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Klugschnacker 13.12.2013 01:09

Zitat:

Zitat von dickermichel (Beitrag 990526)
Arne, liest Du genau, denn ich schrieb nicht, daß es nicht "zulässig" sei, sondern daß es nicht als Argument "taugt" - das ist ein gewaltiger Unterschied.

Es taugt deshalb in DIESER Diskussion nicht, weil z. B. Artikel, wie der von Uli, gerade nicht über den heutigen Status Quo sprechen, sondern über die Vorstellung eines ZUKÜNFTIGEN.
Das aktuell geltende Recht kann daher nur als Ausgangs- und Referenzpunkt dienen, aber nicht als Argument.

Ich schrieb von den Gründen, die dafür mitverantwortlich sind, dass sich das "zukünftige" Recht nicht bereits heute etabliert hat, also von den Gegengründen. Wenn wir sie ignorieren, sind wir Träumer.
:Blumen:

Hafu 13.12.2013 09:45

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 990531)
Ich schrieb von den Gründen, die dafür mitverantwortlich sind, dass sich das "zukünftige" Recht nicht bereits heute etabliert hat, also von den Gegengründen. Wenn wir sie ignorieren, sind wir Träumer.
:Blumen:

Der Hauptgrunde, warum das geltende Sportrecht in Deutschland schon heute europäischen Standards weit hinterherhinkt und auch nicht dem gesellschaftlichen Konsens, der mittlerweile stark für ein echtes Dopinggesetz und stärkere Sanktionierung von Betrügern gerichtet ist, entspricht liegt darin, dass auf diesem Gebiet die von Arne erwähnte Kontrolle der Rechtsauffassungen durch den Staat nur theoretisch besteht, aber in der Praxis nicht einmal näherungsweise funktioniert.

Die Gründe dafür stelle ich hier einmal kurz dar:

Die Verbände unter Federführung des DOSB haben über Jahre krampfhaft versucht ihre Autonomie, was Dopingermittlung, Dopingverfahren und Dopingsanktionierung betrifft zu erhalten. Dass dabei die Interessen der Sportler im Vordergrund stehen ist natürlich nur ein frommer Wunsch, denn in den Mitbestimmungsgremien des organisierten Sports sitzt zwar in der Regel auch ein Athletenvertreter, aber in erster Linie sitzen dort Funktionäre mit Machtkalkül, die das beste für ihren Verband (Medaillen, Fördergelder, wobei die Verteilung von Geldern durch das Bundesinnenministerium sich in Deutschland in erster Linie an sportlichen Erfolgen, egal wie diese erreicht wurden, bemisst) und nicht primär das Beste für ihre Sportler wollen.

Die Kontrolle der Verbände (und der von ihnen aufgelegten Rechtsnormen) erfolgt theoretisch durch den Gesetzgeber=Bundestag. Weil der Mehrheit des Bundestages die notwendige Expertise fehlt, um komplizierte Sachverhalte wie Sportrechtsautonomie oder juristische Feinheiten des Antidopingkampfes zu verstehen delegiert dieser (wie bei allen Gesetzgebungsverfahren) die Feinarbeit an einen spezialisierten Ausschuss, in diesem Fall den Sportausschuss. Und genau in diesem Sportausschuss sitzen nun wieder in erster Linie Sportfunktionäre: Die Vorsitzende des Sportausschusses ist gleichzeitig Vizepräsidentin des Deutschen Leichtathletikverbandes, der prominenteste CDU-Vertreter Eberhard Gienger ist nebenbei noch Vizepräsident Leistungssport beim DOSB (und nebenbei noch aufgrund seiner eigenen Biographie ein überzeugter Doping-Befürworter)-

Dass ein solches Gremium es seit mehreren Legislaturperioden nicht schafft, ein von der breiten Bevöllerungsmehrheit eigentlich gewünschtes Anti-Dopinggesetz auf die Beine zu stellen ist nicht weiter verwunderlich.

Klugschnacker 13.12.2013 10:19

Hafu, da hast Du einen IMO sehr wichtigen Punkt erwähnt. Ergänzen sollte man ihn noch durch die Gerichte und deren Rechtsauffassungen. Sie bilden eine Kontrollinstanz, die man nicht unter den Tisch fallen lassen kann.

International ist man in manchen europäischen Ländern schon weiter, was die Strafbarkeit des Dopings betrifft, das ist richtig. Es gibt aber keinerlei Konsens bezüglich lebenslanger Strafen bei Erstvergehen. Eher könnte man von einem Konsens GEGEN lebenslange Strafen sprechen.

Die Strafbarkeit von Dopingvergehen, die ich befürworte, ermöglicht den Einsatz z.B. der Polizei zur Ermittlung der Vergehen. Man hat dann also nicht nur die Dopingkontrolleure und Laborantinnen und Körperflüssigkeiten, sondern kann auch mal Computer oder Mailaccounts etc. checken. Das ist eine gute Sache.

Die Probleme gehen los, wenn der Athlet vor ein ordentliches Gericht gestellt wird. Hier hat er alle Möglichkeiten des Rechtsstaats, sich zu verteidigen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein vom Verband gesperrter Sportler vor Gericht nach jahrelangem Prozess freizusprechen ist, weil absichtliches Doping nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Was dann? Kann ein Verband finanziell einen jahrelangen Prozess gegen einen millionenschweren Sportler überhaupt durchstehen? Auch bei mehreren solcher Prozessen gleichzeitig? Was ist mit Schadenersatzklagen bei einem Freispruch?

