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Oli68 02.09.2015 06:44

Schade das er nicht auch noch eine Sonderauflage Ablassbriefe rausbringt!


:Nee:

tandem65 02.09.2015 08:50

Zitat:

Zitat von Oli68 (Beitrag 1161577)
Schade das er nicht auch noch eine Sonderauflage Ablassbriefe rausbringt!

Das ist total witzig. Zeugt allerdings davon, daß Du von dem was Franziskus mit der katholischen Kirche da gerade anstellt nichts mitbekommen hast.
Das ist für die katholische Kirche revolutionär, möchtest Du bestreiten, daß das ein Schritt in die Richtige Richtung ist?

FinP 02.09.2015 09:01

Kommt mir so ein bisschen so vor, wie wenn ein Drogensüchtiger für ein Jahr montags auf Dosenbier verzichten möchte.

Ein Schritt in die richtige Richtung? Ja, sicherlich.

tandem65 02.09.2015 09:33

Hi FinP,

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161607)
Kommt mir so ein bisschen so vor, wie wenn ein Drogensüchtiger für ein Jahr montags auf Dosenbier verzichten möchte.

streiche das Montags, dann könnte es die Sache besser treffen.:Lachen2:
Wenn ich allerdings unter anderem das hier:

Zitat:

Frauen, die abgetrieben haben, könne aber "die Vergebung Gottes nicht verweigert werden", so der Papst. In einer Mitteilung erklärte er seine Entscheidung. "Ein gravierendes Problem unserer Zeit ist sicherlich die veränderte Beziehung zum Leben." Auch wenn manche Frauen eine Abtreibung nur mit "einem oberflächlichen Bewusstsein" erlebten, sei er vielen begegnet, die "in ihrem Herzen die Narben dieser leidvollen und schmerzhaften Entscheidung trugen".

Er kenne die Sachzwänge, die Frauen zu einem solchen Schritt trieben, nur zu gut, so der Papst. "Ich weiß, dass es ein existenzielles und moralisches Drama ist."
lese, dann halte ich es nicht für ausgeschlossen daß die Einschränkung auf nächstes Jahr eine politische strategische Formulierung ist.
Vielleicht sehen wir in 1 1/2 Jahren wie es damit weiter geht.

FinP 02.09.2015 09:44

Das Problem ist doch, dass der Papst nicht einer Behörde vorsteht sondern von sich behauptet, Stellvertreter einer höheren Instanz zu sein.

ich finde es gut, dass sich die Kirche moralische Fragen stellt und ich kann sogar in gewisser Weise nachvollziehen, wenn sie da zu Ergebnissen kommt, die ich persönlich nicht teile.
Aber ein Verstoß gegen eine moralische Kernfrage für einen gewissen Zeitraum zu amnestieren, das ist doch absurd. Entweder vergibt Gott oder nicht, aber doch nicht unter dem Vorbehalt einer Fristwahrung wie im Steuerrecht zur Selbstanzeige.

Der Vergleich zum Ablasshandel ist also für mich nicht ganz abwegig.

Dass Franziskus das Problem vielleicht pragmatisch angeht, ist für nen Behördenleiter zu begrüßen, für nen Stellvertreter Gottes aber lächerlich und zeigt für mich, dass der seine Jobdescription selbst nicht ernst nimmt (was ich wiederum gut fände!).

Klugschnacker 02.09.2015 09:57

Zitat:

Zitat von Papst
Frauen, die abgetrieben haben, könne aber "die Vergebung Gottes nicht verweigert werden", so der Papst.

Kann der Papst oder seine Kirche generell die Vergebung Gottes verweigern? Mir scheint das gar nicht möglich zu sein.

tandem65 02.09.2015 10:03

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1161638)
Kann der Papst oder seine Kirche generell die Vergebung Gottes verweigern? Mir scheint das gar nicht möglich zu sein.

Da gebe ich Dir völlig recht. Franziskus hat das ja nach Deinem & meinem Zitat auch so geäussert.;)
Es scheinen nur ein Haufen KaRis nicht so zu sehen.;)

FinP 02.09.2015 10:15

Deinen letzten Kommentar verstehe ich nicht.

