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Straik 16.03.2011 15:16

Zitat:

Zitat von Pascal (Beitrag 549410)
ja, ohne Zeitangabe ist eine Einordnung nicht möglich, so habe ich es verstanden.

http://www.dradio.de/aktuell/1412194/

Der Artikel ist ja auch drollig. Erst erklären sie Sievert und wiederholen dann im zweiten Absatz den Fehler, den alle anderen auch machen.



Normal ist so ca 2,5 m/S pro Jahr. Wenn also von 1000m/S gesprochen wird, bedeutet das dann aufs Jahr gerechnet das 3.504.500fache der normalen Stralendosis (1000 x 24 x 365 / 2,5)?

Obwohl, ist eigentlich auch egal. Die eine Zahl ist so abstrakt wie die andere.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 549402)
Das Ganze ist auch mittlerweile ein erhebliches ethisches Dilemma: Welcher gesundheitsgefährdenden Strahlendosis darf man die Rettungsmannschaft im Kraftwerk aussetzen, um durch deren Einsatz möglicherweise andere Menschenleben z.B. in Tokio zu retten?

Ich war ganz verwundert, dass da bis Gestern noch 1000 Leute gearbeitet haben. Irgendwann wird man die verbleibenden 50 Arbeiter ja auch evakuieren müssen.

Und dann? So ganz ohne Pflege scheinen die Dinger ja nicht auszukommen. Fliegen die Reaktoren 5+6 zwangsläufig auch in die Luft?

Straik 16.03.2011 15:24

Zitat:

Zitat von Nopogobiker (Beitrag 549414)
Ja, normalerweise werden die abgebrannten Brennelemente für 4-5 Jahre in diesen Wasserbecken zum Abkühlen gelagert. Vorher reicht die Nachwärme, um die Stäbe schmelzen zu lassen. Das war ja auch das Problem in Block 4.

Nopogobiker

Au weia

Auch interessant:

Zitat:

Die französische Regierung geht offenbar vom Schlimmsten aus - und widerspricht den Offiziellen in Japan. "Reden wir nicht drum herum. Sie haben offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren. Das ist jedenfalls unsere Analyse und nicht das, was sie verkünden", sagte Wirtschaftsminister Eric Besson dem Fernsehsender BFM.

Mosh 16.03.2011 15:27

Cool bleiben: was ein Minister sagt stimmt nicht immer mit der Realität...die ist meistens schlimmer;-)

Kiwi03 16.03.2011 15:55

Da dürften grad in Kalifornien auch so einige Leute grade schwer ins grübeln kommen.

http://www.usa-reporter.com/reporter...rdbebengebiet/

KalleMalle 16.03.2011 16:04

Zitat:

Zitat von Straik (Beitrag 549389)
Vielleicht kann einer von euch Technikern mal helfen:

1.
In der Presse steht immer sowas wie "...wurden 1000 mikrosievert gemessen".
Da fehlt doch eine Zeitangabe, oder täusche ich mich?
Sind das 1000 pro Stunde oder Monat oder Jahr oder was?

Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine, daß im Hinblick auf Schäden beide Einheiten Sinn machen:
Sievert als "Schwellendosis" die auch bei nur kurzzeitiger Bestrahlung zu Schäden führt.
Sievert/Zeit als Gesamtdosis, die bei dauerhafter Exposition zu Schäden führt.

Zitat:

Zitat von Straik (Beitrag 549389)
2.
Wie lange dauert es denn normalerweise, bis die Temperatur der Brennstäbe nach dem Runterfahren eines Reaktors unkritisch ist?
Das nimmt ja alles überhaupt kein Ende.

Du wirfst Temperatur bzw. Wärmeentwicklung und "kritisch" durcheinander.

KRITISCH heißt, daß eine nukleare Kettenreaktion stattfindet. Das ist während des Betriebes der (Normal) Fall. Im Fachjargon heißt es daher auch, daß der Reaktor kritisch ist. Wenn er runtergefahren wird und die Kettenreaktion gestoppt wurde, ist er demnach unkritisch.
In einigen Berichten ist deswegen der Anlagenzustand mit "unkritisch kalt" angegeben. Heißt im Normalfall dann auch sicher.

