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qbz 01.10.2018 17:39

Zitat:

Zitat von Trillerpfeife (Beitrag 1409246)
und genau dieser subjekive kulturelle Faktor hat mir die ganze Zeit gefehlt und als Grund einer Verunsicherung kann ich ihn gut verstehen.

Wenn wir einen homosexuellen Aussenminister haben (hatten) hat das manche Menschen in den Grundfesten ihrer Überzeugung (Abneigung) erschüttert.

Würde das zutreffen, müssten sich die Stimmen der AFD sofort verdoppeln, wenn Alice Weidel ihre Ämter und das Mandat abgibt. :)

qbz 01.10.2018 18:07

So populistisch denken deutsche Wähler. Knapp jeder dritte Wahlberechtigte in Deutschland ist ein Jahr nach der Bundestagswahl populistisch eingestellt. Das zeigt eine Bertelsmann-Studie. Trotzdem würden 70 Prozent der Befragten der AfD ihre Stimme verweigern.

"Um den Erfolg der Populisten einzudämmen, müssten die bürgerlichen Parteien in diesen Bereichen mehr Angebote machen. Als Beispiele nannten Merkel und Vehrkamp den sozialen Wohnungsbau und steuerpolitische Umverteilung."

Trillerpfeife 01.10.2018 18:58

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409251)
Würde das zutreffen, müssten sich die Stimmen der AFD sofort verdoppeln, wenn Alice Weidel ihre Ämter und das Mandat abgibt. :)

nein denn sie hatte ja Guido Westerwelle als Vorkämpfer. :)



Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409254)
So populistisch denken deutsche Wähler. Knapp jeder dritte Wahlberechtigte in Deutschland ist ein Jahr nach der Bundestagswahl populistisch eingestellt. Das zeigt eine Bertelsmann-Studie. Trotzdem würden 70 Prozent der Befragten der AfD ihre Stimme verweigern.

"Um den Erfolg der Populisten einzudämmen, müssten die bürgerlichen Parteien in diesen Bereichen mehr Angebote machen. Als Beispiele nannten Merkel und Vehrkamp den sozialen Wohnungsbau und steuerpolitische Umverteilung."


ich glaube mal es würde reichen, wenn die Groko einfach den Eindruck erwecken würde gemeinsam an einem Strang zu ziehen, nein nicht an dem den der gemeine Bürger um den Hals gebunden hat.

schnodo 01.10.2018 19:04

Zitat:

Zitat von Trillerpfeife (Beitrag 1409264)
ich glaube mal es würde reichen, wenn die Groko einfach den Eindruck erwecken würde gemeinsam an einem Strang zu ziehen, nein nicht an dem den der gemeine Bürger um den Hals gebunden hat.

Da musste ich spontan lachen. Den kannte ich noch nicht. :Lachen2:

MattF 01.10.2018 21:24

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409236)
Die Industrialisierung in China oder andern Teilen Asiens hat unseren Lebensstandard bis jetzt auch nicht prinzipiell geschmälert, weil gleichzeitig auch ein Markt für Produkte entstand, den es vorher nicht gab. D.h. jeder, der weltweit ein bestimmtes Einkommen hat und nicht mehr hungert, ist auch ein neuer potentieller Konsument. Damit möchte ich aber jetzt nicht behaupten, es bräuchte keinen weltweiten Ausgleich in einem bestimmten Umfang und Konzepte, wie der am besten zu organisieren ist.


Vom Lebensstandard richtig allerdings nicht aus der Sicht Verbrauch fossile Brennstoff und allgemein Naturverbrauch bzw. Verschmutzung.

Die Nutzung der Resourcen hat gewaltig zugenommen, seit China ein Gigant geworden ist und das kann wohl nicht lange so weiter gehen, bzw. wenn Afrika auch so entwickelt wäre und fossile Brennstoffe nutzt wie China, wirds langsam düster mit dem Klima

Der Lebensstandard muss auch in meinen Augen nicht sinken wir müssten Lebensstandard aber vielleicht etwas anders definieren, heißt z.b. weniger Flugfernreisen, weniger Energieverbrauch im Verkehr (heißt weniger Auto fahren!) usw.. Würde in meinen Augen aber auch weniger Arbeit (auf mehr Schultern verteilt) und mehr Freizeit bedeuten.

Helmut S 02.10.2018 12:03

Servus qbz!

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409244)
Der Autor des Essay argumentiert eindimensional, weil er die Ursachen für den AFD-Aufstieg ausschliesslich dem subjektiven, kulturellen Faktor zurechnet und soziale, wirtschaftliche Faktoren kategorisch verneint, während ich "mutlifaktoriell" argumentierte und auch auf die sozialen Ursachen verwies. :)

Ich meinte dich ja gar nicht :Blumen:

Zunächst ging es mir um den tendenziellen Artikel auf herner-sozialforum.de, dessen Framing sofort zu erkennen und auch zu verstehen ist, wenn man sich die Autorenschaft ansieht. Ich kritisiere das, weil genau solch eine tendenzielle Analyse von Situationen eben der AfD (zurecht übrigens) vorgeworfen wird. Es ist aus meiner Sicht überhaupt nicht hilfreiche eine Nachricht in der Art und Weise zu publizieren. Zumal man ja auch nach zwei bis drei Klicks eine andere Sichtweise lesen kann und auch die Erläuterung der Sichtweise von Lengfeld wo er aus seiner Sicht das Problem in der Herangehensweise der Kritiker sieht in der Literaturliste auftaucht. Dabei geht es noch nicht mal darum, was jetzt vielleicht eher zutrifft und was weniger - wer Recht hat oder nicht.

Ich würde mir wünschen, dass die Sichten der Autoren (Essay und Forschungsnotiz) objektiv gegenüber gestellt werden und dem Leser das Fazit aufgrund der vorgebrachten Argumente überlassen wird: Selber Denken statt politisch gefärbte Meinungsvorlagen. Es handelt sich bei dem verlinkten Artikel m.E. schlicht um das Ergebnis eines politischen Kalküls (im schlechtesten Fall) oder im verständlichen Falle "nur" um einen Confirmation-Bias (Bestätigungsfehler); oder ggf. halt um beides.