Wenn ich es richtig verstehe, dann
1. ist Abtreibung keine "kleine" sondern eine "große" Sünde.
2. Gott vergibt, Kirche nicht (so bisher) -> Exkommunikation, falls Abtreibung bekannt wird
3. Bischöfe durften bereits jetzt Abtreibung vergeben
4. im nächsten Jahr will der Papst, dass die Kirche barmherzig ist (find ich gut)
5. im übernächsten Jahr wird die Barmherzigkeit wieder aus dem Programm gestrichen.

Eine Grundlage des Christentums ist doch die Barmherzigkeit. Wieso beschränkt man diese zeitlich?

Klugschnacker 02.09.2015 10:22

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161626)
Dass Franziskus das Problem vielleicht pragmatisch angeht, ist für nen Behördenleiter zu begrüßen, für nen Stellvertreter Gottes aber lächerlich und zeigt für mich, dass der seine Jobdescription selbst nicht ernst nimmt (was ich wiederum gut fände!).

Das sehe ich ähnlich. Mir scheint, dass Papst Franziskus folgendes glaubt:

a) Der Glaube an Gott als Massenphänomen existiert
b) Der Gott der katholischen Kirche existiert nicht

Papst Franziskus versucht, etwas Gutes aus dieser Konstellation zu machen.

Grüße,
Arne

Oli68 02.09.2015 12:45

Die zeitliche Begrenzung stellt IMHO eine gewisse Willkür dar, welche die KK sei jeher ihr Eigen nennt.

tandem65 02.09.2015 12:56

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161649)
Deinen letzten Kommentar verstehe ich nicht.

Auf wen und was beziehst Du Dich?

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161649)
Wenn ich es richtig verstehe, dann
1. ist Abtreibung keine "kleine" sondern eine "große" Sünde.

Ja und!?

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161649)
2. Gott vergibt, Kirche nicht (so bisher) -> Exkommunikation, falls Abtreibung bekannt wird

Siehe Klugschnackers Kommentar dazu & was ich bereits dazu geschrieben habe.
Gott vergibt. Punkt! Gott vergibt auch die Sünde der Exkommunikation.

Zitat:

Zitat von FinP (Beitrag 1161649)
5. im übernächsten Jahr wird die Barmherzigkeit wieder aus dem Programm gestrichen.
Eine Grundlage des Christentums ist doch die Barmherzigkeit. Wieso beschränkt man diese zeitlich?

Hatte ich doch schon geschrieben.:Huhu:

tandem65 02.09.2015 13:01

Zitat:

Zitat von Oli68 (Beitrag 1161740)
Die zeitliche Begrenzung stellt IMHO eine gewisse Willkür dar, welche die KK sei jeher ihr Eigen nennt.

Wenn Du es so sehen möchtest gibt es eigentlich keinen Grund weshalb Franziskus jetzt erstmal diesen Schritt gemacht hat.
Ich habe eher den Eindruck Daß Franziskus die katholische Kirche von ihren Dogmen lösen will. Da macht es IMHO schon Sinn die Belegschaft auch mitzunehmen und nicht allen einfach zukündigen.;)

phonofreund 24.09.2015 07:45


Ironmanfranky63 24.09.2015 07:47

Da bleibt einem echt das Frühstück im Hals stecken. Schlimm.

noam 24.09.2015 08:20

Da fragt man sich halt auch nicht mehr warum keiner nach Saudi Arabien flüchtet

FlyLive 24.09.2015 10:43

Zitat:

Zitat von phonofreund (Beitrag 1167734)

gültig für die "normale Bevölkerung" ! Das muss man dazu sagen.
Die Führer und Monarchen sind da nur gerecht :quaeldich:
Die Morde die aus der Gerechtigkeit entstehen sind was völlig anderes. ( frechheit )

Raimund 24.09.2015 15:21

Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles glauben muss, nur weil es in einem Bildchen veröffentlicht wird...:Huhu:

Ich habe mich allerdings schon oft gefragt, welche Funktion Religion in unserer Vergangeheit gehabt hat und ob sie in Zukunft möglicherweise überflüssig wird...

