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qbz 15.11.2022 10:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690142)
Vor 40 Jahren oder so arbeitete ich in den Ferien immer in dem Unternehmen, in dem mein Vater arbeitete. Da ging es um 35h Woche (37.5?) bei vollem Lohnausgleich und solche Dinge. Am Eingangstor standen morgens Streikposten und es ging auch manchmal ordentlich zur Sache. Mein Vater war natürlich Streikbefürworter und es gab manchmal heftige Diskussionen. Weniger arbeiten und das gleiche Gehalt? Das fand ich gut!!

Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen. Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:

"strong men create good times, good times create weak men and weak men create hard times"

Ich habe während meiner Studienzeit nach dem Vordiplom als studentisch Tutor ( 20h) gearbeitet und wir haben einen offiziellen Betriebsrat erreicht, wo ich Mitglied war (ein Jahr Vorsitz), sowie jährliche Tarifverhandlungen. Später an der Arbeitsstelle halt die Tarifrunden-Streiks der ÖTV / Verdi und Mitarbeit bei den sog. Vertrauensleuten. Die ÖTV hat auch neben den Tarifkämpfen Demos für mehr Mitbestimmung und betriebliche Selbstverwaltungsmodelle durchgeführt. Die 35h Woche bei gleichem Lohn war auch ein zentrales Thema.

MattF 15.11.2022 11:12

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690129)
Sicher stellt das Auslagern der Arbeitergruppen und anderer Sektoren Verdi im öffentlichen Dienst vor Probleme. Es gibt allerdings schon Bereiche, wo Streiks beim öffentlichen Dienst eine direkte Wirkung haben, nämlich überall da, wo direkt Kundenleistungen zu erbringen sind und keine Beamten beschäftigt, sondern die Angestellten beschäftigt sind, wie z.B. Bürgerämter, Zulassungsstellen, Grünflächenämter, Medizinische und Gesundheitsdienste etc. .

Im Länderbereich gibt es diese aber so gut wie nicht mehr.

Zum Länderbereich gehören die Hochschulen und Schulen (da kaum Potential da fast alle verbeamtet) die Finanzämter, Landesbauämter, Studierendenwerke (Ok da bekämen die Studis nix zu essen, interessiert auch keinen ausser den Studis), Landesministerien . Das wars. :-(

MattF 15.11.2022 11:18

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690142)
Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen.

Es gibt die durchsetzungsfähigen Bereiche allerdings immer noch in der Metallindustrie und im Chemiebereich. Wobei die AG dort auch weitgehend aufgegeben haben und sich den Forderungen meist beugen und es auch meistens bezahlen können und es auch nicht zu Streiks kommt.

Die AG die nicht zahlen wollen oder können, sind aus dem Verband ausgetreten.


Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690142)
Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:

Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Wobei das Sein dann oft auch ein Scheinsein ist, wo sich die Mittelschicht zur falschen Seite bekennt.

Realität in D ist 2/3 der Menschen geht es gut. Das untere Drittel wird vergessen und viele grenzen sich natürlich auch bewusst dagegen ab und wollen zu den Gewinnern gehören und unterstützen dann auch keine "Arbeiterforderungen".
Was es nicht mehr gibt ist Solidarität (vielleicht gab es die auch nie).

qbz 15.11.2022 11:22

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690175)
Im Länderbereich gibt es diese aber so gut wie nicht mehr.

Zum Länderbereich gehören die Hochschulen und Schulen (da kaum Potential da fast alle verbeamtet) die Finanzämter, Landesbauämter, Studierendenwerke (Ok da bekämen die Studis nix zu essen, interessiert auch keinen ausser den Studis), Landesministerien . Das wars. :-(

Ja, Okay, dann ist das im Land Berlin irgendwie anders. Da gehören die Bezirke dazu, deren Verwaltungseinheiten die genannten, potentiell zu bestreikenden Kundendienste anbieten. Diese Verwaltungsorganisationen mit den Kundendiensten wie Gesundheitsdienste, Bürgerämter, Veterinärdienste, Bewilligungsbehörden wie KFZ-Zulassungsstellen gibt es doch auch in allen Flächenstaaten. Beamte Dienst nach Vorschrift, Angestellte streiken.

