triathlon-szene.de |  Europas aktivstes Triathlon  Forum

triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum (https://www.triathlon-szene.de/forum/index.php)
-   Politik, Religion & Gesellschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/forumdisplay.php?f=30)
-   -   (G)as(P)reis(P)rotest (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=51134)

qbz 08.11.2022 17:27

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1689607)
........
Damit dem nicht mehr so ist: Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.

Welche konkreten Erfolge kann die Ampel vorweisen, um die Einkommensverluste zu minimieren und welche diesbezüglichen Pläne hat sie konkret für ihre verbleibende Regierungszeit (die Ampel hat bei der Sonntagsfrage aktuell keine Mehrheit)?

Bis jetzt bezahlen alle Verbraucher den teuren fossilen Strom, u.a. weil es die Ampel es nicht auf die Reihe bekommt, die Merit Order zugunsten der erneuerbaren Energie und der Verbraucher zu ändern bzw. auf die neuen Umstände anzupassen sowie die Extragewinne zu besteuern.

Bis jetzt beschliesst die Regierung nur Sanktionen, welche die Energie verteuern und noch mehr Geld der Verbraucher in die Taschen der fossilen Produzenten fliessen lässt.

Bis jetzt ersetzt die Regierung das Pipeline-Erdgas mit klimaschädlicherem LNG-Gas.

Bis jetzt hat die Regierung 3 Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, um weniger klimaschädliches Gas einzusparen.

Bis jetzt bewirkte diese Politik eine Schrumpfung der industriellen Kapazität.

Nepumuk 08.11.2022 17:36

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1689611)
Was mich an diesen Aussagen, daß die erneuerbaren die billigste, wirtschaftlich lohnendste Lösung sind, verwirrt: wenn es wirklich so ist - sind dann wirklich die meisten Manager weltweit blind und dumm, daß sie an anderen Energieformen festhalten und nicht all ihr Vermögen in die Erneuerbaren investieren. Oder gibt es vielleicht doch auch andere Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und andere Argumente die zu anderen Ergebnissen führen, zu weniger eindeutigen?

Na klar. Energie war eben so billig, dass es für die allermeisten Geschäfte kaum eine Rolle spielt. Da ist es dann schlicht egal, ob die kWh Strom oder Gas 1 ct mehr oder weniger kostet. Der Strom kommt schließlich aus der Steckdose.
Außerdem war der Kostenunterschied dank diverser Subventionen (z.B. in AKWs) relativ gering. Das ist jetzt anders. Dank Merit-Order-Prinzip machen die Betreiber von Wind- und Solarparks riesige Gewinn. Das wird die Investitionsbereitschaft verändern.

TriVet 08.11.2022 17:41

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689614)
Welche konkreten Erfolge kann die Ampel vorweisen, um die Einkommensverluste zu minimieren und welche diesbezüglichen Pläne hat sie konkret für ihre verbleibende Regierungszeit (die Ampel hat bei der Sonntagsfrage aktuell keine Mehrheit)?

Bis jetzt bezahlen alle Verbraucher den teuren fossilen Strom, u.a. weil es die Ampel es nicht auf die Reihe bekommt, die Merit Order zugunsten der erneuerbaren Energie und der Verbraucher zu ändern bzw. auf die neuen Umstände anzupassen sowie die Extragewinne zu besteuern.

Bis jetzt beschliesst die Regierung nur Sanktionen, welche die Energie verteuern und noch mehr Geld der Verbraucher in die Taschen der fossilen Produzenten fliessen lässt.

Bis jetzt ersetzt die Regierung das Pipeline-Erdgas mit klimaschädlicherem LNG-Gas.

Bis jetzt hat die Regierung 3 Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, um weniger klimaschädliches Gas einzusparen.

Bis jetzt bewirkte diese Politik eine Schrumpfung der industriellen Kapazität.


Bis jetzt
bewirkt diese (imho extrem) parteipolitisch eingefärbte Polemik genau die anderenorts beklagte Spaltung.
Die Position der PdL (oder soll ich in deinem Ductus „der Ex-SED“ schreiben?:Huhu: ) kann ich mir selbst suchen.

qbz 08.11.2022 17:55

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1689615)
Na klar. Energie war eben so billig, dass es für die allermeisten Geschäfte kaum eine Rolle spielt. Da ist es dann schlicht egal, ob die kWh Strom oder Gas 1 ct mehr oder weniger kostet. Der Strom kommt schließlich aus der Steckdose.
Außerdem war der Kostenunterschied dank diverser Subventionen (z.B. in AKWs) relativ gering. Das ist jetzt anders. Dank Merit-Order-Prinzip machen die Betreiber von Wind- und Solarparks riesige Gewinn. Das wird die Investitionsbereitschaft verändern.

Dafür erhalten alle kleineren Photovotaik und Windkraftanlagenbesitzer nur ihre Einspeisevergütung absurderweise. Wann wird das geändert?

Und auch die Kohle- und Atomstromunternehmen machen über die Merit-Order natürlich ihre Extra-Gewinne.

Die Merit-Order. Erklärt von Max Uthoff. 7 Min.
Weshalb passt die Ampel sie nicht den neuen Umständen an?

qbz 08.11.2022 18:01

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1689617)
Bis jetzt
bewirkt diese (imho extrem) parteipolitisch eingefärbte Polemik genau die anderenorts beklagte Spaltung.
Die Position der PdL (oder soll ich in deinem Ductus „der Ex-SED“ schreiben?:Huhu: ) kann ich mir selbst suchen.

Offenbar kannst und willst Du meine Fragen nicht beantworten. Ich glaube übrigens nicht, dass meine Fragen und die enthaltene gelistete Realitätsdarstellung von der Website der PdL kommen, es handelt sich um allseits bekannte Fakten und keine politische "Position", und wenn kann ich Dir versichern, ich müsste letztere erst lesen. Schade, dass man offenbar ohne Schubladen nicht reden kann.

Das Problem ist doch, dass man den Menschen heute nicht einfach als die Lösung für die jetzigen Energiepreise / -krise anbieten kann: die Erneuerbaren richten es. Das funktioniert in diesem Thread nicht und erst recht nicht mit der Bevölkerung.

