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keko# 31.10.2022 07:34

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1688731)
Nun die gleiche Abwanderungslogik gab es schon ein paarmal, Arbeitskräfte sind in anderen Ländern günstiger, Steuern sind ggf günstiger usw. Am Ende vom Tag bleibt aber, dass diese Tanker sich eine Abhängigkeit geschaffen haben, die es Ihnen eben nicht so leicht macht, Kapaizäten wie es beliebt zu verschieben.

In einem Standort wie Ludwigshafen stecken wohl hunderte Milliarden Investitionen, Know How und Produktabhängigkeiten (Verbund). Sowas zu verschieben dauert Jahrzehnte.

WIll nicht sagen das Energiekosten da kein Faktor sind, aber das von dir angeführte Szenario erscheint mir übertrieben.

Naja, also da stimme ich dir in allem zu: solche Standorte wie LU sind über Jahrzehnte gewachsen. Es gibt enge Verknüpfungen zwischen Industrie, Wirtschaft, Politik und Bildung. In diesen Unternehmen steckt sehr viel Geld. Und man kann nicht einfach ein Unternehmen da rausziehen und woanders hinstellen, wenn das Umfeld nicht passt.
Nur: dass dies Jahrzehnte gedauert hat, heißt nicht, dass ein Um- oder Abbau ebenso lange dauert. Das kann viel schneller gehen. Natürlich nicht über Nacht, aber es kann gerade angetriggert werden.
Höhere Energiekosten werden sich natürlich bemerkbar machen. Das ist ja nichts, worauf man warten muss, sondern es passiert gerade schon. Im Kleinen, dass wir z.B. anfangen einzusparen und in den Supermarktregalen nach unten greifen. Zwar pflastert der Staat hier und da zu, das Grundproblem bleibt aber. Unternehmen können nicht so schnell reagieren, werden dies aber auch tun müssen.

Koschier_Marco 31.10.2022 08:13

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1688747)
Du denkst an Nato-Bündnisfall?

Nein das wäre ja clear cut, eher so an ein hineinstolpern in die Katastrophe wie im WK I

TRIPI 31.10.2022 18:28

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum...d=16672372 98

keko# 02.11.2022 15:36

Zitat:

Zitat von Koschier_Marco (Beitrag 1688756)
Nein das wäre ja clear cut, eher so an ein hineinstolpern in die Katastrophe wie im WK I

Das denke ich mir auch. Ich stelle mir vor, ich sitze abends auf der Couch und verfolge eine politische Talkshow. Diskutiert wird von formal hochgebildeten Sprachprofis die Frage, ob Deutschland zur Unterstützung der Ukraine Soldaten schicken soll. Natürlich nur um den Nachschub zu organisieren oder solche Dinge. Und ich habe dann - ebenso wie bei der Diskussion der Frage nach den "schweren Waffen" - das Gefühl, dass das Ergebnis eigentlich längst feststeht. Ich stelle mir weiter vor, dass ich dann am nächsten Tag lese "Die Mehrheit der Deutschen ist dafür, Soldaten in die Ukraine zu schicken".

Aber um ontopic zu bleiben: die Öllieferung meiner lieben Schwester betrug heuer 3600€. Im vergangenen Jahr waren es 1600€.
Und in der Tageszeitung konnte ich lesen, dass die Schwimmbäder ihre Preise um bis zu 30% erhöhen. Meist waren die Bäder an den örtlichen Energieversorger gekoppelt, um das übliche Minusgeschäft der Bäder abzufedern, der nun aber selbst mit spitzen Bleistift rechnen muss.
Man sagt, dass die Kunden nach 2-3 Monaten wieder kommen würden. Ähnlich wie man das von Tanken her kenne.

Schaumama...
:Blumen:

MattF 02.11.2022 16:13

Zitat:

Zitat von TRIPI (Beitrag 1688820)
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum...d=16672372 98

https://www.zeit.de/news/2022-11/02/....google.com%2F

"Russland steigt wieder in Getreideabkommen ein"

qbz 02.11.2022 21:14

Ich verlinke hier mal die vierteljährlich erstellte Konjunktur-Umfrage der DIHK mit 24000 befragten Unternehmen vom 2.11.2022: Die deutsche Wirtschaft im Sog der Energiepreiskrise: DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2022

Interessant im Zusammenhang mit dem Thread Thema scheint mir die folgende Frage:
Zitat:

Wie reagieren Unternehmen auf die hohen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise? (Seite 16),

"Fast drei von fünf Unternehmen (59 Prozent) wollen ihre gestiegenen Energiekosten zum Großteil an ihre Kunden weitergeben. Am häufigsten nennen dies Industrie- und Baubetriebe (73 Prozent und 72 Prozent). Etwas seltener kommt das für Unternehmen aus Handel oder dem Dienstleistungssektor in Frage (58 Prozent und 50 Prozent).

Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind für knapp zwei von fünf (38 Prozent) Unternehmen eine Option. In der Industrie nennt jedes zweite Unternehmen dies als Reaktion (50 Prozent). In den anderen Sektoren sind es hingegen nur rund ein Viertel bis ein Drittel (Handel: 37 Prozent; Dienstleistungen: 32 Prozent; Bau 27 Prozent).

Insgesamt weichen 14 Prozent der Unternehmen auf andere Energieträger aus. Das ist überdurchschnittlich häufig in der Industrie der Fall, wo über ein Fünftel (21 Prozent) der Unternehmen auf andere Energieformen umsteigen wollen. In den anderen drei Sektoren ist es jeweils genau jedes zehnte Unternehmen.

Mit einer Reduzierung ihrer Produktion oder ihrer Angebote reagieren 14 Prozent aller Betriebe. Spitzenreiter der Sektoren ist mit 17 Prozent die Industrie. Dabei drosseln insbesondere die energieintensiven Vorleistungsgüterhersteller ihre Produktion, wie z. B. die Chemische Industrie oder Unternehmen der Glas-, Keramik- und Steineverarbeitung (27 Prozent und 30 Prozent). Jedoch sind auch einzelne Ge- und Verbrauchsgüterhersteller stark betroffen, wie z. B. die Nahrungs- und Futtermittelindustrie (28 Prozent) oder Investitionsgüterhersteller wie die Hersteller von Kfz-Teilen und Zubehör (21 Prozent). Im Handel und bei den Dienstleistern reagieren 14 und 13 Prozent mit der Verringerung der Angebote, dabei sticht besonders das Gastgewerbe hervor (30 Prozent). Im Baugewerbe reduzieren nur zehn Prozent.

Etwa jedes zwölfte Industrieunternehmen (acht Prozent) will seine Produktion aufgrund der gestiegenen Kosten verlagern. Besonders häufig sehen sich Unternehmen aus dem Kraftfahrzeugbau (17 Prozent) dazu gezwungen. In den anderen Sektoren sind es deutlich weniger, da eine Produktionsverlagerung technisch oftmals nicht möglich ist (Handel: drei Prozent, Bau zwei Prozent; Dienstleistungen zwei Prozent)."
Wer hätte hier erwartet, dass 8 % der industriellen Unternehmen ihre Produktion verlagern will?

Angesichts dieser wirtschaftlichen Fakten am Ölembargo festzuhalten und keine Zertifizierung von NS2 vorzunehmen, ist schon eine vorsätzliche Schädigung der Wirtschaftskraft DE.

Koschier_Marco 03.11.2022 08:52

Zitat:

Zitat von TRIPI (Beitrag 1688820)
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum...d=16672372 98

Ist ein Katz und Maus Spiel Russland sagt Sicherheitsrisiko und Lyoid versichert niemanden und ohne Versicherung ist der Transport unrentabel. Wie es schon vorgestern so war.

Langfristig versucht Russland die Agarproduktion unrentable zu machen in der Ukraine, weil die Bauern die Winteraussaat nicht machen usw.. das heisst dann 2023 keine Ernte

happytrain 03.11.2022 09:01

für welche Menge Öl- und hat deine Schwester nur einen 500l Tank?
Beträge zu vergleichen geht nur bei Angabe der Menge.

qbz 03.11.2022 09:24

Hier ein lesenswerter Artikel eines bekannten englischen Politikwissenschafter, Anatol Lieven. Er beschäftigt sich mit den Folgen einer möglichen Deindustrialisierung für das deutsche Parteiensystem und für die politische Stabilität, mit der Gaspolitik DE im kalten Krieg zwischen den Grossmächten und mit den Widersprüchen in der deutschen Nachkriegspolitik wie Gasabhängigkeit von Russland und gleichzeitig Unterstützung der riskanten Natoosterweiterung sowie mit der Frage, weshalb Deutschland nicht die Rolle des Friedensvermittlers übernimmt.

Ukraine-Krieg-Kann-Deutschland-als-Friedenskraft-belebt-werden.
auf englisch im Original:
why-germanys-pursuit-toward-peace-in-ukraine-is-paralyzed

TriVet 03.11.2022 09:52

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689027)
Aber um ontopic zu bleiben: die Öllieferung meiner lieben Schwester betrug heuer 3600€. Im vergangenen Jahr waren es 1600€.

2021 war das Heizöl im November bei ca. 50 Cent/liter, aktuell liegt es bei 1,60 Euro/liter.
Bei Kriegsbeginn ging es auf über 2,- Euro/liter.

Helmut S 03.11.2022 13:16

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689085)
Hier ein lesenswerter Artikel eines bekannten englischen Politikwissenschafter, Anatol Lieven. Er beschäftigt sich mit den Folgen einer möglichen Deindustrialisierung für das deutsche Parteiensystem und für die politische Stabilität, mit der Gaspolitik DE im kalten Krieg zwischen den Grossmächten und mit den Widersprüchen in der deutschen Nachkriegspolitik wie Gasabhängigkeit von Russland und gleichzeitig Unterstützung der riskanten Natoosterweiterung sowie mit der Frage, weshalb Deutschland nicht die Rolle des Friedensvermittlers übernimmt.

