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Ich glaube, wir müssen uns damit abfinden, dass es in der Dopingfrage keine einfachen Lösungen gibt, und vor allem damit, dass jeder seinen eigenen Standpunkt hat. Das ist ja grundsätzlich nicht schlecht. Nur hilft es halt niemandem, wenn wir uns gegenseitig die persönlichen Standpunkte immer wieder um die Ohren schlagen. In dieser Diskussion fliegen nicht nur die Hackeln tief …
Aus meiner Sicht sollten wir verschiedene Punkte klar auseinander halten, die ich hier nur ganz kurz und zugegebenermaßen ein bisschen unsystematisch auflisten will. 1) Stichwort Unschuldsvermutung: das ist ein juristischer Begriff, der selbstverständlich dort anzuwenden ist, wo es um Rechtsfragen geht. Also z.B.: wenn ich jemanden öffentlich als Doper bezeichne, dann muss das selbstverständlich erwiesen sein, z.B. durch ein Urteil der NADA oder des CAS oder wer auch immer dafür zuständig ist. Sonst gilt eben die Unschuldsvermutung. 2) Davon zu unterscheiden sind aber sehr wohl Beobachtungen, die wir Sportinteressierte machen und die wir analysieren, hinterfragen usw... z.B.: auffällige Leistungen wie etwa bei "Sprint-Methusalem" Justin Gatlin, der jetzt nach eigenen Angaben ungedopt deutlich schneller ist als seinerzeit, als er gedopt war. Oder auch Leistungen, die die Leistungsstruktur einer Disziplin revolutionieren. Wieder ein Beispiel aus dem Sprint: als Usain Bolt seine besten Zeiten 100-m-Zeiten gelaufen ist, hat die Analyse der 10-m-Abschnitte ergeben, dass er bis zum 8. Abschnitt nicht langsamer geworden ist. Das ist sehr bemerkenswert. Zuvor sind die 100-m-Läufer üblicherweise bis etwa zur Hälfte schneller geworden und spätestens nach 60 Metern wieder langsamer geworden. Da darf man sich schon die Frage stellen, wie Bolt es geschafft hat, die jahrzehntelang gültige Leistungsstruktur im 100-m-Sprint zu verändern. Wie wir jetzt in Peking gesehen haben, ist das diesmal übrigens Bolt nicht mehr gelungen, sondern eher Gatlin, der Bolt fast noch erwischt hätte. Dass das Fragen aufwirft, ist ja naheliegend. Und ich finde, das solche Beobachtungen durchaus kritisch diskutiert werden sollen, ohne dass es ein rechtskräftiges Urteil gibt. Natürlich wissen wir nicht immer alles, aber deshalb müssen wir uns doch auch nicht absichtlich dumm stellen. 3) Freigabe von Doping: die Forderung ist so alt wie das Dopingproblem selbst. Auch da gibt es natürlich keine allgemeingültige Antwort, aber die Freigabe zu befürworten ist meiner Meinung nach menschenverachtend. Der Mensch ist eben keine "Körpermaschine", die einfach nur in einem ganz kleinen Feld perfekt funktionieren soll (z.B. 100-m-Lauf). Sämtliche Nebenwirkungen oder negative Vorbildwirkungen (z.B. was Nachwuchssport angeht) zu ignorieren entspricht nicht meiner Vorstellung von Sport. Ich finde, dass der Sport dem Menschen dienen soll und nicht der Mensch dem Sport. 4) Genervt sein von der Diskussion ist natürlich das gute Recht jedes einzelnen. Da gibt´s aber ein einfaches Mittel dagegen: man hält sich einfach raus aus den Diskussionen. Ja, die Diskussionen sind mühsam. Ja, sie drehen sich oft im Kreis. Ja, sie sind sehr von persönlichen (Vor-)Urteilen geprägt. Und ja, sie werden nie zu einem Ergebnis führen, bei dem alle sagen: super, jetzt haben wir das Problem gelöst! Und trotzdem halte ich die Doping-Diskussion für wichtig. Denn wer sind denn die, die an vorderster Front die Genervten spielen? Es sind leider sehr oft jene, denen Dopingfragen persönlich unangenehm sind und die daher großes Interesse daran haben, dass sich "genervte" Zuschauer nicht zu sehr für Doping interessieren. 5) Daher möchte ich mich eindeutig an die Seite von Dude stellen. Wir brauchen genau solche Leute, die immer wieder den Finger in die offene Wunde legen. |
Freigabe von Doping?