Ich bin fest davon überzeugt, dass der intelligente Mensch (ich spreche hier bewusst nicht von Bildung, weil ich diesbezüglich Ausnahmen kenne...) keinen Gott braucht, um mit seinen Mitmenschen vernünftig umzugehen.

Leider wird mir aber immer wieder bewusst, dass mir im Hinblick auf unsere "naiveren" Zeitgenossen die Religion ein notwendiges Übel ist. Da halte ich es mit Voltaire:

Zitat:

Mein Anwalt, Schneider, Kammerdiener, selbst meine Frau, sollen an Gott glauben; ich glaube dann nämlich weniger beraubt und betrogen zu werden.
:)

aequitas 24.09.2015 17:02

Habe letztens ein interessantes Interview mit Hartmut Rosa gelesen in welchem zum Schluss auch kurz die Rolle der Religion aufgegriffen wird. Klingt plausibel, auch, wenn es mancheinem vollkommen irrational erscheint, könnte der "Trend" der Religionen anhalten:

Zitat:

Was also bleibt uns übrig: Mit der Beschleunigung leben lernen?

Wir sollten darüber nachdenken, was wir eigentlich wollen, was ein „gutes Leben“ ist. In den einschlägigen Ratgebern ist immer nur von Ressourcensteigerung die Rede: Wie werden Sie glücklicher? Wie werden Sie reicher? Wie finden Sie bessere Freunde? Ich behaupte: Wer diesen Ratgebern folgt, verfehlt das gute Leben. Stattdessen geht es um musikalische, körperliche, auch soziale Erfahrungen – Erfahrungen, die jenseits des Steigerungszwangs liegen…

…religiöse Erfahrungen...

…unbedingt. Die Bibel ist ein einziges Dokument des Flehens, des Hoffens und Schreiens nach irgendeinem, der da ist und antwortet. Sie gibt ein Resonanzversprechen: Da ist jemand, der hört dich. Deshalb ist Religion für viele – entgegen allen soziologischen Prognosen – auch weiterhin ein attraktiver Erfahrungsbereich.
Quelle

Rälph 24.09.2015 23:29

Hier mal der passende Soundtrack zu diesem Thread. Ein Relikt meiner abgef'ckten 90er Punkrock Zeit.:Prost: :Cheese:
>Fuck Religion<

Klugschnacker 25.09.2015 13:33

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1167923)
…religiöse Erfahrungen...

…unbedingt. Die Bibel ist ein einziges Dokument des Flehens, des Hoffens und Schreiens nach irgendeinem, der da ist und antwortet. Sie gibt ein Resonanzversprechen: Da ist jemand, der hört dich. Deshalb ist Religion für viele – entgegen allen soziologischen Prognosen – auch weiterhin ein attraktiver Erfahrungsbereich.

Religionen existieren, das ist eine unbestrittene Tatsache. Ebenso existiert der Glaube in einem ganz realen Sinn.

Wo Religion den Glauben zum Inhalt hat, geht es daher um real existierende Dinge. Religiöse Gefühle sind echt. Was jedoch offenbar nicht existiert, ist der Gegenstand dieses Glaubens, nämlich Gott. Er ist nicht real, sondern eine abstrakte Vorstellung.

Dass nicht existierende Dinge eine Form von Realität bekommen können, ist eine ganz normale Sache, mit der wir jeden Tag dutzendfach umgehen. Die Papierscheine in meiner Brieftasche sind nur deshalb etwas wert, weil ich daran glaube, weil mein Nachbar daran glaubt, weil alle Händler, Lieferanten und Arbeitgeber daran glauben. De facto sind sie nichts wert. Unser Glaube an ihren Wert ist real, nicht aber ihr Wert selbst.

Ebenso sind die Menschenrechte nicht real, sondern eine Fiktion (eine Vereinbarung). Unser Glaube an sie ist real und hat reale Auswirkungen in der Welt. Dass jedoch alle Menschen gleich seien, hat in der Realität keine Entsprechung. Die Menschenrechte achten bedeutet, "so tun als seien sie gleich".