Das sind ernstzunehmende Einwände. Es ist nicht so, dass alle blöd oder reaktionär wären, die sich mit diesen Fragen beschäftigen. Die Strafbarkeit von Dopingvergehen bringt eine Menge Vorteile bei der Aufdeckung und Ermittlung, nicht aber bei der Bestrafung. Man denke nur an den Prozess gegen den Ex-Radprofi Stefan Schumacher. Was macht ein ehrenamtlich geführter Sportverband, der parallel 10 oder 20 solcher Prozesse bewältigen muss? Wahrscheinlich die Grätsche.

Grüße,
Arne

Klugschnacker 13.12.2013 10:55

Update zur heutigen Live-Sendung: Michi Weiss steht uns für ein Gespräch leider nicht zur Verfügung. Ich hatte ihn gefragt, ob er sich nach dem Interview mit Uli Fluhme während unserer Sendung äußern wolle. Er hat es sich überlegt, sich aber schließlich dagegen entschieden.

Für Sendungen, die sich mit seiner Person als Sportler und nicht mit seinem Dopingfall befassen, steht er gerne zur Verfügung.

Grüße,
Arne

leiti 13.12.2013 11:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 990605)
Für Sendungen, die sich mit seiner Person als Sportler und nicht mit seinem Dopingfall befassen, steht er gerne zur Verfügung.

Nunja, der Dopingfall steht im direkten Zusammenhang mit seiner Person als Sportler.

noam 13.12.2013 14:25

Der größte Fortschritt mit der Strafbarkeit des Dopings, wäre die Rechtmäßigkeit ordentlicher Ermittlungen von ordentlichen Ermittlungsbehörden.

Plötzlich hat man dann auch die Möglichkeit, Maßnahmen der Strafverfolgung einzusetzen, die den Dopingermittlern zumindest in Deutschland zumaist verwährt bleiben.

Nur kommen wir hier schon zum nächsten Problem. Um zB Telefonüberwachung (wozu auch die Überwachung des Internetaccounts gehört) angeordnet zu bekommen, muss die Strafbarkeit des Dopingvergehens gewaltig hoch aufgehängt werden, da dieser Eingriff in die Persönlichkeitsrechte doch sehr stark geschützt wird und nicht bei wagem Verdacht erlaubt wird.

Und dann kommen wir wieder in eine Misere der Ermittlungsbehörden. Wer soll gegen Sportler ermitteln? Der ausgebildete Schutzmann ohne Spezialkonntnisse oder der seine Kenntnisse über Doping in einem 2 wöchigen Lehrgang erhält? Man darf nicht davon ausgehen, dass mit dem Erlassen eines Gesetzes plötzlich alles besser wird.

captain hook 13.12.2013 14:56

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 990704)
Der größte Fortschritt mit der Strafbarkeit des Dopings, wäre die Rechtmäßigkeit ordentlicher Ermittlungen von ordentlichen Ermittlungsbehörden.

Plötzlich hat man dann auch die Möglichkeit, Maßnahmen der Strafverfolgung einzusetzen, die den Dopingermittlern zumindest in Deutschland zumaist verwährt bleiben.

Nur kommen wir hier schon zum nächsten Problem. Um zB Telefonüberwachung (wozu auch die Überwachung des Internetaccounts gehört) angeordnet zu bekommen, muss die Strafbarkeit des Dopingvergehens gewaltig hoch aufgehängt werden, da dieser Eingriff in die Persönlichkeitsrechte doch sehr stark geschützt wird und nicht bei wagem Verdacht erlaubt wird.

Und dann kommen wir wieder in eine Misere der Ermittlungsbehörden. Wer soll gegen Sportler ermitteln? Der ausgebildete Schutzmann ohne Spezialkonntnisse oder der seine Kenntnisse über Doping in einem 2 wöchigen Lehrgang erhält? Man darf nicht davon ausgehen, dass mit dem Erlassen eines Gesetzes plötzlich alles besser wird.


Man verstößt durch "Doping" in Deutschland gegen eine Reihe Gesetze, wenn auch nicht gegen ein spezielles Dopinggesetz. Aber im Rahmen des Arzeimittelgesetzes, Abgabe und Beschaffung verschreibungspflichtiger Medikamente, Drogenhandel (bzgl. Aufputschmitteln) etc gäbe es eine Reihe von Sachverhalten wo man in jedem Fall strafrechtlich tätig werden könnte. Bleibt eher die Frage, warum das nicht getan wird.

noam 13.12.2013 15:24

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 990724)
Man verstößt durch "Doping" in Deutschland gegen eine Reihe Gesetze, wenn auch nicht gegen ein spezielles Dopinggesetz. Aber im Rahmen des Arzeimittelgesetzes, Abgabe und Beschaffung verschreibungspflichtiger Medikamente, Drogenhandel (bzgl. Aufputschmitteln) etc gäbe es eine Reihe von Sachverhalten wo man in jedem Fall strafrechtlich tätig werden könnte. Bleibt eher die Frage, warum das nicht getan wird.

Weil der Konsum nicht Strafbar ist und die Konsumenten a la Omerta nicht gegen ihre Quellen aussagen.

Hier gibt es dann wenig Anhaltspunkte für erfolgversprechende Verfahren.

Ermittlungsmöglichkeiten gibt es.

Wird ein Sachverhalt bekannt, dass jemand zB Aufputschmittel konsumiert, muss er diese ja auch besitzen. Damit begeht er eine Straftat, nämlich den Besitz von Betäubungsmitteln gem §§ 1,3,29 BtMG. Da bei Erstverstoß diese Verfahren grundsätzlich wegen Nichtigkeit oder ähnlichen Gründen eingestellt werden, gibt es leider keine Möglichkeit über diese Strafverfahren an die Beschaffungswege heranzukommen. Es besteht einfach kein Interesse daran den Konsumenten strafrechtlich zu kriminalisieren, da es viele Rehabilitationsprogramme (gerade im Bereich der Drogenabhängigkeit unmöglich macht). Dazu besteht ja auch gesellschaftlicher Konsens, dass der arme kleine Kiffer ja niemanden etwas tut und der Kokser ja auch nur seine eigene Gesundheit gefährdet und die Strafbarkeit eine Farce ist. Und solange der Betäubungsmittelkonsum zum Rausch und der Drogenkonsum zur Leistungssteigerung sich im selben rechtlichen Bereich bewegen, wird es schwierig hier eine gescheite Strafbarkeit für Doping zu begründen ohne den Drogenkonsumenten zu kriminalisieren.