Aus meiner Sicht interpretierst oder implizierst du allerdings schon unzulässig wenn du schreibst, der Autor "[...]argumentiert eindimensional, weil er die Ursachen für den AFD-Aufstieg ausschließlich subjektiven, kulturellen Faktor zurechnet und soziale, wirtschaftliche Faktoren kategorisch verneint [...]" ;)

Einerseits vermischt du m.E. strukturell Gründe verschiedener Ordnung und du verwechselst hier mMn Prämisse und Conclusio. Es wurde ja gerade GENAU DAS (untere Statuslagen) als Prämisse der "Modernisierungsverliererthese" geprüft und das Ergebnis war, eben es gibt keinen dominierenden Effekt auf die Absicht (hier steht übrigens nicht Wahlverhalten) AfD zu wählen. Begründet wird folgendermaßen: "Wenn man in multivariaten Analysen den Einfluss dieser Einstellungen kontrolliert, verschwinden die Statuseffekte."

Es ist sogar so, dass der Autor einräumt, dass "[...]der Studie zufolge sozial Schwächere häufiger zur AfD als die Mittelschichten oder die Bessergestellten. Allerdings sei das vor allem deshalb der Fall, weil sie häufiger als andere Schichten die Zuwanderung von Flüchtlingen nach Deutschland ablehnen. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich dahinter unter anderem der Wunsch der angestammten sozial Schwachen nach Konkurrenzabwehr verbirgt." Er sieht also in der Statuslage als Grund eine Korrelation zur Wahlabsicht aber keine Abhängigkeit.

Das mögen andere anders sehen und andere mögen zu einem anderen Schluß kommen. Ich will das auch nicht bewerten. Mir scheint nur wichtig, dass nicht versucht wird die Dinge so darzustellen, als sei das eine oder das andere richtig, denn wenn m.E. eines aus der Gemengenlage hervorgeht ist: Man weiß es nicht genau, es könnte alles zutreffen. Irgendwie. Zu einen Bestimmten Grad. :Blumen:

Allerdings stimme ich dir zu, dass eine entsprechende Sozialpolitik/Verteilungspolitik zumindest mittelfristig eine Wirkung haben könnte. Wichtig scheint mir, dass das beachtet wird, was Lux geschrieben hat: Solch eine Politik muss eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen.

Also keine heuchlerische Debatte über die Bezüge der "alleinerziehenden Krankenschwester" mit der die SPD seit 20 oder 30 Jahren Wahlkampf macht und für deren Situation sich trotz Regierungsverantwortung der SPD in dem Zeitraum nichts wesentliches verbessert hat. Es kann auch keine Linke Rhetorik sein, denn gerade die Linke ist neben der AfD die mit Abstand am meisten rückwärtsgewandte Partei aktuell, obwohl sie dazu gar keinen Grund hätte. Denn es gab noch nie eine Zeit, in der das klassische Linke Traumideal "Die Maschinen arbeiten und die Arbeiter singen." so realistisch schien wie gerade jetzt.

Langfristig allerdings wird Verteilungspolitik das Problem einer erstarkenden (aus welchen Gründen auch immer) populistischen Partei nicht lösen. Dafür werden andere Einflüsse, wie z.B. die Veränderung des Arbeitsmarktes, deutliche Zunahme der Migration (auch durch Sekundäreffekte wie Klimawandel) zu dominant sein. Es muss eine neu Gesellschaft gedacht werden, eine Utopie, in der vor allem der Mensch und seine Freiheit im Mittelpunkt steht anstatt ein ewig notwendiges Wachstum, ein über die Maßen hoher Ressourcenverbrauch, ein "shifting baseline" in der Verdummung/Entmündigung der Bevölkerung hinsichtlich Selbstbestimmung oder ein nationalstaatliches Gewurschtel.

LG H. :Blumen:

qbz 02.10.2018 13:54

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1409437)
.......
Aus meiner Sicht interpretierst oder implizierst du allerdings schon unzulässig wenn du schreibst, der Autor "[...]argumentiert eindimensional, weil er die Ursachen für den AFD-Aufstieg ausschließlich subjektiven, kulturellen Faktor zurechnet und soziale, wirtschaftliche Faktoren kategorisch verneint [...]" ;)
.........

Hallo Helmut,

mir scheint da ein Missverständnis vorzuliegen. Ich bezog mich mit der obigen Kritk auf diesen Artikel, den schnodo hier einführte:
https://www.t-online.de/nachrichten/...m-waechst.html und keine anderen Studien.

Unabhängig davon finde ich es eine interessante Diskussion.

Angenommen Du wärst verantwortlicher Wahlkampfleiter einer Partei. Würdest Du da nicht auch einzelne soziodemografische Auswertungen des Wahlverhaltens für die Planung des Wahlkampfes zuhilfe nehmen? Daraus ergibt sich z.B., dass es sehr wahrscheinlich effizienter ist, wenn Wahlkampfhelfer der Linke Tür- bzw. Strassenwerbung machen, wo sich nicht gerade eine grosse Villa an die nächste reiht, sondern im sozialen Wohnungsbau, in Plattensiedlungen, an der Uni, usf. ;)

Gruss, qbz

Trillerpfeife 02.10.2018 13:58

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1409437)
.....

Langfristig allerdings wird Verteilungspolitik das Problem einer erstarkenden (aus welchen Gründen auch immer) populistischen Partei nicht lösen. Dafür werden andere Einflüsse, wie z.B. die Veränderung des Arbeitsmarktes, deutliche Zunahme der Migration (auch durch Sekundäreffekte wie Klimawandel) zu dominant sein. Es muss eine neu Gesellschaft gedacht werden, eine Utopie, in der vor allem der Mensch und seine Freiheit im Mittelpunkt steht anstatt ein ewig notwendiges Wachstum, ein über die Maßen hoher Ressourcenverbrauch, ein "shifting baseline" in der Verdummung/Entmündigung der Bevölkerung hinsichtlich Selbstbestimmung oder ein nationalstaatliches Gewurschtel.

LG H. :Blumen:

ich befürchte aber das Umdenken wird nicht so schnell stattfinden wie das Gewöhnen an homosexuelle Aussenminister.

Gerade das Schreien nach nationalstaatlichem Gewurschtel scheint mir wird immer lauter.