Im Sinne der "Menschenrechte" etwas "Gutes" zu tun, kann eine beglückende Erfahrung sein. Ebenso, sich inmitten von Geld "reich" zu fühlen. Oder als junger Rechtsanwalt einer GmbH zu ihrem Recht zu verhelfen. Wobei weder die GmbH noch das Recht real existieren, sondern nur unser Glaube daran, dass sie existieren.

In gleicher Weise sind religiöse Erfahrungen real. Denn sie beziehen sich auf eine Fiktion, die real ist. Der Gegenstand dieser Fiktion ist jedoch nicht real.

Die religiöse Selbsterfahrung nun in einen grundsätzlichen Kontrast zu setzen mit anderen Fiktionen, denen wir eine Realität verleihen, indem wir an sie glauben, ist Unsinn. Ob ich den ganzen Tag mit Aktien handle oder mich stundenlang vor einer Mauer verbeuge ist grundsätzlich dieselbe Sache. Man kann nicht sagen, der eine widme sich dem Eigentlichen und Wahren, während der andere in die Irre läuft.

Der vermeintliche Tiefgang des einen existiert nur aus seiner eigenen Perspektive heraus.

Grüße,
Arne

Trimichi 25.09.2015 19:21

Warum ist das Seiende und nicht vielmehr das Nichts? (Wittgenstein)

Rälph 25.09.2015 19:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168127)
Dass nicht existierende Dinge eine Form von Realität bekommen können, ist eine ganz normale Sache, mit der wir jeden Tag dutzendfach umgehen. Die Papierscheine in meiner Brieftasche sind nur deshalb etwas wert, weil ich daran glaube, weil mein Nachbar daran glaubt, weil alle Händler, Lieferanten und Arbeitgeber daran glauben. De facto sind sie nichts wert. Unser Glaube an ihren Wert ist real, nicht aber ihr Wert selbst.

Ebenso sind die Menschenrechte nicht real, sondern eine Fiktion (eine Vereinbarung). Unser Glaube an sie ist real und hat reale Auswirkungen in der Welt. Dass jedoch alle Menschen gleich seien, hat in der Realität keine Entsprechung. Die Menschenrechte achten bedeutet, "so tun als seien sie gleich".

Im Sinne der "Menschenrechte" etwas "Gutes" zu tun, kann eine beglückende Erfahrung sein. Ebenso, sich inmitten von Geld "reich" zu fühlen. Oder als junger Rechtsanwalt einer GmbH zu ihrem Recht zu verhelfen. Wobei weder die GmbH noch das Recht real existieren, sondern nur unser Glaube daran, dass sie existieren.

In gleicher Weise sind religiöse Erfahrungen real. Denn sie beziehen sich auf eine Fiktion, die real ist. Der Gegenstand dieser Fiktion ist jedoch nicht real.

Es gibt unzählige Menschen, welche religiöse Erfahrungen in Form eines wie auch immer gearteten Kontaktes zu einer "höheren Wirklichkeit" machen.
Sind diese Menschen alles Verrückte oder Wichtigtuer?

Klugschnacker 28.09.2015 11:28

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1168203)
Es gibt unzählige Menschen, welche religiöse Erfahrungen in Form eines wie auch immer gearteten Kontaktes zu einer "höheren Wirklichkeit" machen.
Sind diese Menschen alles Verrückte oder Wichtigtuer?

So unfreundlich muss man das nicht formulieren. Sie irren sich. Jesus selbst war vom Kommen des Gottesreiches noch zu seinen Lebzeiten überzeugt. Er irrte sich, wie auch in vielen anderen Dingen. Auch Sokrates, Aristoteles, Gandhi und Einstein haben sich oft geirrt, ohne dass man sie als verrückt oder Wichtigtuer bezeichnen wollte.

Oder verstehe ich Dich falsch? Vielleicht gibst Du uns ein Beispiel von einem der unzähligen Menschen mit Kontakt zu einer höheren Wirklichkeit, das Du besonders überzeugend findest?

