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maotzedong 29.09.2016 15:00

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1259473)
zappa, findet in Deutschland Religionsunterricht statt, bei dem die Lehrer wissen, dass die Kinder den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen können?

Gibt es innerhalb des Religionsunterrichts Antworten seitens der Schüler, die vom Lehrer als "richtig" oder "falsch" gewertet werden?


Gibt es, es gibt aber auch Antworten bei denen jeder seine Meinung kundtun darf und soll.

Worauf stützt sich Glaube ? Auf richtig oder falsch ? Sicherlich nicht ;)
Somit meiner Meinung nach falscher gedanklicher Ansatz :Blumen:

maotzedong 29.09.2016 15:04

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1259481)
zappa, bist Du der Meinung, dass es eine Ausnahme ist, wenn Lehrer wissen, dass die Kinder den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen können?

Oder ist es systembedingt praktisch immer der Fall, wenn Religionsunterricht in den Klassen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 stattfinden?

Und: Gibt es innerhalb des Religionsunterrichts Antworten seitens der Schüler, die vom Lehrer als "richtig" oder "falsch" gewertet werden?

Und falls das so ist: Ist es eine Ausnahme oder systembedingt praktisch immer der Fall?

Bitte erlaube mir eine gewisse Hartnäckigkeit in diesen Punkten, da Du mich ja sehr scharf dafür kritisiert hast (was ich nicht schlimm finde).


Du musst wirklich einen schlimmen Religionsunterricht genossen haben in deiner Kinderzeit. Meiner Erfahrung nach können Kinder ab der 6.Klasse ziemlich genau den Wahrheitsgehalt rausfiltern und sich dazu kritisch äußern. Das sollten sie auch dürfen.

Trotzdem ist das System Schule auf "richtig" und "falsch" gepolt, heißt in Schularbeiten wird natürlich nach "richtig" und "falsch" gefragt. was durchaus aber auch legitim ist.

Jörn 29.09.2016 15:13

Zitat:

Zitat von maotzedong (Beitrag 1259485)
Trotzdem ist das System Schule auf "richtig" und "falsch" gepolt, heißt in Schularbeiten wird natürlich nach "richtig" und "falsch" gefragt. was durchaus aber auch legitim ist.

Gut, dann hier mal drei legitime Fragen, die mit "richtig" oder "falsch" beantwortet werden sollen:

• Gott hat die Welt geschaffen und seinen Sohn für die Sünden der Menschheit geopfert. Richtig oder falsch?

• Moses hat von Gott persönlich die Steintafeln erhalten, auf denen die Zehn Gebote eingemeisselt waren. Richtig oder falsch?

• Jesus starb, ist nach drei Tagen wieder auferstanden und dann als leibhaftiger, lebendiger Gott in den Himmel aufgefahren. Richtig oder falsch?

Nehmen wir an, zwei Kinder würden die Fragen beantworten. Das eine Kind antwortet auf alle Fragen mit "richtig", das andere Kind mit "falsch".

Was wäre nun die faire Benotung der beiden Kinder?

Nehmen wir an, mein Kind bekäme für sein andauerndes "Falsch!" eine 6. Nehmen wir an, ich würde mich beim Direktor beschweren und eine 1 verlangen. Nehmen wir an, ich würde die gesamte Wissenschaft aufbieten, um meinen Fall zu unterstreichen. Was würde wohl passieren?

:Gruebeln:

maotzedong 29.09.2016 15:25

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1259488)
Gut, dann hier mal drei legitime Fragen, die mit "richtig" oder "falsch" beantwortet werden sollen:

• Gott hat die Welt geschaffen und seinen Sohn für die Sünden der Menschheit geopfert. Richtig oder falsch?

• Moses hat von Gott persönlich die Steintafeln erhalten, auf denen die Zehn Gebote eingemeisselt waren. Richtig oder falsch?

• Jesus starb, ist nach drei Tagen wieder auferstanden und dann als leibhaftiger, lebendiger Gott in den Himmel aufgefahren. Richtig oder falsch?

Nehmen wir an, zwei Kinder würden die Fragen beantworten. Das eine Kind antwortet auf alle Fragen mit "richtig", das andere Kind mit "falsch".

Was wäre nun die faire Benotung der beiden Kinder?