Den oberen Teil deines Postes hab ich leider nicht so ganz verstanden. :Blumen:

Aber ich war ja auch nicht gemeint. :)

qbz 03.10.2018 10:33

Die unglaubliche Geschichte mehrerer Brandstiftungen in einer Plattenbausiedlung in Döbeln und einer Wohnungsnachbarin Frau "Biedermann" als Täterin ....
Die Stille nach dem Brand. Ruth K. starb durch rassistisch motivierte Brandstiftung. Doch sie steht nicht in der offiziellen Statistik – weil ihr Nachbar aus dem Iran das Ziel war.

qbz 03.10.2018 11:04

Es wurden in diesem Thread ja des öfteren einzelne kritische Beiträge in Medien über die AFD kritisiert, weil deren Art und Weise der Auseinandersetzung mit der AFD diese indirekt fördern würde. Ich frage mich, ob die Mehrzahl der AFD-Wähler solche Artikel überhaupt lesen ;) . Sehr wahrscheinlich gerät ein Blatt mit der höchsten Auflage aber in die Hände von AFD-Leser, die BILD. Der frühere Chefredakteur der "Bild am Sonntag" titelt heute in seinem Blog so: "BILD – Vorfeldorganisation der AfD"

"BILD zersetzt mit dieser Kampagne systematisch den Respekt vor den Institutionen und Repräsentanten des Staates und delegitimiert die liberale deutsche Demokratie. Die Zeitung macht sich damit freiwillig oder unfreiwillig zur Vorfeldorganisation der AfD. Ich gehe davon aus, dass zwei bis drei Prozentpunkte der AfD in den Meinungsumfragen auf das Konto von BILD gehen.

Der neue BILD-Chef Julian Reichelt hat offenbar eine Truppe von selbsternannten Kriegern um sich geschart, die glauben, sie lägen im Schützengraben und müssten nicht nur die Kanzlerin, sondern auch den liberalen Rechtsstaat sturmreif schießen.
...........
Dieser Rückfall von BILD in ein Kampagnenblatt geschieht offenbar im Einverständnis mit dem Vorstand des Verlages Axel Springer. Denn andernfalls hätte er den Chefredakteur schon abgelöst. So kann BILD ungehemmt der AfD Schützenhilfe leisten und die Achse der Bundesrepublik nach rechts verschieben."

neindochoh 03.10.2018 18:51

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409592)
Es wurden in diesem Thread ja des öfteren einzelne kritische Beiträge in Medien über die AFD kritisiert, weil deren Art und Weise der Auseinandersetzung mit der AFD diese indirekt fördern würde. Ich frage mich, ob die Mehrzahl der AFD-Wähler solche Artikel überhaupt lesen ;)

Ohne dass ich selbst schon weiß, wo ich mein Kreuz bei der kommenden Landtagswahl setzen werde: Es ist die aus diesen Worten sprudelnde Großkotzigkeit und Verachtung für die Bürger, die Ignoranz gegenüber der Realität, die Betitelung des Wahlvolks als Deppen, was der AfD noch mehr Zuspruch bringt. Undifferenziert einfach mal ein Fünftel der wahlberechtigten Bevölkerung als Idioten zu bezeichnen finde ich weniger ok.

Natürlich ist die Bild ein Kampagnenblatt, war sie schon immer, wird sie auch immer sein.
Zitat:

So kann BILD ungehemmt der AfD Schützenhilfe leisten und die Achse der Bundesrepublik nach rechts verschieben.
Da muss die Bild aber noch eine Weile anschieben, damit es von ganz links mal wieder in die Mitte geht. Denn alles was nicht links ist gilt doch mittlerweile gleich als rechtsradikal (überspitzt ausgedrückt). Festmachen lässt sich dies gut an den Vorgängen in Dresden, wo ein Menschenleben ausgelöscht wurde und das ganze von der nahezu gesamten (noch) regierenden Politikkaste sowie den Medien genutzt wurde, dies für eine Kampagne gegen rechts zu kapern. Höhepunkt dessen ein Konzert für Toleranz, bei dem sich der Bundespräsident mit Republikfeinden gemeingemacht hat.
Dass man jetzt so gegen die Bild schießt kann ich verstehen, sie hat schließlich aktuell die falsche Meinung. Und welche Meinung richtig ist, dass erfahren wir täglich im ÖR, wo die Klebers und die Hayalis von Ihrer Kanzel zum Volk predigen. Doof nur, dass das Volk mittlerweile nicht mehr zum Gottesdienst geht. Wer sich mal die Zusammensetzung des Rundfunkrats anschaut sieht schnell, was hier momentan schief läuft.
Und wenn ein "Experte" "schätzt" bzw. davon ausgeht, dass 2 bis 3 Prozentpunkte der AfD auf die Bild gehen... Tja, dann kann Herr Stegner doch stolz sein: Ich gehe davon aus, das 5 Prozent auf sein Konto gehen. :)

Wie auch immer, ich bin wirklich mal gespannt, ob auch nach der Wahl hinsichtlich der Aufarbeitung der Ergebnisse es so weiter geht wie bisher bei den Einschätzungen der Altparteien: "Das kommt völlig unerwartet ..." "Wir können diese Ergebnisse nicht verstehen ..." usw.
Innerlich kämpfe ich nämlich noch mit mir, wo ich bei der Landtagswahl das Kreuzchen setzen werde. Empfehlen kann ich jedem den Wahl-O-Mat, insbesondere die Antworten der Parteien auf die gestellten Fragen sind sehr erhellend. Als ich die Frage gelesen habe, ob der Flughafen Kassel-Calden verkauft werden solle dachte ich spontan: Na und, wer zahlt gibt denn freiwllig mehr als einen Chip für den Einkaufswagen für dieses Mahnmal der Steuerverschwendung?! Die Antwort der PARTEI dazu trifft es auf den Punkt, Realsatire in Vollendung.

schnodo 03.10.2018 19:16

Letzlich stimmte ich Herrn Lindner zu. Dieser hatte davor gewarnt, die Wählerschaft der AfD herabzuwürdigen.

Naturgemäß sehen das nicht alle so. Alan Posener von der WELT möchte sich die Wählerbeschimpfung nicht nehmen lassen und hält Christian Lindner für einen Deppen.

Zitat:

Ich nehme Lindners Worte persönlich, weil ich hier geschrieben habe, ich könnte den gemeinen AfD-Wähler zwar gut verstehen, ihm gerade deshalb nicht verzeihen; und Klaus Mann anerkennend zitiert habe, der keine Lust verspürte, die Nazi-Wähler zu verstehen.

qbz 03.10.2018 20:07

Zitat:

Zitat von neindochoh (Beitrag 1409639)
Ohne dass ich selbst schon weiß, wo ich mein Kreuz bei der kommenden Landtagswahl setzen werde: Es ist die aus diesen Worten sprudelnde Großkotzigkeit und Verachtung für die Bürger, die Ignoranz gegenüber der Realität, die Betitelung des Wahlvolks als Deppen, was der AfD noch mehr Zuspruch bringt. Undifferenziert einfach mal ein Fünftel der wahlberechtigten Bevölkerung als Idioten zu bezeichnen finde ich weniger ok.
........