(Der Zusammenhang mit meinem Posting, das Du zitierst, ist mir nicht ganz klar. Ich sagte, dass sich kulturelle Systeme etablieren, die keinen direkten Bezug zur Realität haben. Religionen können daher existieren, ohne dass ein Gott existieren muss. Denn ihr entscheidender Inhalt ist nicht Gott, sondern der Glaube an Gott. Also muss die Existenz eines Gottes nicht bewiesen werden, um Religionen einen Sinn zu geben. Ganz im Gegenteil: Säße Gott plötzlich vor uns, wäre es vorbei mit der Kirche. Denn wer glaubt ernsthaft, Gott sei Katholik oder Protestant?)

Lg, A.

MattF 28.09.2015 11:34

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168127)

Ebenso sind die Menschenrechte nicht real, sondern eine Fiktion (eine Vereinbarung). Unser Glaube an sie ist real und hat reale Auswirkungen in der Welt. Dass jedoch alle Menschen gleich seien, hat in der Realität keine Entsprechung. Die Menschenrechte achten bedeutet, "so tun als seien sie gleich".

Im Sinne der "Menschenrechte" etwas "Gutes" zu tun, kann eine beglückende Erfahrung sein. Ebenso, sich inmitten von Geld "reich" zu fühlen. Oder als junger Rechtsanwalt einer GmbH zu ihrem Recht zu verhelfen. Wobei weder die GmbH noch das Recht real existieren, sondern nur unser Glaube daran, dass sie existieren.


Ich würde da ein anderes Wort benutzen. Vertrauen.

Der Mensch braucht Vertrauen, dass ihm auch Morgen für die 100 € noch was verkauft wird, er braucht Vertrauen, das auch Morgen noch die Rechtslage so ist wie sie ist und er nicht wg. etwas im Gefängnis landet, was Heute noch legal ist usw .usw..

Erfülltes Vertrauen ist das Fundament unserer Gesellschaft.

Anders ist es unmöglich sich was für die Zukunft aufzubauen und nur das führt zu Wohlstand.

qbz 28.09.2015 14:05

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168127)
Religionen existieren, das ist eine unbestrittene Tatsache. Ebenso existiert der Glaube in einem ganz realen Sinn.

Wo Religion den Glauben zum Inhalt hat, geht es daher um real existierende Dinge. Religiöse Gefühle sind echt. Was jedoch offenbar nicht existiert, ist der Gegenstand dieses Glaubens, nämlich Gott. Er ist nicht real, sondern eine abstrakte Vorstellung.

.......

In gleicher Weise sind religiöse Erfahrungen real. Denn sie beziehen sich auf eine Fiktion, die real ist. Der Gegenstand dieser Fiktion ist jedoch nicht real.

.....

Hast Du Dich mal mit dem Philosphen Feuerbach beschäftigt? Er betrachtet Religion als etwas zum Menschen gehöriges, das er anthropologisch von der Entstehung her erklärt, statt die Religion abstrakt zu kritisieren.

z.B. in "Das Wesen des Christentums":
„Die Religion ist die Reflexion, die Spiegelung des menschlichen Wesens in sich selbst.“ – „Gott ist der Spiegel des Menschen.“ – „Gott ist das
offenbare Innere, das ausgesprochene Selbst des Menschen.“[

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuerbach#Religionskritik_.E2.80.9Ekritisch -genetisch.E2.80.9C

Klugschnacker 28.09.2015 14:21

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1168768)
Hast Du Dich mal mit dem Philosphen Feuerbach beschäftigt? Er betrachtet Religion als etwas zum Menschen gehöriges, das er anthropologisch von der Entstehung her erklärt, statt die Religion abstrakt zu kritisieren.

Sofern alle Religionen gemeint sind, muss Feuerbachs Kritik zwangsläufig abstrakt sein. Ich habe Feuerbach in der Schule gelesen und fand seine Gedanken sehr interessant. Heute denke ich, dass er sich geirrt hat. Teils weil er von falschen Voraussetzungen ausging, teils weil ihm Wissen nicht zur Verfügung stand, das wir heute haben (was nicht bedeutet, dass wir alles wüssten, aber eben mehr als Feuerbach).

