![]() |
Zitat:
|
Das ist genau das Problem: Man kann gar nicht erkennen, wieviel jemand "leidet" oder wie "mental hart" jemand ist, da man es ihm oft nicht ansieht.
Mich stößt es eher ab, wenn man sowas an Äußerlichkeiten erkennen kann (Kotzen, Zusammenbrechen, gequälter Gesichtsausdruck etc. ...). Zur mentalen Kraft gehört eben auch, dass man sich nicht so gehen lässt. |
Ich nenne mal 2 Aspekte von mir selbst:
1. bei 5km Läufen und ähnlichen Veranstaltungen wachse ich immer über mich heraus. Leute, die mit mir Dauerläufe und Intervalltrainings machen, wundern sich immer über meine Ergebnisse. Ich steige mich da im Vorfeld irgendwie total rein, auch wenn es eigentlich um nichts geht. Ich laufe den kompletten Wettkampf jenseits der 200 Puls und hatte auch schonmal den ein oder anderen Gedankenaussetzer im Ziel. Theatralisch auf den Boden werfen, kotzen etc. lasse ich weg. 2. bei MD/LD Triathlons, Radmarathons etc. geht das natürlich nicht, da bin ich aber wie viele andere auch unterwegs schon durch verschiedene Krisen gegangen. Trotzdem habe ich immer gefinished und habe die Leiden ertragen. Andere hätte an meiner Stelle aufgegeben oder wären gar nicht gestartet. Beide Punkte sprechen aus meiner Sicht für mentale Stärke, die auch zu messbaren Ergebnissen führen. Verbesserungspotential sehe ich trotzdem, da ich im Training manchmal zu melancholisch bin. Das bremst mich fürchterlich aus. Besonders dann, wenn mir irgendwas nicht passt. Aber auch dann, bin ich messbar schlechter als sonst im Vergleich zu meinen Trainingspartnern. |
Zitat:
Was mich an dem Thread irritiert ist der starke Fokus auf den einen Aspekt auf "Härte". :Maso: |
Zitat:
Zweifellos sind Ausdauersportarten mit sehr viel Trainingsqual verbunden. Zur Leidensfähigkeit im Wettkampf, wenn es um den Sieg geht oder dem Durchhaltevermögen, um überhaupt das Ziel zu sehen, fehlt aber noch einiges. Fakt ist, dass der Leistungssport viel leichter fällt und man mit Qualen leichter umgehen kann, wenn sich Erfolg einstellt. Die Härtesten, also mental Stärksten, wenn man so will, sind wahrscheinlich diejenigen, die trotz mangelndem Talent und bescheidenem Erfolg nie aufstecken. Andererseits ist man oftmals nur dann bereit, an sein absolutes Limit zu gehen, wenn es um den Sieg geht. |
Danke erstmal für die vielen konstruktiven Diskussionsbeiträge. Ich finde das Thema auch spannernd und stimme zu, dass das Mentale durchaus komplex ist und sich aus vielen psychischen Einzelleistungen zusammensetzt und sowohl im Wettkampf, aber auch in der Vorbereitung eine Rolle spielt.
Der Einstieg war halt nur ein Aufhänger, weil mir das gerade in der medialen Berichterstattung immer wieder über den Weg läuft, wo dann auch von "Fachjournalisten" immer mal wieder Aussagen kommen wie "Der kann sich quälen, wie kaum ein anderer". Oft wird das ja auch sogar von anderen Sportlern gesagt und es stellt sich die Frage, ob das nur mediales Phrasendreschen und Zuspitzung und Kokettierie ist, oder ob da doch etwas dran ist. Ich denke aber auch, dass zum Beispiel in den Top 10 von Hawaii dieser Faktor, ähnlich wie andere Erfolgsfaktoren, wenig variiert. Wenn man so weit kommt, muss da auch mental vieles passen. Den genannten Umgang mit Rückschlägen und Niederlagen finde ich auch einen wichtigen Faktor. Man vergisst da auch schnell, dass zum Beispiel auch ein Strahlemann Jan Frodeno vor seine Langdistanz-Karriere schweren körperliche und psychische Krisen zu überstehen hatte (und von vielen, auch vielleicht vor Peking), wissen wir wahrscheinlich gar nichts. Dennoch muss er damit einen positiven Umgang gefunden haben, sonst wäre er nicht da, wo er ist. Sanders ist hier vielleicht wieder, mit seiner Neigung konzeptionell alles in Frage zu stellen, auch ein Beispiel für jemand mit einem Defizit im mentalen Bereich, wenn es darum geht, einer Methodik einfach mal zu vertrauen und diese fokussiert über einen Zeitraum zu vertrauen. Ich meine das jetzt gar nicht wertend, sondern analytisch. Ich bin da ähnlich gestrickt und neige dazu, bei Rückschlägen vieles gleich in Frage zu stellen und komme dann zwar wieder in den Fokus, hab aber auf dem Weg oft viel Energie gelassen. Diesbezüglich fand ich das Buch von Jonas Deichmann über seinen Triathlon um die Welt sehr lesenswert, wo neben der wirklich beeindruckenden Leidensfähigkeit (nicht heilende Wunden im Salzwasser, stundenlanges Frieren bei Kälte, täglich Marathon laufen und den ersten einfach mal so..) vor allem sein gnadenloser Optimismus auffällt. Das würde ich persönlich definitiv so nicht hinbekommen. Klar, wenn ich im Training oder im Rennen immer optimistisch bleibe, ist das hilfreich oder eröffnet überhaupt erst eine Chance. Oder um ein beliebtes Forumsbeispiel zu nennen: Wenn Anna Kiesenhofer vor ihrem Breakway erst eine Expertenumfrage gemacht hätte, ob das gut gehen kann und überhaupt ernsthaft Sinn macht, wäre sie vermutlich nicht Olympiasiegerin geworden. Andererseits muss man das dann auch mental aushalten können, wenn es nicht klappt, und alle anderen das natürlich schon vorher gewusst haben, dass es gar nicht klappen konnte. Auch das halte ich für eine mentale Stärke, sich - obwohl man sie natürlich auch braucht - sich andererseits in gewissem Rahmen von externen Einschätzungen und Meinungen unabhängig zu machen. |
Zitat:
Meine Hypothese: Die Unterschiede bei der Willenstärke im Wettkampf sind innerhalb der Gruppe von 10 zufällig ausgewählten Freizeit Sportlern deutlich grösser als innerhalb von den 10 Weltbesten. |
Zitat:
Ich wollte aber nur ausdrücken, dass hohe Leistungsfähigkeit nicht zwangsläufig mit hoher Leidensfähigkeit einhergeht. |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:26 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.