Zitat:
Zitat von Klugschnacker
(Beitrag 1260444)
Die Gesinnungsethik von Max Weber spielt hier keine Rolle. Denn sie übersieht den in unserem Zusammenhang weitaus häufigsten Fall, nämlich dass weder eine Gesinnung noch eine spürbare Verantwortung für die Folgen vorliegt.
Konkret: Wer die Diskriminierung von Menschen in unserer Gesellschaft mitträgt, ohne von den Bibelstellen, die sie legitimieren, überzeugt zu sein, handelt nicht aus Überzeugung oder "Gesinnung". Er trägt aber andererseits auch keinerlei Folgen und wird von niemandem zur Verantwortung gezogen. Das Modell von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ist zu grob, um in der realen Welt viel damit anfangen zu können.
:Blumen:
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Arne, sei mir nicht böse, aber ich hab den Eindruck, Du verwendest hier ein paar Begriffe zu beliebig. Am Beispiel Gesinnung: "Gesinnung" ist als Grundhaltung bzw. Denkweise eines Menschen definiert. (Und bitte weich jetzt nicht auf eine semantische Diskussion aus, diese Bedeutung des Wortes setzen wir bitte voraus!). Daher kann es gar keinen Fall geben, in dem keine Gesinnung vorliegt. Jeder Mensch hat eine Grundeinstellung = Gesinnung. Das das möglicherweise eine Gesinnung ist, die mir nicht gefällt, ist ein anderer Punkt. Wenn Du also davon sprichst, dass jemand "keine Gesinnung" hat, bist Du auf einer wertenden Ebene gelandet. In etwa im Sinne von gesinnungslos = ohne Prinzipien, gewissenlos. Aber bleiben wir auf der nicht-wertenden Ebene:
Natürlich ist nicht jede Gesinnung religiös begründet. Auch ein Atheist kann eine wunderbar unlogische, gleichgültige, menschenfeindliche, ... Gesinnung haben. Genauso gut kann ein Atheist natürlich auch eine humanistische und sehr menschenfreundliche Gesinnung haben.
Dass ein einfaches Modell keine konkrete Handlungsanweisung für jeden Einzelfall liefert, bestreite ich nicht. Aber es kann eine grobe Orientierung bieten, die jeder für sich selbst dann auf den Einzelfall umlegen kann. Daher bin ich mit der Formulierung "zu grob" nicht einverstanden. Grob ja, aber man kann viel damit anfangen. Mir zumindest hilft das ungemein, wenn ich über mich, meine Handlungen und deren Folgen nachdenke.
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