Ich bin auch eher der Meinung, dass ein Dopinggesetz strafrechtlich eher in die Ecke der Wirtschaftskriminalität (Betrug) gehört und nicht in das Betäubungsmittel- oder Arzneimittelgesetz.

Adressat des Gesetzes müsste man auch genau bestimmen. Und hier kommt man wieder in ein Problemfeld. Wen möchte ich bestrafen?

a) den Sportler
b) den Arzt
c) den Funktionär/Manager der es ermöglicht oder unterstützt
d) den Sponsor der davon profitiert?

Dazu muss ich das Strafverfahrensrecht anpassen. Da bestimmte Überwachungsmaßnahmen an bestimmte Tatbestände oder Strafzumessungen genüpft sind. Dazu ist die Frage, ob bei internationalen Tätern nationales Recht überhaupt sinnvoll anzuwenden ist oder ob man da als "vereinigtes Europa" nicht eher ein europäisch einheitliches Gesetz in Form bringen sollte? Da allein die Tatortfrage und damit die Zuständigkeit schwierig wird. Sportler A spritzt sich zur Leistungssteigerung in Spanien Cera und lässt sich in Bulgarien Blut entnehmen, was nach Italien zur aufbereitung geht und lässt sich diesen in Deutschland wieder zuführen um in Dänemark einen Wettkampf zu bestreiten. Wo ist denn jetzt der Tatort des "Leisutngsbetrugs", dort wo er die Leistungssteigerung hat durchführen lassen oder dort wo er davon profitiert hat? Und damit steht und fällt die Frage welche Ermittlungsbehörde zuständig ist. Das ist schon bei "richtiger" Kriminalität sehr schwierig und endet meistens in irgendwelchen Penislängenvergleichen.

noam 13.12.2013 15:31

Achso, was ich noch Vergessen habe. In wie fern sind denn die Pharmakonzerne mit im Boot? Ich meine mal in einer Doku über die Balco Labore gehört zu haben, dass nur ein drittel der von den Pharmakonzernen verkauften EPO Derivate tatsächlich auf Rezept zur Krebsbehandlungseingesetzt wird. Der Rest wird doch nicht weggeworfen?

chris.fall 13.12.2013 15:35

Moin,

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990556)
(...)
auch nicht dem gesellschaftlichen Konsens, der mittlerweile stark für ein echtes Dopinggesetz und stärkere Sanktionierung von Betrügern gerichtet ist,
(...)

dieses Zitat nur stellvertretend für diejenigen Diskutatanden hier, die sich sicher sind, dass eine Mehrheit für härtere Strafen ist.

Wie begründet Ihr diese Annahme?

Hier im Forum sind es immer die Gleichen, deren Zahl sich an zehn Fingern abzählen lässt, die vehement für härtere Strafen eintreten. Der Rest des Forums schweigt dazu, und ich weiß von vielen, dass sie diese Diskussionen gar nicht mehr verfolgen, weil da ohnehin "immer die gleichen Argumente ausgetauscht werden."

Hinzu kommt, dass dieses Forum natürlich nicht den gesellschaftlichen Konsens abbildet. Wenn überhaupt lesen wir hier die kulimierte Meinung der Forumsmitglieder, die sich überhaupt noch an diesen Diskussionen beteiligen.

Mein Eindruck ist vielmehr, dass einer großen Mehrheit außerhalb dieses Forums die ganze Doping-Problematik herzlich egal ist. Ich kann meinen Eindruck natürlich nicht belegen, stelle aber fest, dass "die" bei diesem Thema angeblich so ignorante "Politik" sehr wohl in der Lage ist, schnell auf "den Druck der Straße" aka den gesellschaftlichen Konsens zu reagieren. Beispiele für schnelle Reaktionen sind die Energiewende oder die Kampfhundeverordnungen (Wobei beide Beispiele auch belegen, dass schnelle Reaktionen "der Politik" sehr leicht zu etwas unausgegorenen Ergebnissen führen).

Wenn ich die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von noch längeren Dopingstrafen mal kurz beiseite lassen darf, so sind Dopingvergehen in Regeln begründet, die sich der Sport selber auferlegt hat. Ebenso sind die Strafen, die für diese Regelverstöße verhängt werden, Teil dieses Regelwerks. Es ist geradezu grotesk, für die Einhaltung von Regeln zu kämpfen, indem man genau diese Regeln bricht, oder zu deren Bruch aufruft. Denn genau dies bewirken die von dude vorgeschlagenen Maßnahmen: die als zu lasch empfundene Strafe wird verschärft. Da ist es dann auch gleichgültig ob man das dann "Selbstjustiz" oder "zivilen Ungehorsam" nennt.


Viele Grüße,

Christian

captain hook 13.12.2013 15:38

Es ist ja nicht nur der Besitz von Drogen oder Aufputschmitteln verboten:

§6a Arzneimittelgesetz:

2a) Es ist verboten, Arzneimittel oder Wirkstoffe, die im Anhang zu diesem Gesetz genannte Stoffe sind oder enthalten, in nicht geringer Menge zu Dopingzwecken im Sport zu erwerben oder zu besitzen, sofern das Doping bei Menschen erfolgen soll.