Klugschnacker 08.11.2022 22:53

Moderation: Ich habe die letzten Beiträge in den Klima-Thread verschoben.

qbz 09.11.2022 10:52

Der verlinkte Artikel vom Volkswirtschafter und Sachbuchautor Jens Berger beschäftigt sich mit den Folgen der Substitution des russischen Erdgases in der EU durch das LNG Gas aus den USA, in wirtschaftlicher Hinsicht für die Wirtschaft und die Verbraucher in der EU und den USA sowie in ökologischer Hinsicht mit den Umwelt- und Klimaschutzaspekten dieses Wechsels.

Zitat:

"Schon in den nächsten vier Jahren werden die USA die ehemaligen russischen Gaslieferungen nach Mitteleuropa vollständig substituieren. Die gleiche Menge Gas, die bis zu Beginn dieses Jahres aus sibirischen Pipelines geliefert wurde, kommt künftig in verflüssigter Form mit Tankern aus den USA. Auch der Gaskrieg hat nicht erst in diesem Jahr begonnen. Klarer Gewinner dieses Gaskriegs sind die USA, die nur so ihre gewaltigen Überkapazitäten aus dem Fracking-Boom abbauen und damit den heimischen Gaspreis stabilisieren können, um die milliardenschweren Investitionen zu retten und eine Finanzkrise zu verhindern. Den Preis dafür zahlt vor allem Deutschland. Schon in diesem Jahr könnten die deutschen Exportüberschüsse im deutsch-amerikanischen Außenhandel sich in ein Defizit umkehren. Verlierer sind neben Deutschland und der EU auch die Umwelt und das Klima."
Die USA haben den Gaskrieg gegen Russland gewonnen

qbz 09.11.2022 22:54

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689558)
Ich halte es letztlich aber tatsächlich so wie du auch: Am Mittwoch reinschauen und dann sehen wir weiter. Alleine die Aspekte, die zum Thema soziale Gerechtigkeit zitiert werden, lassen das Papier (400 Seiten - uuuffff) interessant erscheinen.

:Blumen:

Ich habe heute ins Herbstgutachten zu der zwischen uns kontrovers diskutierten Frage "Zusammenhang zwischen schuldenfinanzierten Energiesubventionen, Inflation, Gegenfinanzierung" reingeschaut:
Zitat:

"Die Energiekrise hat starke Auswirkungen auf die deutschen Staatsfinanzen. Die hohe Inflation hat zu deutlich steigenden Steuereinnahmen geführt. Gleichzeitig werden die gestiegenen Preise, die bereits beschlossenen Entlastungsmaßnahmen sowie steigende Zinsen auf Staatsanleihen die Ausgaben des Staates erhöhen. Im Jahr 2022 ermöglichte die Anwendung der Ausnahmeklausel der Schuldenbremse den notwendigen Spielraum für eine Ausweitung der Nettokreditaufnahme. Dieser Spielraum wird nun unter anderem zur Befüllung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genutzt, aus dem die Entlastungsmaßnahmen der kommenden Jahre finanziert werden sollen. Einerseits ist unter dem Gesichtspunkt der Haushaltstransparenz die Nutzung des WSF kritisch zu betrachten. Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023. Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die Einführung eines Energie-Solidaritätszuschlags für Besserverdienende in Betracht gezogen werden. Dies würde zudem dazu beitragen, die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen und zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."
Damit sehe ich eigentlich meine diesbezüglich geäusserte Auffassung im Herbstgutachten explizit bestätigt. Die Wirtschaftsweisen sehen in den schuldenfinanzierten Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung und eine zusätzliche Belastung des Haushaltes. Um diese zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung sprich teilweise Gegenfinanzierung über die Erhöhung des Spitzensteuersatzes ..... erfolgen. Zudem Signal für solidarische Bewältigung der Energkrise.

Was sie am Entlastungspaket kritisch sehen, werde ich bei Gelegenheit noch anschauen.

Helmut S 10.11.2022 08:09

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689742)
Ich habe heute ins Herbstgutachten zu der zwischen uns kontrovers diskutierten Frage "Zusammenhang zwischen schuldenfinanzierten Energiesubventionen, Inflation, Gegenfinanzierung" reingeschaut:

Da hatten wir doch längst einen Konsens? :Gruebeln:

Der sah doch so aus, dass wir beide der Meinung sind, dass in der aktuellen Situation des Angebotsschocks Schuldenfinanzierung sicher ein Faktor ist oder sein könnte. Hier hast du m.E. nen Punkt.

Schuldenfinanzierung ist allerdings nicht ursächlich für Inflation, nur weil (wie du sinngemäß in #1453 schreibst) sie [Anm.: die Schuldenfinanzierung] die Kaufkraft vermehrt, ohne einen zusätzlichen Zustrom an Waren als Gegenwert hervorzubringen.

Ursächlich ist vielmehr der Angebotsschock, denn in einer globalen Wirtschaft sind Waren immer verfügbar und haben auch einen Markt, die Bedarfsweckungsindustrie tut ihr übriges, das die Nachfrage auch ja nicht abreißt. Das ist mein Punkt.

In der Finanzkrise 2007/2008 und der Euro-Krise haben sich Staaten massiv verschuldet, ohne das irgendein Gegenwert an Waren hervorgebracht wurde. Inflation: Fehlanzeige. Die EZB hat über ein ganzes Jahrzehnt versucht, die Inflation im EUR Raum nach oben zu treiben. Vergeblich. Geld traf immer auf Waren und Waren auf Nachfrage.

Das war ja der eine Punkt. Der andere Punkt ist: Was du bzgl. des Gutachtens gemacht hast, war vorschnell Schlüsse zu ziehen, die deine Sicht angeblich stützen - und das geht in deinem letzten Post weiter. Du zitierst aus dem Gutachen:

Zitat:

"Die Energiekrise hat starke Auswirkungen auf die deutschen Staatsfinanzen. Die hohe Inflation hat zu deutlich steigenden Steuereinnahmen geführt. Gleichzeitig werden die gestiegenen Preise, die bereits beschlossenen Entlastungsmaßnahmen sowie steigende Zinsen auf Staatsanleihen die Ausgaben des Staates erhöhen. Im Jahr 2022 ermöglichte die Anwendung der Ausnahmeklausel der Schuldenbremse den notwendigen Spielraum für eine Ausweitung der Nettokreditaufnahme. Dieser Spielraum wird nun unter anderem zur Befüllung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genutzt, aus dem die Entlastungsmaßnahmen der kommenden Jahre finanziert werden sollen. Einerseits ist unter dem Gesichtspunkt der Haushaltstransparenz die Nutzung des WSF kritisch zu betrachten. Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023. Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die Einführung eines Energie-Solidaritätszuschlags für Besserverdienende in Betracht gezogen werden. Dies würde zudem dazu beitragen, die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen und zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."