Nehmen wir an, mein Kind bekäme für sein andauerndes "Falsch!" eine 6. Nehmen wir an, ich würde mich beim Direktor beschweren und eine 1 verlangen. Nehmen wir an, ich würde die gesamte Wissenschaft aufbieten, um meinen Fall zu unterstreichen. Was würde wohl passieren?

Da wären wir wieder bei dem Thema der Bibelauslegung. Wir sind nicht mehr im Zeitalter der fundamentalistischen Auslegung der Schrift. Korrekte Fragen die sich so einfach beantworten lassen sind eher..."steht in der bibel, dass"
Da hat man im Studium doch genug systematische Theologie und genug kritische Betrachtungsweisen hinter sich gebracht als dass man solche Fragen leichtfertig mit richtig oder falsch beantworten könnte. Geschweige es denn Kindern zumuten kann diese Fragen mit richtig und falsch zu beantworten.

Jörn 29.09.2016 15:35

Zitat:

Zitat von maotzedong (Beitrag 1259485)
Meiner Erfahrung nach können Kinder ab der 6.Klasse ziemlich genau den Wahrheitsgehalt rausfiltern und sich dazu kritisch äußern. Das sollten sie auch dürfen.

Also warum genau sollten Kinder die Wahrheit herausfiltern müssen?

Im Falle der Religion bestreite ich, dass Kinder das überhaupt können. Dazu ist ein umfangreiches Wissen notwendig, welches Kinder in diesem Alter überhaupt nicht haben können. Die Widersprüche der Bibel sind ja sogar für Theologen und Historiker ein Feld endloser Debatten, und die wissenschaftliche Widerlegung durch Biologie, Physik, Geologie und Kosmologie ist außerhalb der Reichweite von Kindern.

maotzedong 29.09.2016 15:44

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1259492)
Also warum genau sollten Kinder die Wahrheit herausfiltern müssen?

Im Falle der Religion bestreite ich, dass Kinder das überhaupt können. Dazu ist ein umfangreiches Wissen notwendig, welches Kinder in diesem Alter überhaupt nicht haben können. Die Widersprüche der Bibel sind ja sogar für Theologen und Historiker ein Feld endloser Debatten, und die wissenschaftliche Widerlegung durch Biologie, Physik, Geologie und Kosmologie ist außerhalb der Reichweite von Kindern.



Trotzdem spreche ich aus persönlicher Erfahrung, dass Kinder es ganz gut abschätzen können was real sein kann und was eher aus dem Reich der Mythen und Märchen stammt.

Zu der Frage:
Kinder/Jugendliche/Heranwachsende sollten lernen Themen zu begutachten, zu erschließen und dabei auch lernen kritisch Position zu bekennen. Diese Position kann natürlich auch negativ und kritisch sein. Aber darum geht es ja. Kritische Auseinandersetzung mit dem Glauben um für sich herauszufinden was für einen das Beste ist in dieser Hinsicht. Und diesen Raum sollte die Schule bieten.

Gehört für mich zum Lernprozess dazu, gerade wenn es um schwierige Themen wie es der Glaube ist ( wie man in diesem Thread lesen kann) geht.

zappa 29.09.2016 16:05

Zitat:

Zitat von Jörn (Beitrag 1259481)
zappa, bist Du der Meinung, dass es eine Ausnahme ist, wenn Lehrer wissen, dass die Kinder den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen können?

Oder ist es systembedingt praktisch immer der Fall, wenn Religionsunterricht in den Klassen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 stattfinden?

Und: Gibt es innerhalb des Religionsunterrichts Antworten seitens der Schüler, die vom Lehrer als "richtig" oder "falsch" gewertet werden?

Und falls das so ist: Ist es eine Ausnahme oder systembedingt praktisch immer der Fall?

Bitte erlaube mir eine gewisse Hartnäckigkeit in diesen Punkten, da Du mich ja sehr scharf dafür kritisiert hast (was ich nicht schlimm finde).

Zwischen Deinem Post #3990 und hier sehe ich eine Differenzierung ("Ausnahme" und "Klassen 1,... und 9". Das freut mich, dass wir jetzt nicht mehr bei allen Religionslehrern und allen Kindern sind.

Hier mal ein praktisches Beispiel, an dem sich zeigt, dass Deine Frage nach "richtig" und falsch" im Religionsunterricht zumindest teilweise keine Rolle mehr spielt. Gleichzeitig glaube ich, dass die Fallzahl derjenigen, die wegen ihrer Religionsnote ein "echtes" Problem bekommen haben (z.B. Durchfallen) gegen Null geht.