Quelle:
http://www.gesetze-im-internet.de/amg_1976/__6a.html

hat aber ja alles nur am Rande mit Michi Weiss zu tun.

dude 13.12.2013 16:15

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 990585)
Es gibt aber keinerlei Konsens bezüglich lebenslanger Strafen bei Erstvergehen. Eher könnte man von einem Konsens GEGEN lebenslange Strafen sprechen.

Nein, den gibt es nicht. Italienische Amateurradsportler sind nach einem Vergehen lebenslang von jeglichem Wettkampfsport ausgeschlossen. Sie sind zwar nicht lebenslang von CONI (Antidoping in Italien) gesperrt, bekommen vom Radsportverband aber keine Rennlizenz mehr.

drullse 13.12.2013 16:28

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990753)
Nein, den gibt es nicht. Italienische Amateurradsportler sind nach einem Vergehen lebenslang von jeglichem Wettkampfsport ausgeschlossen. Sie sind zwar nicht lebenslang von CONI (Antidoping in Italien) gesperrt, bekommen vom Radsportverband aber keine Rennlizenz mehr.

Warum nur Amateure und die Profis nicht? Gibt es da eine Begründung für?

dude 13.12.2013 16:32

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 990759)
Warum nur Amateure und die Profis nicht? Gibt es da eine Begründung für?

Nein, eine Begruendung habe ich nicht. Ich vermute aber:

1. eine andere Person zustaendig
2. Berufsfreiheit als Problem

Hafu 13.12.2013 17:37

Zitat:

Zitat von chris.fall (Beitrag 990742)
Moin,



dieses Zitat nur stellvertretend für diejenigen Diskutatanden hier, die sich sicher sind, dass eine Mehrheit für härtere Strafen ist.

Wie begründet Ihr diese Annahme?

Hier im Forum sind es immer die Gleichen, deren Zahl sich an zehn Fingern abzählen lässt, die vehement für härtere Strafen eintreten. Der Rest des Forums schweigt dazu, und ich weiß von vielen, dass sie diese Diskussionen gar nicht mehr verfolgen, weil da ohnehin "immer die gleichen Argumente ausgetauscht werden."

Hinzu kommt, dass dieses Forum natürlich nicht den gesellschaftlichen Konsens abbildet. Wenn überhaupt lesen wir hier die kulimierte Meinung der Forumsmitglieder, die sich überhaupt noch an diesen Diskussionen beteiligen.

Mein Eindruck ist vielmehr, dass einer großen Mehrheit außerhalb dieses Forums die ganze Doping-Problematik herzlich egal ist. Ich kann meinen Eindruck natürlich nicht belegen, stelle aber fest, dass "die" bei diesem Thema angeblich so ignorante "Politik" sehr wohl in der Lage ist, schnell auf "den Druck der Straße" aka den gesellschaftlichen Konsens zu reagieren. ...n

Den Konsens, dass ein Antidopinggesetz in der Bevölkerung auf immer größere Zustimmung stößt, kann ich jetzt nicht adhoc mit passenden Umfragen belegen, aber man hat in den vergangenen paar Jahren die sich drehende Stimmung deutlich spüren können, u.a. auch an entsprechenden Veröffentlichungen unabhängiger Medien (z.B. hier und hier).
Die CSU hier in Bayern ist schon seit ca. 2 Jahren eindeutig für ein Antidopinggesetz und man kann über Seehofer sagen, was man will, aber er hat ein sehr feines Gespür für Stimmungen und besetzt immer sehr zielsicher (und populistisch) Themen, für die es Mehrheiten in der Bevölkerung gibt, was man auch am erfolgreichen Wahlkampf mit dem Mautthema beobachten konnte.
Im übrigen hat steht auch im Koalitionsvertrag das Antidopinggesetz als Ziel für die kommende Legislaturperiode, wobei der feige DOSB es jetzt von vornherein verwässern will, indem er die Besitzstrafbarkeit von Dopingmitteln nicht mit unter Strafe stellen will.

Aber wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht für eine Bekämpfung des Dopingproblems auch durch die Politik/ den Staat wäre, dann würde sich das Thema im Koalitionsvertrag gar nicht finden.

Ich stimme übrigens Arne dahingehend zu, dass der wesentliche Vorteil eines Antidopinggesetzes nicht in evt. härteren Strafen zu suchen ist, sondern eher in effektiveren Ermittlungsmethoden und damit einhergehend in einer höheren Aufdeckungswahrscheinlichkeit von Doping.

Lebenslange Strafen sind sicher schwer durchsetzbar, weil der Begriff "lebenslang" ja emotional stark besetzt ist und man gleich an mehrfache Mörder denkt, obwohl es hier ja nicht um Gefängnis sondern nur um die Ausübung eines einzigen von zigtausend möglichen Berufen geht. Aber eine z.B. vierjährige Sperre bei nachgewiesenem "schweren" Doping wie z.B. Epo halte ich (auch als Erststrafe für gerechtfertigt und mittelfristig auch durchsetzbar. Und vermutlich würde eine 4-jährige Sperre in den allermeisten Fällen ausreichen, um den erswischten Profisportler zum echten Berufswechsel zu "animieren".

Hafu 13.12.2013 17:41

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 990605)
Update zur heutigen Live-Sendung: Michi Weiss steht uns für ein Gespräch leider nicht zur Verfügung. Ich hatte ihn gefragt, ob er sich nach dem Interview mit Uli Fluhme während unserer Sendung äußern wolle. Er hat es sich überlegt, sich aber schließlich dagegen entschieden.

Für Sendungen, die sich mit seiner Person als Sportler und nicht mit seinem Dopingfall befassen, steht er gerne zur Verfügung.
...