Ein Irrtum bestand zum Beispiel darin, dass die Religion zum Menschen gehöre. Die meiste Zeit seiner Geschichte kannte der Mensch keine Religion. Heute scheint er sich wieder von ihr zu entfernen – gebildete Gesellschaften neigen dazu, sich zu säkularisieren.

Rälph 28.09.2015 17:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168696)
So unfreundlich muss man das nicht formulieren. Sie irren sich. Jesus selbst war vom Kommen des Gottesreiches noch zu seinen Lebzeiten überzeugt. Er irrte sich, wie auch in vielen anderen Dingen. Auch Sokrates, Aristoteles, Gandhi und Einstein haben sich oft geirrt, ohne dass man sie als verrückt oder Wichtigtuer bezeichnen wollte.

Oder verstehe ich Dich falsch? Vielleicht gibst Du uns ein Beispiel von einem der unzähligen Menschen mit Kontakt zu einer höheren Wirklichkeit, das Du besonders überzeugend findest?

(Der Zusammenhang mit meinem Posting, das Du zitierst, ist mir nicht ganz klar. Ich sagte, dass sich kulturelle Systeme etablieren, die keinen direkten Bezug zur Realität haben. Religionen können daher existieren, ohne dass ein Gott existieren muss. Denn ihr entscheidender Inhalt ist nicht Gott, sondern der Glaube an Gott. Also muss die Existenz eines Gottes nicht bewiesen werden, um Religionen einen Sinn zu geben. Ganz im Gegenteil: Säße Gott plötzlich vor uns, wäre es vorbei mit der Kirche. Denn wer glaubt ernsthaft, Gott sei Katholik oder Protestant?)

Lg, A.


Du schriebst:

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168127)
In gleicher Weise sind religiöse Erfahrungen real. Denn sie beziehen sich auf eine Fiktion, die real ist. Der Gegenstand dieser Fiktion ist jedoch nicht real.

Du solltest eher schreiben, "Der Gegenstand dieser Fiktion muss nicht zwingend real sein."

Auf was ich hinaus wollte:
Das Internet ist voll von Menschen, welche über Begegnungen mit Engeln oder über seltsame Nahtoderlebnisse berichten. Manche Menschen erwachen aus dem Koma und sprechen angeblich plötzlich eine fremde Sprache. Leute lassen sich in ein früheres Leben rückführen oder kennen/können Dinge aus diesem.
Es gibt eine derartige Fülle an solchen Berichten, dass es unwahrscheinlich ist, dass alle einem Hirngespinnst zum Opfer fallen.
Eine Frau aus meinem nächsten Familienkreis, welche ansonsten keinen Bezug zu diesem Thema hat, berichtete nach einem dramatischen Verlust eines noch nicht geborenen Kindes davon, in tiefster Verzweiflung von einem "Engel" umarmt und getröstet worden zu sein.
Das meine ich. Nicht die prominenten Schlaumeier, die du oben erwähnt hast.

qbz 28.09.2015 18:02

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1168778)
Sofern alle Religionen gemeint sind, muss Feuerbachs Kritik zwangsläufig abstrakt sein. Ich habe Feuerbach in der Schule gelesen und fand seine Gedanken sehr interessant. Heute denke ich, dass er sich geirrt hat. Teils weil er von falschen Voraussetzungen ausging, teils weil ihm Wissen nicht zur Verfügung stand, das wir heute haben (was nicht bedeutet, dass wir alles wüssten, aber eben mehr als Feuerbach).

Ein Irrtum bestand zum Beispiel darin, dass die Religion zum Menschen gehöre. Die meiste Zeit seiner Geschichte kannte der Mensch keine Religion. Heute scheint er sich wieder von ihr zu entfernen – gebildete Gesellschaften neigen dazu, sich zu säkularisieren.