"Klassenstufe: 2. Schuljahr

In diesem Unterrichtsprojekt entdecken Kinder beides: Kirche als
Gebäude und Kirche als Gemeinde. Auf ihrer »Entdeckungsreise« füllt
sich die »Kirchenfragenbox«. Die entstandenen »Kirchenfragen« werden
im Verlauf des Projektes Gemeindemitgliedern im Interview gestellt.

Mit Grundschulkindern auf Entdeckungsreise zu gehen in unbekannte
Gefilde, ist eine besondere Chance ihre Neugier zu wecken.

...

Zu Beginn galt es, das Interesse und die Neugier der Kinder für das
Thema und damit auch ihre Fragen zu wecken. Unvoreingenommen
sollten sie den Kirchraum erkunden und die dort vorhandenen Dinge
wie Prinzipalstücke, Orgel, Empore, Abendmahlskelche, Taufschale,
Bibel und Kreuz, Osterkerze, Gesangbücher sowie die Raumaufteilung
entdecken und danach fragen.

Auf dieser Basis entstand dann Raum für eigene, inhaltliche Fragen
zu Glauben und Gemeinde, die über Wissensfragen hinausgingen.
In der Begegnung mit Gemeindemitgliedern hatten die Kinder
dann die Gelegenheit, ihre Fragen nicht nur sich untereinander und
mir zu stellen, sondern auch Menschen kennen zu lernen, die tatsächlich
in die Kirche gehen, sich zu Glauben und Gemeinde befragen
lassen und auf ganz unterschiedliche Weise »Kirche« leben und
lebendig werden lassen.

Um die Kinder zum Fragen für längere Zeit zu motivieren, habe ich
ihnen das Projekt als »Kirchenforscherprojekt« vorgestellt. Ähnlich
wie in den gängigen Kinderwissenssendungen wie »Willi will´s wissen
« wurden sie zu kleinen »Kirchenforschern« ernannt – ausgestattet
mit einem noch leeren »Kirchenforscherordner«. Darin enthalten
waren ein Schnellhefter mit Deckblatt »Kirchenforschung«, einige
leere Blätter für Zeichnungen, Skizzen und Notizen und einige nicht
leicht zu findende »Suchbilder«, die es in der Kirche zu entdecken galt.
...

Die Fragen wurden jeweils auf Gruppentische verteilt und nach einer
Stillarbeitsphase wurde jeweils ein Austausch zu den Antworten angeregt
– auf jedem Tisch lag eine Frage in einer Farbe mit entsprechendem
Platz für die Antworten. Die eigenen Antworten und Bilder wurden
dann in den »Kirchenforscherheftern« eingeklebt und gesammelt.
Ein Arbeitsblatt mit eben diesen Fragen bekamen die Kinder am
Ende der zweiten Projektphase noch einmal. Sie haben ganz anders
geantwortet, haben selbst entdeckt, was sie gelernt haben und vor allem
entdeckt, wie viel mehr Fragen sie haben (Frage 5), seit sie mehr wissen.

Folgende Fragen wurden ihnen gestellt:
...
Aufgabenstellung: Schreibe auf, was dir einfällt. Du kannst gern auch
dazu etwas malen.
1. Was fällt dir alles ein, wenn du das Wort Kirche hörst?
2. Kann man eine Kirche von außen erkennen?
Hast du eine Idee, woran?
3. Hast du eine Idee, was man in einer Kirche macht und warum Leute in
die Kirche gehen?
4. Warst du schon mal in einer Kirche? Wann? – Wo? – Wie war das?
5. Was willst du gern noch alles über die Kirche wissen?
...

aus: Mirjam Zimmermann, Fragen im Religionsunterricht

LidlRacer 29.09.2016 16:18

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1259505)
...
aus: Mirjam Zimmermann, Fragen im Religionsunterricht

Klingt nett, aber mir scheint, das ist nicht die Beschreibung des heute üblichen Reli-Unterrichts sondern Ideen zu dessen Verbesserung, oder?

Aus eigener Erfahrung kann ich zum Reli-Unterricht wenig beitragen, da ich ihn schnellstmöglich abgewählt habe. Das einzige, was mir von vorher in Erinnerung ist, ist die Schilderung der Kreuzigung - ich meine, in der Grundschule.
Das fand ich ziemlich heftig und sehe nicht, dass das irgendwie zu meiner spirituellen Reifung o.ä. beigetragen hätte.


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