Das kann ich inhaltlich überhaupt nicht nachvollziehen. Was soll an der folgenden Feststellung (!) grosskotzig, AFD-Wähler verachtend und beschimpfend (Idioten), ignorant usf. sein, wenn ich schreibe, dass die Mehrzahl der AFD-Wähler kaum die hier zitierten Artikel lesen, sondern eher die BILD? Das ergibt sich für mich schon daraus, dass die BILD eine viel grössere Auflage hat wie ein Spiegel oder die Zeit. Ich sprach nicht von Dir und einzelnen AFD-Wählern, sondern der Mehrzahl der AFD-Wähler! Das würde ich übrigens auch für die Wähler der Volksparteien annehmen. :) Aber vielleicht bist Du ja der Ansicht, AFD-Wähler informieren sich hauptsächlich aus der "Jungen Freiheit". ;)

Die von mir zitierte Kritik an der Kampagne der BILD-Zeitung kommt übrigens vom ehemaligen Chefredakteur der BILD am Sonntag.
BILD - Vorfeldorganisation der AFD. Es lohnt sich, den Artikel zu lesen.

ThomasG 03.10.2018 21:29

Vorgestern Abend lief relativ spät eine Reportage zum Thema "Rechtsrock".
Da habe ich gerade nach einem Video gesucht, aber keins gefunden.
Ich habe dafür eine Reportage von Mitte September gefunden:

"Deutschland-Reportage: Mutig gegen Rechtsrock

ARD Reportage & Dokumentation 15.09.2018 Deutschland-Reportage: Mutig gegen Rechtsrock Thomas Jakob aus Themar in Thüringen kämpft gegen große Neonazi-Konzerte. Er will seine Heimatstadt nicht einfach den Rechten überlassen und hat die Initiative "Themar gegen Rechts" gegründet."

Quelle: Begleittext zum nachfolgenden Video

https://www.youtube.com/watch?v=AbVOA2pJCeA

ThomasG 03.10.2018 22:36

Die Reportage, die ich eigentlich gesucht habe, habe ich eben doch noch gefunden:

"Die Story im Ersten: Rechtsrockland (nur in D abrufbar)

01.10.2018 | 44 Min. | UT | Verfügbar bis 01.10.2019 | Quelle: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Seit einigen Jahren steigt die Zahl rechtsextremer Konzerte in Deutschland deutlich an. Im Film werden Netzwerke analysiert, die Neonazis in Thüringen, Deutschland und ganz Europa miteinander verbinden."

Quelle: Mediathek ARD (siehe Begleittext zum nachfolgenden Video)

https://www.ardmediathek.de/tv/Repor...entId=56608760

Nobodyknows 04.10.2018 06:23

"Die" Medien, "Die" Politik. Echt jetzt?
 
Zitat:

Zitat von neindochoh (Beitrag 1409639)
Da muss die Bild aber noch eine Weile anschieben, damit es von ganz links mal wieder in die Mitte geht. Denn alles was nicht links ist gilt doch mittlerweile gleich als rechtsradikal (überspitzt ausgedrückt).

Ach? :confused:
Da stelle ich einmal die Frage wer, wie und warum die Achse der Bundesreupblik nach links geschoben hat.
Über eine Antwort von Dir würde ich mich freuen.

Zitat:

Zitat von neindochoh (Beitrag 1409639)
...und das ganze von der nahezu gesamten (noch) regierenden Politikkaste

Du weißt aber schon wie man Politiker, Abgeordneter, Minister, Kanzler(in) oder Bundespräsident wird? Wahlen, frei, geheim und so (GG Art 38). Schon mal gehört?

Zitat:

Zitat von neindochoh (Beitrag 1409639)
... Und welche Meinung richtig ist, dass erfahren wir täglich im ÖR, wo die Klebers und die Hayalis von Ihrer Kanzel zum Volk predigen. Doof nur, dass das Volk mittlerweile nicht mehr zum Gottesdienst geht.

Wer ist wir? Sag's mir bitte.
Bist Du wieder einer der glaubt für das Volk sprechen zu können?
Welchen Anteil in Promille oder Nano vom Volk kennst Du denn?

Zitat:

Zitat von neindochoh (Beitrag 1409639)
Wer sich mal die Zusammensetzung des Rundfunkrats anschaut sieht schnell, was hier momentan schief läuft.

Welchen Rundfunkrat meinst Du? Es gibt mehr als einen.
Du weißt wie ein Rundfunkrat zusammengesetzt wird?
Was an dem Verfahren läuft deiner Meinung nach schief?
Und was wäre Deine Alternative und ist deine Alternative eventuell die Alternative der Alternative (für Deutschland)? :Cheese:

Ich bin gespannt.

Gruß
N. :Huhu:

ThomasG 04.10.2018 06:39

Ich habe mir jetzt beide Reportagen angeschaut und muss sagen, dass es schon Angst macht, sich auf diese Art und Weise bewusst zu machen, was für eine Szene es da gibt.
Selbst, wenn es sich eigentlich prozentual gesehen um eine sehr, sehr kleine Minderheit handeln sollte, handelt es sich in meinen Augen um eine Bedrohung, mit der ich mich eigentlich nicht so gerne intensiver auseinandersetzen würde, einfach weil dadurch in mir Ängste in den Vordergrund rücken würden, die jetzt ziemlich untergründig da sind und mit denen ich mich infolgedessen kaum beschäftige, denn dann würde ich sie unwillkürlich mehr an die "Oberfläche" holen.
Auf jeden Fall bewundere ich die Menschen, die da Gegendemonstrationen u.ä. organisieren oder sich daran beteiligen.
Davor würde ich wohl zurückschrecken, denn ich möchte nicht zum Feind werden, von Leuten, die bereit sind Angst und Schrecken zu verbreiten und da selbst vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Was soll man gegen solche Auswüchse tun?
Da bin ich auch ziemlich ratlos.
Ich habe mich gedanklich noch nicht intensiver oder länger damit auseinandergesetzt, aber ich finde es prinzipiell eher ziemlich schlecht, wenn das verbreiten bestimmter Ansichten wie z.B. das Leugnen des Holocaust unter Strafe steht.
Das kann dann leicht so dargestellt werden, als würde es bestraft, weil man befürchte argumentativ nicht degegen ankommen zu können, sei es aus einem Mangel an der Fähigkeit entsprechend zu argumentieren oder sei es, weil daran zumindest ein Funken Wahrheit oder gar mehr steckt.
Das bitte nicht falsch verstehen:
Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es den Holocaust gab.
Leider muss ich aber auch eingestehen, dass ich mich ungern auf eine Debatte mit einem rechtsradikalen Menschen einlassen würde, ganz besonders nicht, wenn der in der Lage ist einiges in den Raum zu stellen, wo diesbezüglich relativ schlecht gebildete Menschen nur schwer spontan eine angemessene Antwort parat haben.
Auf jeden Fall finde ich es ganz schlecht AfD-Wähler, Sympathisanten oder AfD-Politiker ohne angemessene Prüfung ihrer Gesinnung mit Leuten aus einer solchen Szene in einen Topf zu werfen.
Das wäre ja auch extremst erschreckend, wenn das zulässig wäre, denn wenn man sich einer Ideologie dermaßen verschrieben hat, dass man z.B. auffällige Tatoos trägt, dann ist es äußerst wahrscheinlich, dass ein solcher Mensch kaum noch davon abzubringen ist in dieser Szene zu bleiben und entsprechend zu leben und auch zu handeln.

