Ich lese hier nur zeitweise und teilweise mit, habe also nicht alles verfolgt.
Über diesen Post bin ich aber gestolpert und frage mich, was das ausländische (englische?) Medium damit meint, wenn sie sagen, "which allowed him to stay for unknown reasons".
Das ist doch Quatsch, es waren ja keine unbekannten Gründe, die den mutmaßlichen Täter vor der Abschiebung bewahrten. Der Grund war, dass die Kooperation aus dem Herkunftsland nicht funktionierte und die tunesischen Behörden erst mal abstritten, dass er überhaupt Tunesier ist und dann mit den Ersatzpapieren nicht aus dem Quark kam.
Das kenne ich auch von anderen Staaten, z.B. dem Libanon, so dass ich Patienten kenne, die entweder als Kind aus dem Libanon kamen oder sogar hier geboren sind, deren Eltern aber Libanesen waren, die vor dem Bürgerkrieg im Land flüchteten, die jetzt so alt sind wie ich und schon ewig mit einer Duldung leben.
Das führt z.B. im Essener Stadtteil Altenessen dazu, dass dort eine ganze Generation libanesisch-stämmiger Menschen lebt, die im Leben kaum Perspektiven haben. Da sie nur geduldet sind, erhalten sie keine Arbeitserlaubnis. Sie sind seit der Kindheit geduldet und wissen schon früh, dass sie keine Ausbildung werden machen können und keine Arbeit finden werden. Wozu sollten sie in der Schule lernen? Sie werden eh von Sozialleistungen (früher weit unter dem Sozialhilfesatz, heute bei den langjährig Geduldeten auf dem Niveau von Grundsicherung) leben. Das führt dann dazu, dass sie sich oft für illegale Wege entscheiden, zumal oft Suchtprobleme mit harten, illegalen Suchtmitteln vorliegen - die Gründe, die zumindest auch eine Rolle bei der Suchtentstehung spielen, sind dieselben.
Sie werden also kriminell, tun sich in Banden zusammen, holen sich Status, Anerkennung, Geld und Identität im kriminellen Milieu, leben mitten in Deutschland in einer Parallelwelt und haben dann natürlich auch recht bald kein Interesse mehr an der Welt, die ihnen schon als Kinder verschlossen blieb, zu einem Zeitpunkt also, als sie in der Regel noch offen dafür waren.
Am Ende gibt es dann eine Fernsehdokumentation über Altenessen und man staunt ungläubig, was da so abgeht.
Andere Duldungsgründe, mit denen ich bei unseren Patienten zu tun habe, sind z.B.: Schwere psychische Erkrankungen, z.B. eine Psychose, selten auch die Drogenabhängigkeit. Laufende Asylverfahren von Ehefrau oder Kindern. Schwangerschaft.
Ich finde es wichtig, dass nicht das Instrument der Duldung, das seine Berechtigung hat, auch wenn es sicher Optimierungsbedarf gibt (z.B. Erteilung von Arbeitserlaubnissen, Erteilung eines Aufenthaltstitels bei langjährig Geduldeten, die sich an die Regeln hier halten und eventuell ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können), grundsätzlich in Frage gestellt wird, weil es geduldete Menschen gibt, die schwere Straftaten begehen. Das macht man ja bei anderen Dingen auch nicht, denn eine Sache wird ja nicht weniger richtig, weil sie von einigen missbraucht wird.
Das sagt Wikipedia zur Duldung,
das das Gesetz und
hier ist eine gut verständliche Zusammenfassung aus der Flüchtlingshilfe.
Gruß
J.