Zitat:
Zitat von keko#
(Beitrag 1257598)
So wie ich dich verstehe, meinst du, dass Religionen Selbstzweck seien. Sie sind doch für die Menschen gemacht.
|
Du sagst, die Religionen seien für die Menschen gemacht. Aus dem Kontext entnehme ich, dass Du damit meinst, sie seien
zum Wohle der Menschen gemacht. Außerdem sprichst Du hier allgemein von Religionen (Plural), sodass ich annehme, das soll für alle Religionen gelten.
Kann das denn wirklich sein, keko? Es gibt zahllose Religionen, und in jeder einzelnen von ihnen viele Strömungen, die sich noch dazu mit der Zeit verändern. Aus Deiner Feststellung folgt, dass dabei in jeder Religion langfristig diejenigen Strömungen die Oberhand gewinnen und sich ausbreiten, die gut für die Menschen seien und ihr Wohl förderten. Wie soll das funktionieren?
Die Gläubigen selbst orientieren sich nicht am Wohl der gesamten Menschheit. Der Glaube eines Hindus richtet sich erkennbar nicht danach, was für alle Inder sowie alle Menschen auf der anderen Seite der Erdkugel das Beste sei. Und selbst wenn der Hindu sich danach richten wollte: Er könnte es nicht. Denn das Wissen, welcher Glaube das Beste für die Menschen der Welt bewirkt, kann kein Mensch haben.
Gehen wir also gedanklich weg vom Gläubigen, hin zur anderen Seite der Kette, nämlichen den Theologen und Heiligen, die Einfluss auf die Glaubensinhalte selbst haben. Also was eine Hölle sein soll, was im Himmel auf uns wartet, wer verschleiert zu sein hat, ob es neben den eigenen auch andere Götter geben kann und so weiter.
Auch diese Menschen können nicht wissen, welche Glaubensinhalte für die Menschen die besten seien. Das beweisen zahllose theologische Irrwege und Abartigkeiten, die wir in der Geschichte unserer und anderer Religionen finden.
Daraus folgt: Selbst wenn man unterstellt, dass die religiösen Strömungen, die sich schließlich stärker ausbreiten als alle anderen und dadurch die Oberhand gewinnen, das Ergebnis einer bewussten Steuerung durch Gläubige, Theologen oder Heilige seien, können wir nicht annehmen, dass sie sich dem größtmöglichen Menschenwohl annähern.
Stattdessen breiten sich einfach diejenigen Ideen aus, die das Potential haben, sehr populär zu werden und ansteckend sind, sich also von einem Menschen zum anderen gut übertragen lassen. Beispielsweise ist den Menschen eine Angst vor dem Tod angeboren. Auf dieser Todesangst können sich Vorstellungen eines schrecklichen, immerwährenden Totseins (Hölle) und eines ewigen Lebens leicht ausbreiten. Ob diese Vorstellungen gut sind für das Wohl der Menschheit, spielt überhaupt keine Rolle.