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captainbeefheart 19.04.2017 12:52

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1300721)
Grundlegendes zur Rentenproblematik einfach verständlich:

„Nun gilt der einfache und klare Satz, daß aller Sozialaufwand immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß."

https://oekonomiefuereinsteiger.word...tlicher-sicht/

Danke :-)

In VWL galt lange auch das Axiom, dass Staaten per Definition nicht pleite gehen können, weil dagegen immer das Steueraufkommen steht.

Zarathustra 19.04.2017 13:18

Zitat:

Zitat von captainbeefheart (Beitrag 1300729)
Danke :-)

In VWL galt lange auch das Axiom, dass Staaten per Definition nicht pleite gehen können, weil dagegen immer das Steueraufkommen steht.

Das gilt ja auch weiterhin, solange einige Grundbedingungen eingehalten sind, wobei vor Allem zu nennen wären:
eine eigene Währung
keine Fremdwährungsverschuldung
(was beides in der Eurozone nicht gegeben ist)

captainbeefheart 19.04.2017 13:27

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1300738)
Das gilt ja auch weiterhin, solange einige Grundbedingungen eingehalten sind, wobei vor Allem zu nennen wären:
eine eigene Währung
keine Fremdwährungsverschuldung
(was beides in der Eurozone nicht gegeben ist)

Wir leben aber nun mal ganz konkret in der Eurozone und in einer globalen Verflechtung, die vor ein paar Jahrzehnten unvorstellbar gewesen ist.

Dazu kommt die digitale Transformation, die in ihrer Wirkung mindestens so gravierend sein wird, wie es die industrielle Revolution war.

Schließlich die fundamental veränderte Demografie.

Und damit sind etliche Rahmenbedingungen komplett anders, als bei der Konstruktion unseres Rentensystems.

Jetzt drehen wir uns aber im Kreis. Wenn Du diesen Punkten nicht folgst, kommst Du natürlich zu einem anderen Schluss.

noam 19.04.2017 13:56

Es ist nur die Frage, ob die demografische Entwicklung, die ja gern als Entschuldigung für das Nichtfunktionieren des Umlageprizips herangezogen wird, überhaupt ein so großes Problem ist, wie es dargestellt wird.

Es wird seit Jahren propagiert, dass es uns unglaublich gut gehe. Wir haben seit Jahren ein Wirtschaftswachstum. Das BIP wächst und wächst und das Prokopfeinkommen ist so hoch wie nie. Trotzdem reicht es für eine "gerechte" Rente vorn und hinten nicht.

Man kann natürlich anführen, dass das Prokopfeinkommen gerade daher steigt, weil wie eine vergleichbare Wirtschaftsleistung mit weniger Menschen erreichen, die dann wiederum mehr Menschen "durchfüttern" müssen, aber dann könnte das BIP nicht steigen. Zu dem haben wir den niedrigsten Arbeitslosenstand seit bestehen. Also entfallen hier auch viele Leistungen an Erwerbslose, die vor Jahren noch gezahlt werden mussten.

Ein Schelm wem dabei eine offensichtliche Ungerechtigkeit bei der Umverteilung in den Sinn kommt, denn rein logisch muss bei bei steigendem BIP und steigendem Prokopfeinkommen und sinkenden Transferleistungsbeziehern auch mehr Geld für die Rente vorhanden sein.

Das es nicht reicht, liegt imho einfach daran, dass bei uns sehr wenige sehr sehr viel bekommen und deren Anteil an der Rentenkasse durch einen entsprechenden Steuersatz gedeckelt ist. Sehr sehr viele bekommen allerdings relativ wenig und zahlen halt entsprechend wenig ein.

Das perverse an diesem System mit zusätzlicher privater Vorsorge ist, dass gerade die, die es nötig hätten vorzusorgen (nämlich die Geringverdiener mit entsprechender Minimalrente), es sich zur Zeit gar nicht leisten können entsprechend vorzusorgen.

captainbeefheart 19.04.2017 14:14

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1300751)
Es ist nur die Frage, ob die demografische Entwicklung, die ja gern als Entschuldigung für das Nichtfunktionieren des Umlageprizips herangezogen wird, überhaupt ein so großes Problem ist, wie es dargestellt wird.

Gerne nochmals die Fakten zum demografischen Faktor des Umlageverfahrens:

Konstruiert wurde das Rentensystem bei einer Nettoreproduktionsrate von 2,4 (bzw. 1,2), jetzt ist sie aktuell bei 1,44 (bzw. 0,72). Und da sind die heftig diskutierten Migrationseffekte des letzten Jahrzehnts schon drin.