MattF 15.11.2022 11:37

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690178)
Diese Verwaltungsorganisationen mit den Kundendiensten wie Gesundheitsdienste, Bürgerämter, Veterinärdienste, Bewilligungsbehörden wie KFZ-Zulassungsstellen gibt es doch auch in allen Flächenstaaten.

Dort sind diese Ämter aber städtisch und gehören zum TVÖD. nicht zum TV-L

JENS-KLEVE 15.11.2022 13:16

Der Gewerkschaftskram ist glaube ich ausdiskutiert.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/un...a-38ddd8e01675

Es ist momentan viel Gas da und es stauen sich bereits Schiffe mit Gas vor dem Meer.

Schwarzfahrer 15.11.2022 13:26

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1690186)
... und es stauen sich bereits Schiffe mit Gas vor dem Meer.

...und der konstante Energieverbrauch, um die Schiffcontainer zu kühlen, verschlechtert die (eh mäßige) Klima- und Wirtschaftlichkeits-bilanz von LNG von Tag zu Tag, bis sie bald schlechter ausfällt, als für alte Kohlekraftwerke. :(

keko# 15.11.2022 13:53

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690177)
...
Realität in D ist 2/3 der Menschen geht es gut. Das untere Drittel wird vergessen und viele grenzen sich natürlich auch bewusst dagegen ab und wollen zu den Gewinnern gehören und unterstützen dann auch keine "Arbeiterforderungen".
Was es nicht mehr gibt ist Solidarität (vielleicht gab es die auch nie).

Ich würde das so sagen: 2/3 geht es Stand heute relativ gut.
"Relativ" weil man meist nach "unten" schaut und sich mit Armen vergleicht.
"Stand heute" weil sich dies ändern kann, falls ich z.B. ernsthaft erkranke oder meinen Job verliere.
Mein persönliches "mir geht es gut" steht auf sehr wackligen Beinen. (was nicht heißt, dass ich unzufrieden wäre oder unglücklich).
Ich finde (und das konnte ich dankenswerterweise hier schon mehrmals frei äussern), dass man mehr nach "ganz oben" schauen sollte. Die Probleme sind dort vergraben. Ich finde, diese aktuelle Sparerei und "wir müssen den Gürtel enger schnallen" wird zu sehr auf mir und dir abgeladen.
:Blumen:

qbz 17.11.2022 18:38

Kritik von Ökonomen an der sog. Gaspreisbremse für die Industrie
 
Gaspreisbremse. Ein ineffizientes Milliardengeschenk für die Industrie. Die von der ExpertInnen-Kommission empfohlene Gaspreisbremse für industrielle Verbraucher ist gut für Konzerne wie BASF und ihre Eigentümer – aber schlecht für die deutschen Steuerzahler. Ein Beitrag von Tom Krebs.
Zitat:

Die von der ExpertInnen-Kommission empfohlene Gaspreisbremse für industrielle Verbraucher ist ein fragwürdiges Kriseninstrument und verteilt öffentliche Gelder nach dem Gießkannen-Prinzip. Sie ist gut für Konzerne wie BASF und ihre Eigentümer, aber schlecht für die deutschen Steuerzahler. Zudem hilft sie kaum den Beschäftigten in Deutschland. Dies ist keine Fundamentalkritik am Kapitalismus oder an Unternehmen wie BASF. Doch es ist eine Kritik an Expertenvorschlägen, die nicht zielführend sind und am Ende hauptsächlich eine kleine Gruppe von Kapitaleigentümern staatlich subventioniert. Zudem ist es ein Plädoyer für eine Modifikation des Kommissionsvorschlags, um diese Nachteile zu heilen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass ein gewisser Marktfundamentalismus dazu führt, dass öffentliche Gelder ohne nennenswerten wirtschaftlichen Nutzen von unten nach oben umverteilt werden. Der vorliegende Fall zeigt einmal wieder, dass die Ökonomenzunft dazu neigt, auf Basis von unterkomplexen Effizienzargumenten fragwürdige Politikempfehlungen abzugeben. Was natürlich die Frage aufwirft, ob dies nicht vielleicht doch ein strukturelles Problem darstellt.

qbz 18.11.2022 08:23

Tarifabschluss Metall
 
Vereinbart ist in der Metallindustrie für ca. 3,9 Millionen Beschäftigte eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Pauschale zum Inflationsausgleich von 3000 Euro, gestückelt in zwei Tranchen ausgezahlt zum März 2023 und 2024.

Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.

keko# 18.11.2022 08:39

Es sollte eigentlich mittlerweile auch dem Letzten klar sein, wer die Zeche zahlt. Da "unten" sowieso nichts zu holen ist, geht es an den Mittelstand. Die "oben" jucken doch keine 3000€. Was in anderen Ländern längst normal ist oder schon immer so war, darauf steuert nun auch DE zu: eine sehr breite Masse Mittelloser und eine dünne Oberschicht, die Mittelschicht verschwindet. Wer sich direkt informieren will, wohin die Reise geht, der sollte sich Beiträge aus Bali vom B20-Treffen anschauen und nicht vom G20-Treffen. Letzteres ist Sekundärliteratur ;-)
:Blumen:

svenio 18.11.2022 08:51

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690419)
Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.


Wie errechnest Du einen Reallohnverlust in 2023?

Nepumuk 18.11.2022 08:52

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690422)
Es sollte eigentlich mittlerweile auch dem Letzten klar sein, wer die Zeche zahlt. Da "unten" sowieso nichts zu holen ist, geht es an den Mittelstand. Die "oben" jucken doch keine 3000€. Was in anderen Ländern längst normal ist oder schon immer so war, darauf steuert nun auch DE zu: eine sehr breite Masse Mittelloser und eine dünne Oberschicht, die Mittelschicht verschwindet. Wer sich direkt informieren will, wohin die Reise geht, der sollte sich Beiträge aus Bali vom B20-Treffen anschauen und nicht vom G20-Treffen. Letzteres ist Sekundärliteratur ;-)
:Blumen:

Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

dr_big 18.11.2022 09:04

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1690426)
Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

So würde ich das nicht sehen. Den Facharbeitern in unseren Industriebetrieben geht es nach wie vor gut. Das Problem der Immobilienfinanzierung haben alle Angestellten, das liegt aber an den extrem gestiegenen Immobilienpreisen und aktuell wieder steigenden Zinsen. Beamte haben es da viel einfacher, durch die lebenslange Absicherung und entsprechend günstigere Kredite können sie leichter Immobilien finanzieren. Ein Angestellter der arbeitslos wird ist seine Immobilie schnell wieder los, egal ob Facharbeiter oder Ingenieur.

Was ich bei den Gewerkschaften noch nie verstanden habe ist, warum sie immer nur auf prozentualen Lohnerhöhungen bestehen. Dadurch geht die Schere immer weiter auseinander. Für die oberen Bereiche gibt es monatlich 500 Euro mehr, für die unteren Gruppen nur 100 Euro. Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.

Und zurück zum Thema: mein Gaspreis steigt auf 10ct/kWh, das ist immer noch unter der Gaspreisbremse und für mich eigentlich in Ordnung. Wenn es nichts kostet, dann wird auch nichts gespart.

qbz 18.11.2022 09:19

Zitat:

Zitat von svenio (Beitrag 1690425)
Wie errechnest Du einen Reallohnverlust in 2023?

Die Inflationsprognose für 2023 nach Google: 8,8 %.
Vorgehender Tarifabschluss für 2022 gültig bis incl. Mai 2023 (5 Monate): 3,45 % .Lohnerhöhung ab Juni 2023 (7 Monate): 5,2 % .
Einmalzahlung pro Monat (3000/24): 125.- monatlich, ca. 2.7 % bei Durchschnittsgehalt von 4500.- .

Damit bleiben die Lohnerhöhungen überschlagsmässig meines Erachtens unter der erwarteten Inflation von 8,8 % und es fehlt auch ein rückwirkender kompletter Ausgleich für die Inflation in 2022, wo der Tarifabschluss 3,45 % betragen hat. Es fehlen mir allerdings im SPON-Artikel die genaueren Angaben für die Umrechnung der Einmalzahlung auf die Durchschnittsgehälter. Sinkt die Inflation auf 7 %, könnten die neuen Tarife diese ausgleichen.

qbz 18.11.2022 09:23

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1690428)
.....
Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.
......