Du siehst dich damit bestätigt, und schreibst:

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689742)
Damit sehe ich eigentlich meine diesbezüglich geäusserte Auffassung im Herbstgutachten explizit bestätigt. Die Wirtschaftsweisen sehen in den schuldenfinanzierten Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung und eine zusätzliche Belastung des Haushaltes. Um diese zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung sprich teilweise Gegenfinanzierung über die Erhöhung des Spitzensteuersatzes ..... erfolgen.

Du führst still und heimlich das unterstrichene Wort "schuldenfinanziert" ein. In deinem Zitat steht davon aber nichts. Da steht:

Zitat:

Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung ...
Da steht also, das die Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung haben und das der Staatshaushalt belastet wird. Ok. Fair enough. Von einer Finanzierungsstruktur über Schulden oder gar einer Bewertung derselben steht da nichts. Das hast du einfach eingeführt. :Lachen2:

Letztlich lässt du den alternativen Aspekt des Zitats einfach raus. Da steht nämlich auch:

Zitat:

Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023.
Evtl. ist das auch ein Satz, über den man mal nachdenken sollte? Vor allem finde ich bemerkenswert die grammatikalische Form: "... die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben...". Aha. Da steht, dass die mit Schulden zu finanzieren sind und nicht, dass die mit Schulden finanziert sind. Ist das etwa eine Aufforderung? mangels Alternativen? Darüber

Ich konnte mir das Papier noch nicht durchlesen und ganz oben auf meiner Leseliste steht auch noch eine Studie, die Arne im Blummenfelt Thread ins Spiel gebracht hatte - die habe ich auch noch nicht gelesen.

Mir wächst diese Debatte langsam über den Kopf, denn es ist im Unternehmen echt viel zu tun. Ich will mich deshalb auch etwas zurückziehen und im Moment nicht mehr so umfangreich posten. Es ist eh alles gesagt zu dem Thema. Sorry.

:Blumen:

qbz 10.11.2022 09:14

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689747)
......
Du führst still und heimlich das unterstrichene Wort "schuldenfinanziert" ein. In deinem Zitat steht davon aber nichts.
.........
Da steht also, das die Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung haben und das der Staatshaushalt belastet wird. Ok. Fair enough. Von einer Finanzierungsstruktur über Schulden oder gar einer Bewertung derselben steht da nichts. Das hast du einfach eingeführt. :Lachen2:

Deinen Vorwurf einer falschen Interpretation an meiner zusammenfassenden Formulierung "schuldenfinanzierte" Entlastung kann ich überhaupt nicht verstehen, habe ich doch die Wirtschaftsweisen komplett zititert, ohne einfach alles fett zu markieren, auch mit:
Zitat:

Gutachten: "Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden (in meinen Worten halt: schuldenfinanzierten :) ) Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023.
Helmut: "Aha. Da steht, dass die mit Schulden zu finanzieren sind und nicht, dass die mit Schulden finanziert sind. Ist das etwa eine Aufforderung? mangels Alternativen?"

Ja, damit beschreiben sie doch im obigen Kontext primär einen Vorteil des WSF (Zweckbegrenzung der Ausgaben) im Unterschied zu Ausnahmeregelungen von der Schuldenbremse sowie die Art der Konstruktion, der Finanzierung des WSF bzw. der Ausgaben, eben durch Schulden finanziert. Ich vermag da beim besten Willen in meiner Formulierung ("schuldenfinanzierte Entlastungsmaßnahmen") keinen bedeutsamen Unterschied zur Quelle erkennen.

Nächster Punkt:
Ich denke, wir haben uns schon lange darauf geeinigt, dass die neuen 200 Milliarden Staatsschulden der Gassubventionen nicht ursächlich für die Inflation sind, aber eben eine Inflationswirkung haben, weil sie, wie es auch eingangs im Gutachten heisst, die Entlastungen die Nachfrage der Verbraucher und damit den Preisdruck übermäßig verstärken.
Zitat:

Gutachten: "Drittens sollten die Entlastungen die Staatshaushalte nicht übermäßig strapazieren und angesichts der hohen Inflationsraten die Nachfrage und damit den Preisdruck nicht übermäßig verstärken."
oder an anderer Stelle:
Zitat:

Gutachten: "Da diese Maßnahmen grundsätzlich die Nachfrage erhöhen, könnten sie aber den Inflationsdruck erhöhen und sollten daher möglichst gezielt eingesetzt werden."
Fazit: Das Gutachten schreibt den schuldenfinanzierten Entlastungen eine Inflationswirkung zu. Da die Inflation wie sie an anderer Stelle eingangs des Abschnittes ausführen, die ärmeren Schichten stärker betrifft, könnten über die Teilfinanzierung (Erhöhung des Spitzensteuersatzes) der Entlastungen die Inflationswirkung bzw. die Nachfrage und den Preisdruck gedämpft sowie ein Signal für die solidarische Aufteilung der Belastungen gegeben werden.

Zitat:

Gutachten: "Die Belastungen durch die stark erhöhte Inflation unterscheiden sich aufgrund unterschiedlicher individueller Warenkörbe für die einzelnen privaten Haushalte deutlich. Haushalte in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung haben aufgrund eines höheren Ausgabenanteils für besonders verteuerte Energie und Nahrungsmittel höhere individuelle Inflationsraten. Zudem müssen Haushalte mit einem niedrigen Einkommen einen höheren Anteil ihres verfügbaren Nettoeinkommens für den Lebensunterhalt ausgeben. Im untersten Einkommensdezil haben über 60 % der Haushalte eine Sparquote kleiner oder gleich null und somit nur einen sehr geringen Spielraum, um ihren Konsum konstant zu halten. Daher sind diese Haushalte besonders stark belastet. Inflation führt gesamtwirtschaftlich zu Wachstumseinbußen und Wohlfahrtsverlusten durch eine ineffiziente Nutzung von Ressourcen, Steuerverzerrungen sowie erhöhte Preisanpassungskosten. Je länger die hohen Inflationsraten bestehen bleiben, desto größer wird die Gefahr, dass es zu langfristigen Auswirkungen auf das Verhalten der Haushalte kommt. Dann wäre zu erwarten, dass die Inflationserwartungen steigen, was die Konsum- und Sparentscheidungen der Haushalte nachhaltig beeinflussen dürfte."
Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689747)
Mir wächst diese Debatte langsam über den Kopf, denn es ist im Unternehmen echt viel zu tun. Ich will mich deshalb auch etwas zurückziehen und im Moment nicht mehr so umfangreich posten. Es ist eh alles gesagt zu dem Thema. Sorry.

