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dickermichel 22.05.2008 22:18

Zitat:

Zitat von Danksta (Beitrag 95078)
Guck Dir doch auch mal das Schwimmtraining in Dickermichels Blog an. Die gleiche Strecke mit immer längeren Atempausen (2er, 3er, 4er, 5er,... Zug) ist auch gut, um die aerobe Ausdauer zu verbessern.
Darüber hinaus muss man da sauber schwimmen - zum Wasserverkloppen hat man schlichtweg keine Luft.

Jetzt muß ich mich hier auch mal einmischen, auch wenn ich keine Ahnung habe...:Cheese:
Aber nachdem Daniel mich hier nun schon zum zweiten Mal erwähnt, will ich hier mein Trainingskonzept der Atemintervalle noch einmal ausführlich erläutern (also nehmt Euch gleich mal ein paar Stunden Zeit...;-).
Doch vorab kurz die Antwort auf die nicht gestellte Frage: Was heißt "Schwimmen" im Triathlon?
Die meisten von Euch werden es gemerkt haben:
Keiner mag uns....:Weinen:
Die "echten" Schwimmer überholen uns Trias schon mit Rückenbeinen - wenn wir sprinten...
Die alten Omas und Opas hassen uns, weil wir auf ihren jahrzehntelang besetzten Bahnen herumkreuzen...aber das nur nebenbei. Zurück zu den "echten" Schwimmern:
Die sind schnell, müssen schnell sein und haben ein vollkommen anderes Konzept der Sportart 'Schwimmen" als Triathleten. Daher sind meiner Meinung nach quasi alle Schwimm-Trainingspläne für Trias eigentlich erst einmal nix (jetzt bitte alle aus der Schwimmer-Fraktion fest druff...)...eigentlich...denn natürlich gibt es einige sinnvolle Dinge, die wir Triathleten für unser Training nutzen können - die Frage ist nur:
Welcher Triathlet (= auf welchem Niveau befindet er sich bzgl. der Schwimmerei und des Triathlons?) benötigt welche Trainingseinheiten (= für welche Distanz trainiert er?)?
Hierzu werde ich mich hüten, eine allgemeinverbindliche Definition zu geben - allein die Fragestellung sollte schon helfen bei der richtigen Auswahl aus der Fülle an Trainingseinheiten aus dem Schwimmplanfundus.

Nächster Punkt: Schwimmen ist Technik.
Man schaue sich mal bei WKs (besonders LDs) die zarten Profi-Damen an. Am liebsten würde man ihnen noch Flossen ranschnallen, damit sie auch ja nicht untergehen - und schwupps kommen sie mit den ersten Männern aus dem Wasser.
Was sagt uns das?
Zum einen: "Don't judge a book by its cover!", zum anderen Schwimmen hat nix mit Kraft, sondern alles mit Effizienz zu tun und Effizienz erlangt man durch die richtige Technik.
Was die richtige Technik genau ist, wissen viele Leute sehr viel besser als ich, aber es ist IMO schon wichtig zu wissen, daß es zwra einige grundsätzliche Regeln gibt, aber ebenso einige Regeln, zu denen es mindestens zwei Meinungen dazu gibt - daher mein Tip:
Jeder muß nach dem Lernen der wichtigsten Grundsatzregeln im Kraul für sich selbst herausfinden, wie er/sie das Wasser am besten "greifen" kann, wie er /sie am schnellsten wird.
Das herauszufinden, ist wiederum Aufgabe des Trainings und hier sind wir bei "meinen" Atemintervallen.
Doch vorher noch kurz und abschließend die nächste Vorgabe nach "Schwimmen ist Technik" für Triathleten, die NICHT unter die ersten zehn, zwanzig schwimmen sowie radeln und laufen können oder wollen...;) :
Schwimmen im Triathlon ist die Fähigkeit, über die GESAMTE Länge (relativ) gleichmäßig seine Kraft einsetzen zu können, ohne durch Ermüdung verhältnismäßig viel Zeit zu verlieren bzw. schon vor dem Radfahren zu erschöpft zu sein.

