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chris.fall 22.05.2014 17:14

Moin,

ich bin auch überzeugter Helmträger, sehe eine Helmpflicht aber sehr kritisch.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1043573)
Die Studie aus Australien kenne ich, sehe aber nicht das grundsätzliche Problem.
Bin mir sicher, dass vor 20 Jahren auch ein paar Motorradfahrer ihr Hobby aufgegeben haben aus Protest gegen den unbestreitbar unbequemen Motorradhelm, der einen ja viel mehr behindert als ein moderner Fahrradhelm, den man nach wenigen Sekunden tragen überhaupt nicht mehr auf dem Kopf spürt. So what?


einen Rückgang der Radfahrer um 36% nach einem Jahr und um 44% nach zwei Jahren würde ich nicht als ein paar ansehen.

Hier gibt es für Interessierte reichlich weiteren Lesestoff:
  • Der Rückgang an verletzten Radfahrern nach einer Helmpflicht entspricht dem Rückgang des Anteils der Radfahrer.
  • Das Risko, in einen Unfall verwickelt zu werden steigt, weil Radfahrer seltener werden.
  • Ein Gesamtnutzen ist nicht zu belegen
  • Radfahrer mit Helm fahren riskanter.
  • Radfahrer mit Helm werden dichter überholt.
  • usw, usw.

Sehr interessant finde ich in dem Zusammenhang auch, dass bei unseren benachbarten Radnationen Holland und Dänemark eine Helmpflicht kein Thema ist. Die dort vorhandene gute Infrastruktur und die weite Verbreitung des Radfahrens schützen Radfahrer viel effekiver.


Viele Grüße,

Christian

chris.fall 22.05.2014 17:27

Moin,

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1043641)

Übrigens, zu den beschriebenen unschönen Verhaltensweisen kommt neuerdings noch ein Zeitgemäßes hinzu: schon zweimal eierte mir innerorts mitten auf einer Wohngebiets-Straße ein Radfahrer entgegen, mit den Ellenbogen auf dem Lenker aufgestützt, und mit beiden Händen intensiv am Smartphone rumtippend; der Blick natürlich zum Gerät. Wie weit kommt man so? :confused:

Solche Spackos sehe ich hier täglich. Und jedesmal, wenn ich anfange zu zählen, haben nur etwa ein Drittel der Radfahrer auch Licht...

IMHO würde die Kontrolle/Einhaltung der schon bestehenden Regeln viel mehr bringen. Nur meine persönlichen Highlights hier aus einer Unistadt:

Licht!

Funktionierende Bremsen.

Fahren auf der richtigen Seite.

Keine Handys auf dem Rad.

Solange nicht wenigstens diese Punkte eine Selbstverständlichkeit sind, braucht man sich über eine Helmpflicht keine Gedanken zu machen.


Viele Grüße,

Christian

Rhing 22.05.2014 17:34

Das
Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043652)
Sehr interessant finde ich in dem Zusammenhang auch, dass bei unseren benachbarten Radnationen Holland und Dänemark eine Helmpflicht kein Thema ist. Die dort vorhandene gute Infrastruktur und die weite Verbreitung des Radfahrens schützen Radfahrer viel effekiver....

Weiß ich nicht, wie die Pläne da sind, ist aber ansonsten wohl richtig. Nur liegt's dort an der anderen Mentalität (oder wie Du das bezeichnen willst) und hier sind die Autofahrer nun mal hektischer und risikofreudiger. Sonntags in Holland unterwegs, ich hab oft nen Anfall gekriegt, obwohl ich glaub ich nicht der GTI-Typ bin. Und Radfahren in Holland war schon "immer" populär, als es hier noch allenfalls ein Arme-Leute-Fahrzeug war. War schon so, als selbst ich ein Kind war. Und so ne Mentalität ändert sich nicht von heute auf morgen und auch nicht in 5 Jahren. Das in D immer PS-stärkere Wagen verkauft werden zeigt m.E. komplett in die andere (auch energiepolitisch falsche) Richtung.

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043652)
  • Radfahrer mit Helm fahren riskanter.

Hat ja jeder selbst im Griff, da ich bin nicht "die Radfahrer.

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043652)
  • Radfahrer mit Helm werden dichter überholt.

