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Es gibt vorgegebene Werte die vermittelt werden. Diese Werte wurden einmal als solche in einem Willkürakt (jede Gesetzgebung ist ein Willkürakt) als Norm gesetzt. Die Werte, die sich "durchgesetzt" haben, sprich weiterhin tradiert werden, sind die Werte, deren Überschreitung nach wie vor mit Sanktionen geahndet werden. Das ist der einzige Grund, warum sie sich halten. Ansonsten wären bestimmte ehemalige Straftatbestände wie Republikflucht, der berüchtigte § 175 StGB, Ehebruch usw. ja auch nie verschwunden und hätten auch immer schon bestanden. Das schlechte Gewissen besteht meist nur in der Angst vor dem Richter ;) Der Willkürakt und die Sanktionen schließen nicht aus, daß sich einige Normen als sinnvoll erwiesen haben ... |
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Ein Pferdehuf ist ein Abbild der Eigenschaften des Erdbodens, seiner Rauhigkeit und Tragkraft, ferner der Schwerkraft, sowie dynamischer und biologischer Eigenheiten wie Materialabrieb, Nutzungshäufigkeit und so weiter. Nur ein sehr intelligenter Mensch mit umfangreichem Wissen und viel Kreativität könnte, wenn überhaupt, einen brauchbaren Pferdehuf herstellen. Die Natur kann es, aber wir sind nicht immer bereit, das als Akt von Intelligenz und Kreativität zu sehen. Dabei steht die Kreativität außer Frage. Die Natur hat weit mehr verschiedene Lösungen durchprobiert, als wir uns überhaupt vorstellen können. Und wie intelligent (kenntnisreich) der Huf konstruiert ist, auf wie viele Gegebenheiten er Rücksicht nimmt (er kann beispielsweise mitwachsen), erkennen wir erst, wenn wir mit unseren stümperhaften Nachbauten scheitern. Wir sind es nicht gewohnt, diese Vorgänge, sofern sie außerhalb von Gehirnen stattfinden, als Kreativität und Intelligenz anzuerkennen. Dabei sind unsere eigenen Gehirne ein Erzeugnis genau davon: Von der Natur. In typisch menschlicher Bescheidenheit bilden wir uns trotzdem ein, wir hätten die Kreativität und das Finden von Lösungen ("Intelligenz") selbst erfunden. Du sagst, ich schleiche mich durch eine geschickte Neudefinition von Intelligenz und Kreativität davon. Dem halte ich entgegen, Deine Grenzziehung, mit der beides nur in Gehirnen geschehen könne, sei willkürlich. :Blumen: |
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Wir haben Kreativität und Intelligenz auch nicht erfunden, es ist Teil unserer "Ausrüstung", so wie wir mit 5 Fingern an jeder Hand ausgerüstet sind. Indem Du "der Natur" kognitive Fähigkeiten zusprichst, machst Du sie Dir zu einer Gottheit. Vielleicht (das soll jetzt nicht provokant oder ironisch sein, sondern ist sehr ernst gemeint :Blumen: ) scheint der Gedanke auch unerträglich, daß es aus Deiner Sicht keinen "Architekten" gibt und Du mußt Dich selbst damit trösten, "der Natur" wenigstens Intelligenz und Kreativität zu bescheinigen, sind es doch Eigenschaften, deren Qualität wohl kaum jemand herabwürdigen möchte ... aber dann sind wir wieder bei uralten Gottesvorstellungen und dann können wir den ganzen Kladderadatsch wieder von vorne beginnen :Lachanfall: Wobei ich gestehen muß, daß ich die bisher sich entwickelnde "Unterhaltung" (eigentlich haben alle hier nur geschrieben) sehr genossen habe. Solche Unterhaltungen kommen selten zustande, meistens spät in der Nacht an einem Feuer und mehreren Flaschen Wein. |
eine der spannenden Pointe an diese (spieltheoretische?) kooperativen Ansätzen zur Moral ist auch, daß man in einem ersten Aufschlag garnicht bestimmt hat, wer hier der Nutzniesser der Kooperation sein soll: das handelnde Individuum, eine Gruppe, die Gattung als solche oder "nur" irgendwie eine Gen-Kombination? - Alles sehr spannend, weil man alle Optionen im Prinzip spielen kann.
m. |
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Fiktives Beispiel: Ein Haufen Neandertaler verdrischt after-wörk-mäßig spaßeshalber eine verweichlichte Truppe Yuppie-Typen, die sich "Homo sapiens" oder so nennen, und fremd in der Gegend sind. Die Fremden beschließen, es ihnen am nächsten Tag in der Morgendämmerung heimzuzahlen, da Neandertaler bekanntlich immer bis 9 Uhr schlafen. Das klappt gut, außerdem erlegen sie noch ein paar Rehe, die ebenfalls frühmorgens unterwegs waren. Zum Leidwesen der wenig flexiblen Neandertaler kommen die Yuppies jetzt jeden morgen in aller Herrgottsfrühe und verteilen Kopfnüsse. Das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft der Homo sapiens: Dort gilt es jetzt als schick für alle jungen Männer, bereits im Morgengrauen aufzustehen. Die Mädels achten bereits darauf, wer von den Jungs morgens der erste ist, und die Kinder wollen auch früh raus, so wie die Großen. Die Neandertaler leiden an Migräne und verziehen sich allmählich Richtung Mittelmeer. Der Jagderfolg frühmorgens jedoch bleibt, und bald machen es alle Sapiens so. Früh raus und gleich mal ranklotzen. Lange Zeit später, als es keine Rehe mehr gab, sondern Dönerbuden, galt frühes Aufstehen immer noch als Zeichen von Rechtschaffenheit, während man Langschläfertum als irgendwie unmoralisch empfand. "Es gehört sich einfach nicht", sagten die Alten. Dabei hatten die Erfinder des frühen Aufstehens keinerlei Moral im Sinn. Sie wollten nur den arroganten Neandertalern erfolgreich auf die dicklippige Schnauze hauen. Es war eine erfolgreiche Strategie, doch zur Moral wurde sie erst viel später. :Blumen: |
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:Gruebeln: |
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Aber okay, spontanität, was heißt das schon. Zeit ist relativ und irgendwann käme sicher ein Pony mit Schneehufen oder ein Hengst mit Cleats daher...:Cheese: Sehr interessant hier, Danke für den Input Arne und besonders auch an "Neo" und "Zappa".:Blumen: |
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