:Blumen:

Ich habe die Gutachtenzitate eigentlich nur deshalb gepostet, weil Du mich kritisiert hast, ich würde nicht bis zur Veröffentlichung des Gutachtens warten und mich auf eine Sekundärquelle (SPON) beziehe. Natürlich geht Dein Unternehmen vor und wir können das gerne hier zu dem Thema beenden. Es wird uns leider wie die Folgen der Inflation und die der Energiekrise noch 2023 weiter begleiten. :Blumen:

JENS-KLEVE 10.11.2022 11:34

Die Witterung bleibt mild, wahrscheinlich bleiben wir noch eine Woche komfortabel mit geringem Heizaufwand.

Schwarzfahrer 10.11.2022 12:40

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1689768)
Die Witterung bleibt mild, wahrscheinlich bleiben wir noch eine Woche komfortabel mit geringem Heizaufwand.

Grundsätzlich angenehm. Allerdings fahre ich zur Zeit öfter mit ziemlich nassen Klamotten aus der Arbeit heim, da bei schönem Sonnenschein die Heizung aus ist, und die morgens verschwitzten Klamotten bis nachmittags kaum trocknen (Umkleide im Keller). Da wünsche ich mir schon Temperaturen herbei, bei denen die Heizkörper angehen...

tridinski 10.11.2022 16:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1689781)
Grundsätzlich angenehm. Allerdings fahre ich zur Zeit öfter mit ziemlich nassen Klamotten aus der Arbeit heim, da bei schönem Sonnenschein die Heizung aus ist, und die morgens verschwitzten Klamotten bis nachmittags kaum trocknen (Umkleide im Keller). Da wünsche ich mir schon Temperaturen herbei, bei denen die Heizkörper angehen...

zweiten Satz Klamotten mitnehmen?
feuchtes Teil auf Bügel seitlich an Schreibtisch hängen?
Druckerraum, Tonerlager, ...


Ansonsten wurde in diesem Thread laut Suchfunktion bisher 46mal der Begriff "Deindustrialisierung" verwendet, die in Deutschland angeblich kurz bevorstehe.

Der Autor dieser Analyse mit dem Titel "Das Märchen von der Deindustrialisierung" sieht das etwas anders.

Und hier wird noch ziemlich viel Einsparpotential beim Gasverbrauch der deutschen Industrie gesehen

qbz 10.11.2022 18:58

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1689806)
Ansonsten wurde in diesem Thread laut Suchfunktion bisher 46mal der Begriff "Deindustrialisierung" verwendet, die in Deutschland angeblich kurz bevorstehe.

Der Autor dieser Analyse mit dem Titel "Das Märchen von der Deindustrialisierung" sieht das etwas anders.

Und hier wird noch ziemlich viel Einsparpotential beim Gasverbrauch der deutschen Industrie gesehen

Bei der Zählung sind natürlich alle Kommentar-Zitate dabei und ab jetzt auch Deine Verwendung 4mal. :)

Den ersten Link kann ich leider wegen Paywall nicht lesen und das Szenario aus der Studie des zweiten Links widerspricht IMHO dem Titel des ersten Artikels, weil es die Verlagerung gasinintensiver Produkte ins Ausland zugrunde legt, also das, was der Begriff "Deindustrialisierung" ja gerade beinhaltet. Zudem würden damit keine CO2-Emissionen beim Endprodukt eingespart, es kämen noch die für den Transport benötigten Emissionen dazu.

Zitat:

"Die Forscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung gingen bei ihren Berechnungen davon aus, dass steigende Gaspreise vor allem zu Produktionsdrosselungen bei energieintensiven Produkten führen, die leicht durch – billigere – Importe ersetzt werden könnten."
Das soll allerdings auf die Umsatzzahlen eine relativ geringe Auswirkung haben.
Zitat:

Die 300 Produkte, für deren Produktion vor Ausbruch des Ukrainekriegs absolut am meisten Gas in der deutschen Industrie verbraucht wurde, stehen für knapp 90% des gesamten Gasverbrauchs der Industrie und für knapp die Hälfte des gesamten Umsatzes der Industrie. Die Gasintensität der Produktion (kWh/EUR) steht in einem stark negativen Zusammenhang zum Umsatz, was bedeutet, dass eine Senkung der Produktion sehr gasintensiver Güter den Umsatz vergleichsweise wenig senkt.
........
Unter der Annahme einer Vervierfachung der Preise gegenüber dem Zeitraum 2015-2017 steigen die Kosten für die Produktion des durchschnittlichen Produkts um 0,12 Euro pro Euro Umsatz. Eine vollständige Kostenüberwälzung würde also eine Preiserhöhung um 12% implizieren. Die Spannbreite ist jedoch sehr groß, sodass die Gaskosten für einige gasintensive Produkte der Chemischen Grundstoffindustrie um mehr als einen Euro pro Euro Umsatz steigen. Um die Dimensionen möglicher Umsatzausfälle und Gaseinsparungen infolge von Produktionsdrosselungen abschätzen zu können, wurden Szenarien durchgerechnet. Würde die Produktion der Produkte eingestellt, die sowohl überdurchschnittlich gasintensiv sind als auch überdurchschnittlich leicht durch Importe substituiert werden können, würden 26% des Gesamtgasverbrauchs der Industrie eingespart werden, aber nur weniger als 3% des Umsatzes der Industrie verlorengehen.
https://www.iwh-halle.de/fileadmin/u..._Industrie.pdf

Die Studie beschäftigt sich allein mit den Gütern, für die Gas gebraucht werden. Sie beschäftigt sich nicht mit Gütern, für die Strom oder Öl verwendet werden. Insofern vermittelt sie sicher keinen gesamten Überblick über möglichen Auswirkungen der Energiekrise.

qbz 10.11.2022 19:46

Wer sich detailierter mit den energiepreisbedingten Veränderungen und der angestrebten Dekarbonisierung der Industrie in DE beschäftigen will, empfehle ich das sehr umfangreiche 5. Kapitel des Sachverständigenrates:
Energiekrise und Strukturwandel. Perspektiven für die Deutsche Industrie.
Abstract:
Zitat:

"Die aktuelle Energiekrise erhöht somit den Druck auf die Unternehmen, ihre Energieintensität zu reduzieren. Dies wird den ohnehin anstehenden Strukturwandel in der Industrie weiter beschleunigen. Die Energieintensität der deutschen Volkswirtschaft ist bereits seit den Ölpreiskrisen der 1970er Jahre rückläufig. Dies wurde durch zwei Entwicklungen getrieben: Weniger energieintensive Wirtschaftszweige haben leicht an Bedeutung gewonnen. Vor allem aber hat sich die Energieeffizienz in den einzelnen Wirtschaftsbereichen erhöht. Wenn von Staat und Unternehmen die Weichen richtig gestellt werden, ist eine breite Deindustrialisierung des Standorts Deutschland nicht zu erwarten."