Kannst Dir ja nen Zopf aus dem Helm gucken lassen. Frauen werden mit größerem Abstand als Männer überholt. ;) (sollte eigentlich pink sein, lässt sich dann aber nicht mehr lesen.

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043652)
  • Der Rückgang an verletzten Radfahrern nach einer Helmpflicht entspricht dem Rückgang des Anteils der Radfahrer.
  • Das Risko, in einen Unfall verwickelt zu werden steigt, weil Radfahrer seltener werden.
  • Ein Gesamtnutzen ist nicht zu belegen

Ob das alles so belegt ist bzw. belegbar ist? Oder ist es so wie mit dem Winter? Und: Hier geht's um Kinder, die ans Helmtragen gewöhnt werden können und nicht um die Mütterchen Mü, die früher die 2,5 km zum Tante Emma Laden und heute zum Lidl fährt.

Rhing 22.05.2014 17:38

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043659)
Licht!
Funktionierende Bremsen.
Fahren auf der richtigen (falschen) Seite.
...Handys auf dem Rad.

Natürlich alles in Kombi und dann noch in dunklen Klamotten. Wie gesagt, warum sollen die Autofahrer vorsichtiger fahren, wenn wir selbst die Style-Polizei höher bewerten (in der Dämmerung kein Licht am RR) als unsere eigene Sicherheit.

FinP 22.05.2014 17:47

Ich entschuldige mich für meine schlechten Manieren im ersten Post. Bleibe aber inhaltlich bei meiner Meinung.

Die Debatte um Helmpflicht ist ein Feigenblatt um die wirklichen Probleme weiter missachten zu können.

Ein etwas hinkender Vergleich wäre:
Im wilden Westen gibt es viele Schießereien, darum regelt man gesetzlich, dass alle Leute eine schusssichere Weste tragen sollen. Natürlich schützt die im Fall des Falles wahrscheinlich, wenn sie unter Testbedingungen getroffen wird. Natürlich ist es vernünftig, eine zu tragen, wenn man Angst vor einer Schießerei hat. Und so weiter.

Der eigentliche Killer sind aber nicht fehlende Helme sondern ein mieses Verkehrskonzept.

Solange dieses so ist, wie es ist, halte ich tatsächlich eine Helmpflicht für absurd.

chris.fall 22.05.2014 18:09

Moin,

Zitat:

Zitat von Rhing (Beitrag 1043660)
Hat ja jeder selbst im Griff, da ich bin nicht "die Radfahrer.

dass ein statistisch eindeutiger Zusammenhang nicht unbedingt die Ursache sein muss, hatten wir ja neulich (wo denn nur?...) gerade erst. Ich glaube nicht, dass der Helm risikofreudiger macht, sondern eher, dass es so ist, dass "der" sportliche Radfahrer eben eher zum Helm greift. Und "die" RR/MTB Fahrer sind eben im Schnitt auch schneller unterwegs. Das macht den Griff zum Helm natürlich auch notwendig und sinnvoll.

Dass sich hier irgendjemand aus Sicherheitsgründen "nur"(1) mit einem mit einem 25er Schnitt zufrieden gibt, kann ich mir allerdings überhaupt nicht vorstellen.

Zitat:

Zitat von Rhing (Beitrag 1043660)
Ob das alles so belegt ist bzw. belegbar ist? Oder ist es so wie mit dem Winter? Und: Hier geht's um Kinder, die ans Helmtragen gewöhnt werden können und nicht um die Mütterchen Mü, die früher die 2,5 km zum Tante Emma Laden und heute zum Lidl fährt.

Nun ja, die Links zeigen alle auf wissenschaftliche Studien, deren Argument/Ergebnisse für mich plausibel sind. Die Bewertung, ob das alles richtig ist, überlasse ich getrost den Profis.

Ob man Kinder/Jugendliche mit einer Pflicht zu dem richtigen Verhalten bringen kann, bezweifele ich aus zwei Gründen:

1.) Es kommt nur ein weiteres Gebot hinzu, um dessen Einhaltung man sich (wie beim Licht, Handy usw.) nicht zu kümmern braucht.

2.) Jugendliche haben die unangenehme Tendenz/Angewohnheit Dinge zu tun, gerade weil sie verboten/nicht so angesehen sind...