Danke. In der Tat lesenswert. Scheinbar scheint die Übermoralisierung des Themas oder wie Welzer es formulierte "gesinnungsethische Überanstrengung" zumindest etwas abzunehmen und man beginnt die Dinge zu Ende zu denken. :Blumen:

dr_big 04.11.2022 08:07

Wie soll denn jetzt eigentlich die Entlastung im Dezember genau funktionieren? Ich blicke da nicht durch, soll der Staat einfach die Abschlagszahlung übernehmen? D.h., der Gasversorger bezieht die Abschlagszahlung vom Staat statt vom Verbraucher? Oder wird am Ende ein zwölftel des Jahresverbrauchs erstattet? Ich habe die verrückte Situation, dass ich viel zu hohe Abschläge bezahle, da mein Verbrauch durch diverse Veränderungen um mehr als 30% gesunken ist. Zudem hat mein Versorger die aktuelle Änderung bei der MwSt genutzt, um die Abschlagszahlung zu erhöhen, obwohl es da ja eigentlich keinen Zusammenhang gibt :confused: . Wenn jetzt aber im Dezember die Abschlagszahlung vom Staat übernommen wird, dann währen das bei mir 100Euro mehr als ich tatsächlich verbraucht habe. Irgendwie seltsam das ganze.

Nepumuk 04.11.2022 08:45

Das Verfahren über die Abschlagzahlung ist doch schon wieder vom Tisch. Zuletzt hatte ich verstanden, dass die Rechnung auf einem Zwölftel deines Jahresverbrauchs beruht. Damit sind die ganzen Unschärfen aus der Abschlagszahlung vom Tisch.

dr_big 04.11.2022 09:07

Hier steht noch, dass der Dezember Abschlag nicht bezahlt werden muss:
https://www.bundesregierung.de/breg-...zember-2139268

In den FAQ steht dazu:
Zitat:

5. Wie hoch ist die Entlastung?
Die endgültige Höhe der Entlastung wird erst im Rahmen der nächsten Rechnung ausgewiesen. Sie berechnet sich bei SLP-Kunden anhand von einem Zwölftel des prognostizierten Jahresverbrauchs, der den September 2022 umfasste, multipliziert mit dem im Dezember 2022 gültigen, zwischen Letztverbraucher und Erdgaslieferanten vertraglich vereinbarten Arbeitspreis ergänzt um ein Zwölftel des Grundpreises. Im Rahmen der turnusmäßigen Jahresrechnung erfolgt zudem ein Abgleich zwischen der nicht geleisteten Voraus- oder Abschlagszahlung für Dezember und dem endgültigen Betrag der einmaligen Entlastung. Der Differenzbetrag ist jeweils auszugleichen.
Die Entlastung berechnet sich somit aus dem prognostizierten Verbrauch, nicht aus dem tatsächlichen Verbrauch. Insgesamt aber wieder viel zu kompliziert das ganze.

Wasserbüffel 04.11.2022 11:58

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1689193)
Wie soll denn jetzt eigentlich die Entlastung im Dezember genau funktionieren?

So ist wohl der momentane Plan:

Zitat:

Gasabschlag-Zahlung vom Staat: Wie hoch wird die Einmalzahlung im Dezember sein?

Konkret soll im Zuge der „Soforthilfe“ im Dezember für Verbraucher die Pflicht entfallen, die vertraglich vereinbarte Voraus- oder Abschlagszahlung zu leisten. Der Staat wird die Abschlagszahlungen von direkten Gaskund:innen im Dezember 2022 übernehmen. Dabei geht es allerdings nicht um die Kosten für den tatsächlichen Gasverbrauch in dem besagten Monat. Der Hintergedanke dabei: Verbraucher:innen sollen keinen Anreiz bekommen, die Heizung im Winter bewusst aufzudrehen, um höhere staatliche Hilfen zu bekommen.

Bis Anfang November sollen Verfahren und Regelungen für die Bestimmung der zu erstattenden Abschlagshöhe klar sein. Bis Mitte November sollen die Versorger die zu erstattende Abschlagssumme ermitteln. Bis zum 21. November sollen auf den Internetseiten der Erdgaslieferanten die Details der Dezember-Soforthilfe bekannt sein. Zum 1. Dezember sollen die Versorger vom Staat die Erstattung der Abschläge bekommen.

