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MattF 21.01.2016 08:58

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1198299)
Ich glaube nicht, daß es eine gezielte Strategie in der EU oder sonstwo gibt, die Leute gezielt "unter Lebensgefahr zu setzen und sie von Schleusern ausbeuten zu lassen". Das wird billigend in Kauf genommen,

Aber ist billigend in Kauf genommen nicht genauso verwerflich?
Man traut sich nur nicht die Wahrheit zu sagen.

Und billigend in Kauf nimmt es auch die Bevölkerung, insbesondere die jetzt Obergrenzen und Grenzschließungen fordern.
Das Problem soll nach ganz weit weg verlagert werden, damit wir es nicht mehr sehen und hier gemütlich weiter leben können.

tandem65 21.01.2016 09:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1198299)
Ich glaube nicht, daß es eine gezielte Strategie in der EU oder sonstwo gibt, die Leute gezielt "unter Lebensgefahr zu setzen und sie von Schleusern ausbeuten zu lassen". Das wird billigend in Kauf genommen, weil offenbar kein Interesse besteht, die Flüchtlinge wirklich "aufzunehmen".

Kannst Du mir bitte den Unterschied erläutern?
Ich werf schon mal das gern benutzte Wort: Relativieren in den Raum. :Huhu:

Schwarzfahrer 21.01.2016 10:48

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1198301)
Aber ist billigend in Kauf genommen nicht genauso verwerflich?

Ich habe an der Stelle nicht gewertet, nur festgestellt. Ja es ist moralisch nicht toll, aber für mich weniger verwerflich, als der suggerierte aktive Schädigungswille. Juristen dürfen dazu das Rechtsverständnis erläutern.

Für meine Vorstellung hat nun mal kein Volk zwingend Verantwortung für andere. Unsere Vorstellung von der zwingenden moralischen Notwendigkeit von humanitären Hilfe für jeden teilen auch nicht alle Kulturen, und es ist auch verständlich, wenn jede Soziale Gruppe seine eigenen (evtl. nur vermeintlichen) Interessen vor denen anderer stellt. Altruismus kann ein schönes individuelles Charaktermerkmal sein, für Völker oder gar Politiker ist es kaum realistisch. Ich als Zuwanderer aus dem Ostblock finde es toll, daß ich hierher kommen durfte. Wenn ich (meine Eltern) aber abgewiesen worden wäre, hätte ich es persönlich für Pech, aber nicht für moralisch verwerflich gehalten. Ich habe mehr damit gehadert, ob ich wirklich habe auswandern sollen, statt zu Hause zu besseren Bedingungen beizutragen (als Minderjähriger hatte ich praktisch keine Wahl).

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1198307)
Kannst Du mir bitte den Unterschied erläutern?
Ich werf schon mal das gern benutzte Wort: Relativieren in den Raum. :Huhu:

Nun, ich halte es nicht mit Peter Singer, der jede unterlassene Hilfe, die man theoretisch hätte leisten können, moralisch gleich bewertet wie einen absichtlichen Angriff. Ich sehe einen wesentlichen qualitativen Unterschied darin, ob man gezielt etwas tut, um einen Schaden herbeizuführen, oder einfach Zustände/Ereignisse, die von anderen verschuldet wurden, tatenlos geschehen läßt. Was nicht heißt, daß ich es in Ordnung finde, nicht zu helfen, wenn man in der Lage wäre, es zu tun! ich bin nur mit Verurteilungen vorsichtiger, als andere.

MattF 21.01.2016 11:55

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1198342)
Für meine Vorstellung hat nun mal kein Volk zwingend Verantwortung für andere.


