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Wir haben hier einen recht leistungsorientierten Schwimmverein. Man könnte meinen mit toller Jugendarbeit, weil viele Kinder teils sehr hart trainieren (trainiert werden). Als Sportlehrer einiger dieser Kinder hab ich Einblick in Umfang + Intensität des Trainings + Methodik + "Pädagogik". Ich beobachte das Treiben jetzt schon 15 Jahre lang und von all den Kindern, die da sehr einseitig durchgepeitscht wurden, gab es einen der es national halbwegs weit rauf geschafft hat. Blöderweise war aber in seiner AK genau einer dieses 1% stärker (Jukic) weswegen der junge Mann schlussendlich den Sport an den Nagel hängte. 15 Jahre brutales Training inkl Versäumnisse in Schule und Kindheit/Jugend zwar nicht umsonst, aber weder Ruhm noch finanzieller Benefit haben sich eingestellt. Ich hab in böser Erinnerung, wie breit der junge Mann bei mir im Unterricht saß, als der Vater mir am Elternsprechtag erklärte, was der Junge alles nicht darf, beginnend beim Essen über bestimmte Kraftübungen bis hin zur Geburtstagsparty auf die er nicht gehen durfte, weil er sonst ein Training versäumte und wie unglücklich der Junge in seiner Kindheit oft wirkte. Später wich das dann einer "ich bin Elite"-Attitüde, besser als die anderen, auserwählt.
Warum schreib ich das? Viele Vereine haben oft nicht das Kind und dessen positive körperliche Entwicklung als Ziel sondern nur den Erfolg. Es ist egal, wenn 99 Kinder irgendwann aufgeben und dem Sport mit Wut komplett den Rücken zudrehen, Hauptsache Sportler #100 steht in der Zeitung. Aus diesem Blickwinkel sollten alle ehrgeizigen Eltern auf ihre Ambitionen bzgl der sportlichen Leistung ihrer Kinder schauen. Der Gipfel ist klein, nicht viele haben Platz, die meisten kommen nie ganz nach oben. Spezialisierung im Kindes-/Jugendalter ist mMn ein unverantwortliches Risiko. Viel mehr gilt es die Kinder auf große Füße zu stellen: neben einer vielfältigen körperlichen Ausbildung (Triathlon ist ja da ganz gut, es fehlen aber koordinative Aspekte, Ballschulung, Sprung- und Maximalkraft, Körperbeherrschung, ...), sollte es auch eine musische/kreative Ausbildung geben und eine profunde Geistesbildung. Dann stellt sich auch die Frage nach dem Erdbeerschnittchen zuviel nicht - denn ein Kind, dem man die Auswirkung von zu viel Zucker erklärt, wird sich nicht sinnlos damit vollstopfen. Glückliche Kinder neigen allgemein nicht zu Essstörungen, besonders dann, wenn sie auf ein breites Spektrum an verschiedensten funktionierenden Beziehungen zurückgreifen können. Meine Tochter geht jetzt in einen anderen Schwimmverein. Die Trainer gestalten das Training lustorientiert und ohne Zwang. Sie schwimmt toll. Nebenbei läuft sie einmal die Woche im Leichtathletikverein - dem Trainer dort musste ich erstmal klar die Meinung geigen, als er anfing von wegen der Schwimmerei und 3mal die Woche Training wär besser. Sie läuft trotzdem vorne mit. Nebenbei bleibt so noch Zeit für Trompete und meine Frau bietet den Kindern sehr viel Kreativen "Spielraum". Im Herbst geht's dann in die erste Klasse eines Gymnasiums - auch dort ist mir der 3er mit Spass lieber als der 1er mit Zwang. Später kann sie sich ja entscheiden, in welche Richtung es gehen soll - die Basis, um eine ausgewogene Entscheidung zu treffen hat sie dann hoffentlich vom Elternhaus mitbekommen! Denn grundsätzlich geht's in der Erziehung um die Vorbereitung auf ein eigenständiges, selbstverantwortliches Leben, darum dem Nachwuchs zu vermitteln, selbst richtige Entscheidungen zu treffen. Verbote sind dafür zwar manchmal notwendig um kurzfristig gröbste Fehler zu verhindern, aber kein approbates Erziehungsmittel. Ohne anschließende Aufarbeitung, zB durch Bewusstmachen der Auswirkungen eines Zuviel an Zucker, mMn ziemlich daneben und eher gefährlich (Trotz - jetzt erst recht). Nik |
Ich war in meiner Kindheit und Jugend in einem Kader im alpinen Skifahren und musste natürlich auf vieles verzichten. Aber ich wollte das ganze ja auch. Meine Eltern haben mich nie zu etwas gedrängt. Es war einfach klar, dass wenn ich mich für diesen Weg entscheide, das Training auch wenn immer möglich besucht wird.
Natürlich wäre ich in den Sommerferien manchmal lieber ins Freibad statt auf den Gletscher oder hätte im Winter am Wochenende gerne ausgeschlafen anstatt bei Minustemperaturen den Berg runterzufahren. Aber alles in allem hat mir das ganze Training extrem viel Spass bereitet. Natürlich habe ich es dann bei weitem nicht an die Spitze geschafft und ich hörte auf, als mit Training und Schule zu viel wurden. Zudem genoss ich auch mal die vermehrte Freizeit. Heute sehe ich diese Zeit als enorm wertvolle Erfahrung. Ich habe relativ früh gelernt in Trainingslagern ohne meine Eltern klar zu kommen, auf meine Sachen aufzupassen, mich zu organisieren etc. Ich denke, solange die Eltern nicht jemanden zum Sport drängen, ist diese Entwicklung nicht nur negativ zu bewerten. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass dies nicht immer der Fall ist. Auch ich habe im damaligen Kader Fälle erlebt, wo die Eltern die Ehrgeizigen waren und den Kindern hatte es eigentlich gar keinen Spass gemacht. Das ist dann wahrlich traurig. |
@niksfiadi: Glückliche Kinder, die solche Eltern wie euch haben :Blumen: !
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Zitat:
zweitens unterschlägst du die positiven aspekte, die der sport mit sich bringt. teamfähigkeit, willensstärke, ausdauer, konzentrationsfähigkeit, leistungsbereitschaft...sind nur die, die mir auf anhieb einfallen. zweitens ist es unter jugendlichen durchaus ein statussymbol, wenn man sagen kann, das man leistungsmäßig triathlon betreibt. die jugendlichen haben in der großen mehrzahl geiles material, fahren in lukrative trainingslager und haben im spitzenbereich die möglichkeit sich für fantastische wettkampfreisen zu qualifizieren. das sind alles sachen, um die sie alle "normalen" jugendlichen beneiden. bei uns wird seit gut 15 jahren nachwuchsleistungssport betreiben, mir ist nicht ein einziger fall bekannt, wo es anschließend zum sozialen absturz eines ehemaligen atheten kam. im gegenteil..lehrer, ärzte, molekularbiologen...alles vetreten nach dem sport..... |
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