Die Einmalzahlung vom Staat soll sich auf den September-Abschlag beziehen. Die gezahlten Abschläge, die jeden Monat gleich hoch sind, bemessen sich am Vorjahresverbrauch. Dementsprechend können Gas-Kund:innen selbst nachschauen, wie hoch die Einmalzahlung sein wird. Auf dem Bankkonto oder im Portal des Gasanbieters lässt sich nachprüfen, wie hoch der Abschlag im September 2022 war.

qbz 04.11.2022 15:33

Zitat:

"Gemeinsam mit Australien einigten sich die G7-Staaten USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan Insidern zufolge darauf, eine feste Preisobergrenze für Öllieferungen auf dem Seeweg festzulegen..... Der Preisdeckel soll ab dem 5. Dezember für Rohöl aus Russland und ab dem 5. Februar für Ölprodukte gelten. Er soll Russlands Möglichkeiten zur Finanzierung des Kriegs einschränken, ohne die globale Ölversorgung zu beeinträchtigen. Russland hat bereits gedroht, kein Öl mehr an Länder zu liefern, die Preisobergrenzen festlegen."
https://www.finanzen.net/nachricht/r...renze-11871471

Folge: Ölpreis an der Börse: 4-5 % im Plus, trotz abschwächender Weltwirtschaft.

TRIPI 04.11.2022 16:00

Der Goldpreis ist seit März wieder konstant am fallen, in Dollar mehr als in Euro, da der Dollar zugelegt hat. Das sagt mir, dass die Reichen und Mächtigen keine Angst mehr vor einem eskalierenden Konflikt haben.
Man muss sich das mal vorstellen, die Inflation galoppiert, aber der Goldpreis fällt. Ohne Inflation wäre Gold vermutlich auf dem Stand von vor dem Irakkrieg.
Öl selbst ist in Dollar fast exakt auf dem Stand von Februar, also vor dem Ukrainekrieg.

Die ganzen Preiserhöhungen die aktuell stattfinden sind, von der Inflation mal abgesehen, irgendwelchen Spekulanten geschuldet, die mit der Angst der Leute Kohle machen.

Bevor gleich wieder irgendein Weltretter hinterm Busch raushüpft: Ja, Putin ist natürlich ursprünglich schuld, aber man kann ja auch mal bewerten wie mit der Situation, die nun mal da ist, umgegangen wird.

Das nervt mich deshalb so sehr, weil man mit dem ganzen Geld aktuell der Ukraine helfen oder sie irgendwann wieder aufbauen könnte. Stattdessen nutzen irgendwelche Wale Putins Krieg um den Mittelstand zu schröpfen. Mal wieder.

Feanor 04.11.2022 17:33

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689265)
https://www.finanzen.net/nachricht/r...renze-11871471

Folge: Ölpreis an der Börse: 4-5 % im Plus, trotz abschwächender Weltwirtschaft.

Ich habe jetzt 3-4 Artikel zum Ölpreis heute gelesen und alle begründen den Anstieg mit potentiell gelockerter Coronapolitik in China und damit verbundener höherer Nachfrage.

qbz 04.11.2022 17:59

Zitat:

Zitat von Feanor (Beitrag 1689274)
Ich habe jetzt 3-4 Artikel zum Ölpreis heute gelesen und alle begründen den Anstieg mit potentiell gelockerter Coronapolitik in China und damit verbundener höherer Nachfrage.

Danke. ich habe den Zusammenhang nur vermutet, ohne weitere Medienrecherche, weil, sofern Russland nicht mehr an G7-Staaten zum limitierten Preis verkaufen sollte, Öl für die G7-Länder knapper werden könnte. Aber nach den Medien haben die Gerüchte über die Lockerung der Coronapolitik in China den Ausschlag für die Preissteigerung gegeben.

qbz 06.11.2022 21:25

Heute habe ich bei SPON genauere Details über die geplante Schuldenaufnahme von 200 Milliarden Euro für die Gas- und Stromsubventionierung gelesen, die im Wirtschaftsplan festgelegt werden. Ich ziehe die sachlich-neutrale Bezeichnung "Subventionierung" der beschönigenden Wortwahl: "Abwehrschirm" oder irreführenden Bezeichnung "Gas- oder Strompreisbremse" vor.

Zitat:

"Der Wirtschaftsplan für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) legt fest, wofür der von Bundestag und Bundesrat bereits beschlossene 200-Milliarden-Euro-Abwehrschirm verwendet wird. Finanziert wird dies durch eine einmalige Schuldenaufnahme von 200 Milliarden Euro noch in diesem Jahr, die außerhalb des Haushalts läuft. Dafür sind für 2023 laut Wirtschaftsplan 4,4 Milliarden Euro an Zinszahlungen vorgesehen.

Für 2023 sind in dem Dokument 40,3 Milliarden Euro für Entlastungsmaßnahmen bei Erdgas und Fernwärme im Kontext der Gaspreisbremse genannt. Als »Liquidität und Zuschüsse für die Strompreisbremse« sind 43 Milliarden Euro vorgesehen. Davon könnten bis zu 13 Milliarden Euro als Zuschüsse und Zwischenfinanzierung zur Stabilisierung der Netzentgelte gezahlt werden, heißt es.