Ich dachte, dass schon die meisten sog. Naturvölker, welche vom Jagen und Sammeln leben, Wetterereignisse, Jagdglück, Tiere, Krankheit, Tod religiös mystifizieren und sich die Religionen jeweils der Entwicklung der menschlichen Lebens- und herrscherformen anpassen. Ist das ein falscher Blick auf die Religionsgeschichte des Homo Sapiens?

Klugschnacker 28.09.2015 19:22

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1168818)
Du solltest eher schreiben, "Der Gegenstand dieser Fiktion muss nicht zwingend real sein."

Einverstanden! :Blumen:

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1168818)
Eine Frau aus meinem nächsten Familienkreis, welche ansonsten keinen Bezug zu diesem Thema hat, berichtete nach einem dramatischen Verlust eines noch nicht geborenen Kindes davon, in tiefster Verzweiflung von einem "Engel" umarmt und getröstet worden zu sein. Das meine ich. Nicht die prominenten Schlaumeier, die du oben erwähnt hast.

Die Geschichte mit dem verlorenen Kind und dem tröstenden Engel ist natürlich dramatisch und ergreifend. Niemand argumentiert gerne dagegen an. Ich ganz bestimmt auch nicht.

Aber was haben die Menschen sich in ihrer Geschichte bereits alles eigebildet! Wir können nicht jedem Traum, jedem Gefühl oder mystischer Ahnung einen Wahrheitsgehalt zumessen. 4 Millionen US-Bürger sind beispielsweise überzeugt davon, von Außerirdischen entführt worden zu sein. Sie schildern auf teilweise erschütternde Weise alle Details ihrer Entführung. Unter ihnen der Träger des Nobelpreises für Chemie 1993. Andere sind Zeuge eines Wunders geworden, etwa, dass eine 2000 Kilo schwere Marienstatue ihnen zugewunken habe.

Ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist, dass wir es hier mit handfesten Tatsachen zu tun haben.

Klugschnacker 28.09.2015 19:28

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1168832)
Ich dachte, dass schon die meisten sog. Naturvölker, welche vom Jagen und Sammeln leben, Wetterereignisse, Jagdglück, Tiere, Krankheit, Tod religiös mystifizieren und sich die Religionen jeweils der Entwicklung der menschlichen Lebens- und herrscherformen anpassen. Ist das ein falscher Blick auf die Religionsgeschichte des Homo Sapiens?

Ich bin kein Experte. Wenn Du auf diese Weise fragst, also mit der Mystifizierung von Naturphänomenen, muss man den Beginn der Religionen sicher sehr früh ansetzen. Ich hatte oben den Begriff der Religion in einem engeren Sinn verstanden.

bellamartha 28.09.2015 21:15

Zitat:

Zitat von Rälph (Beitrag 1167988)
Hier mal der passende Soundtrack zu diesem Thread. Ein Relikt meiner abgef'ckten 90er Punkrock Zeit.:Prost: :Cheese:
>Fuck Religion<

Das mag ich auch sehr. Auch heute noch.

Gruß
J.

Jog 29.09.2015 06:51

Zwei Anmerkungen:

Es ist ein kaum zu übertreffendes Qualitätsmerkmal dieses Forums, wie die Diskussion zu einem solchen Thema hier abläuft. Ich bin ziemlich beeindruckt über die intellektuelle Qualität von einigen Beiträgen.

In vielen Foren sind Beiträge zu Religion und Politik schlicht per Forenregeln untersagt. Ansaetze, voellig egal mit welcher Tendenz, werden von den Moderatoren recht schnell wieder geloescht. Das halte ich fuer eine grundsaetzlich gute Idee. Ich kann den Betreibern dieses Forums nur wuenschen, dass das bisherige Niveau halbwegs gehalten wird, bin allerdings schon der Meinung, das die o.g. Regel sinnvoll ist.

Gruesse

Jog

FlowJob 29.09.2015 17:05

Zitat:

Zitat von Jog (Beitrag 1168932)
Es ist ein kaum zu übertreffendes Qualitätsmerkmal dieses Forums, wie die Diskussion zu einem solchen Thema hier abläuft. Ich bin ziemlich beeindruckt über die intellektuelle Qualität von einigen Beiträgen.