Dies alles vorausgesetzt - und jetzt komme ich quasi auf den Punkt...:liebe053: - sind schnelle Intervalle eine der Trainingseinheiten, die im Schwimmplanfundus der meisten Triathleten während der meisten Zeit ihres Trainingsjahres NIX VERLOREN HABEN!!! (Und jetzt bitte steinigen!!! Oh, jaaa...:Maso:)

Also: Ich sagte oben, es ist die Aufgabe bzw. das Ziel des Trainings, herauszufinden, wie man effektiver im Wasser wird.
Vorausgesetzt man hat die Grundregeln des Schwimmens verstanden und ist in der Lage, diese umzusetzen, DANN benötigt man nun Einheiten, wo man sich vor allem auf sich selbst und seine Körperbewegungen konzentrieren kann - und die darüber hinaus noch einen Trainingseffekt haben.
Und so landet man IMO automatisch bei den Atemintervallen - vom 3er- bis zum 10er-Zug). Diese haben verschiedenste Funktionen:
- Man muß sich ein paar Züge nicht um das Atmen und das damit verbundene Drehen des Körpers bzw. Kopfes kümmern
- Man kann sich voll und ganz auf seine Arm- und Körperbewegungen konzentrieren
- Die beteiligten Muskeln gehen eine Sauerstoffschuld ein, obwohl sie ausschließlich aerob arbeiten
- Der gesamte Atemapparat geht eine Sauerstoffschuld
- Etc., es gibt irgendwie noch mehr, aber aktuell fallen mir keine Funktionen mehr ein...

Da der Körper naturgemäß bestrebt ist, einen neuen Reiz zu adaptieren, ist einer der Effekte, daß die Bewegungsabläufe effizienter werden müssen, damit die Sauerstoffschuld geringer ist. Das hat meiner Meinung nach äußerliche - in den Bewegungen bzw. Abläufen - als auch innerliche - in der Anpassung der Organe und Muskeln - Auswirkungen.
Erst wenn man hiermit eine Basis geschaffen hat, und in der Lage ist, eine längere bis lange Strecke effizient und gleichmäßig zu schwimmen, DANN kann man sich die klassischen Schwimmprogramme näher anschauen und das für sich Richtige herauspicken.

So, das war die Gute-Nacht-Geschichte "Schöner schwimmen mit dem dicken Michel".
Schlaft gut, Kinderchen...:Schlafen:

Volkeree 22.05.2008 22:37

@Michel
Ich hatte von deinen Atemintervallen in deinem Blog auch schon gelesen und mich gefragt was das wohl bringen soll. Irgendwie habe ich aber vergessen, mal nachzufragen.
Trotzdem habe ich das letzte Woche einfach mal versucht und werde das regelmäßig ins Training einbauen. Wenn ich es montags einmal mache, werde ich Dienstag nicht wissen, ob es was gebracht hat.
Also mal sehen, ob ich nach einer Zeit eine Veränderung feststelle. Deine Erklärung klingt für mich logisch, prima.

Volker

dickermichel 22.05.2008 22:48

Zitat:

Zitat von Volkeree (Beitrag 95106)
.
Also mal sehen, ob ich nach einer Zeit eine Veränderung feststelle. Deine Erklärung klingt für mich logisch, prima.

Hi Volker,
schön, daß Du es als Anregung für Dein Training siehst.
Aber auch auf die Gefahr hin, sektiererisch zu klingen:
Ich bin (für mich zumindest) überzeugt, daß man diese Atemintervalle in einem Block als Haupteinheiten einsetzen sollte, um von den Vorteilen schnellstmöglich zu profitieren.
Wenn dieser Block vorbei ist, dann genügt es, die Atemdinger einmal pro Woche (oder wie auch immer es paßt), in das Training einzubauen.
Aber das muß jeder natürlich für sich selbst ausprobieren.
Viel Erfolg: Michel

drullse 22.05.2008 23:26

Zitat:

Zitat von dickermichel (Beitrag 95104)
- Man muß sich ein paar Züge nicht um das Atmen und das damit verbundene Drehen des Körpers bzw. Kopfes kümmern
- Man kann sich voll und ganz auf seine Arm- und Körperbewegungen konzentrieren

Diese beiden Punkte könnte man aber auch mit nem Schwimmerschnorchel trainieren...