Der Wirtschaftsplan sieht auch 15,2 Milliarden Euro für die vereinbarte Beteiligung am Gasversorger Uniper durch den Bund vor sowie 6 Milliarden für Krankenhäuser."
Gigantisch... im Vergleich zum normalen Haushalt und den normalen Budgets der einzelnen Ministerien.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/so...0-69ce127899d6

Bleierpel 06.11.2022 21:37

@qbz: aber das ist doch seit Wochen bekannt… :Gruebeln:

qbz 06.11.2022 22:02

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 1689415)
@qbz: aber das ist doch seit Wochen bekannt… :Gruebeln:

Also einige nicht unwichtige Infos habe ich erst der heutigen Nachricht entnommen, also dass für 2023 83 Milliarden eingeplant sind aus dem Sondervermögen und die genauere Aufteilung zwischen den Firmen und für Gas, Strom sowie die Zinsen für 2023. Seit Wochen bekannt natürlich sind die 200 Milliarden.

qbz 07.11.2022 10:18

Zur Problematik der beschlossenen Gas- u. Stromsubventionierung hat der bekannte Ökonom Hans-Werner Sinn einen Artikel verfasst, der im Wesentlichen die damit verbundenen Probleme, welche ich hier geäussert habe, wie Verstärkung inflationärer Tendenzen, Absicherung von Konzerngewinnen, wenig Anreiz zu preiswerterer Energie, Schuldenrückzahlung ausführt.

Die ökonomischen Kollateralschäden der Gaspreisbremse
Um ihre Gaspreisbremse zu finanzieren, stellt die Politik 200 Milliarden Euro bereit. Das führt zu Fehlanreizen – und heizt die Inflation weiter an. Hans-Werner Sinn

qbz 07.11.2022 23:48

Wirtschaftsweise schlagen Anhebung des Spitzensteuersatzes vor.
 
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an (im Auftrag von Putin natürlich) auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben. Dieser Vorschlag geht den Wirtschaftsweisen sicher nicht leicht von der Hand und lässt indirekt erkennen, wie problematisch sie die komplett schuldenfinanzierte Gas- und Stromsubventionierung beurteilen.

Zitat:

"Die Wirtschaftsweisen empfehlen der Bundesregierung, den Spitzensteuersatz für Gutverdienende bis Frühjahr 2024 anzuheben, um die Hilfspakete gegen die Energiekrise sozial gerechter zu machen. Das geht aus dem Jahresgutachten des obersten Beratergremiums für Wirtschaftsfragen hervor, das am Mittwochnachmittag offiziell vorgestellt wird und aus dem die »Süddeutsche Zeitung« zitiert. Alternativ zum höheren Spitzensteuersatz schlagen die Ökonominnen und Ökonomen einen Energie-Soli für Reiche vor.

»Die bisherigen Maßnahmen wie etwa der Tankrabatt waren oft wenig zielgerichtet und kamen in großem Umfang auch den höheren Einkommensgruppen zugute«, heißt es in dem mehr als 400 Seiten langen Bericht von Monika Schnitzer, Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Achim Truger und Martin Werding. Das aber sei ungerecht, denn die Inflation treffe Menschen mit niedrigen Einkommen doppelt so stark wie Topverdiener. Auch die Gaspreisbremse bevorzuge Besserverdienende.

Höhere Abgaben für Reiche würden die »Zielgenauigkeit« der Hilfspakete erhöhen und »signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss«, heißt es in dem Gutachten weiter. Auf die Inflation könnte diese Maßnahme zudem einen dämpfenden Effekt haben. Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren."
Wirtschaftsweise dringen auf Steuererhöhungen für Reiche

Helmut S 08.11.2022 08:53

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689533)
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an [...] auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben. Dieser Vorschlag geht den Wirtschaftsweisen sicher nicht leicht von der Hand und lässt indirekt erkennen, wie problematisch sie die komplett schuldenfinanzierte Gas- und Stromsubventionierung beurteilen.

Abgesehen davon, dass das Gutachten erst am Mittwoch (also morgen) vorgestellt wird:

Es geht, wenn man den von dir verlinkten SPON Artikel liest, doch überhaupt nicht um das Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung. Möglicherweise steht da ja dann was im Gutachten, dass wir heute noch nicht kennen.

Besser übrigens, man liest sofort den Artikel auf sueddeutsche.de, auf den sich der SPON Artikel bezieht.

Es geht meinem Textverständnis in dem von dir verlinkten Artikel (und auch in dem auf sueddeutsche.de) nach darum, dass die bisherigen Maßnahmen nicht sozial gerecht sind und weniger einkommensstarke Haushalte/Menschen stärker trifft als Topverdiener.

Wie kommst du also auf deine Interpretation des Textes, hier würde es um Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung gehen? Das würde mich interessieren.

:Blumen:

qbz 08.11.2022 09:25

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689546)
Wie kommst du also auf deine Interpretation des Textes, hier würde es um Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung gehen? Das würde mich interessieren.

:Blumen:

wegen dieser beiden Sätze im zusammenfassenden SPON-Artikel:
Zitat:

"Auf die Inflation könnte diese Maßnahme zudem einen dämpfenden Effekt haben. Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren."
Offenbar spielen diese hier genannten Gründe neben der Schieflage bei der sozialen Gerechtigkeit, die ich genauso seit langem kritisisiere, auch eine Rolle für die Forderung nach Anhebung des Spitzensteuersatzes oder "Energie-Soli", wenn auch, da stimme ich Dir zu, eine weniger wichtige bzw. nachgeordnete Rolle wie der erstgenannte Grund in der SPON-Kurzfassung.