So ein Verhalten erinnert doch stark an den späten Lance Armstrong oder auch andere Radprofis wie Valverde oder Contador, die vor Pressekonferenzen gerne mal die Journalisten daraufhin wiesen haben lassen, dass nur Fragen zum Rennen erlaubt sind und wenn sich einzelne Reporter nicht daran gehalten haben anschließend die Pressekonferenz abgebrochen haben .

dude 13.12.2013 18:04

HaFu, Du hast bestimmt den "Frag' Weiss" thread auf ST verfolgt. Komik pur!

ArminAtz 13.12.2013 19:33

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990781)
HaFu, Du hast bestimmt den "Frag' Weiss" thread auf ST verfolgt. Komik pur!

Hast einen Link parat? :Huhu:

dude 13.12.2013 19:47

http://bit.ly/1bLV8Fh

Corki 13.12.2013 20:27

Zitat:

Zitat von ArminAtz (Beitrag 990791)
Hast einen Link parat? :Huhu:

Post #7:
"I don't think there is enough popcorn in the world for how this thread is gonna progress...... "
:Huhu:

Hafu 13.12.2013 20:37

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990781)
HaFu, Du hast bestimmt den "Frag' Weiss" thread auf ST verfolgt. Komik pur!

Meinst du z.B. diese Äußerung von MW?

Zitat:

Thanks Paul.
I just sent you a FB friend request, I hope you accept it.
I totally support the new WADA code which will have 4 years for a first offence with "heavy" drugs. Good stuff.

There was definitely a different culture in cycling, it was a different era.
...
The biggest step forward, in my opinion, is that people and media don't accept it anymore, there's so much more awareness of this problem.
You get slaughtered in the media if you get caught nowadays.
Was für ein Geschleime ("I just sent you a FB friend request, I hope you accept it. ")

MW stimmt also mit uns überein und fordert ebenfalls ab sofort 4 Jahre Strafe für Ersttäter.:Huhu:

Früher im Radsport war es eine andere Kultur, eine andere Ära.
Heute wird seiner Meinung nach Doping von der Öffentlichkeit und den Medien nicht mehr akzeptiert. Also darf man sich nicht mehr erwischen lassen! (sic!!!) /´("...you get cought nowadays").

Er schreibt ausdrücklich nicht, dass man heutzutage nicht mehr dopen darf!!!:(

Jhonnyjumper 13.12.2013 22:30

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990556)
Der Hauptgrunde, warum das geltende Sportrecht in Deutschland schon heute europäischen Standards weit hinterherhinkt und auch nicht dem gesellschaftlichen Konsens, der mittlerweile stark für ein echtes Dopinggesetz und stärkere Sanktionierung von Betrügern gerichtet ist...

Ich frage mich, was eine härtere Bestrafung tatsächlich bringen kann. Abschreckung gegenüber anderen? Erziehung gegenüber den Straftätern? Im Bereich des Jugendstrafrechts gibt es beispielsweise auch Kritik an seiner weiteren Verschärfung aus verschiedenen plausiblen Gründen. Aber vor allem auch deshalb, weil sie nicht zwingend zu einem Rückgang von Straftaten geführt hat. Also: was macht euch so sicher, dass eine Verlängerung des Strafmaßes bzw. überhaupt erst einmal die Möglichkeit einer Bestrafung qua Antidopinggesetzgebung das Problem regulieren kann? Wie sieht es mit den Dopingvergehen in Ländern aus, in denen es eine Antidopinggesetzgebung gibt? Ich weiß es nicht.

Für mich kommt in der Dopingpraxis der Sport zu sich selbst. Vielleicht mag das traurig sein, insbesondere dann, wenn mit jungen Athleten gearbeitet wird. Auch wenn die Olympische Idee etwas anderes implizierte, so ist das vorherrschende Motiv doch "citius - altius - fortius". Und darin ist logischerweise im Kern die Aufforderung zum Superlativ angelegt. Insofern widerspricht die Wirklichkeit der Wettkämpfe nicht den Idealen des Sport, sondern lediglich seiner Ideologisierung, wie z.B. von Spoortphilosophen immer wieder gesagt wird. Eugen König dazu: "Nirgends sonst als am Beispiel des Dopings wird so offenkundig, daß Ziel und Zweck des Leistungssports darin bestehen, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die technologische »Utopie der Körper« Wirklichkeit werden zu lassen und gleichzeitig, zur Beruhigung seines schlechten Gewissens über die anthropologischen Konsequenzen, zu versuchen, die jener Utopie gemäße Amoral moralisch zu verbrämen."

dude 13.12.2013 22:51

Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990822)
Ich frage mich, was eine härtere Bestrafung tatsächlich bringen kann.

Haertere Strafen allein helfen nicht. Die Strafe muss sein "raus aus dem Leistungssport" - und dann muss dem Sportler bei der Reintegration in's Leben ausserhalb des Sports geholfen werden.

drullse 13.12.2013 22:55

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990831)
und dann muss dem Sportler bei der Reintegration in's Leben ausserhalb des Sports geholfen werden.

Guter Ansatz!

Bei Einigen kannst Du das "Re" allerdings weglassen, da wird es dann besonders schwierig.

Jhonnyjumper 13.12.2013 22:57

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990831)
Haertere Strafen allein helfen nicht. Die Strafe muss sein "raus aus dem Leistungssport" - und dann muss dem Sportler bei der Reintegration in's Leben ausserhalb des Sports geholfen werden.

Das finde ich gut! Aber wird es dadurch weniger Athleten geben, die sich bei der Frage Doping oder nicht dagegen entscheiden?

dude 13.12.2013 23:09

Danke Arne fuer das Interview.

