![]() |
Zitat:
Nun haben wir ja in diesem Fred festgestellt, dass sich auch der Glauben entwickelt hat und nicht jeder auch automatisch an einen Gott glaubt und die Bibel eigentlich ein Märchenbuch ist. (überspitzt formuliert). Ich hatte also zuvor die Frage gestellt, was ein "Christ" denn heutzutage glaubt, um ein "guter Christ" zu sein? Glaubt Ihr an bestimmte Werte? Nun ... dafür braucht man keine Kirche. An kirchliche Traditionen? Welcher Art? Ist es Tradition an einen Gott zu glauben? Der Vatikan jedenfalls glaubt an Wunder und an einen Gott. Er regelt, was wann als Wunder anerkannt wird ziemlich genau. Das setzt voraus, dass es Wunder gibt, denn sonst kann man nicht regeln, wie diese behandelt werden. Artikel hierzu hatte ich gestern hier verlinkt. Ich will nur versuchen zu verstehen. Bisher ist es mir leider noch nicht gelungen. Und ich stelle diese meine Frage penetrant so lange, bis irgend jemand darauf eingeht. |
Zitat:
Mein Posting befasste sich damit ob/warum der Hexenglaube in Europa auch einen Betrug darstellte. Darüber können wir uns gerne austauschen. |
Zitat:
Aber ich glaube, dass es historisch nicht richtig ist, und zwar aus folgendem Grund: Die heutigen abrahamitischen Religionen kennen wir in Zusammenhang mit einem "persönlichen Gott". Also einem Gott, der dem einzelnen Individuum zugewandt ist und sich für dessen Belange interessiert. Eine Art Vaterfigur. Diese Vaterfigur passt gut zusammen mit der Idee der "letzten Einsamkeit", bei der man sich wünscht, es gäbe noch irgendwas oder irgendwen, der sie auflöst, oder als wäre der Tod eine Art "Heimkehr". Aber die "persönlichen" Gottheiten haben sich entwickelt aus Gottesvorstellungen, die überhaupt nicht persönlich waren. Die Götter "interessierten" sich anfangs nur für Völker und darum, ob diese erfolgreich waren, oder um das Wetter und die Ernte. Die Menschen sorgten sich darum, ob der Nil übers Ufer steigen und ihre Felder fruchtbar machen würde, und genau das erwarteten sie von ihren Göttern und Pharaonen. Man fürchtete sich vor dem Überfall fremder Völker, und suchte Schutz bei möglichst grimmigen Kriegs- und Schutzgöttern. Aber man fürchtete sich nicht davor, durch kleinliche, persönliche Sünden bestraft zu werden. Götter wurden auch als launisch und gefährlich angesehen, und man musste sich vor ihnen in Acht nehmen. Es gab also eine sehr lange Epoche, zu der die Menschen eine "letzte Einsamkeit" offensichtlich nicht mit Götterglauben in Verbindung brachten. Generell war nicht das Individuum der Gegenstand der Religion, sondern Völker und Naturgewalten. Als aber immer deutlicher klar wurde, dass Götter und Pharaonen keinerlei Einfluss auf den Nil oder das Wetter hatten, und dass Kriegsgötter keine zuverlässige Abwehr vor Überfällen darstellten, egal wie viel man ihnen opferte, wandelte sich der Glaube weg von "völkischen" Göttern hin zu persönlichen Göttern. Diese Entwicklung betraf reihum alle Länder rund um Ägypten, Griechenland und dem Nahen Osten. In allen diesen Ländern fand reihum eine Synthese der alten Götter mit Ideen des Hellenismus (Griechenland) statt. Die Region um Judäa/Palästina war die letzte, die "umfiel". Das Alte Testament ist ein Zeuge dieser Entwicklung, denn es pendelt hin und her zwischen der Schilderung eines Kriegsgottes, der rein national-völkisch interessiert ist, und einem persönlichen Gott, der sich um den Einzelnen kümmert. Vollendet wurde diese Entwicklung mit dem Jesus-Glauben, der sich nur noch auf das Seelenheil des Individuums bezieht. Daran kann man sehen, dass diese "universelle Sehnsucht", die uns laut zappa allen zu eigen ist, nicht immer bestand und kein allgemeines Merkmal aller Menschen ist. Jedoch besteht diese Idee schon so lange, dass wir sie als universell annehmen. |
Zitat:
|
Ich freue mich gerade darüber, dass es hier eine relativ freie Diskussion gibt, auch wenn es etwas heftig zur Sache geht. In Singapur ist das nicht so und die religionskritische Fraktion kann sich auf ein paar Wochen Gefängnis einstellen.
|
Zitat:
Wir sollten aber kritisch sein gegenüber konkreten Religionen und bestimmten Glaubensinhalten. Wo sie schädlich sind und wo sie sich als unwahr herausgestellt haben, sollten wir sie hinter uns lassen. Das machen wir ja auch ständig, deshalb tun uns Gesellschaften leid, die nach der Scharia leben müssen, und freuen uns über unser Grundgesetz. Neben den Glaubensinhalten sollten wir IMO aber auch den Akt des Glaubens selbst infrage stellen. Nichtwissen und Nichtwissenwollen sind keine Tugenden, und erst recht sind es keine moralischen Haltungen. Blinder und ungeprüfter Glaube ist unmoralisch. Das zeigt sich zum Beispiel in der Diskriminierung von Menschen auf der Grundlage fragwürdigster Bibelstellen. Die Blindheit des Glaubens gegenüber der Vernunft ist seine Kehrseite, vor der man nicht die Augen verschließen sollte. |
Zitat:
:Cheese: :Blumen: |
Zitat:
Das entwickelt sich dann - für uns Eltern manchmal durchaus anstrengend - in der Phase ab ca. 3 Jahre, in der Grundsatzfragen gestellt werden: Wo komme ich her? Wo ist denn meine verstorbene Oma jetzt? Was passiert denn, wenn ich tot bin? etc. Kinder wollen Antworten und bekommen sie - aus unterschiedlichen Quellen durchaus unterschiedlich. Und das kann dann schon über die Zeit zu Zweifeln führen, die irgendwann, in stillen Momenten, ein einsames Gefühl erzeugen können. Gleichzeitig wird eine Kompetenz aufgebaut, auch damit umgehen zu lernen, dass es im Leben auch ungeklärte Dinge gibt, Offenes, Widersprüchliches, etc. |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 15:14 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.