Auch die Süddeutsche nennt den von mir angesprochenen Aspekt der Gegenfinanzierung als einen Grund für den Vorschlag:

Zitat:

"Die sogenannten Wirtschaftsweisen wollen die Entlastungspakete jetzt sozial balancieren und bezahlbarer (Anmerkung von mir: d.h. durch Steuern mitfinanziert) gestalten. Dazu "könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder einen Energie-Solidaritätszuschlag für Besserverdienende in Betracht gezogen werden", heißt es im Gutachten. Damit würden die Hilfen zielgenauer zugunsten von Menschen mit wenig Geld. Außerdem erhalte der Staat, dessen Ausgaben durch die Energiekrise deutlich stiegen, zusätzliche Einnahmen. Soli oder Steuererhöhung sollen bis Frühjahr 2024 gelten. Den Spitzensatz der Einkommensteuer von bisher 42 Prozent zahlen etwa fünf Prozent aller Bürger."
Die Idee scheint zu sein, über befristet erhöhte Steuern die Bevorteilung der Reichen bei der Gas- und Stromsubventionierung auszugleichen, was als erwünschten Nebeneffekt eine Teilfinanzierung der Subventionen mit sich bringt.

Ab Mi., 14:30 steht es öffentlich auf der Website. Ich werde auf jeden Fall reinschauen, um auch die anderen Punkte ausser Steuern zu lesen.

Helmut S 08.11.2022 11:33

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689551)
wegen dieser beiden Sätze im zusammenfassenden SPON-Artikel:

Aber das hat doch der Journalist (Stefan Schulz) geschrieben und nicht die Wirtschaftsweisen - zumindest ist es kein Zitat. :confused:

Auch wenn das da steht: Deine Mahnung zur Gegenfinazierung war ja das Argument, dass ohne Gegenfinanzierung Schulden gemacht werden und weiter, das dies die Ursache von Inflation wäre.

Ich halte deinen Schluss, man könne von der Meinung eines Journalisten indirekt ableiten, die Wirtschaftsweisen würden das auch so sehen wie du, für deutlich verfrüht. Und die Formulierung "... könnte einen dämpfenden Effekt haben ..." ist ja auch nicht begründet im Text. Niemand schreibt wie denn der Dämpfungsmechanismus aussieht, der dies bewirken soll.

Warte doch erstmal ab was die wirklich im Gutachten schreiben. Du weißt ja selbst, das es bei solchen Sachen recht trennscharf auf die Formulierung ankommt.

Und @bezahlbar: Bezahlbar ist doch keine Frage der Finanzierungsstruktur, sondern eine Frage der Liquidität.

Grundsätzlich frage ich mich auch, wie höhere Abgaben für Reiche die Zielgenauigkeit der Maßnahmen erhöhen sollen? Zielgenauigkeit einer Maßnahme ist m.E. unabhängig davon, von wem die Gelder kommen, sondern davon, wie sie verteilt werden.

Höhere Abgaben für Reiche zur Finanzierung der Pakete würden ggf. die sozial gerechtere Verteilung der Lasten fördern, aber doch nicht die Zielgenauigkeit der Maßnahmen.


Ich halte es letztlich aber tatsächlich so wie du auch: Am Mittwoch reinschauen und dann sehen wir weiter. Alleine die Aspekte, die zum Thema soziale Gerechtigkeit zitiert werden, lassen das Papier (400 Seiten - uuuffff) interessant erscheinen.

:Blumen:

qbz 08.11.2022 12:14

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689558)
Aber das hat doch der Journalist (Stefan Schulz) geschrieben und nicht die Wirtschaftsweisen - zumindest ist es kein Zitat. :confused:

Na, wo bleibt denn da unser hochgelobter Qualitätsjournalismus eines Leidmediums, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass Journalist und Redaktion in indirekter Rede den Inhalt sachlich richtig wiedergeben. "Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren." :Lachen2:

Helmut S 08.11.2022 12:33

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689560)
Na, wo bleibt denn da unser hochgelobter Qualitätsjournalismus eines Leidmediums,

Selten stimme ich dir so 100,00% zu wie hier ;)

OT:

P.S. Ich empfehle das Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist."

Und vor allem die öffentliche Debatte bzw. die Reaktion der Journaille darauf. :Cheese: Köstlich, wie die sich angepisst fühlen und wie wenige davon intellektuell in der Lage sind überhaupt das Problem zu erkennen. Allen voran Stefan Niggemeier (uebermedien.de), der intellektuell völlig überfordert scheint. Ebenso wie Thomas Schmid, dem Welt Herausgeber, der mit seiner Blog Replik auf den Habermas Beitrag in der Zeit den Vogel abgeschossen hat. Leck mich am Arsch ist das übel. :Lachen2:

qbz 08.11.2022 13:02

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689564)
OT:

P.S. Ich empfehle das Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist."
...