Helmut S 04.10.2018 08:37

Guten Morgen!

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409454)
Angenommen Du wärst verantwortlicher Wahlkampfleiter einer Partei. Würdest Du da nicht auch einzelne soziodemografische Auswertungen des Wahlverhaltens für die Planung des Wahlkampfes zuhilfe nehmen?

Ich habe über diese Frage etwas länger nachgedacht. Fazit: Nein, würde ich nicht. Ich halte Wahlkampf, so wie er jetzt gestaltet wird, für eine Aushöhlung der Demokratie und mehr noch: für einen indirekten Entzug der politischen Gestaltungsmöglichkeit über den Entzug des Wahlrechts. Wahlkampf ist nämlich nichts anderes als PR für Berufspolitiker, deren Verbindung zum politischen Diskurs in der Gesellschaft aus Gründen der "Suche nach Wählerstimmen" stattfindet und nicht aus Gründen des demokratischen Diskurses über Inhalte bzw. der demokratischen Einflussnahme über diese Verbindung. Im Fehlen dieser Verbindung besteht ursächlich der oben angesprochene Entzug der Gestaltungsmöglichkeit.

Ich würde den Politikern empfehlen Zukunft zu wagen und ganz ehrlich die Herausforderungen des 21 Jahrhunderts anzusprechen. Auch würde ich empfehlen, die Wahrheit darüber zu sagen, dass niemand ganz genau weiß wie denn Lösungen genau aussehen könnten und eine gesellschaftliche Transformation genau gehen könnte. Ich würde den Politikern "meiner Partei" empfehlen den Bürgern zu erklären, warum aber genau diese Partei und die Menschen der Partei genau die richtigen sind um die Ärmel hoch zu krempeln und die Zukunft zu gestalten.

LG H. :Blumen:

schnodo 04.10.2018 08:46

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1409688)
Ich würde den Politikern "meiner Partei" empfehlen den Bürgern zu erklären, warum aber genau diese Partei und die Menschen der Partei genau die richtigen sind um die Ärmel hoch zu krempeln und die Zukunft zu gestalten.

Ich sehe es genauso. Es ist ernüchternd und traurig, dass dieses Vorgehen mittlerweile ein fast revolutionärer Ansatz ist. Die Idee, die eine Partei antreibt, ist in den Hintergrund getreten und hat Platz gemacht für Stimmungsbarometer, PR-Nebelmaschinen und Dreckschleudern.

Das Spektrum an Zugeständnissen, das die meisten Parteien zum Machterhalt oder zur Machterlangung bereit sind zu machen, deckt im Normalfall fast das vollständige Parteiprogramm ab.

captain hook 04.10.2018 09:22

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1409689)
Ich sehe es genauso. Es ist ernüchternd und traurig, dass dieses Vorgehen mittlerweile ein fast revolutionärer Ansatz ist. Die Idee, die eine Partei antreibt, ist in den Hintergrund getreten und hat Platz gemacht für Stimmungsbarometer, PR-Nebelmaschinen und Dreckschleudern.

Das Spektrum an Zugeständnissen, das die meisten Parteien zum Machterhalt oder zur Machterlangung bereit sind zu machen, deckt im Normalfall fast das vollständige Parteiprogramm ab.

Die hat sich nicht breit gemacht, das war schon immer so.

Schon vor 20 Jahren sagte eine CDU Frau (Arbeitskollegin) zu mir, was ich mir da vorstellen würde. Im Wahlkampf geht es nur darum gewählt zu werden und danach geht es nur darum, dass es 4 Jahre später wieder so ist.

Spätestens da hab ich völlig ausgeblendet, dass es in der Politik um Überzeugungen und echte Inhalte gehen würde.

qbz 04.10.2018 09:22

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1409678)
......
Was soll man gegen solche Auswüchse tun?
..........

Ganz entscheidend ist für mich im Alltag das Handeln der Polizei und der Justiz. Man muss sich, wird man unmmittelbar Zeuge von Übergriffen oder Beschimpfungen, Beleidigungen, 100 % darauf verlassen können, dass die Polizei schnell vor Ort ist, einen notfalls schützt, den Sachverhalt korrekt ermittelt und die Anzeigen aufnimmt. Das erfordert eine gewisse Zivilcourage, aber sonst würde man solchen Neonazis das Feld überlassen. Deswegen fände ich z.B. Innenminister der AFD katastrophal. Dass viele Bürger Angst haben, als Zeuge eine Aussage zu machen, ist leider ein grosses Problem und gerade die Absicht der Einschüchterung der Neonazis im Alltag. Persönlich braucht es schon eine grosse Portion Überwindung, nicht nur anonym die Polizei zu rufen, sondern den Mund aufzumachen und die Personalien anzugeben. fragt die Polizei, wer etwas gehört bzw. gesehen hat, Auch die Beschäftgten des ÖPNV sind da gefragt, nicht einfach die Augen zuzumachen. Das gilt natürlich für alle Gruppen, egal von wem im Alltag jetzt Drohungen, Beleidigungen, Angriffe ausgehen.

