereizter werden sollte.
Nach einem Monat mit hundert Mann in Doppelstockbetten in einer Turnhalle ohne jegliche Privatsphäre mit diversen Ethnitäten bin ich eh schon positiv überrascht, wie ruhig und harmonisch das alles abläuft.

FinP 08.11.2015 21:56

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1180891)
Aber warum sollte eine Flucht diesbezüglich noch riskanter sein?

Ist Deine Frage ernst gemeint?
Die Flucht beginnt nicht an der deutschen-österreichischen Grenze sondern beginnt an der Haustür z.B. in Aleppo oder Damaskus (man darf gerne mal googlen, wie es da vorher/nachher aussieht) und geht dann durch Kriegsgebiete, durch wenig gastfreundliche Länder und die "ungemütlichsten" Gegenden der Gegenwart.

JENS-KLEVE 08.11.2015 21:59

Ja die frage ist ernst gemeint und ich habe auch erklärt warum es mir schwer fällt das zu glauben. Mit "diesbezüglich" meine ich sexuelle Übergriffe und nicht etwa Diebstahl/Raub.

Schwarzfahrer 08.11.2015 22:07

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180907)
....Sie sagten, dass sie sich selbst im Vorfeld als fitter Mann eine Überlebenschance von 50:50 gegeben haben. Mit Kindern völlig undenkbare Unternehmung. Die Quoten seien nach ihren Empfindungen auch so eingetreten - belastbare Zahlen gibt es dazu nicht.

Verstehe ich weiterhin nicht. Wenn die Überlebenschancen zu Hause besser als 50:50 sind, warum begibt sich jemand überhaupt in höhere Gefahr? Ich halte es für wertvoller, für die Familie zu leben und da zu sein, als sein Leben zu riskieren bei solch schlechten Chancen. Vorausgesetzt es stimmt, dann würde ja auf 100.000 Flüchtlinge ebensoviele Tote kommen - ist das realistisch?

Wenn die Überlebenschance vor Ort geringer ist, als 50:50, wer läßt dann die Familie darin zurück? Wenn das tatsächlich so wäre, würde die Hälfte aller, die es geschafft haben, niemanden mehr zum nachholen haben.

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180907)
Gleichzeitig ist die Annahme, dass hauptsächlich junge Männer kämen übrigens nachweislich falsch.

Wie ist das nachgewiesen? Was ist die reale Verteilung?

FinP 08.11.2015 22:08

Nur eine Ergänzung:
Bei der Abwägung von Flucht oder Dableiben zählen nicht die tatsächlichen sondern die subjektiv vermuteten Gefahren.
Wer weiß, was für Storys unter Fluchtwilligen kursieren? In Deutschland ist die Risikoeinschätzung ja meist auch nicht auf objektiven Fakten beruhend sondern gefühlsbasiert. Ansonsten gebe es deutlich weniger Flugängstige und viel mehr Autofahrphobien

FinP 08.11.2015 22:17

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180923)
Verstehe ich weiterhin nicht. Wenn die Überlebenschancen zu Hause besser als 50:50 sind, warum begibt sich jemand überhaupt in höhere Gefahr? Ich halte es für wertvoller, für die Familie zu leben und da zu sein, als sein Leben zu riskieren bei solch schlechten Chancen. Vorausgesetzt es stimmt, dann würde ja auf 100.000 Flüchtlinge ebensoviele Tote kommen - ist das realistisch?

Vorweg: das sind die Quoten, die mir die Flüchtlinge nannten. Für Frau/Kind bei Der querfeldein-Route halt massiv schlechter.
Ich glaube den vielen Flüchtlingen, mit denen ich Kontakt hatte, ihre Beweggründe. Mehr kann ich nicht zur Diskussion beitragen.

Zitat:

Wie ist das nachgewiesen? Was ist die reale Verteilung?
Durch die Antragszahlen nachgewiesen.
klick
Die Verteilungen findest Du auf Seite 7.

Aufbereitet unter http://www.bildblog.de/73416/wie-fal...gen-entstehen/

FinP 08.11.2015 22:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180923)
Verstehe ich weiterhin nicht. Wenn die Überlebenschancen zu Hause besser als 50:50 sind, warum begibt sich jemand überhaupt in höhere Gefahr? Ich halte es für wertvoller, für die Familie zu leben und da zu sein, als sein Leben zu riskieren bei solch schlechten Chancen. Vorausgesetzt es stimmt, dann würde ja auf 100.000 Flüchtlinge ebensoviele Tote kommen ...

Nochmal ich. :)

Nein, deine Schlussfolgerung ist falsch, denn die Quote bezog sich nur auf die querfeldein-Route, die eben nicht 100% der Flüchtlinge nehmen (müssen).

Schwarzfahrer 08.11.2015 22:31

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180917)
Die Flucht beginnt nicht an der deutschen-österreichischen Grenze sondern beginnt an der Haustür z.B. in Aleppo oder Damaskus (man darf gerne mal googlen, wie es da vorher/nachher aussieht) und geht dann durch Kriegsgebiete, durch wenig gastfreundliche Länder und die "ungemütlichsten" Gegenden der Gegenwart.

