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Zitat von dr_big
(Beitrag 1646351)
Warum wird eigentlich nix über Solar geschrieben? Von April bis Oktober gibt es Warmwasser ganz ohne Brennstoffe und in der Übergangszeit reicht es vielleicht noch für etwas Heizungsunterstützung. Mein Heizungsbauer hat leider gleich abgewunken, weil es das Denkmalamt niemals nicht genehmigen würde. Aber sinnvoll wäre es doch, oder?
Noch ne andere Frage, bei Wärmepumpen wird doch immer von sehr niedrigen Vorlauftemperaturen gesprochen, also 30-40 Grad. Aber woher kommt dann das Warmwasser? Das muss man ja auf über 60 Grad aufheizen?
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Als wir vor knapp 20 Jahren unser Haus (Baujahr 82) erworben haben, war das erste, was ich damals eingebaut habe, eine große Solarthermieanlage (22qm) zur Heizungsunterstützung. Das war rückblickend eine sehr gute Investition, die sich in weniger als 10 Jahren amortisiert hatte.
Ab Mitte März bis etwa Mitte/ Ende Oktober können wir seitdem unseren Brenner komplett ausschalten und in den Wintermonaten hilft die Anlage auch messbar Öl einzusparen: An einem sonnigen Wintertag liefert sie rund 60 bis 70 kwH Wärme (entspricht 6-7l Öl) so dass dann der Brenner nur früh zwei Stunden (und bei -10°C) evt. auch nochmal abends ein bis zwei Stunden laufen muss, um die für die Fußbodenheizung notwendige Temperatur von 35°C zu erreichen. Die Kollektoren heben die Vorlauftemperatur an, so dass Brenner und Kollektoren problemlos gleichzeitig arbeiten können und der Brenner dann eben weniger zu tun hat.
Die Anlage ist deutlich angeständert (auf rund 50° Neigung), damit die Erträge bei Winter und Herbstsonne besser und im Sommer bei hochstehender Sonne die Erträge bewusst niedriger sind.
Vor 20 Jahren war die Entscheidung quasi alternativlos, da Solarthermie viel billiger war, als Photovoltaik. Ein Flachkollektor hatte damals um die 300,-€ gekostet, so dass die gesamte Anlage rund 4500,-€ teuer war, wovon ein Drittel von der KfW bezuschusst war. Allerdings habe ich alles selbst eingebaut, was natürlich die Kosten entsprechend gesenkt hat.
Eine vergleichbare Photovoltaik-Anlage zur Heizungsunterstützung bzw. zur Einspeisung in das Stromnetz hätte damals noch 40 000 bis 50 000 € gekostet und hätte sich (wirtschaftlich, wenn man die damals exorbitant hohe Einspeisevergütung außer Acht gelassen hätte) niemals rentiert.
Vor zwei Jahren habe ich dann das restliche Süd-Dach nachträglich mit Photovoltaikmodulen belegt (7,5kV-Peak), so dass ich seitdem gut vergleichen kann wo die Vorteile von Solarthermie zu Photovoltaik liegen: bei Sonnenschein ist Solarthermie wesentlich effektiver (an einem sonnigen Wintertag liefern die 10 aufgeständerten ST-Module wie gesagt etwa 70 kwH, während die 20 PV-Module nur etwa 25 kwH liefern. Allerdings liefert die Solarthermie an bewölkten Tagen im Winter gar nichts, während die PV-Anlage dann immerhin meist auch noch 8-10 kwH produziert, was zwar nicht so viel ist aber immerhin dann auch noch die Hälfte des Stromeigenbedarfs deckt.
Wenn ich diese 10kwH statt in einen Heizstab, wo sie nur 10kwH Wärme liefern in eine teurere Luftwärmepumpe oder Split-Klimaanlage stecken würde, könnte man immerhin 40kwH (also etwa den Gegenwert von 4l Öl) an Wärme produzieren.
In den zwei bis drei Sommermonaten hat man zwar gelegentlich mit Solarthermie überflüssige Wärme, aber da ich einen 1000l-Puffer im Keller habe, der dann zwei bis drei wolkige Tage, die ja auch im Juli und August in Deutschland sehr häufig sind. überbrücken kann, "stört" das bei uns nicht großartig. Ich habe Waschmaschine und Spülmaschine an die Warmwasserleitung angeschlossen, um da Strom fürs elektrische Heizen zu sparen und den Warmwasserverbrauch zu steigern, heize unseren Keller mit der überschüssigen Wärme im Sommer (wodurch er seitdem knochentrocken ist und nicht mehr diesen leicht modrigen Kellergeruch hat) und lasse den Sommer über auch die Warmwasserzirkulationsleitung laufen, die dafür da ist, dass unmittelbar heißes Wasser kommt, wenn man den Hahn aufdreht. Im Winter drehe ich die Zirkulationsleitung dagegen immer zu, da sie dazu führt, dass der Warmwasserspeicher sich zunehmend abkühlt auch wenn kein Warmwasser bezogen wird. Dann muss man erst nach dem Aufdrehen ein paar Sekunden warten, bis warmes Wasser kommt.
Ob ich heute mir auch nochmal eine Solarthermieanlage aufs Dach bauen würde, angesichts des brutalen Preisverfalls von Photovoltaik(auf ca. ein Fünftel der Preise von vor 20 Jahren) , während Solarkollektoren sogar deutlich teurer geworden sind, bin ich mir nicht sicher. Wahrscheinlich würde ich dann nur PV aufs Dach legen, zumal der Montageaufwand bei PV deutlich geringer ist, aber auch heute bin ich immer noch froh, die Kollektoren zu haben (die unterliegen keinem Alterungsprozess und der Wartungsaufwand ist minimal) und der 1000l-Speicher hilft zudem die Taktzahl unseres längst überdimensionierten 22kw-Brenners massiv zu reduzieren, der im Winter nur ein bis zweimal am Tag zwei Stunden laufen muss, während er ohne Puffer 10mal oder öfter am Tag laufen würde, was deutlich weniger effektiv ist.