Ich hab' mal geschaut ob Weiss von USADA 2012 oder 2013 getestet wurde. Ergebnis: nein.

Glaubst Du, dass das Oesi Antidoping in die USA gekutscht ist? Ich auch nicht.




Hafu 13.12.2013 23:59

Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990822)
Ich frage mich, was eine härtere Bestrafung tatsächlich bringen kann. Abschreckung gegenüber anderen? Erziehung gegenüber den Straftätern? Im Bereich des Jugendstrafrechts gibt es beispielsweise auch Kritik an seiner weiteren Verschärfung aus verschiedenen plausiblen Gründen. Aber vor allem auch deshalb, weil sie nicht zwingend zu einem Rückgang von Straftaten geführt hat. Also: was macht euch so sicher, dass eine Verlängerung des Strafmaßes bzw. überhaupt erst einmal die Möglichkeit einer Bestrafung qua Antidopinggesetzgebung das Problem regulieren kann? "

Du hast die bisherigen Posts hier in diesem Thread nicht sorgfältig genug gelesen. Das bisherige Strafmaß ist jetzt schon durch die WADA auf 4 Jahre für den Regelfall verlängert worden. Das ist jetzt schon Rechtswirklichkeit der WADA (seit 16.11.2013). Da brauchen wir also gar nicht mehr drüber debattieren.

Beim Antidopinggesetz geht es v.a. darum, dass die Dopingbekämpfung den damit überforderten Verbänden, die einfach zu wenig Ressourcen haben, um sich damit zu beschäftigen und deren ORgane chronisch unterfinanziert sind, ein Stück weit weggenommen wird und im Gegenzug polizeiliche und staatsanwaltliche Ermittlungsmethoden bei der Verfolgung von (schweren) Dopingvergehen in die Praxis eingeführt werden.

Wie wertvoll solche Methoden gerade bei professionell betriebenem Doping sein können (inklusive Verhören von Zeugen und Verdächtigen unter Eid, Kronzeugenregelungen, Beschlagnahmung von e-mails, Abhören von Telefongesprächen etc.) hat die Causa Armstrong eindrucksvoll bewiesen.

In Deutschland wäre mit unserer zahnlosen Gesetzgebung Armstrong nicht beizukommen gewesen.

Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990822)
Für mich kommt in der Dopingpraxis der Sport zu sich selbst. Vielleicht mag das traurig sein, insbesondere dann, wenn mit jungen Athleten gearbeitet wird. Auch wenn die Olympische Idee etwas anderes implizierte, so ist das vorherrschende Motiv doch "citius - altius - fortius". Und darin ist logischerweise im Kern die Aufforderung zum Superlativ angelegt. Insofern widerspricht die Wirklichkeit der Wettkämpfe nicht den Idealen des Sport, sondern lediglich seiner Ideologisierung, wie z.B. von Spoortphilosophen immer wieder gesagt wird. Eugen König dazu: "Nirgends sonst als am Beispiel des Dopings wird so offenkundig, daß Ziel und Zweck des Leistungssports darin bestehen, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die technologische »Utopie der Körper« Wirklichkeit werden zu lassen und gleichzeitig, zur Beruhigung seines schlechten Gewissens über die anthropologischen Konsequenzen, zu versuchen, die jener Utopie gemäße Amoral moralisch zu verbrämen."

Lies bitte diesen Abschnitt nocheinmal in Ruhe durch. Auch wenn du ein Zitat eines sog "Sportphilosophen" (was ist das überhaupt?) von dem ich noch nie etwas gehört habe eingeflochten hast, bleibt es der größte Bullshit, den ich in den letzten paar Wochen hier gelesen habe.
Das Wesen des Leistungssportes ist nicht, nach absoluten Superlativen zu streben, sondern die individuelle Leistung unter Beachtung aller Regeln zu maximieren. Keine Sportart kann ohne Regeln funktionieren. Während man manche Regelübertretungen (wie Fouls im Mannschaftssport. Drafting im Triathlon, Streckenabkürzen),wenigstens noch sehen und ggf. auch im Nachhinein ahnden kann, ist das Perfide am Doping, dass es den Sport in seinen Grundfesten verdirbt, weil man es (abgeshen von Ausnahmefällen) nicht sehen kann und weil auch jede sauber erbrachte Spitzenleistung ab einem bestimmten Dopingdurchseuchungsgrad unter Generalverdacht gestellt wird.

dude 14.12.2013 00:03

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990865)
Das Wesen des Leistungssportes ist nicht, nach absoluten Superlativen zu streben, sondern die individuelle Leistung unter Beachtung aller Regeln zu maximieren.

RICHTIG! :Blumen:

Hafu 14.12.2013 00:10

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990837)
Danke Arne fuer das Interview.

Ich hab' mal geschaut ob Weiss von USADA 2012 oder 2013 getestet wurde. Ergebnis: nein.

Glaubst Du, dass das Oesi Antidoping in die USA gekutscht ist? Ich auch nicht.




Sehr interessant.:Blumen: Stell das auch noch auf Slowtwitch.

(War übrigens sehr gut das Interview; inhaltlich und auch von der Bild- und Tonqualität: ihr scheint auch 'ne ziemlich schnelle Internetleitung zu haben in NY; kein typisches Skype geruckel)

dude 14.12.2013 00:15

Danke Hafu, hab' nur mich selbst gesehen, gut dass es getaugt hat.

Ich bin bei ST gesperrt seit ein paar Monaten. ;)

ironlollo 14.12.2013 00:26

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990871)
Ich bin bei ST gesperrt seit ein paar Monaten. ;)

Echt? Und ich habe mich schon gewundert, wieso Du Dich nicht in die Weiss-Diskussion dort eingeklinkt hast.

p.s. Gute Sendung :Huhu:

Jhonnyjumper 14.12.2013 00:32

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990865)
Wie wertvoll solche Methoden gerade bei professionell betriebenem Doping sein können (inklusive Verhören von Zeugen und Verdächtigen unter Eid, Kronzeugenregelungen, Beschlagnahmung von e-mails, Abhören von Telefongesprächen etc.) hat die Causa Armstrong eindrucksvoll bewiesen.