Verdi fordert: Einkommenserhöhungen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich

Nogi87 18.11.2022 09:38

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1690428)
Was ich bei den Gewerkschaften noch nie verstanden habe ist, warum sie immer nur auf prozentualen Lohnerhöhungen bestehen. Dadurch geht die Schere immer weiter auseinander. Für die oberen Bereiche gibt es monatlich 500 Euro mehr, für die unteren Gruppen nur 100 Euro. Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.

Das hast du im Öffentlichen Dienst bei jeder Verhandlung. Erhöhung um 2% aber mindestens um 200 Euro.
Was zur Folge hat dass die untere Stufen immer näher an die oberen heranrücken und es überhaupt keinen Anreiz mehr gibt aufzusteigen.
Warum sollte ich mich weiterbilden und auf eine Abteilungsleiterstelle bewerben wenn es 100 Euro netto mehr gibt ich aber vor 19 Uhr nicht mehr aus dem Büro komme.

svenio 18.11.2022 09:48

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690432)
Die Inflationsprognose für 2023 nach Google: 8,8 %.
Vorgehender Tarifabschluss für 2022 gültig bis incl. Mai 2023 (5 Monate): 3,45 % .Lohnerhöhung ab Juni 2023 (7 Monate): 5,2 % .
Einmalzahlung pro Monat (3000/24): 125.- monatlich, ca. 2.7 % bei Durchschnittsgehalt von 4500.- .

Damit bleiben die Lohnerhöhungen überschlagsmässig meines Erachtens unter der erwarteten Inflation von 8,8 % und es fehlt auch ein rückwirkender kompletter Ausgleich für die Inflation in 2022, wo der Tarifabschluss 3,45 % betragen hat. Es fehlen mir allerdings im SPON-Artikel die genaueren Angaben für die Umrechnung der Einmalzahlung auf die Durchschnittsgehälter. Sinkt die Inflation auf 7 %, könnten die neuen Tarife diese ausgleichen.

Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (https://www.tagesschau.de/wirtschaft...osen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.

Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen.

Ich finde den Abschluss gut (jedenfalls besser als in der Chemie), auch wenn die steuerfreien Einmalzahlungen nicht in die Berechnungsgrundlage für die nächste Erhöhung eingehen (was ich für gerechter hielte).

Helmut S 18.11.2022 10:09

Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

qbz 18.11.2022 10:12

Zitat:

Zitat von svenio (Beitrag 1690435)
Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (https://www.tagesschau.de/wirtschaft...osen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.

Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen.

Ich finde den Abschluss gut (jedenfalls besser als in der Chemie), auch wenn die steuerfreien Einmalzahlungen nicht in die Berechnungsgrundlage für die nächste Erhöhung eingehen (was ich für gerechter hielte).

Man muss natürlich auch das Jahr 2022 einbeziehen, wo ein sehr deutlicher Reallohnverlust stattfindet, der durch den neuen Tarifabschluss eigentlich ausgeglichen werden müsste, was der Abschluss nicht leistet.

Hohe Inflation führt im 2.*Quartal 2022 zu Reallohnrückgang von 4,4*%

Nogi87 18.11.2022 10:13

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690438)
Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

Die 35 Stunden-Woche nicht vergessen :)

keko# 18.11.2022 10:15

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1690426)
Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

Ich habe nichts davon gehört, dass die Mittelschicht "angeblich seit Jahrzehnten" absteigt. Ganz im Gegenteil!
Meines Wissen kommt sie erst seit einigen Jahren in Schwierigkeiten.
Deindustrialiserung und Digitalisierung sind treibende Komponenten. Es ist auch nicht so, dass nun alle von heute auf morgen keinen Job mehr haben oder es nur Verlierer gibt.
Dies alles wird offen kommuniziert. Schau dir Beiträge vom B20-Treffen an. Das sind keine Verschwörungstheorien oder dunkle YT-Channels.
Mit dem "Gas geben" gebe ich dir recht. Das war schon immer so. Nur muss man halt an der richtigen Stelle Gas geben. Die Karten werden gerade neu gemischt und DE steht im internationalen Wettbwerb.

qbz 18.11.2022 10:37

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690438)
Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

Das sind diejenigen, welche die industrielle Produktion im Metallbereich am Laufen halten und die Werte produzieren, auf die sie selbstverständlich auch ein anteiliges Anrecht haben und den Inflationsausgleich.