Zusätzlich hat sich die Lebenserwartung um über 10 Jahre verlängert.

Bildlich immer schön dargestellt durch Pyramide vs. Tannenbaum. Das zeigt den prinzipiellen Schiefstand.

Das hat jetzt mit der Konjunktur erst einmal nichts zu tun.

schoppenhauer 19.04.2017 14:22

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1300751)
Es ist nur die Frage, ob die demografische Entwicklung, die ja gern als Entschuldigung für das Nichtfunktionieren des Umlageprizips herangezogen wird, überhaupt ein so großes Problem ist, wie es dargestellt wird.

Wir werden 2029 die Schwelle von einem Rentner auf zwei Menschen im erwerbsfähigen Alter durchbrechen, das ist der Kern des Problems. Da braucht es deine Umverteilungs-Diskussion nicht.

Noch ganz anders überfahren wird uns das Gesundheitssystem. Alle alt, alle komplett behandlungsintensiv, die medizinischen Möglichkeiten immer besser (... und teurer), keiner wills zahlen. Diese Bombe wird momentan meines Erachtens hinter der Renten-Diskussion klein gehalten.

So reich, und dann so was. Was wird eigentlich aus dem Griechen, dem Albaner oder gar dem Ost-Bulgaren im Jahr 2029? Vermutlich wird alles nicht so schlimm, aber auch nicht besser als heute.

Zarathustra 19.04.2017 15:12

Bisher hat das Produktivitätswachstum die demographische Entwicklung dauerhaft bei Weitem übertroffen. Warum sollte das in Zukunft anders sein? Wir werden im Jahre 2029 aller Voraussicht nach ein höheres BIP pro Kopf haben als heute. Es wird also nicht der Fall sein, daß wir uns irgendetwas, etwa die Rente, prinzipiell nicht leisten könnten, sondern es geht rein darum wie die Verteilung organisiert werden soll. Daß es dabei natürlich erhebliche Interessenskonflikte gibt, ist ebenfalls klar.

Zu bedenken ist aber, daß alle diese sich im Gange befindlichen Veränderungen nicht wie eine Naturkatastrophe über uns hereinbrechen, wie manchmal der Eindruck erweckt wird. Vielmehr ließen sie sich durch politische Maßnahmen begleiten und in die rictigen Bahnen lenken. Dazu wäre aber ersteinmal ein vernünftiger Diskurs über die eigentliche Problemlage (die Interessenskonflikte in der Verteilungsfrage) von Nöten.

qbz 20.04.2017 08:24

Zitat:

Zitat von Zarathustra (Beitrag 1300768)
Bisher hat das Produktivitätswachstum die demographische Entwicklung dauerhaft bei Weitem übertroffen. Warum sollte das in Zukunft anders sein? Wir werden im Jahre 2029 aller Voraussicht nach ein höheres BIP pro Kopf haben als heute. Es wird also nicht der Fall sein, daß wir uns irgendetwas, etwa die Rente, prinzipiell nicht leisten könnten, sondern es geht rein darum wie die Verteilung organisiert werden soll. Daß es dabei natürlich erhebliche Interessenskonflikte gibt, ist ebenfalls klar.

Zu bedenken ist aber, daß alle diese sich im Gange befindlichen Veränderungen nicht wie eine Naturkatastrophe über uns hereinbrechen, wie manchmal der Eindruck erweckt wird. Vielmehr ließen sie sich durch politische Maßnahmen begleiten und in die rictigen Bahnen lenken. Dazu wäre aber ersteinmal ein vernünftiger Diskurs über die eigentliche Problemlage (die Interessenskonflikte in der Verteilungsfrage) von Nöten.

Speichere Dir den Link zu diesem Kommentar ganz oben ab, das steigert Deine Kommentarverfassungsproduktivität ;) . Das Argument des Produktivitätswachstums wurde wieder mal von den Gleichen beharrlich weggelassen bzw. ignoriert und von diesen SportskollegInnen zum X-ten Mal ausschliesslich der Demografiefaktor gegen eine umlagenfinanzierte Rente ins Feld geführt, was mich etwas müde macht, mich an solchen sich wiederholenden Diskussionen zu beteiligen, weil das Argument auch in der nächsten Rentendiskussion ignoriert werden wird, nur weil CDU/SPD/FDP/Grüne/AFD es im Interesse der privaten Versicherungs-/Finanzwirtschaft auch tun.

Meine Freunde, welche sich mit dem Erspartem relativ spät im Berufsleben noch in die gesetzliche Rentenversicherung "einkauften", bereuten diese Entscheidung auf jeden Fall nicht. Sie wählten die sicherste, optimalste Altersversicherung am Markt :cool:


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