Von Aleppo (um bei deinem Beispiel zu bleiben) sind es bis zur türkischen Grenze ca. 60 km. Die Türkei ist ein recht gastfreundliches Land, wo nicht umsonst mehrere Millionen Syrer inzwischen untergekommen sind, überwiegend nicht mal in Flüchtlingslagern sondern als Teil des örtlichen Wirtschaftssystems (wenn auch sicher nicht immer zur Freude der Einheimischen, wenn über 20 % Zuwanderer im Ort leben). Da sehe ich diese großen Risiken der Flucht nicht unbedingt.


Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180924)
Nur eine Ergänzung:
Bei der Abwägung von Flucht oder Dableiben zählen nicht die tatsächlichen sondern die subjektiv vermuteten Gefahren.
Wer weiß, was für Storys unter Fluchtwilligen kursieren? In Deutschland ist die Risikoeinschätzung ja meist auch nicht auf objektiven Fakten beruhend sondern gefühlsbasiert. Ansonsten gebe es deutlich weniger Flugängstige und viel mehr Autofahrphobien

Die subjektive Vorstellung ist natürlich wichtig. Aber dann sei es auch erlaubt, Zweifel über die gefühlte Gefahr auf der Flucht zu hegen, wie man auch Leute mit Flugangst überzeugen mag, daß sie keinen Grund haben.
Übrigens, anscheinend haben sehr viele über die ganze abenteuerliche Flucht hinweg Zugriff auf Facebook, Intenet, etc. D.h. sie haben immerhin die Möglichkeit, geordnet ein Handyvertrag oder entsprechende Möglichkeiten aufrechtzuerhalten, zu bezahlen - das ist nicht das, was ich mir unter Flucht mit 50 % Überlebenswahrscheinlichkeit über viele Wochen hinweg vorstelle.

Eber 08.11.2015 22:34

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180913)
Eines der Hauptprobleme für die Flüchtlinge ist nun die ungewisse Zeitspanne, ab wann sie ihre Familien schützen können. ...

Guter Punkt. Das stelle ich mir sehr schwierig vor.
Es klingt völlig plausibel, dass manche Familie, die nur für ein Familienmitglied einen Schleuser bezahlen kann, denjenigen los schickt, der die besten Chancen hat durchzukommen, oder der den meisten Schutz, die größte Zukunft hat ...

Du bist dann quasi die letzte Chance deiner Familie auf ein besseres Leben oder auf ein Weiterleben überhaupt.
Da lastet dann sehr viel Druck auf dir und dann hängst du in irgendeinem Lager fest und kannst nix tun und wartest ...
Und dann hörst du vom Innenminister...

Klugschnacker 08.11.2015 22:37

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180917)
Ist Deine Frage ernst gemeint?
Die Flucht beginnt nicht an der deutschen-österreichischen Grenze sondern beginnt an der Haustür z.B. in Aleppo oder Damaskus (man darf gerne mal googlen, wie es da vorher/nachher aussieht) und geht dann durch Kriegsgebiete, durch wenig gastfreundliche Länder und die "ungemütlichsten" Gegenden der Gegenwart.

Das gilt in besonderem Maße für Flüchtlinge aus Afrika südlich der Sahara. Um das Mittelmeer zur erreichen, müssen sie durch die Sahara-Staaten. Dort sind mittlerweile Banden darauf spezialisiert, die de facto wehr- und rechtlosen Flüchtlinge zu überfallen, sie abzuzocken.

Zum Beispiel indem den Flüchtlingen gegen gute Bezahlung angeboten wird, sie mit LKWs eine Strecke durch das Land zu fahren. Tatsächlich werden die Flüchtlinge irgendwo in die Pampa gefahren, ausgeraubt und zurückgelassen. Frauen und Mädchen haben noch ganz andere Dinge zu befürchten.

Wer anschließend ohne Papiere aufgriffen wird, landet leicht für einige Monate in einem Gefängnis.

Wer schließlich das Mittelmeer erreicht und dort in eines der schrottreifen Boote steigt, natürlich gegen ordentliche Bezahlung eines Schleppers, hat die hauptsächlichen Risiken der Flucht längst gemeistert. 98 von 100 Flüchtlingen kommen lebend ans andere Ufer.

Schließt man den Familiennachzug aus, sitzen künftig noch mehr Kinder in diesen Booten.

Grüße, Arne

Eber 08.11.2015 22:42

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1180884)
Allerdings. Gehässiger geht es tatsächlich kaum noch.

Da magst du ja Recht haben, ich hatte da aber den leisen Gedanken, dass gerade die Unterschicht in Syrien keine Chance hat.
Wenn dem so wäre, fände ich es irgendwie unschön, wenn sich nur Wohlhabende aus dem Staub machen können und man sich hier nur für diese Leute stark macht ...
(Ich würde mich freuen, jemand belehrt mich, dass es nicht so ist).