OT:
Danke. Ich habe es noch nicht gelesen, aber scheint sich zu lohnen. Nun kommen ja die langen, "dunklen" Abende ......

keko# 08.11.2022 13:13

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689533)
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an (im Auftrag von Putin natürlich) auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben....

Ich kenne schon die Gegenargumente und wer sie ausspricht. Ich könnte sie aus dem Stand in eine Kamera sprechen :o
Deutschland wird wohl da ankommen, wo viele andere Länder längst sind oder schon immer waren: Der Mittelstand rutscht Stück für Stück nach unten ab. Zurück bleibt eine große Masse Mittelloser, die nichts zur Seite legen können, von einem "Job" zum nächsten hecheln (Merke: "Poverty is a Feature, Not a Bug" ;-) und auf der anderen Seite wenige Oberen, die das alles nicht juckt. Der Staat richtet sich schon darauf ein mit einem (bedingten) Grundeinkommen (oder Bürgergeld). Wir zahlen das also alles auch noch selbst. Yay!

Nepumuk 08.11.2022 14:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689572)
Eigentlich müssten gerade alle Klimaschützer völlig ausflippen und für Friedensgespräche auf die Barrikaden gehen.

Damit sich alle wieder Schlafen legen und weiter das so schön billige Gas aus Russland verbrennen? Sicher nicht. Die aktuelle, kleine Energiekrise nimmt nur die viel größere kommende Krise voraus. Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Helmut S 08.11.2022 14:41

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689569)
Der Staat richtet sich schon darauf ein mit einem (bedingten) Grundeinkommen (oder Bürgergeld). Wir zahlen das also alles auch noch selbst. Yay!

Wie meinst denn das jetzt? :Blumen:

Klugschnacker 08.11.2022 14:57

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1689577)
Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Wo siehst Du diese massive Beschleunigung? Ich möchte sie mangels Sachkenntnis nicht bestreiten, aber was ist konkret damit gemeint?

Wenn der Verkehr und die Industrie auf fossile Brennstoffe verzichten und stattdessen auf Strom aus Solar- und Windkraftanlagen ausweichen müssen, dann wird dieser Ökostrom zu einem sehr knappen Gut und damit teuer.

Aktuell können wir nur wenige Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus Solar- und Windkraft bestreiten. Mir scheint, dass wir in einer klimaneutralen Zukunft weit weniger Energie zur Verfügung haben werden als wir uns derzeit genehmigen. Von anderen endlichen Ressourcen ganz zu schweigen.
:Blumen:

qbz 08.11.2022 15:04

Eine Energiewende in Deutschland wird IMHO nicht zustande kommen, wenn sie mit solchen Einkommensverlusten einher geht wie sie gerade das Info-Institut meldet, und wo die Milliarden an Einkommensverlusten nicht etwa den ärmeren Länder oder der Energiewende zugute kommen, sondern an die Produzenten und Lieferanten fossiler Energie gehen.
Ifo-Studie Deutsche Wirtschaft hat 110 Milliarden Euro weniger zu verteilen.
Zitat:

Der rasante Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts fast 110 Milliarden Euro an verlorenem Realeinkommen. Entsprechend weniger wird nach Einschätzung der Münchner Ökonomen bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen an Arbeitnehmer zu verteilen sein. »Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben«, sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser am Dienstag....

Realeinkommen sind die inflationsbereinigten Einkommen. Die verlorenen Milliarden sind demnach die Summe, die aus Deutschland zur Bezahlung der sehr viel teurer gewordenen Energieimporte ins Ausland abfließt – 35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, 64 Milliarden in diesem und noch einmal neun Milliarden 2023. In Summe wäre das laut Ifo der höchste Realeinkommenverlust seit der zweiten Ölkrise Ende der 1970er-Jahre."
Ich verstehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung etwas Positives für die Energiewende ableiten kann. Das Gegenteil ist leider der Fall.

Helmut S 08.11.2022 15:22

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689582)
Ich verstehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung etwas Positives für die Energiewende ableiten kann. Das Gegenteil ist leider der Fall.

Naja. Einen Impuls oder ein Bewusstsein, kann man schon ableiten. Ansonsten: D'accord. Die Fokussierung auf technische Aspekte hinsichtlich eines Ziels, dass man in 23 Jahren erreichen will, ist m.E. zu kurz gedacht. Da gibt es m.E. noch andere "Herausforderungen".

Die "Dekarbonisierung" ist ein gesellschaftliches Transformationsprojekt, dass vor allem auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit aufwirft und noch aufwerfen wird.

Es gibt darüber hinaus z.B. die Frage zu klären, wie solch ein Ziel und die Teiletappen dahin in einen politischen 5-jahres Zyklus integriert werden können. Weiter die Frage nach dem Hintergrund von höchstwahrscheinlich auftretenden, zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Krisen, Konsequenzen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt, stärker werdenden demographischen Problemen und damit eine noch größer werdende Problematik der Sozialsysteme und letztlich eine gespalten Gesellschaft mit einem signifikanten Anteil Klimawandelleugner/-skeptiker auf den Weg dahin mitzunehmen.