JENS-KLEVE 10.11.2022 20:08

Wenn Bauern und Fabrikanten klagen, bin ich grundsätzlich skeptisch. Bauern klagen bei Kälte, Wärme, Regen , Trockenheit… das wird sich nie ändern. Wenn wie jetzt momentan im November eine zusätzliche Futterernte eingefahren wird, sind sie ganz still :Lachen2: Ich sehe es aber trotzdem, wie fleißig sie momentan einfahren;) #Winterpokal
Ich sehe auch die Bauern in der Hängematte, die zusehen wie die Euros momentan vom Solardach schubkarrenweise rieselt.

Fabrikanten klagen über starken Euro, schwachen Euro, hohe Zinsen, niedrige Zinsen, Fachkräftemangel. Irgendwas ist immer.

Wir sind uns wohl alle einig, dass die jetzige Witterung insgesamt gesehen ein Glücksfall für die bedrohliche Versorgungslage ist. Sogar obwohl ein Triathlet länger zum Wäschetrocknen braucht. :Lachanfall:

qbz 10.11.2022 20:41

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1689833)
.....
Wir sind uns wohl alle einig, dass die jetzige Witterung insgesamt gesehen ein Glücksfall für die bedrohliche Versorgungslage ist. Sogar obwohl ein Triathlet länger zum Wäschetrocknen braucht. :Lachanfall:

Man stolpert seit Wochen täglich über Pilze im Wald und im Garten gedeiht das Herbstgemüse üppig.

qbz 10.11.2022 21:14

Belgien. Streik legt öffentlichen Verkehr in Belgien lahm. Mehr als die Hälfte der Flüge wurden laut dem Brüsseler Flughafen gestrichen, 75 Prozent der Züge im Land fielen aus. Auch in anderen europäischen Ländern wird gestreikt.
Zitat:

Wegen hoher Lebenskosten haben in Belgien am Mittwoch zahlreiche Menschen ihre Arbeit niedergelegt. 75 Prozent der Züge im Land fielen aus, am Brüsseler Flughafen Zaventem wurden nach Angaben einer Sprecherin 60 Prozent der Flüge gestrichen. Der Flughafen Charleroi, der für die Fluggesellschaft Ryanair bedeutend ist, blieb geschlossen. Die größte Gewerkschaft des Landes FGTB und weitere Gewerkschaften forderten schnelle Lohnerhöhungen.

DocTom 12.11.2022 20:15

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689839)
...Auch in anderen europäischen Ländern wird gestreikt. [/url]

Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)


Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:

qbz 12.11.2022 21:28

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1690019)
Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)

Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:

Ich denke nicht bzw. es würde mich überraschen.
Die grossen Einheitsgewerkschaften lassen es selten zu Streiks in Deutschland kommen, wenn die SPD mitregiert und erst recht nicht, wenn ein "Genosse" Bundeskanzler ist. In Krisen regierte in der Nachkriegsgeschichte DE´s oft die SPD (siehe Schröder Regierung) und sorgt für die Einbindung der Gewerkschaften. Scholz hat ja schon die konzertierte Aktion aus den 70ziger Jahren wieder ins Leben gerufen, ein Austauschgremium zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften mit staatlicher Vermittlung, um die Tarifabsprachen zu steuern.

keko# 14.11.2022 11:01

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1690019)
Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)

Auch in DE wird gestreikt werden. In anderen Ländern geht es den Menschen halt früher an den Geldbeutel. Die Komfortzone ist dort dünner, das ist alles. "It's the economy, stupid" ;)

MattF 14.11.2022 12:13

Zitat:

Zitat von DocTom (Beitrag 1690019)
Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:


Politische Streiks in D sind illegal und so wird der DGB (und dessen Spartengewerkschaften) dazu natürlich nicht aufrufen.

Man sollte als erste mal definieren über was man redet.

Demonstrationen sind nicht gleich Streiks und auch in dem genannten Artikel geht das wild durcheinander, bzw. in anderen Ländern sind die gesetzlichen Regelungen dazu zum Teil anders.


Mal ein Beispiel, in Deutschland könnten die Busfahrer die z.b. nach TVÖD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst der Gemeinden und des Bundes) bezahlt wernden, nicht einfach legal nächste Woche streiken. Die Friedenspflicht de TVÖD besteht meines Wissen bis nächsten Frühjahr. Dann erst stehen neue Tarifverhandlungen an und es wird wahrscheinlich mit Warnstreiks begonnen.


Ansonsten hat ver.di z.b. zu Demonstrationen aufgerufen vor einigen Wochen:

https://www.verdi.de/themen/politik-...a-001a4a160129

Aber wie gesagt das sind Demonstrationen zu denen jeder aufrufen kann, das sind keine Streiks.

Gelbbremser 14.11.2022 12:25

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1690092)
Auch in DE wird gestreikt werden. In anderen Ländern geht es den Menschen halt früher an den Geldbeutel. Die Komfortzone ist dort dünner, das ist alles. "It's the economy, stupid" ;)

So ist es. Für legale Streiks müssen erst die Tarifverträge gekündigt sein. Streiks in öffentlichen Dienst sind ab Ende Januar möglich, da die Forderung von 10,8 % endlich mal wieder korrekt ist.

qbz 14.11.2022 13:31

Wilde Streiks in Deutschland
 
Streiks für Lohnforderungen ausserhalb der gekündigten Tarifverträge oder politische Streiks gelten in Deutschland als rechtswidrig. Sie könnten jedoch nachträglich von den Gewerkschaften übernommen und Streikgelder (Lohnanteile während des Streiks) ausbezahlt werden. .

In Deutschland haben im September 1969 sehr umfangreiche sog. wilde Streiks in der Metallindustrie stattgefunden für Lohnerhöhungen, als die Inflation auch sehr hoch war und sich die Gewerkschafen über eine sog. "Konzertierte Aktion" vom Staat einbinden liessen. Die Streiks haben damals die Gewerkschaftsmitglieder, die Basis organisiert. Allerdings gab es damals einen höheren Organisationsgrad.