Die Menschen tun niemals etwas Gutes, wenn sie nicht dazu gezwungen werden. Sobald ihnen freie Wahl bleibt und sie sich gehenlassen können, gerät alles in Unordnung. Man sagt daher, Hunger und Armut machen die Menschen betriebsam, die Gesetze machen sie gut. Wo von selbst, auch ohne Gesetz gut gehandelt wird, ist das Gesetz nicht nötig; wenn aber diese gute Gewohnheit aufhört, dann ist das Gesetz notwendig. N. Machiavelli, Vom Staat, 1. Buch, 3. Kapitel |
Zitat:
Wirf mal nen Blick in das Umfrageergebnis. Alles Leute denen diese Dopingfragen persönlich unangenehm sind? Ich meine, dass man von den sauberen Sportlern zB nicht velangen kann, dass sie ihre Unschuld beweisen müssen, damit irgendwelche Berufsskeptiker ihnen glauben. Sie im Umkehrschluss an den Pranger zu stellen wenn sie dem Wunsch nicht entsprechen und sie zum QuasiDoper zu mache finde ich persönlich nicht OK. Zumal es Leuten die beim Dopen nicht erwischt werden sicher nicht besonders schwer fallen wird unauffällige Werte zu präsentieren. |
Zitat:
Neben dem Brechen der Regel, fällt irgendwann auch die moralische Barriere. |
Zitat:
Aber nur zur Klarstellung: ich meine mit denen, die persönliches Interesse daran haben, die Diskussion nicht zu groß werden zu lassen, NICHT die genervten Sportfans (also uns hier im TS-Forum), sondern die Spitzenathleten, an denen sich die Dopingdiskussion immer wieder entzündet. z.B. den Auftritt des Comedy-reif genervten Justin Gatlin bei der PK mit Usain Bolt nach dem 100-m-WM-Finale in Peking. http://www.sport1.de/leichtathletik/...n-boykottieren |
Schon unfair, so einen Fred zu eröffnen während Uli in NYC noch schlummert.
Und dann noch den Posting-Vorsprung maximal ausbauen zwischen 3 Uhr und 7 Uhr ET. ;) |
Dude hat das sicher schon gesehen.
http://www.triathlon-szene.de/forum/...&postcount=178 Er muss sich um seine RTF kümmern.;) |
Zitat:
Die Nr.1-Sportart in der das Geld auch heute ungebremst und mit wachsender Tendenz fließt ist alleine König Fußball (und mit deutlichen Abstrichen noch die US-amerikanischen Profiligen sowie Golf) Zitat:
Wenn ich mir heute Triathlon ansehe (oder irgendwo als Athlet selbst mitmache), dann erwarte ich sauberen Sport zu sehen, Das war vor 20 Jahren noch ganz anders. Damals gab es null Trainingskontrollen und nahezu 0,0 Wettkampfkontrollen. Ich bin während meiner Profizeit in den 90ern ein einziges Mal kontrolliert worden (in Podersdorf 1993). In Roth, in Lanzarote, in Zürich gab es damals gar keine Kontrollen, nicht mal für die Sieger (in Kona soweit ich weiß auch nicht). Vor 10 Jahren gab es dann das große Umdenken im Triathlon durch zahlreiche Dopingfälle (Schumacher, Kraft, Vuckovic, Leder, Zäck, Hundertmarck, Hempel, McMahon, Hütthaler, Weiss). Da wurden Olympiasieger, Olympiamedaillengewinner und etliche Iroman-Sieger erwischt. Nicht alle Dopingfälle wurden damals zur Zufriedenheit aufgearbeiten, weil teilweise die antidopingreglements in den Sportordnungen noch nicht genügend rechtssicher formuliert waren, aber diese Fälle waren ein Weckruf für die Verbände. Danach wurde ein System flächendeckender Trainingskontrollen, Blutpässe, Elite-Lizenzen etabliert, dass im Profisport seinesgleichen sucht. In keiner Sportart wird gemessen an der Anzahl der Kaderathleten und der aktiv Sporttreibenden heute auch nur annähernd soviel getestet, wie im Triathlon. Und das Resultat? seit rund fünf Jahren gibt es trotz (oder wegen?) der vielen Kontrollen keinen prominenten Dopingfall mehr ím Profi-Triathlon. Wenn du diesen gravierenden Unterschied nicht siehst, bist du mit den Details unseres Sports nicht wirklich vertraut. Ich bin überzeugt, dass die IAAF viel von den Strukturen im Triathlon lernen könnte, wenn die dortigen Funktionäre kritikfähig wären. In der ITU, DTU oder im BTV muss auf jeden Fall kein Funktionär sich Sorgen um seine Karrierechancen machen, wenn er für einen glaubwürdigen Antidopingkampf eintritt! Zitat:
in wirklich ungesunden Sportarten wie Fußball oder Tennis wäre es undenkbar, dass 40-jährige immer noch in der Spitze mitmischen. Zitat:
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Mit rund 20 anderen Athleten saß ich damals noch stundenlang in der Lobby des Landtags rum, bis ich endlich genug getrunken hatte, um wieder pinkeln zu können. Selbst bei Bayerischen Meisterschaften finden heutzutage Dopingkontrollen statt. Das wäre im Triathlon der 90er undenkbar gewesen. |
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