Temperatur/Wärmeentwicklung:
Nach dem Runterfahren (also im unkritischen Zustand) produzieren die Brennelemente noch eine sog. Nachwärme, weil sie weiterhin "zerfallen" (Stichwort Halbwertszeit). Diese beträgt am Anfang ca. 6-7 % der ursprünglichen Leistung und nimmt kontinuierlich ab. Dieser Prozress dauert solange, bis sie radiologisch gesehen stabil sind, also nicht weiter zerfallen. Und das dauert sehr sehr lange.
(Diese Nachzerfallswärme ist übrigens auch das eigentliche Problem bei der Endlagerung - nicht so sehr die Strahlung. Deswegen heißt das Zeugs auch "hochradioaktiv wärmeentwicklender Abfall").
Am Anfang kommen die Brennelemente deswegen in das Abklingbecken, wio sie weiterhin gekühlt werden müssen. Später in das Zwischenalager, Castor usw.
Eines der Probleme in Japan scheint zu sein, daß die Kühlung in den Abklingbecken = Brennelementbecken ausfällt und damit das Wasser nicht mehr umgewälzt wurde sondern verdampft. Infolgedessen liegen die Brennelemente teilweise frei und drohen dadurch wieder KRITISCH zu werden. D.h. daß an einer Stelle an der man's nun wirklich nicht gebrauchen kann ein zweiter Reaktor entsteht.

Mosh 16.03.2011 16:17

Zitat:

Zitat von KalleMalle (Beitrag 549499)
... D.h. daß an einer Stelle an der man's nun wirklich nicht gebrauchen kann ein zweiter Reaktor entsteht.

Schön formuliert.

Mosh

KalleMalle 16.03.2011 16:24

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Zum Begriff "Dosis" hier noch ein Bildchen - hat oben irgendwie nicht geklappt:

Straik 16.03.2011 16:42

Zitat:

Zitat von KalleMalle (Beitrag 549499)
Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine, daß im Hinblick auf Schäden beide Einheiten Sinn machen:
Sievert als "Schwellendosis" die auch bei nur kurzzeitiger Bestrahlung zu Schäden führt.
Sievert/Zeit als Gesamtdosis, die bei dauerhafter Exposition zu Schäden führt.



Du wirfst Temperatur bzw. Wärmeentwicklung und "kritisch" durcheinander.

KRITISCH heißt, daß eine nukleare Kettenreaktion stattfindet. Das ist während des Betriebes der (Normal) Fall. Im Fachjargon heißt es daher auch, daß der Reaktor kritisch ist. Wenn er runtergefahren wird und die Kettenreaktion gestoppt wurde, ist er demnach unkritisch.
In einigen Berichten ist deswegen der Anlagenzustand mit "unkritisch kalt" angegeben. Heißt im Normalfall dann auch sicher.

Temperatur/Wärmeentwicklung:
Nach dem Runterfahren (also im unkritischen Zustand) produzieren die Brennelemente noch eine sog. Nachwärme, weil sie weiterhin "zerfallen" (Stichwort Halbwertszeit). Diese beträgt am Anfang ca. 6-7 % der ursprünglichen Leistung und nimmt kontinuierlich ab. Dieser Prozress dauert solange, bis sie radiologisch gesehen stabil sind, also nicht weiter zerfallen. Und das dauert sehr sehr lange.
(Diese Nachzerfallswärme ist übrigens auch das eigentliche Problem bei der Endlagerung - nicht so sehr die Strahlung. Deswegen heißt das Zeugs auch "hochradioaktiv wärmeentwicklender Abfall").
Am Anfang kommen die Brennelemente deswegen in das Abklingbecken, wio sie weiterhin gekühlt werden müssen. Später in das Zwischenalager, Castor usw.
Eines der Probleme in Japan scheint zu sein, daß die Kühlung in den Abklingbecken = Brennelementbecken ausfällt und damit das Wasser nicht mehr umgewälzt wurde sondern verdampft. Infolgedessen liegen die Brennelemente teilweise frei und drohen dadurch wieder KRITISCH zu werden. D.h. daß an einer Stelle an der man's nun wirklich nicht gebrauchen kann ein zweiter Reaktor entsteht.

"Kritisch" ist also der Normalzustand in einem KKW. Also eins muss man euch lassen, Humor habt ihr.:Lachen2:

Meine Frage ging tatsächlich in die Richtung des Abklingbeckens. Wie lange müssen die Brennstäbe denn gekühlt werden, damit sie nicht mehr zu einem neuen Reaktor mutieren können? Da gelten Nopogos 4-5 Jahre?


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