In Deutschland wäre mit unserer zahnlosen Gesetzgebung Armstrong nicht beizukommen gewesen.

Das wird von mir keinesfalls in Abrede gestellt. Mir geht es um die Frage, inwiefern - nehmen wir das Beispiel Armstrong in den USA - solche "Methoden" dazu führen, dass es weniger Doping geben wird. Die Motive, die dazu führen, Doping einzunehmen, bleiben vollkommen unangetastet.


Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990865)
Das Wesen des Leistungssportes ist nicht, nach absoluten Superlativen zu streben, sondern die individuelle Leistung unter Beachtung aller Regeln zu maximieren. Keine Sportart kann ohne Regeln funktionieren.

Das ist meiner Meinung nach unsere und Deine schöne Ideologie, vor dessen Hintergrund das passiert, was Herr König beschreibt. Bei den Olympischen Spielen geht es schon lange nicht mehr nur um die Ausschöpfung indiv. Leistung, sondern um das Brechen von Rekorden. Darin liegt der Superlativ, der zu dem anstachelt, was wir als moralisch verwerflich sehen. Niemand ist dem Maße daran interessiert, ob jemand seine individuelle Leistungs voll erbringt, wie am ultimativen Rekord. Leistungssport ist klassisch binär codiert in Sieg oder Niederlage (in den letzten 15 ahren ist dies wohl kaum deutlicher geworden als an der Causa Armstrong).
:Blumen:

P.S. E. König hat einige wichtige und innerhalb der Sportwissenschaft auch rezipierte Arbeiten zur Dopingproblematik geschrieben. Man kann ja nicht jeden kennen, HaFu ;-)

Jhonnyjumper 14.12.2013 00:44

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990865)
Keine Sportart kann ohne Regeln funktionieren.

Ich weiß, was du meinst, aber auf das 1x1 der Kreisliga im breitensportlichen Handball möchte ich jetzt nicht weiter eingehen. Die Realität belehrt uns allzu oft eines besseren! Das Geschäft mit dem Radsport brummte ganz gewaltig, als das Regelwerk permanent unterlaufen wurde.

LidlRacer 14.12.2013 01:02

Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990822)
Für mich kommt in der Dopingpraxis der Sport zu sich selbst. Vielleicht mag das traurig sein, insbesondere dann, wenn mit jungen Athleten gearbeitet wird. Auch wenn die Olympische Idee etwas anderes implizierte, so ist das vorherrschende Motiv doch "citius - altius - fortius". Und darin ist logischerweise im Kern die Aufforderung zum Superlativ angelegt. Insofern widerspricht die Wirklichkeit der Wettkämpfe nicht den Idealen des Sport, sondern lediglich seiner Ideologisierung, wie z.B. von Spoortphilosophen immer wieder gesagt wird. Eugen König dazu: "Nirgends sonst als am Beispiel des Dopings wird so offenkundig, daß Ziel und Zweck des Leistungssports darin bestehen, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die technologische »Utopie der Körper« Wirklichkeit werden zu lassen und gleichzeitig, zur Beruhigung seines schlechten Gewissens über die anthropologischen Konsequenzen, zu versuchen, die jener Utopie gemäße Amoral moralisch zu verbrämen."

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990865)
Lies bitte diesen Abschnitt nocheinmal in Ruhe durch. Auch wenn du ein Zitat eines sog "Sportphilosophen" (was ist das überhaupt?) von dem ich noch nie etwas gehört habe eingeflochten hast, bleibt es der größte Bullshit, den ich in den letzten paar Wochen hier gelesen habe.

Ich würde es nicht ganz so hart formulieren, allerdings hat mich das Gesagte auch noch nicht 100%ig davon überzeugen können, dass die Welt Sportphilosophen braucht, von deren Existenz ich bisher nichts geahnt habe.

dude 14.12.2013 01:31

Zitat:

Zitat von ironlollo (Beitrag 990874)
Echt?

Schon.


FidoDido 14.12.2013 01:57

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990888)
Schon.


Das war die Begründung für die Sperre? :Lachanfall:

dude 14.12.2013 02:23

Nein, das war vorher. Begruendet hat er es nie. Ich hab' ihm vorgeworfen, dass er noch immer Armstrong verteidigt, mit den Worten "let it go". "Let it go" hat er dann auch, aber halt mich. :P

Hafu 14.12.2013 10:21

Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990875)
Das wird von mir keinesfalls in Abrede gestellt. Mir geht es um die Frage, inwiefern - nehmen wir das Beispiel Armstrong in den USA - solche "Methoden" dazu führen, dass es weniger Doping geben wird. Die Motive, die dazu führen, Doping einzunehmen, bleiben vollkommen unangetastet.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er unabhängig von moralischen Erwägungen bei Regelübertretungen unbewusst eine indivduelle Risikoabwägung für Fehlverhalten vornimmt.
Zur Eindämmung z.B. von Geschwindigkeitsübertretungen im Straßenverkehr sind Erhöhungen des Strafmaßes erwiesenermaßen genauso geeignet wie die Erhöhung der Zahl von Radarkontrollen. Idealerweise geht beides Hand in Hand.


