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the grip 20.10.2011 10:37

Heinrich Heine
 
Unterwelt/II

Auf goldenem Stuhl, im Reiche der Schatten,
Zur Seite des königlichen Gatten,
Sitzt Proserpine
Mit finstrer Miene,
Und im Herzen seufzte sie traurig:

Ich lechze nach Rosen, nach Sangesergüssen
Der Nachtigall, nach Sonnenküssen –
Und hier unter bleichen
Lemuren und Leichen
Mein junges Leben vertraur ich!

Bin festgeschmiedet am Ehejoche,
In diesem verwünschten Rattenloche!
Und des Nachts die Gespenster,
Sie schaun mir ins Fenster,
Und der Styx, er murmelt so schaurig!

Heut hab ich den Charon zu Tische geladen –
Glatzköpfig ist er und ohne Waden –
Auch die Totenrichter,
Langweilge Gesichter –
In solcher Gesellschaft versaur ich.

pumuggel 22.10.2011 22:48

Wilhelm Busch
 
Beim Lesen des Paleo Freds kamen mir irgendwie diese in den Sinn:

Laß ihn
Er ist verliebt, laß ihn gewähren,
Bekümmre dich um dein Pläsier,
Und kommst du gar, ihn zu bekehren,
Wirft er dich sicher vor die Tür.
Mit Gründen ist da nichts zu machen.
Was einer mag, ist seine Sach,
Denn kurz gesagt: In Herzenssachen
Geht jeder seiner Nase nach.

Rechthaber
Seine Meinung ist die rechte,
Wenn er spricht, müßt ihr verstummen,
Sonst erklärt er euch für Schlechte
Oder nennt euch gar die Dummen.
Leider sind dergleichen Strolche
Keine seltene Erscheinung.
Wer nicht taub, der meidet solche
Ritter von der eignen Meinung.

Wandergsellin 22.10.2011 23:26

:Blumen:

the grip 23.10.2011 12:21

Joachim Ringelnatz
 
Avant-propos

Ich kann ein Buch doch nennen wie ich will
Und orthographisch nach Belieben schreiben!
Wer mich nicht lesen mag, der laß es bleiben.
Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil
Und jeden andern Gegenstand bedichten,
Darf ich doch ungestört daheim
Auch mein Bedürfnis, wie mir’s paßt, verrichten.
Was könnte mich zu Geist und reinem Reim,
Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? –
Bescheidenheit? – captatio – oho!
Und wer mich haßt, –– sie mögen mich nur hassen!
Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen
Sowie an den avant-propos.

bellamartha 23.10.2011 13:19

@ pumuggel:
Danke! :Blumen:
J.

pumuggel 23.10.2011 21:42

Nochmal W. Busch
 
Zitat:

Zitat von Wandergsellin (Beitrag 660607)
:Blumen:

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 660698)
@ pumuggel:
Danke! :Blumen:
J.

Danke :) .

Geschmacksache
Dies für den und das für jenen.
Viele Tische sind gedeckt.
Keine Zunge soll verhöhnen,
Was der andern Zunge schmeckt.
Lasse jedem seine Freuden,
Gönn ihm, daß er sich erquickt,
Wenn er sittsam und bescheiden
Auf den eignen Teller blickt.

Wenn jedoch bei deinem Tisch er
Unverschämt dich neckt und stört,
Dann so gib ihm einen Wischer,
Daß er merkt, was sich gehört.


Ich hoffe the grip stört es nicht, wenn ich hier auch ab und an mal...

Alfalfa 23.10.2011 22:57

The grip:

Ich fürchte ja, dass auch die anderen Teile von Heines Unterwelt noch folgen...
Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du sie mit Ringelnatz umgibst.

the grip 27.10.2011 11:30

Heinrich Heine
 
Solidität

Liebe sprach zum Gott der Lieder,
Sie verlange Sicherheiten,
Ehe sie sich ganz ergebe,
Denn es wären schlechte Zeiten.

Lachend gab der Gott zur Antwort:
Ja, die Zeiten sich verändern,
Und du sprichst jetzt wie ein alter
Wuchrer, welcher leiht auf Pfändern.

Ach, ich hab nur eine Leier,
Doch sie ist von gutem Golde.
Wieviel Küsse willst du borgen
Mir darauf, o meine Holde?


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:28 Uhr.

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