Helmut S 18.11.2022 10:38

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1690440)
Die 35 Stunden-Woche nicht vergessen :)

Jap. Und den T-Zug. Zusätzliche 10 Tage Frei, wenn man will oder die entsprechende Kohle. Kann man sich jedes Jahr neu aussuchen. Bei der üblichen täglichen Arbeitszeit von 7,x Stunden bauen die 35h Wöchler regelmäßig Gleitzeit auf. Mein Neffe fährt Stapler bei BMW. Traditionelles IG Metall Terrain. Er hat sich ausgerechnet, dass er inkl. Gleitzeittage bei Normalarbeit und Inanspruchnahme des T-Zugs ca. 60 Tage im Jahr frei hat.

Obwohl er ein sehr kleines Kind hat, die Frau nicht mehr arbeitet und er erst ein schickes neues EFH gebaut hat, nimmt er den T-Zug. Er braucht das Geld nicht. Langt auch so dicke.

Mit solchen Bedingungen kann kein Mittelständler mithalten. Du kriegst kaum noch Leute. Diese ganzen Extremforderungen der IG Metall zerstören den regionalen Mittelstand. Verschärft wird dieses Problem, weil die interne Personalpolitik miserabel und kurzsichtig ist - selbstverständlich mit vollem Segen des Betriebsrates. Jetzt wird alles eingestellt, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Sprechen Sie kein Deutsch, werden einfach Dolmetscher ans Band gestellt. Außerdem schreibt man Vorruheständler an, denn man möchte gerne, dass sie wieder zurück kommen und helfen. Die Zeitarbeiter hat man - ebenfalls mit Segen des Betriebsrates - ja freigesetzt. Herzlichen Dank dafür liebe Industrie, liebe IG Metall und liebe Betriebsräte. Leckt mich bitte alle am Arsch - kreuzweise und mit konstant hohem Druck. :Lachen2:

DocTom 18.11.2022 10:38

Zitat:

Zitat von Nogi87 (Beitrag 1690434)
...
Warum sollte ich mich weiterbilden und auf eine Abteilungsleiterstelle bewerben wenn es 100 Euro netto mehr gibt ich aber vor 19 Uhr nicht mehr aus dem Büro komme.

das stimmt, oder Du über eine Fachkräftebindungszulage (bei uns als Bonus für x Monate verhandelbar) weiter Deinen Job zu TL oder AL Konditionen machen kannst. Weil, wer braucht schon im Stamm nur noch Häuptlinge ohne irgendwelche zu führenden Indianer?
:Blumen:

qbz 18.11.2022 10:51

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690445)
......
Diese ganzen Extremforderungen der IG Metall zerstören den regionalen Mittelstand.
......

Als ich geschrieben habe: "Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente" hast Du eigentlich widersprochen:
Zitat:

"Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann."

TriVet 18.11.2022 11:12

Der Kanzler tritt ans Mikrofon und redet Tacheles. "Wir haben in Deutschland im Durchschnitt sechs Wochen Urlaub und zwölf Feiertage pro Jahr. Bei der wöchentlichen Arbeitszeit liegen wir gleichzeitig mit durchschnittlich 37,5 Stunden niedriger als alle unsere Konkurrenten. Wir können die Zukunft nicht dadurch sichern, das wir unser Land als kollektiven Freizeitpark organisieren."

Helmut Kohl, vor fast 30 Jahren.

dr_big 18.11.2022 11:41

So lange die Unternehmen Rekordgewinne einfahren muss man sicher nicht darüber diskutieren, ob es den Mitarbeitern zu gut geht.

Helmut S 18.11.2022 11:42

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690448)
Als ich geschrieben habe: "Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente" hast Du eigentlich widersprochen:

Häää?

Genau das is ja das Problem. Jeder der wechselt will mehr Geld und wenn du den Mann/die Frau brauchst/willst, dann musst du halt zahlen. Das ruiniert den Mittelstand wenn das so weiter geht. Der zweite ruinöse Faktor ist, dass du kaum noch g'scheite Leute kriegst, weil die, wenn es irgendwie geht, in die Industrie wollen.

Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Schwarzfahrer 18.11.2022 12:41

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1690453)
Der Kanzler tritt ans Mikrofon und redet Tacheles. "Wir haben in Deutschland im Durchschnitt sechs Wochen Urlaub und zwölf Feiertage pro Jahr. Bei der wöchentlichen Arbeitszeit liegen wir gleichzeitig mit durchschnittlich 37,5 Stunden niedriger als alle unsere Konkurrenten. Wir können die Zukunft nicht dadurch sichern, das wir unser Land als kollektiven Freizeitpark organisieren."

Helmut Kohl, vor fast 30 Jahren.

Ja, das war einmal. Tempora mutantur:
:Lachanfall:

Jimmi 18.11.2022 12:55

Thüringen in November 2022: Man versucht, mir Leute im Bereich "angelernte Arbeitskräfte" für 20€ die Stunde abzuwerben. Das erreicht irrsinnige Dimensionen. Noch vor kurzem waren 15 € noch gutes Geld für diese Branche.

MattF 18.11.2022 13:16

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690457)
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Ne, das ist Angebot und Nachfrage.

MattF 18.11.2022 13:20

Zitat:

Zitat von Jimmi (Beitrag 1690466)
Thüringen in November 2022: Man versucht, mir Leute im Bereich "angelernte Arbeitskräfte" für 20€ die Stunde abzuwerben. Das erreicht irrsinnige Dimensionen. Noch vor kurzem waren 15 € noch gutes Geld für diese Branche.

Ohne dir zu nahe zu treten, ganz offensichtlich gibt es Bereiche die produktiver arbeiten, sonst könnten sie das nicht bezahlen. Das ist im übrigen Sinn des Kapitalismus, dass die Arbeitkräfte (allgem Resourcen) in den produktivsten Bereichen landen.

dr_big 18.11.2022 13:23

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690457)
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Faires Gehalt für einen Vollzeitjob.

keko# 18.11.2022 13:30

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690457)
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Kann man hoffen, dass die Teamassistenz gut verheiratet ist oder das ein Halbstagsjob ist. Ansonsten wird es für Alleinstehende mit 3700 Brutto abzüglich Miete knapp.
Schöne Grüße aus Stuttgart ;)
(ich kenne Sekretärinnen beim Daimler mit 6000 Brutto)

Helmut S 18.11.2022 14:11

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690474)
(ich kenne Sekretärinnen beim Daimler mit 6000 Brutto)

Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

Helmut S 18.11.2022 14:14

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1690472)
Faires Gehalt für einen Vollzeitjob.

Gehalt bemisst sich zumindest bei uns an der nötigen Qualifikation für den Arbeitsplatz bzw. der Bewertung des Selben. Ich werde jedenfalls prüfen, ob man das nicht wegdigitalisieren kann. Sollte zu niedrigeren Kosten machbar sein. Das ist dann aus meiner Sicht fair. Ist halt wieder ein Arbeitsplatz weniger.

dr_big 18.11.2022 14:15

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690481)
Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

Langsam, eine 6000 Euro Sektretärin ist eine hochqualifizierte Kraft die ihren Chef managed. Das ist nicht mit deiner einfachen Assistenz zu vergleichen.

dr_big 18.11.2022 14:22

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690482)
Gehalt bemisst sich zumindest bei uns an der nötigen Qualifikation für den Arbeitsplatz bzw. der Bewertung des Selben. Ich werde jedenfalls prüfen, ob man das nicht wegdigitalisieren kann. Sollte zu niedrigeren Kosten machbar sein. Das ist dann aus meiner Sicht fair. Ist halt wieder ein Arbeitsplatz weniger.

Gute Deuschkenntnisse, Kommunikationsfähigkeiten, IT-Kenntnisse, Sachbearbeitung (Auftragserfassung), das ist keine ungelernte Arbeitskraft. Warum sollte jemand Vollzeit arbeiten, wenn er davon nichteinmal seinen Lebensunterhalt bestreiten kann? Ich hoffe nicht, dass wir amerikanische Verhältnisse anstreben wo jeder noch einen Zweitjob braucht, damit er irgendwie über die Runden kommt.

keko# 18.11.2022 14:25

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690481)
Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

So eine Abteilungssekretärin hat schon viel drauf, wenn sie ein paar Jahre dabei ist. Die wissen quasi alles. Aber selbst für Stuttgarter Verhältnisse ist das schon ein ganz gutes Gehalt. :Blumen: Jung-Ingenieure liegen da gehaltlich meistens drunter.


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