Viele Grüße,

Christian

(1) Disclaimer: Wegen neuerer Diskussionen, die hier kürzlich stattgefunden haben, betone ich ausdrücklich, dass ich einen 25er Schnitt nur für mich als lahm ansehe, und dass ich vor allem niemanden mit dieser Einordnung, die nur für mich gültig ist, diskreditieren will!

JENS-KLEVE 22.05.2014 18:56

Es gibt zwei Gründe einen Helm zu tragen:

a) ich zerlege mich selbst mit meinem Rad und falle zu 50% auf den Kopf oder zu 50% auf die Schulter

b) ich werde von einem Fahrzeug zerlegt und könnte auch auf den Kopf fallen

Im Training und im Wettkampf fahre ich immer mit Helm, da hier Punkt a) zum tragen kommt. Ansonsten fahre ich ohne Helm da mir dies zu lästig ist. Punkt b) ist zwar duchaus relevant, aber dann müsste ich auch Protektoren tragen, als Fußgänger mit helm rumlaufen und vermutlich würde Autofahren mit Motorradhelm ebenfalls sicherer sein, aber das geht mir nunmal zu weit.

Für Kinder ist die richtige Kleidung und der gute Zustand des Fahrrads das Wichtigste, ein Helm ist sicherlich gut - aber eine Pflicht finde ich verkehrt.

Rhing 22.05.2014 20:02

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043670)
... Dass sich hier irgendjemand aus Sicherheitsgründen "nur"(1) mit einem mit einem 25er Schnitt zufrieden gibt, kann ich mir allerdings überhaupt nicht vorstellen.

Das würde ich natürlich auch nicht behaupten. Aber dass man nicht jede Abfahrt mit > 80 nehmen muss, ist da vielleicht relevanter (mein Rekord liegt bei 76, womit ich nun aber auch nicht gesagt haben will, dass 74 zu lahm ist). Allerdings hat ernsthaft ein Tria-Veranstalter in einem Rechtstreit mal vertreten, dass auf einer wohl schlecht abgesicherten Strecke ja eine Tempobeschränkung auf 30 angeordnet sei, die StVO sei einzuhalten und daher sei er, der Veranstalter, für den Schaden nicht verantwortlich. War aber nicht erfolgreich. ;)

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043670)
Ob man Kinder/Jugendliche mit einer Pflicht zu dem richtigen Verhalten bringen kann, bezweifele ich aus zwei Gründen:
1.) Es kommt nur ein weiteres Gebot hinzu, um dessen Einhaltung man sich (wie beim Licht, Handy usw.) nicht zu kümmern braucht.
2.) Jugendliche haben die unangenehme Tendenz/Angewohnheit Dinge zu tun, gerade weil sie verboten/nicht so angesehen sind...
!

Klar, wir haben ja auch viel Mist gemacht. Aber andererseits wird den Eltern die Diskussion dadurch einfach erspart. Die Kinder müssen und gut. Was die dann nach der nächsten Ecke machen ist natürlich ne andere Sache. Bzgl. Licht, Handy etc. fallen mir hier in Bonn allerdings in erster Linie Student(inn)en auf oder zumindest Leute in dem Alter.

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 1043670)
(1) Disclaimer: Wegen neuerer Diskussionen, die hier kürzlich stattgefunden haben, betone ich ausdrücklich, dass ich einen 25er Schnitt nur für mich als lahm ansehe, und dass ich vor allem niemanden mit dieser Einordnung, die nur für mich gültig ist, diskreditieren will!

Gut, dass Du das jetzt nicht für's Schwimmen und 1:30 bzw. 55 min geschrieben hast. :Lachen2:

Und ansonsten hat Hafu recht: Viel zu viel Aufwand für so'n läppsches Thema. Und ich bin 56 geworden, obwohl ich natürlich Rad- und Schifahren ohne Helm gelernt habe, in den Autos meiner Eltern in dieser Zeit natürlich keine Gurte geschweige denn Kindersitze waren, die Rücklehnen der Vordersitze so klappbar waren, dass die im Fall des Unfalls ne richtige Sprungschanze in die Windschutzscheibe gewesen wären, keiner andauernd gemeint hat "Gewalt ist keine Lösung" (was natürlich stimmt, aber ne Schulhofklopperei ohne Messer etc. und die sich im Rahmen hält kann auch dazu dienen, das zu merken).


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