Triathlon ist halt doch Elitensport... :Cheese:

bellamartha 29.09.2015 22:04

Zitat:

Zitat von Jog (Beitrag 1168932)
Zwei Anmerkungen:

Es ist ein kaum zu übertreffendes Qualitätsmerkmal dieses Forums, wie die Diskussion zu einem solchen Thema hier abläuft. Ich bin ziemlich beeindruckt über die intellektuelle Qualität von einigen Beiträgen.

In vielen Foren sind Beiträge zu Religion und Politik schlicht per Forenregeln untersagt. Ansaetze, voellig egal mit welcher Tendenz, werden von den Moderatoren recht schnell wieder geloescht. Das halte ich fuer eine grundsaetzlich gute Idee. Ich kann den Betreibern dieses Forums nur wuenschen, dass das bisherige Niveau halbwegs gehalten wird, bin allerdings schon der Meinung, das die o.g. Regel sinnvoll ist.

Gruesse

Jog

Ich wäre sehr dagegen, in diesem Forum Threads zum Religion oder Politik zu untersagen. Denn auch wenn es diejenigen Themen sind, die mich hier am meisten aufregen, bzw. die Meinungen von Leuten, die mit diskutieren, sind sie gleichzeitig doch einer der Gründe, warum ich mich hier noch so regelmäßig tummele, obwohl ich mit Triathlon ja nichts mehr am Hut habe.
Jetzt könnte man mir natürlich ans Herz legen, mich doch in Politik oder Religions-Foren zu tummeln, aber das ist mir viel zu speziell. Ich mag die hübsche Mischung hier aus Belanglosigkeiten, Albernheiten, Sport, Menschlichem und eben auch Politik und Religion.

Ich gebe dir Recht: Ich staune auch immer wieder über die Klugheit und Bildung diverser Foristen. Toll!

J.

Pippi 29.09.2015 22:53

Zitat:

Zitat von Jog (Beitrag 1168932)
Zwei Anmerkungen:

Es ist ein kaum zu übertreffendes Qualitätsmerkmal dieses Forums, wie die Diskussion zu einem solchen Thema hier abläuft. Ich bin ziemlich beeindruckt über die intellektuelle Qualität von einigen Beiträgen.

Da schliesse ich mich an.

Habe bei manchen Texten nach Quellenangaben geschaut, doch die waren von einem Tri-Sze-Fori geschrieben.

FlyLive 02.10.2015 17:05

Immer öfter habe ich den Eindruck das der Homo Sapiens sich wieder zurück entwickelt und sich dem Einzeller annähert. Schlimmer geht es wirklich kaum noch.

http://netzfrauen.org/2015/09/29/leb...kets-in-china/

Campeon 02.10.2015 17:10

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1170144)
Immer öfter habe ich den Eindruck das der Homo Sapiens sich wieder zurück entwickelt und sich dem Einzeller annähert. Schlimmer geht es wirklich kaum noch.

http://netzfrauen.org/2015/09/29/leb...kets-in-china/

Ich dachte das ist ein Scherz, ist es nicht, grausam. Wer so etwas macht soll in der Hölle schmoren, oder egal wo.
Eigentlich müßte man solche Menschen auch mal so etwas antun.

FlyLive 02.10.2015 17:19

Zitat:

Zitat von de Dommschwätzerr (Beitrag 1170146)
Ich dachte das ist ein Scherz, ist es nicht, grausam. Wer so etwas macht soll in der Hölle schmoren, oder egal wo.
Eigentlich müßte man solche Menschen auch mal so etwas antun.

Auf jeden Fall wächst in mir eine große Wut wenn ich so etwas überflüssiges an Leid sehe.
Hersteller, Händler und Käufer sollten zumindest auf lange Zeit eingesperrt werden.

Pippi 04.10.2015 15:11

Ohne Kommentar:

http://ibada.de/mutter-teresa-heilig...sche-gaunerin/

FlyLive 04.10.2015 15:30

Zitat:

Zitat von Pippi (Beitrag 1170507)

Jo, Christian Anders :Lachen2:


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