Zum Thema Holocaust-Leugner, Verbot des öffentlichen Tragens von Nazisymbolen und Volksverhetzung habe ich eine ganz andere Meinung. Ich möchte in der Öffentlichkeit nicht mit abscheulichster Nazi-Propaganda konfrontiert sein, mit der ein Raub- und Völkermmord an Millionen von Menschen geleugnet und die Opfer wie Überlebenden verhöhnt werden. Diese Verbote stammen alle aus der Nachkriegszeit, wo es mehr Anhänger der Nazi-Ideologie gab wie heute. Ich glaube schon, dass sie sich bewährten und dazu beitrugen, die Demokratie zu schützen.

qbz 04.10.2018 09:42

Hallo Helmut,

aus Deiner Antwort auf meine Frage entnehme ich, dass Du die "soziodemografischen Auswertungen" doch für soweit realistisch hälst, dass sie für eine erfolgreiche zielgruppenspezifische Parteien-PR-Arbeit dienen und nützlich sind. D.h. man kann durchaus innerhalb bestimmter Fehlertoleranzen realistische Aussagen über die Wahlpräferenzen bestimmter Schichten / Zielgruppen machen.

In der kritichen Betrachtung des zu grossen Einflusses dieser soziodemografischen Instrumente auf den politischen Gestaltungswillen stimme ich mit Dir überein.

LG, qbz

schnodo 04.10.2018 09:43

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1409698)
Die hat sich nicht breit gemacht, das war schon immer so.

Vielleicht hast Du Recht und es ist mir nur nicht aufgefallen, weil die Informationskanäle vor 20 Jahren deutlich beschränkter waren.

Unabhängig davon meine ich aber trotzdem, dass die Parteien früher "markentreuer" waren. Das war allerdings vor dem Niedergang der Volksparteien.

Klugschnacker 04.10.2018 09:44

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409699)
Ich möchte in der Öffentlichkeit nicht mit abscheulichster Nazi-Propaganda konfrontiert sein, mit der ein Raub- und Völkermord an Millionen von Menschen geleugnet und die Opfer wie Überlebenden verhöhnt werden.

Das sehe ich ebenso. Jedes Recht hat Grenzen, nämlich dort, wo berechtigte andere Interessen beeinträchtigt werden. Beispielsweise setzen wir dem Recht auf freie persönliche Entfaltung Grenzen, wenn wir Sex mit Kindern unter Strafe stellen.

Ich halte die Leugnung des Holocaust nicht für eine "Meinung". Ebenso ist es keine Meinung, ob Deutschland an Frankreich grenzt oder nicht. Es ist einfach Bullshit. Es ist zudem eine barbarische Zumutung für die Opfer des Holocaust, die wir als Gesellschaft nicht durch die Meinungsfreiheit schützen müssen.

JENS-KLEVE 04.10.2018 09:44

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1409699)
Ganz entscheidend ist für mich im Alltag das Handeln der Polizei und der Justiz. Man muss sich, wird man unmmittelbar Zeuge von Übergriffen oder Beschimpfungen, Beleidigungen 100 % darauf verlassen können, dass die Polizei schnell vor Ort ist, einen notfalls schützt, den Sachverhalt korrekt ermittelt und die Anzeigen aufnimmt. Das erfordert eine gewisse Zivilvourage, aber sonst würde man solchen Neonazis das Feld überlassen. Deswegen fände ich z.B. Innenminister der AFD katastrophal. Dass viele Bürger Angst haben, als Zeuge eine Aussage zu machen, ist leider ein grosses Problem und gerade die Absicht der Einschüchterung der Neonazis im Alltag. Persönlich braucht es schon eine grosse Portion Überwindung, nicht nur anonym die Polizei zu rufen, sondern den Mund aufzumachen und die Ponalien anzugeben. fragt die Polizei, wer etwas gehört bzw. gesehen hat, Auch die Beschäftgten des ÖPNV sind da gefragt, nicht einfach die Augen zuzumachen. Das gilt natürlich für alle Gruppen, egal von wem im Alltag Drohungen, Beleidigungen, Angriffe ausgehen.

Zum Thema Holocaust-Leugner, Verbot des öffentlichen Tragens von Nazisymbolen und Volksverhetzung habe ich eine ganz andere Meinung. Ich möchte in der Öffentlichkeit nicht mit abscheulichster Nazi-Propaganda konfrontiert sein, mit der ein Raub- und Völkermmord an Millionen von Menschen geleugnet und die Opfer wie Überlebenden verhöhnt werden. Diese Verbote stammen alle aus der Nachkriegszeit, wo es mehr Anhänger der Nazi-Ideologie gab wie heute. Ich glaube schon, dass sie sich bewährten und dazu beitrugen, die Demokratie zu schützen.

100% Zustimmung!

Klugschnacker 04.10.2018 10:06

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1409706)
Vielleicht hast Du Recht und es ist mir nur nicht aufgefallen, weil die Informationskanäle vor 20 Jahren deutlich beschränkter waren.

Unabhängig davon meine ich aber trotzdem, dass die Parteien früher "markentreuer" waren. Das war allerdings vor dem Niedergang der Volksparteien.

Da lässt sich eine schöne Parallele ziehen zu Argumenten, die wir bereits im Reli-Thread diskutiert hatten. Jede erfolgreiche Partei, Ideologie, Religion, Spezies hat immer nur den eigenen Ausbreitungserfolg zum Ziel. Jede andere Zielsetzung führt in Konkurrenz mit anderen Parteien zwangsläufig zum Untergang.

Die Zielsetzung ist immer dieselbe, nämlich der eigene Ausbreitungserfolg. Die dafür verwendeten Strategien unterscheiden sich und können im Laufe der Zeit wechseln. Beispielsweise war es die Strategie der Piraten, als ehrliche Haut mit gesundem Menschenverstand rüberzukommen. Die Schwarzen wollen kompetent und seriös wirken, und die Roten als gerecht. Diese Etikettierungen oder Schubladen gehören zur Strategie, nicht aber zum Ziel.

Wir missverstehen die Demokratie, wenn wir die Ziele der Parteien mit ihren Strategien verwechseln. Ein Schaf hat nicht das Ziel, ein warmes Fell zu haben, sondern zu überleben und sich als Spezies auszubreiten. Das warme Fell ist eine Strategie zum Erreichen dieses Ziels, dem Ausbreitungserfolg. Die Programme einer Partei sind nicht ihr Ziel, sondern lediglich eine Strategie zum Erreichen eines möglichst großen Ausbreitungserfolgs.

Mirko 04.10.2018 10:20

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1409698)
Die hat sich nicht breit gemacht, das war schon immer so.

Schon vor 20 Jahren sagte eine CDU Frau (Arbeitskollegin) zu mir, was ich mir da vorstellen würde. Im Wahlkampf geht es nur darum gewählt zu werden und danach geht es nur darum, dass es 4 Jahre später wieder so ist.