Vor dem Hintergrund ist Technologie sicher das kleinste "Problem"; es gilt bei so Langläufern eh eine Art "Technologiemanagement" zu betreiben. Blöderweise hat niemand mit so langlaufenden gesteuerten Transformationsprozessen Erfahrung, so dass auch dies m.E. ein Krenproblem des Wandels darstellt. Ok, evtl. sollte man ein paar Berliner fragen. Die haben immerhin in einem 13-Jahre-Projekt Erfahrung im Technologiemanagement - allerdings würde ich das nicht gesteuert nennen (sorry :Lachen2: )

:Blumen:

tridinski 08.11.2022 16:47

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689604)
Der Hunger nach Energie und Wohlstand ist weltweit zu groß. Die Menschen zu ihrem Glück zwingen (weniger Energieverbrauch) wird nicht funktionieren. Bestenfalls in Wohlstandsvorstädten, in denen ich lebe. Dort also, wo der eigene BMI und der größere Wagen vom Nachbarn die größten Probleme darstellen: ein bisschen Radfahren tut mir gut und einen Zweitwagen brauche ich eigentlich nicht.
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Das geht vor allem über den Preis. Und erneuerbare sind schon heute die deutlich günstigste Energieform.

Atom ist konkurrenzlos teuer, fossil verteuert sich ebenfalls rasant.
Die Konzerne die dort aktiv sind wollen natürlich ihre abgeschriebenen fossilen Kraftwerke und Förderanlagen unendlich weiterlaufen lassen, unter gleichzeitiger Verlagerung der Folgekosten (Lagerung des Atommülls und CO2 in der Atmosphäre) auf die Allgemeinheit.

Wenn man das ganze beherzt anpackt ist es vor allem eine riesige Chance, die sich sogar finanziell selbst trägt.

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1689595)
Die ganze Technologiedebatte ist weitgehend irrelevant bzgl. der Frage ob wir anfangen sollen oder nicht. Wir können und müssen so oder so anfangen.

So ist es. Besser heute als morgen. Und ob die anderen mitmachen ist auch egal, es ist der bessere und günstigere Weg.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1689582)
Eine Energiewende in Deutschland wird IMHO nicht zustande kommen, wenn sie mit solchen Einkommensverlusten einher geht wie sie gerade das Info-Institut meldet, und wo die Milliarden an Einkommensverlusten nicht etwa den ärmeren Länder oder der Energiewende zugute kommen, sondern an die Produzenten und Lieferanten fossiler Energie gehen.

Damit dem nicht mehr so ist: Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.

Nepumuk 08.11.2022 16:52

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689604)
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Oder über finanzielle Anreize, wir leben schließlich im Kapitalismus. Und diese Anreize haben wir jetzt.

Was die Anpassung angeht gebe ich dir schon recht, die müssen wir auch durchführen. Dämme und Deiche werden ja schon länger erhöht, jetzt benötigt es auch mehr Schatten und Begrünung in den Städten, ein Konzepte zur Trinkwassersicherheit usw. Das ist aber keine entweder oder sondern ein sowohl als auch.

Schwarzfahrer 08.11.2022 16:59

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1689577)
Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1689607)
Das geht vor allem über den Preis. Und erneuerbare sind schon heute die deutlich günstigste Energieform.

Wenn man das ganze beherzt anpackt ist es vor allem eine riesige Chance, die sich sogar finanziell selbst trägt....

Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.

Was mich an diesen Aussagen, daß die erneuerbaren die billigste, wirtschaftlich lohnendste Lösung sind, verwirrt: wenn es wirklich so ist - sind dann wirklich die meisten Manager weltweit blind und dumm, daß sie an anderen Energieformen festhalten und nicht all ihr Vermögen in die Erneuerbaren investieren. Oder gibt es vielleicht doch auch andere Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und andere Argumente die zu anderen Ergebnissen führen, zu weniger eindeutigen?

Zitat:

Zitat von tridinski (Beitrag 1689607)
Und ob die anderen mitmachen ist auch egal, es ist der bessere und günstigere Weg.

Das sagt sich auch so mancher Geisterfahrer....

Klugschnacker 08.11.2022 17:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1689604)
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Man kann sich nicht auf eine bestimmte Erderwärmung einstellen. Selbst wenn wir eine Erwärmung von 3°C hinnehmen würden, säßen wir dann mit demselben Problem da wie heute, nämlich die Emission von Treibhausgasen einstellen zu müssen.

Sparsame Technologien: Im Kapitalismus war es schon immer extrem wichtig, sparsame Technologien zu entwickeln und zu nutzen. Das ist keine neue Idee, der wir uns nun zuwenden könnten und die uns große Einsparungen brächte. Trotzdem verbrauchen wir in Deutschland jetzt doppelt so viel Energie wie zur Zeit unserer Kindheit. Mit den effizientesten Technologien, die es je gab.


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