In gegenwärtiger Zeit haben vor allem die Beschäftigten von Gorilla, einem Lieferdienst in Berlin, sog. wilde Streiks organisiert, weil sie einen Betriebsrat und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollten. Das Arbeitsgericht Berlin erklärte die Kündigung der Streikenden für unwirksam, mit Verweis auf die Europäische Menschenrechtscharta. Die rechtliche Situation bei sog. politischen Streiks ist keineswegs so eindeutig, wie dieser Artikel von der regierungsnahen Website des BPB feststellt: "Ein-bisschen-verboten-politischer-Streik". Aber klar: Beschäftigte gehen in Deutschland bei Streiks ausserhalb von reglementierten Tarifkämpfen ein sehr, sehr hohes Risiko bis zur fristlosen Kündigung ein.

Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben. Sie müssen jetzt, um Reallohnverluste zu verhindern, auch rückwirkend Erhöhungen fordern.

Die Abschlüsse in der Metallbranche und dem Öffentlichen Dienst werden sicher besonders wichtig für die Reallöhne in Deutschland, weil ihnen quasi eine Leitfunktion für weitere Sektoren zukommt. So arbeiten viele ausserhalb des Öffentlichen Dienstes mit Verträgen, wo die Bezahlung direkt "in Angleichung" an den öffentlichen Dienst vereinbart ist.

Es würde mich allerdings aus diversen Gründen überraschen, wenn es im Rahmen der Tarifverhandlungen zu Lohnstreiks in Deutschland kommt. Ich denke, die Tarifparteien einigen sich nach dem üblichen Procedere, ohne es zu Streiks, die länger als sog. Warnstreiks als Teil des Procederes andauern, kommen zu lassen.

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

MattF 14.11.2022 13:48

Zitat:

Zitat von Gelbbremser (Beitrag 1690099)
So ist es. Für legale Streiks müssen erst die Tarifverträge gekündigt sein. Streiks in öffentlichen Dienst sind ab Ende Januar möglich, da die Forderung von 10,8 % endlich mal wieder korrekt ist.

Mindestens 500 €. Das ist die eigentliche Forderung. Z.b. bei einem Gehalt von 2500 € Brutto sind das 20 %.

MattF 14.11.2022 13:51

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690101)

Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben.


Weil die Gewerschaften ja allein die Macht haben über die Laufzeiten zu bestimmen :Lachanfall: :Lachanfall:

qbz 14.11.2022 14:27

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690103)
Weil die Gewerschaften ja allein die Macht haben über die Laufzeiten zu bestimmen :Lachanfall: :Lachanfall:

Das ist ja die Frage: Wieweit ist die Verdi-Führung bereit und kann sie das organisatorisch noch, auch auf das Mittel von Streiks bei Tarifauseinandersetzungen überhaupt zurückzugreifen. (Z.B. sind halt die früher sehr hohe streikbereite Arbeitergruppe im öffentlichen Dienst oder die ErzieherInnen ausgelagert und wegrationalisiert worden.). Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.

Im Bankengewerbe sehe ich im Internet einen Verdi-Tarifabschluss vom Frühjahr 2022:

"Der Abschluss zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Verband der öffentlichen Banken (VÖB) sieht zusätzlich zu der bereits im März gewährten Einmalzahlung von 750 Euro, eine weitere Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro im April, 3 Prozent Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2022 und weitere 2 Prozent zum 1. Juli 2023. Darüber hinaus wird die Arbeitszeit ab Januar 2024 wöchentlich um eine Stunde auf 38 Stunden verkürzt. Zudem erhalten die Beschäftigten einen tariflichen Anspruch, bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten zu können. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 35 Monate, bis zum 31. Mai 2024."

Das ist, abgesehen von den heftigen Reallohnverlusten, absurd lang für Frühling 2022, 35 Monate! Zu einer Zeit, wo man die Inflationsentwicklung gut absehen konnte! Mit solchen Abschlüssen gewinnt Verdi nur schwer neue Mitglieder.

Aber vielleicht verstehe ich die heutigen aktiven Mitglieder einfach nicht mehr und eine Tarifkommission, die sowas animmt. Sie hätte auf jeden Fall die deutliche Ablehnung zu meiner aktiven Zeit gefunden. Ein Jahr und gut.

MattF 14.11.2022 14:45

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690106)
Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.

Das Problem von Henne und Ei.

Wenn an meiner Dienststelle gestreikt wird, fehlt genau Einer --> ICH :Lachanfall: :Lachanfall:

Zu behaupten die Gewerkschaft(sführung) wäre daran allein schuld, ist allerdings zu kurz gegriffen.


Rein praktisch hat es die Arbeitgeberseite durch die Trennung in die Tarifbereiche Länder und Gemeinden/Bund geschafft im Länderbereich die Durchsetzungmöglichkeit auf Null runter zu bringen. Für die Länderangestellen streikt kein Müllfahrer und kein Kitamitarbeiter. Ob an einer Hochschule (oder dem Finanzamt) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streiken, interessiert kein Mensch, nichtmal die Hochschulleitungen.
Die letzte Streikmacht wurde uns entzogen als die Kolleginnen und Kollegen aus der Autobahnmeistereien in eine GmbH ausgegliedert wurden. Die hätten zumindest noch den Winterdienst bestreiken können.

Helmut S 14.11.2022 15:11

Wieviel Prozent der Arbeitnehmer:innen in D profitieren denn überhaupt von Tarifabschlüssen? Es waren vor Jahren doch schon nicht mal mehr de Hälfte. Das sind aktuell bestimmt noch weniger und in den neuen Bundesländern nochmal weniger wahrscheinlich.

Gelbbremser 14.11.2022 17:33

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690102)
Mindestens 500 €. Das ist die eigentliche Forderung. Z.b. bei einem Gehalt von 2500 € Brutto sind das 20 %.

Genau so sieht´s aus.

Die Forderung ergab sich aus Diskussionen an der Basis in den Bezirken, das ist schon seit Jahren so. Verblüffend für mich ist dieses Mal, dass die Forderung unseres Bezirks, wir lagen normalweise in anderen Jahren in einem hohen Forderungsbereich, dieses Jahr fast 1 zu 1 übenommen wurde.