Spätestens da hab ich völlig ausgeblendet, dass es in der Politik um Überzeugungen und echte Inhalte gehen würde.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1409713)
Da lässt sich eine schöne Parallele ziehen zu Argumenten, die wir bereits im Reli-Thread diskutiert hatten. Jede erfolgreiche Partei, Ideologie, Religion, Spezies hat immer nur den eigenen Ausbreitungserfolg zum Ziel. Jede andere Zielsetzung führt in Konkurrenz mit anderen Parteien zwangsläufig zum Untergang.

Die Zielsetzung ist immer dieselbe, nämlich der eigene Ausbreitungserfolg. Die dafür verwendeten Strategien unterscheiden sich und können im Laufe der Zeit wechseln. Beispielsweise war es die Strategie der Piraten, als ehrliche Haut mit gesundem Menschenverstand rüberzukommen. Die Schwarzen wollen kompetent und seriös wirken, und die Roten als gerecht. Diese Etikettierungen oder Schubladen gehören zur Strategie, nicht aber zum Ziel.

Wir missverstehen die Demokratie, wenn wir die Ziele der Parteien mit ihren Strategien verwechseln. Ein Schaf hat nicht das Ziel, ein warmes Fell zu haben, sondern zu überleben und sich als Spezies auszubreiten. Das warme Fell ist eine Strategie zum Erreichen dieses Ziels, dem Ausbreitungserfolg. Die Programme einer Partei sind nicht ihr Ziel, sondern lediglich eine Strategie zum Erreichen eines möglichst großen Ausbreitungserfolgs.

Ganz schön ernüchternd. Was machen wir nun mit dem Wissen? Der erst Impuls wäre ja sich mit dem Blödsinn (=Politik) gar nicht zu befassen, aber das kann es ja auch nicht sein.

Aber ich glaube nicht das das auf 100% der Politiker zutrifft. Bernd Lucke hat die sehr erfolgreiche AfD verlassen, weil er politisch nicht mehr damit klar kam. Ich denke nicht das er seiner Alpha-Partei den selben Erfolg zugetraut hat.
Bei den Linken würde ich jetzt auch vermuten, dass sie ihre Standpunkte vertreten und nicht Wähler fangen. Würde ich als Politiker erfolgreich und einflussreich werden wollen würde ich jedenfalls nicht für die Linke antreten. :Lachen2:
(Meine Beispiele mögen vielleicht leicht entkräftet werden können, aber ich hoffe doch sehr das es ein paar ehrliche Politiker gibt oder?)

MattF 04.10.2018 12:33

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1409713)
Wir missverstehen die Demokratie, wenn wir die Ziele der Parteien mit ihren Strategien verwechseln. Ein Schaf hat nicht das Ziel, ein warmes Fell zu haben, sondern zu überleben und sich als Spezies auszubreiten. Das warme Fell ist eine Strategie zum Erreichen dieses Ziels, dem Ausbreitungserfolg. Die Programme einer Partei sind nicht ihr Ziel, sondern lediglich eine Strategie zum Erreichen eines möglichst großen Ausbreitungserfolgs.


Na ja was heißt missverstehen.

Parteien sind Werkzeuge der Demokratie.
Parteien und Politiker sind nicht an sich gut und edel und haben nur das Wohl des Volkes im Blick, sondern haben ihre eigenen Interessen.
Was aber auch nicht verwerflich ist, ein Politiker hat schließlich auch Familie für die er sorgen muss und muss schauen, dass er z.b. nach dem Arbeitsleben versorgt ist usw. usw..

Man muss die Regeln dann so gestalten, dass Parteien und Politiker der Demokratie nutzen und sie aber auch selber ihre Interessen ausleben können.

MattF 04.10.2018 12:39

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1409720)
Bei den Linken würde ich jetzt auch vermuten, dass sie ihre Standpunkte vertreten und nicht Wähler fangen. Würde ich als Politiker erfolgreich und einflussreich werden wollen würde ich jedenfalls nicht für die Linke antreten. :Lachen2:
(Meine Beispiele mögen vielleicht leicht entkräftet werden können, aber ich hoffe doch sehr das es ein paar ehrliche Politiker gibt oder?)

Was heißt erfolgreich? Im Bundestag zu sitzen oder in einem Landtag ist für manchen vielleicht ja schon erfolgreich. Es kann nicht jeder Minister werden oder Bundeskanzler.
Von daher sind die Kollegen der Linken nicht besser oder schlechter als die anderen.*

Und was heißt ehrlich?
Du kannst auch einem Menschen nicht in den Kopf schauen. Auf was man schauen muss sind die Taten und die Auswirkungen. Ob der im Kopf ehrlich ist ist mir schnurz.
Es kommt darauf an was hinten raus kommt.

MfG
Matthias

*Gerade bei den Linken gibt es im Moment auch ein bösen internen Machtkampf zwischen Wagenknecht mit dem Aufbruch und der Kipping z.b..
Da wird ganz ganz böse persönlich gemobbt und mit ehrlich und Kollegialität hat das nichts mehr zu tun.

Triasven 07.10.2018 09:44

Beim Fussball würde man über den Spiegel jetzt sagen:
Was für ein schlechter Verlierer :(

Ich kann das absolut nicht verstehen: Dieser ganze blinde Hass, der Spott und die Häme über Trump. Nicht nur sinnlos, sondern auch schädlich, da es die Spaltung der Gesellschaft weiter vorantreibt.

Jeder Republikaner und Trump Wähler, der so einen Artikel liest, wird sich vor Schadenfreude kringeln... und beim nä. Mal erst recht Trump wählen.

Diese vermeintlich liberalen Medien sind echt total von der Rolle. Jedes Wort bei Twitter etc. wird mit Häme und Abwertung usw. überzogen. Und es wird nicht erkannt, dass das ein Stützpfeiler des Erfolges von Trump ist.

http://www.spiegel.de/politik/auslan...a-1231961.html

Helmut S 07.10.2018 10:20

Servus!