Zitat:

Zitat von Jhonnyjumper (Beitrag 990875)
Das ist meiner Meinung nach unsere und Deine schöne Ideologie, vor dessen Hintergrund das passiert, was Herr König beschreibt. Bei den Olympischen Spielen geht es schon lange nicht mehr nur um die Ausschöpfung indiv. Leistung, sondern um das Brechen von Rekorden. Darin liegt der Superlativ, der zu dem anstachelt, was wir als moralisch verwerflich sehen. Niemand ist dem Maße daran interessiert, ob jemand seine individuelle Leistungs voll erbringt, wie am ultimativen Rekord. Leistungssport ist klassisch binär codiert in Sieg oder Niederlage (in den letzten 15 ahren ist dies wohl kaum deutlicher geworden als an der Causa Armstrong).
:Blumen:

P.S. E. König hat einige wichtige und innerhalb der Sportwissenschaft auch rezipierte Arbeiten zur Dopingproblematik geschrieben. Man kann ja nicht jeden kennen, HaFu ;-)

Wir befinden uns in einem Triathlonforum und im Triathlon gab es nie eine relevante Rekordjagd. Weißt du auswändig, was die Weltbestzeit im Olympischen Triathlon, oder auf der Mitteldistanz ist? Rekorde auf der Langdistanz werden v.a. von Veranstaltern einzelner Rennen versucht zu promoten und wie unglaubwürdig diese Rekorde im Einzelfall sind wurde hier im Forum schon in allen Details hinreichend beleuchtet.
Die Rekordjagd in der Leichtathletik war eine Sackgasse der 70er und 80er-Jahre, die damals sicherlich dazu beigetragen hat, die Dopingproblematik zu verschärfen, die aber längst überwunden ist. Kein informierter Sportfan hofft in der heutigen Zeit noch, dass der 30 Jahre alte 800m-Weltrekord von Jarmila Kratochvilova irgendwann noch mal gebrochen wird.

Es gibt im Triathlon auch nicht die Denke wie im Profi-Radsport, dass der zweite, dritte oder vierte Platz Verliererplätze sind. Schau dir mal den Zieleinlauf von Kienle in Kona an.
Im Radsport ist es undenkbar (zumindest war es vor 10 Jahren so, heutzutage beschäftige ich mich nicht mehr so viel mit Profi-Radsport), dass der Drittplazierte bei Mailand-San Remo einen dritten Platz begeistert feiert.

Wir betreiben im Triathlon immer noch eine sehr junge Sportart mit zum Glück ganz anderen Traditionen als in anderen arrivierten und z.T. viel flächendeckender dopingverseuchten Sportarten. Darauf sollten wir stolz sein und uns darüber freuen und gleichzeitig sorgsam versuchen, die Fehlentwicklungen anderer Sportarten zu vermeiden.

Triathlon ist weitaus weniger binär codiert als andere Sportarten. In keiner vergleichbaren Sportart ist der Finisher-Gedanke im Breitensport stärker verankert und auch im Leistungssport geht es viel mehr als in anderen competitiven Sportarten um den Kampf gegen sich selbst.

Hafu 14.12.2013 10:40

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 990871)
...

Ich bin bei ST gesperrt seit ein paar Monaten. ;)

Ich hab' das dann mal stellvertretend für dich erledigt und die entsrpechenden Infos auf Slowtwitch gepostet

Pippi 14.12.2013 10:56

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 990918)
Es liegt in der Natur des Menschen, dass er unabhängig von moralischen Erwägungen bei Regelübertretungen unbewusst eine indivduelle Risikoabwägung für Fehlverhalten vornimmt.
Zur Eindämmung z.B. von Geschwindigkeitsübertretungen im Straßenverkehr sind Erhöhungen des Strafmaßes erwiesenermaßen genauso geeignet wie die Erhöhung der Zahl von Radarkontrollen. Idealerweise geht beides Hand in Hand.




Wir befinden uns in einem Triathlonforum und im Triathlon gab es nie eine relevante Rekordjagd. Weißt du auswändig, was die Weltbestzeit im Olympischen Triathlon, oder auf der Mitteldistanz ist? Rekorde auf der Langdistanz werden v.a. von Veranstaltern einzelner Rennen versucht zu promoten und wie unglaubwürdig diese Rekorde im Einzelfall sind wurde hier im Forum schon in allen Details hinreichend beleuchtet.
Die Rekordjagd in der Leichtathletik war eine Sackgasse der 70er und 80er-Jahre, die damals sicherlich dazu beigetragen hat, die Dopingproblematik zu verschärfen, die aber längst überwunden ist. Kein informierter Sportfan hofft in der heutigen Zeit noch, dass der 30 Jahre alte 800m-Weltrekord von Jarmila Kratochvilova irgendwann noch mal gebrochen wird.

Es gibt im Triathlon auch nicht die Denke wie im Profi-Radsport, dass der zweite, dritte oder vierte Platz Verliererplätze sind. Schau dir mal den Zieleinlauf von Kienle in Kona an.
Im Radsport ist es undenkbar (zumindest war es vor 10 Jahren so, heutzutage beschäftige ich mich nicht mehr so viel mit Profi-Radsport), dass der Drittplazierte bei Mailand-San Remo einen dritten Platz begeistert feiert.

Wir betreiben im Triathlon immer noch eine sehr junge Sportart mit zum Glück ganz anderen Traditionen als in anderen arrivierten und z.T. viel flächendeckender dopingverseuchten Sportarten. Darauf sollten wir stolz sein und uns darüber freuen und gleichzeitig sorgsam versuchen, die Fehlentwicklungen anderer Sportarten zu vermeiden.

Triathlon ist weitaus weniger binär codiert als andere Sportarten. In keiner vergleichbaren Sportart ist der Finisher-Gedanke im Breitensport stärker verankert und auch im Leistungssport geht es viel mehr als in anderen competitiven Sportarten um den Kampf gegen sich selbst.

Besten Dank.


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