Zitat:

- Die beteiligten Muskeln gehen eine Sauerstoffschuld ein, obwohl sie ausschließlich aerob arbeiten
- Der gesamte Atemapparat geht eine Sauerstoffschuld
Das dann halt, wenn die Technik stimmt und man ins Intervalltraining einsteigt.

meggele 22.05.2008 23:59

@dm: Im Prinzip halte ich das für richtig, aber Deine Begründung für die Atemintervalle, naja, ich weiß nicht. Erstens: warum soll eine "Sauerstoffschuld" gut sein? Meist trainiert man damit eh nicht die Sauerstoff"versorgung", vom O2 ist eh genug da, man lernt ja nur, den Atemreiz aufgrund des gesteigerten CO2s zu unterdrücken. Aber was hat man damit gewonnen? Zweitens: alles technische würde ich eben auch nur komplett technisch trainieren. Also entweder, wenn der Bewegungsablauf noch nicht funktioniert, einzeln, oder als so langsames schwimmen, dass man die Technik im Griff hat. Und in dem Maße, in dem man so besser wird, hat man dann auch schon alles, was man als Tria auf längeren Strecken braucht: Technik und Ausdauer.

dickermichel 23.05.2008 00:09

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 95113)
Diese beiden Punkte könnte man aber auch mit nem Schwimmerschnorchel trainieren...

Das dann halt, wenn die Technik stimmt und man ins Intervalltraining einsteigt.

Schwimmerschnorchel???
Naja...und was ist dann mit den Atemintervallen??? Darum geht es ja in erster Linie.

Und warum sollten Triathleten in ein "Intervalltraining" einsteigen? Hier gilt IMO das Gleiche wie beim Laufen: Wer nicht ein gewisses Tempo in der OD oder auf der LD laufen kann, der muß über intensives bzw. Intervalltraining nicht nachdenken.

Gute Nacht: Michel

drullse 23.05.2008 00:29

Zitat:

Zitat von dickermichel (Beitrag 95123)
Schwimmerschnorchel???
Naja...und was ist dann mit den Atemintervallen??? Darum geht es ja in erster Linie.

Mir geht es in erster Linie um die Technik.

Zitat:

Und warum sollten Triathleten in ein "Intervalltraining" einsteigen? Hier gilt IMO das Gleiche wie beim Laufen: Wer nicht ein gewisses Tempo in der OD oder auf der LD laufen kann, der muß über intensives bzw. Intervalltraining nicht nachdenken.

Gute Nacht: Michel
4x 400m sind auch Intervalle... ;)

dickermichel 23.05.2008 00:46

Ohne, daß ich es kannte, aber hier ein lesenswerter Artikel, der EINEN der Vorteile vermittelt bzw. klarmacht, welchen Stellenwert die Atmung ist:

http://www.gsv1.de/gsv_joomla/index....5&Item id=317

"Das "Atem Verhältnis" ist einfach* Zeit die ein Schwimmer zur Ausatmung braucht im Verhältnis zur Einatmung.* An Land brauchen wir in etwa die gleiche Zeit.
Wenn dieses gleiche Verhältnis (1:1) z.B. auf das Freistil-Schwimmen übertragen wird, wird der Körper sehr oft aus der Balance kommen, weil die Ausatmung zu kurz ist, um dem Schwimmer genügend Zeit zu geben die natürliche Rollbewegung des Körpers zu beenden. Auch wird der Schwimmer nicht in der Lage sein, auf beiden Seiten des Körpers die gleiche Zuglänge zu haben. Weil der Sauerstoffbedarf steigt, wird der Schwimmer auch schnell* ermüden, weil die Zeit zur Ausatmung zu kurz war und daher einfach nicht genug Platz in den Lungen ist für neue Luft. Daher eine wichtige Regel für die Atmung: das Verhältnis* zwischen Ausatmung und Einatmung sollte mindestes 2:1 sein.*
Es ist durchaus möglich dieses Verhältnis bewußt zu kontrollieren und es den Bedürfnissen der einzelnen Schwimmer anzupassen. Mit ein bißchen Übung kann es auf 3:1 und sogar mehr gesteigert werden. "

"Verlängerung der Ausatmung beim Kraulschwimmen
Die Fähigkeit, die Ausatmung zu verlängern ist der Schlüssel für rationelles Schwimmen.* Durch die Verlängerung jeder Ausatmung und dadurch, dass man der Luft erlaubt locker nach außen zu strömen bekommt der Schwimmer bei jedem Zug mehr Zeit eine stromlinienförmige Position einzunehmen, den Körper auszubalancieren und Zuglänge sowie Zugrhythmus beizubehalten.* Das Resultat ist das* scheinbar mühelose Gleiten, das man so oft bei Top-Schwimmern sieht."


Wie auch immer: Technik ist das Fundament - und wenn das nicht steht, ist weder "mein" Weg der richtige noch irgendein anderer sinnvoll.

Gute Nacht: Michel


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