Gelbbremser 14.11.2022 17:48

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690101)
Streiks für Lohnforderungen ausserhalb der gekündigten Tarifverträge oder politische Streiks gelten in Deutschland als rechtswidrig. Sie könnten jedoch nachträglich von den Gewerkschaften übernommen und Streikgelder (Lohnanteile während des Streiks) ausbezahlt werden.

In Deutschland haben im September 1969 sehr umfangreiche sog. wilde Streiks in der Metallindustrie stattgefunden für Lohnerhöhungen, als die Inflation auch sehr hoch war und sich die Gewerkschafen über eine sog. "Konzertierte Aktion" vom Staat einbinden liessen. Die Streiks haben damals die Gewerkschaftsmitglieder, die Basis organisiert. Allerdings gab es damals einen höheren Organisationsgrad.

In gegenwärtiger Zeit haben vor allem die Beschäftigten von Gorilla, einem Lieferdienst in Berlin, sog. wilde Streiks organisiert, weil sie einen Betriebsrat und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollten. Das Arbeitsgericht Berlin erklärte die Kündigung der Streikenden für unwirksam, mit Verweis auf die Europäische Menschenrechtscharta. Die rechtliche Situation bei sog. politischen Streiks ist keineswegs so eindeutig, wie dieser Artikel von der regierungsnahen Website des BPB feststellt: "Ein-bisschen-verboten-politischer-Streik". Aber klar: Beschäftigte gehen in Deutschland bei Streiks ausserhalb von reglementierten Tarifkämpfen ein sehr, sehr hohes Risiko bis zur fristlosen Kündigung ein.

Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben. Sie müssen jetzt, um Reallohnverluste zu verhindern, auch rückwirkend Erhöhungen fordern.

Die Abschlüsse in der Metallbranche und dem Öffentlichen Dienst werden sicher besonders wichtig für die Reallöhne in Deutschland, weil ihnen quasi eine Leitfunktion für weitere Sektoren zukommt. So arbeiten viele ausserhalb des Öffentlichen Dienstes mit Verträgen, wo die Bezahlung direkt "in Angleichung" an den öffentlichen Dienst vereinbart ist.

Es würde mich allerdings aus diversen Gründen überraschen, wenn es im Rahmen der Tarifverhandlungen zu Lohnstreiks in Deutschland kommt. Ich denke, die Tarifparteien einigen sich nach dem üblichen Procedere, ohne es zu Streiks, die länger als sog. Warnstreiks als Teil des Procederes andauern, kommen zu lassen.

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

Ich

Ich hatte in den letzten 17 Jahren mehr Streiktage als Krankheitstage. 2015 SuE Streik (sog. Kita Streik). Wir haben wir 4 Wochen am Stück gestreikt, es war eine klasse Erfahrung mit den Kolleg*innen, es war aber auch eine Niederlage, da für einen Teil der Berufsgruppen sehr wenig heraussprang. Der Tarifvertrag wurde in der ersten Variante von der Basis abgelehnt. Es wurde dann etwas nachgebessert und Sept. 2015 angenommen, es war auch einfach die Luft raus.

Letztes Jahr SuE Tarifverhandlungen war es ein etwas besseres Ergebnis, für eine großen Teil eine Zulage von 130/180€ für alle 2 zusätzliche freie Tage - Aufwand für mich insgesamt 8 Tage Warnsstreiks. Für 2 weitere freie Tage, kann die Zulage umgewandelt werden. Leider bekamen die Leitungskräfte bzw. stellvetr. Leitungskräfte keine Zulage.

Im Januar sind wir dann wieder dabei, da sind wir an der Basis, ehrenamtlich, nach Feierabend, schon seit längerem in der Vorbereitung.

Zu verdi an sich - das sind die Mitglieder die sich engagieren und mitmachen. "verdi muss... verdi sollte..." , das kommt in der Regel von Menschen die in keiner Gewerkschaft orgaanisiert oder wenn doch sich an nichts beteiligen, das ist halt so.

Und die öffentlichen Arbeitgeber spielen ja auch noch mit :)

Gelbbremser 14.11.2022 17:51

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690108)
Das Problem von Henne und Ei.

Wenn an meiner Dienststelle gestreikt wird, fehlt genau Einer --> ICH :Lachanfall: :Lachanfall:

So hab ich auch mal angefangen, mittlerweile hab ich die halbe Abteilung, bei irgendwelchen Streiks, und auch aus anderen Bereichen und Abteilungen. War aber über die letzten Jahre, eher die letzten 20 Jahre, sehr sehr zäh.

Gelbbremser 14.11.2022 19:45

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690106)
Das ist ja die Frage: Wieweit ist die Verdi-Führung bereit und kann sie das organisatorisch noch, auch auf das Mittel von Streiks bei Tarifauseinandersetzungen überhaupt zurückzugreifen. (Z.B. sind halt die früher sehr hohe streikbereite Arbeitergruppe im öffentlichen Dienst oder die ErzieherInnen ausgelagert und wegrationalisiert worden.). Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.

Im Bankengewerbe sehe ich im Internet einen Verdi-Tarifabschluss vom Frühjahr 2022:

"Der Abschluss zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Verband der öffentlichen Banken (VÖB) sieht zusätzlich zu der bereits im März gewährten Einmalzahlung von 750 Euro, eine weitere Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro im April, 3 Prozent Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2022 und weitere 2 Prozent zum 1. Juli 2023. Darüber hinaus wird die Arbeitszeit ab Januar 2024 wöchentlich um eine Stunde auf 38 Stunden verkürzt. Zudem erhalten die Beschäftigten einen tariflichen Anspruch, bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten zu können. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 35 Monate, bis zum 31. Mai 2024."

Das ist, abgesehen von den heftigen Reallohnverlusten, absurd lang für Frühling 2022, 35 Monate! Zu einer Zeit, wo man die Inflationsentwicklung gut absehen konnte! Mit solchen Abschlüssen gewinnt Verdi nur schwer neue Mitglieder.

Aber vielleicht verstehe ich die heutigen aktiven Mitglieder einfach nicht mehr und eine Tarifkommission, die sowas animmt. Sie hätte auf jeden Fall die deutliche Ablehnung zu meiner aktiven Zeit gefunden. Ein Jahr und gut.

Ich kann dir da in vielem zustimmen. Jedoch ist eine Gewerkschaft nur so stark, wie ihre Mitglieder, und wenn es halt wenige sind kommt halt so was dabei raus.