Da hast du nicht unrecht, Sven. Ich habe viel über das Thema nachgedacht in den letzten Tagen und würde sagen, es hat eher einen „Linksruck“ gegeben als einen Rechtsruck. Nämlich: Die Themen der Rechten wurden nach links in die Mitte der Gesellschaft geholt. Allen voran von den sog. Volksparteien und diese wiederum angeführt von diesem unsäglichen Herrn Seehofer, der nichteinmal damit aufhört, wenn er sieht, dass ihm das keine Stimmen bringt. :(

Die AfD macht exakt Null außer sich still zu halten und ab und an ein schreckliches Ereignis für ihre Zwecke zu nutzen und durch subtile kommunikative Grenzüberschreitung ein „shifting baselines“ zu betreiben. Im Bundestag werden Anträge inhaltlich regelmäßig dermaßen zerpflückt, dass man sich fragen muss ob die Anträge überhaupt politisch ernst gemeint sind oder schlicht „Ironische Kunst im öffentlichen Raum“ darstellen. Was passiert aber? Medien und Parteien werden nicht müde das Thema Migration/Flüchtlinge bzw Angst am Leben zu erhalten und der AfD Prozentpunkte um Prozentpunkte zu sichern.

LG H.:Blumen:

qbz 07.10.2018 10:50

Du hast schon recht, die Presse sollte nicht einfach so einen Richter als "konservativ" einstufen, sondern das auch mit Fakten belegen. Z.B. damit, dass Kavanaugh die (inter)nationale Massenüberwachung durch die NSA unterstützt. ;)

"Judge Brett Kavanaugh, President Trump’s Supreme Court nominee, forcefully defended the National Security Agency’s dragnet collection of domestic call records, alarming privacy advocates who view the collection as unconstitutional."
https://www.washingtonexaminer.com/n...ation-question

Apropos Spaltung: Wer einen Kandidaten mit 50:48 durchdrückt, statt einen Kandidaten mit einer grösseren Konsensbasis auswählt, ist doch der Hauptschuldige an einer Spaltung. Die Wahl Kavanaugh würde ich objektiv als Teil eines "Rechtsruckes" in den USA bezeichnen.
https://www.n-tv.de/politik/Trump-un...e20523577.html

qbz 07.10.2018 11:06

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1410265)
.....
Die Themen der Rechten wurden nach links in die Mitte der Gesellschaft geholt. Allen voran von den sog. Volksparteien und diese wiederum angeführt von diesem unsäglichen Herrn Seehofer, der nichteinmal damit aufhört, wenn er sieht, dass ihm das keine Stimmen bringt. :(
.........
Medien und Parteien werden nicht müde das Thema Migration/Flüchtlinge bzw Angst am Leben zu erhalten und der AfD Prozentpunkte um Prozentpunkte zu sichern.

Eine solche Verschiebung des politischen Koordinatensystems bezeichne ich als "Rechtsruck" im politischen Diskussionsfeld. :) :Blumen:

Das würde man umgekehrt auch als kleinen Linksruck wahrnehmen, wenn z.B. die SPD-Minister in der Regierung ein Ende aller Auslandseinsätze der Bundeswehr fordern, die Erhöhung der Rüstung und den Export von Waffen ablehnen, eine Umverteilung verlangen, die Einhaltung des Pariser Klima-Abkommens verlangen, und solche und noch andere wichtige Themen in der Presse Top wären :) :Blumen:

schnodo 07.10.2018 11:11

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1410281)
Du hast schon recht, die Presse sollte nicht einfach so einen Richter als "konservativ" einstufen, sondern das auch mit Fakten belegen. Z.B. damit, dass Kavanaugh die (inter)nationale Massenüberwachung durch die NSA unterstützt. ;)

Dieser Argumentation folgend wäre Barack Obama die Mutter aller Konservativen gewesen... ;)

Helmut S 07.10.2018 11:38

Servus!

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1410287)
Eine solche Verschiebung des politischen Koordinatensystems bezeichne ich als "Rechtsruck" im politischen Diskussionsfeld. :) :Blumen:

Ja, ja - d‘accord :Blumen: Das war auch sehr pointiert gemeint um zu zeigen auf was es mir ankommt. Ich will ja den üblichen Sprachgebrauch nicht umdrehen ;)

Ich möchte später noch etwas inhaltliches dazu schreiben und bitte deshalb um Geduld. Habe nun familiäre Verpflichtungen :Blumen:

LG H.

Triasven 07.10.2018 12:38

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1410281)

Apropos Spaltung: Wer einen Kandidaten mit 50:48 durchdrückt, statt einen Kandidaten mit einer grösseren Konsensbasis auswählt, ist doch der Hauptschuldige an einer Spaltung. Die Wahl Kavanaugh würde ich objektiv als Teil eines "Rechtsruckes" in den USA bezeichnen.
https://www.n-tv.de/politik/Trump-un...e20523577.html

Ich sehe eher, dass die Einstellung, die dazu führt solche Aussagen zu posten, spaltet. 50:48 ist nun mal gewonnen. Das ist Demokratie. Ende. Anstatt daran rumzukritisieren, sollte es heissen: Glückwunsch dem verdienten Sieger.

JENS-KLEVE 07.10.2018 15:19

50:48 ist kein Sieg.da sind keine Glückwünsche angesagt. Da kann man besser das Thema überarbeiten und neu abstimmen lassen, egal worum es geht.
Wenn 48% unzufrieden sind, ist das grundsätzlich scheisse.
Egal ob der Kegelclub über die nächste Reise abstimmt, die Schulklasse über Ihre Abschluss-Shirts oder England über den Brexit.

50:48 zeigt, dass man nicht überzeugen konnte und dringend überarbeiten muss, ansonsten ist die Truppe extrem unzufrieden, selbst die vermeintlichen Gewinner.

Stefan 07.10.2018 15:24

Zitat:

Zitat von Triasven (Beitrag 1410308)
Ich sehe eher, dass die Einstellung, die dazu führt solche Aussagen zu posten, spaltet. 50:48 ist nun mal gewonnen. Das ist Demokratie. Ende. Anstatt daran rumzukritisieren, sollte es heissen: Glückwunsch dem verdienten Sieger.


Nein, es gibt keinen verdienten Sieger. Von den 50 Personen werden einige gegen ihre innere Überzeugung gestimmt haben, nur um ein politisches Ziel zu erreichen.

ThomasG 07.10.2018 19:07

Zitat:

Zitat von welt.de
Nach Gewalt gegen Polizisten ist ein Rechtsrockkonzert im thüringischen Apolda am Samstagabend nach kurzer Zeit aufgelöst worden.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschl...ufgeloest.html

Mi1989 08.10.2018 13:07

Brett Kavanaugh
 
Ja, 50:48, da kann man kaum von einem Sieg sprechen, das ist viel zu knapp... und spiegelt mMn auch die extreme Spaltung der amerikanischen Politik und Gesellschaft wider


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