GreatPanther 08.11.2015 22:52

Zitat:

Zitat von Eber (Beitrag 1180935)
Da magst du ja Recht haben, ich hatte da aber den leisen Gedanken, dass gerade die Unterschicht in Syrien keine Chance hat.
Wenn dem so wäre, fände ich es irgendwie unschön, wenn sich nur Wohlhabende aus dem Staub machen können und man sich hier nur für diese Leute stark macht ...
(Ich würde mich freuen, jemand belehrt mich, dass es nicht so ist).

Genauso ist es........leider....die Armen ohne Kohle für den Schleuser bleiben jämmerlich zurück:(

Klugschnacker 08.11.2015 22:56

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1180931)
Von Aleppo (um bei deinem Beispiel zu bleiben) sind es bis zur türkischen Grenze ca. 60 km. Die Türkei ist ein recht gastfreundliches Land, wo nicht umsonst mehrere Millionen Syrer inzwischen untergekommen sind, überwiegend nicht mal in Flüchtlingslagern sondern als Teil des örtlichen Wirtschaftssystems (wenn auch sicher nicht immer zur Freude der Einheimischen, wenn über 20 % Zuwanderer im Ort leben). Da sehe ich diese großen Risiken der Flucht nicht unbedingt.

Die Türkei hat die Genfer Flüchlingskonvention unterschrieben, allerdings nur mit Gültigkeit für Flüchtlinge aus dem Westen. Wer aus Osten oder Süden kommt, also auch aus Syrien, wird in der Türkei nicht als Flüchtling anerkannt.

Man kann daher nicht argumentieren, die Flüchtlinge stünden bereits in der Türkei unter dem Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention und hätten daher keinen Anlass, von der Türkei aus in ein anderes Land zu gehen und dort um die Anerkennung als Flüchtling zu ersuchen. Die Türkei ist völkerrechtlich für Flüchtlinge aus Syrien nur eine Durchgangsstation.

Grüße,
Arne

Klugschnacker 08.11.2015 23:28

Zitat:

Zitat von Eber (Beitrag 1180935)
...fände ich es irgendwie unschön, wenn sich nur Wohlhabende aus dem Staub machen können und man sich hier nur für diese Leute stark macht ...

Es ist sicher eine paradoxe Situation, das sehe ich wie Du. Man kann nur hoffen, dass mittelfristig Frieden in Syrien und dem Irak gefunden wird. Vielleicht kann Deutschland indirekt dazu beitragen, auch wenn ich das bezweifle.

Grüße,
Arne

kupferle 09.11.2015 07:41

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1180944)
Es ist sicher eine paradoxe Situation, das sehe ich wie Du. Man kann nur hoffen, dass mittelfristig Frieden in Syrien und dem Irak gefunden wird. Vielleicht kann Deutschland indirekt dazu beitragen, auch wenn ich das bezweifle.

Grüße,
Arne


Das wird so ne Geschichte wie in Afghanistan oder in Israel.Da wird so viel Hass erzeugt, dass ich persönlich glaub, dass es sehr sehr lange dauert, bis da Ruhe einkehrt.Wenn überhaupt :(

keko# 09.11.2015 07:58

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1180907)
Gleichzeitig ist die Annahme, dass hauptsächlich junge Männer kämen übrigens nachweislich falsch.

Aber in dem von dir angegeben Link steht es doch gerade eben so:

"Im Zeitraum Januar – Oktober 2015 waren 70,7% der Asylerstantragsteller jünger als 30 Jahre. Mehr als zwei Drittel aller Erstanträge wurden von Männern gestellt."

flaix 09.11.2015 08:07

Zitat:

Zitat von kupferle (Beitrag 1180962)
Das wird so ne Geschichte wie in Afghanistan oder in Israel.Da wird so viel Hass erzeugt, dass ich persönlich glaub, dass es sehr sehr lange dauert, bis da Ruhe einkehrt.Wenn überhaupt :(

Zwei völlig verschiedene Dinge.
Afghanistan sind kriminelle Banden die eine Region terrorisieren. Afghanistan ist befriedbar wenn sich alle einig wären.

Israel ist eine Erbe der Kolonoialpolitik. Aus einer Verfolgten/ Glaubensgemeinschaft wurde eine Nation, diese hat dann per Federstrich ein Land zugesprochen bekommen ohne das die dort lebenden Menschen einbezogen wurden. Sah damals wie eine sehr gute Idee aus, hat leider nicht geklappt. Das wird schwierig.

kupferle 09.11.2015 08:30

Zitat:

Zitat von flaix (Beitrag 1180968)
Zwei völlig verschiedene Dinge.
Afghanistan sind kriminelle Banden die eine Region terrorisieren. Afghanistan ist befriedbar wenn sich alle einig wären.

Israel ist eine Erbe der Kolonoialpolitik. Aus einer Verfolgten/ Glaubensgemeinschaft wurde eine Nation, diese hat dann per Federstrich ein Land zugesprochen bekommen ohne das die dort lebenden Menschen einbezogen wurden. Sah damals wie eine sehr gute Idee aus, hat leider nicht geklappt. Das wird schwierig.

Mag alles sein...

Das größte Problem ist trotzdem der Hass der weitergegeben wird.

Ich hatte die Tage ja von den Dokus auf Arte geschrieben.
Jugendliche und Frauen an der Front.Das prägt glaub ich extrem.


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