Ich gehe davon aus, dass im Bankensektor der Organisationsgrad sehr gering ist.
In Sparkassen, die einen Tarif des öffentlichen Dienste haben, da ist dies so. Da sie aber am TVÖD dranhängen profitieren sie davon.

Und ich denke du kennst das Prozedere der Tarifverhandlungen...., wie sich die Tarifkomisssion zusammensetzt, gescheiterte Verhandlungen, Urabstimmung und so, wegen der Frage ob die verdi Führung auf Streiks zurückgreifen kann.
Es ist bei einem Erzwingungsstreik eher eine Frage der Finanzierbarkeit. Und sind dann wieder beim Organisationsgrad.

qbz 14.11.2022 20:56

Zitat:

Zitat von Gelbbremser (Beitrag 1690119)
Ich kann dir da in vielem zustimmen. Jedoch ist eine Gewerkschaft nur so stark, wie ihre Mitglieder, und wenn es halt wenige sind kommt halt so was dabei raus.

Ich gehe davon aus, dass im Bankensektor der Organisationsgrad sehr gering ist.
In Sparkassen, die einen Tarif des öffentlichen Dienste haben, da ist dies so. Da sie aber am TVÖD dranhängen profitieren sie davon.

Und ich denke du kennst das Prozedere der Tarifverhandlungen...., wie sich die Tarifkomisssion zusammensetzt, gescheiterte Verhandlungen, Urabstimmung und so, wegen der Frage ob die verdi Führung auf Streiks zurückgreifen kann.
Es ist bei einem Erzwingungsstreik eher eine Frage der Finanzierbarkeit. Und sind dann wieder beim Organisationsgrad.

ich habe den Abschluss einfach als ganz aktuelles Beispiel für eine viel zu lange Tariflaufzeit gewählt. Niemand kann für 35 Monate die wirtschaftliche Entwicklung prognostozieren, ausserdem sinkt damit auch der Anreiz für Beschäftigte, der Gewerkschaft beizutreten, wenn nur alle 3 Jahre über Tarife verhandelt wird.

Ich kenne natürlich Tarifstreiks. Wir haben damals in der ÖTV, dann Verdi Vertrauensleute in allen Bereichen gewählt, die halt für die KollegInnen auch ausserhalb der Tarifkämpfe aktiv gewesen sind. Das fehlt heute z.B. fast überall. Die meisten Kita´s gehörten übrigens in Berlin noch zum öffentlichen Dienst und die Erzieherinnen bildeten immer eine sehr aktive Gruppe neben der Arbeitergruppe.

qbz 14.11.2022 20:59

Zitat:

Zitat von Gelbbremser (Beitrag 1690112)
Genau so sieht´s aus.

Die Forderung ergab sich aus Diskussionen an der Basis in den Bezirken, das ist schon seit Jahren so. Verblüffend für mich ist dieses Mal, dass die Forderung unseres Bezirks, wir lagen normalweise in anderen Jahren in einem hohen Forderungsbereich, dieses Jahr fast 1 zu 1 übenommen wurde.

Was wird am Ende herauskommen, wenn es nicht zu Streiks kommt? Vielleicht 6 % und mind. 250-280 Euro, was deutlich unter der Inflation liegt und auch keinen rückwirkenden Ausgleich darstellt.

qbz 14.11.2022 21:18

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1690108)
....
Rein praktisch hat es die Arbeitgeberseite durch die Trennung in die Tarifbereiche Länder und Gemeinden/Bund geschafft im Länderbereich die Durchsetzungmöglichkeit auf Null runter zu bringen. Für die Länderangestellen streikt kein Müllfahrer und kein Kitamitarbeiter. Ob an einer Hochschule (oder dem Finanzamt) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streiken, interessiert kein Mensch, nichtmal die Hochschulleitungen.
Die letzte Streikmacht wurde uns entzogen als die Kolleginnen und Kollegen aus der Autobahnmeistereien in eine GmbH ausgegliedert wurden. Die hätten zumindest noch den Winterdienst bestreiken können.

Sicher stellt das Auslagern der Arbeitergruppen und anderer Sektoren Verdi im öffentlichen Dienst vor Probleme. Es gibt allerdings schon Bereiche, wo Streiks beim öffentlichen Dienst eine direkte Wirkung haben, nämlich überall da, wo direkt Kundenleistungen zu erbringen sind und keine Beamten beschäftigt, sondern die Angestellten beschäftigt sind, wie z.B. Bürgerämter, Zulassungsstellen, Grünflächenämter, Medizinische und Gesundheitsdienste etc. .

qbz 14.11.2022 21:22

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690109)
Wieviel Prozent der Arbeitnehmer:innen in D profitieren denn überhaupt von Tarifabschlüssen? Es waren vor Jahren doch schon nicht mal mehr de Hälfte. Das sind aktuell bestimmt noch weniger und in den neuen Bundesländern nochmal weniger wahrscheinlich.

Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente. :)

keko# 15.11.2022 07:48

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690101)
....

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

Vor 40 Jahren oder so arbeitete ich in den Ferien immer in dem Unternehmen, in dem mein Vater arbeitete. Da ging es um 35h Woche (37.5?) bei vollem Lohnausgleich und solche Dinge. Am Eingangstor standen morgens Streikposten und es ging auch manchmal ordentlich zur Sache. Mein Vater war natürlich Streikbefürworter und es gab manchmal heftige Diskussionen. Weniger arbeiten und das gleiche Gehalt? Das fand ich gut!!

Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen. Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:

"strong men create good times, good times create weak men and weak men create hard times"

Helmut S 15.11.2022 09:19

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1690130)
Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente. :)

Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann. Ähnliches gilt übrigens auch für den Mindestlohn. In der Realität kriegst du für den gesetzlichen Mindestlohn in so einem Umfeld niemanden mehr.

qbz 15.11.2022 09:43

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1690152)
Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann. Ähnliches gilt übrigens auch für den Mindestlohn. In der Realität kriegst du für den gesetzlichen Mindestlohn in so einem Umfeld niemanden mehr.

Sicher bestimmt der Arbeitsmarkt wesentlich den Lohn. Es hängt meines Erachtens allerdings auch sehr stark von der Branche, von der Region und vom Arbeitgeber ab (siehe Altenpflege, Reinigungsfirmen, Gastronomie, Landwirtschaft etc.).

Nach Google:
Ab 1. Oktober 2022 liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro brutto je Stunde. Von der Erhöhung profitieren mehr als sechs Millionen Menschen, vor allem in Ostdeutschland und viele Frauen."


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:26 Uhr.

Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.