Für UNO Mitglieder sehe ich das anders.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verein... nschenrechte

MattF 21.01.2016 12:23

Zitat:

Wolfgang Schäuble und die griechische Regierung waren sich in den vergangenen Jahren selten einig. Als der Bundesfinanzminister nun mit Alexis Tsipras über „Die Zukunft von Europa“ diskutiert, stimmt er dem griechischen Premier zumindest in einem Punkt ausdrücklich zu: Dass an Europas Grenzen bis heute Flüchtlinge ertrinken, sei eine „Schande für unsere eurpäische Kultur und Zivilisation“, sagt Tsipras. Die Flüchtligskrise dürfe nicht allein Staaten an den Außengrenzen wie Griechenland und Aufnahmeländern wie Deutschland überlassen werden.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/dav...a-1072560.html


Es ist halt nicht so, das sich irgendwer hier raus halten kann.

Schwarzfahrer 21.01.2016 12:25

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1198359)
Für UNO Mitglieder sehe ich das anders.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verein... nschenrechte

Da hast Du auch Recht, die UNO hat Ziele formuliert, die mit Verantwortung über die einzelnen Landesgrenzen einhergehen. Diese hehren und lobenswerten Ziele haben aber bei der Umsetzung häufig ein Problem: sie erfordern Einmischung, Intervention -was einerseits nicht jedes Land so akzeptieren mag, andererseits (s. Globalisierung) immer auch unvorhersehbare, oft negative Folgen haben kann.

Ich schätze, aus solchen Erkenntnissen heraus gibt es bei Star Trek die oberste Direktive der Nichteinmischung in fremde Kulturen. Man kann so zwar vielen nicht helfen, denen man gerne helfen würde, aber man vermeidet auch viele Konflikte und unkontrollierbare, häufig negative Entwicklungen.

Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, z.B. Kolumbus an der Abreise hindern. Aber wir könnten/sollten uns (alle) mehr zurückhalten, und auch in einer globalisierten Welt die anderen bei sich zu Hause anders sein lassen, statt überall die Welt nach unserem Bild verbessern zu wollen, wo wir sie oft gar nicht verstehen. Damit einher müßte aber auch die Einsicht gehen, daß Unversehrtheit von vorhandenen Kulturen ein höherer Wert ist, als die Globalisierung und unbedingt ständig steigender materieller Wohlstand. Jedem sein täglich Brot, aber nicht unbedingt jedem sei I-phone. Ja, jetzt werde ich utopisch, ich weiß.

Jimmi 21.01.2016 14:18

Zitat:

Zitat von kupferle (Beitrag 1198070)

Es ist illusionär zu glauben, dass eine nenneswerte Anzahl von Flüchtlingen sofort oder im Verlauf der nächsten 5 Jahre sowas wie Facharbeiter werden kann. Eine mittlere Reife in Afghanistan entspricht 5.Klasse in Deutschland. Dazu kommen andere Schrift und andere Sprache. Eine reguläre Ausbildung mit Lehrlingsgehalt wird kaum einer angehen, wenn die Kollegen in den entsprechenden Branchen zum Mindestlohn schon fettes Geld verdienen.

Aber es gibt einen Haufen Jobs, für die man heute nur noch schwer junge Leute aus Deutschland begeistern kann. Aus meinem direkten Umfeld kenne ich eine Gebäudereinigung, einen Bäcker und meinen Betonstahlbiegebetrieb, der keinerlei Qualifikation außer Wille und etwas Pfiffigkeit benötigt.

Die Welt um uns herum wandelt sich extrem rasch. Wir können zusehen und alles Störende draußen lassen und auf die Sintflut warten. Oder wir können mal versuchen nachhaltig zu denken und uns mal emotionslos fragen, ob das mit der Menschheit so auf einem guten Weg ist.

Schwarzfahrer 21.01.2016 17:48

Zitat:

Zitat von Jimmi (Beitrag 1198429)
Die Welt um uns herum wandelt sich extrem rasch. Wir können zusehen und alles Störende draußen lassen und auf die Sintflut warten. Oder wir können mal versuchen nachhaltig zu denken und uns mal emotionslos fragen, ob das mit der Menschheit so auf einem guten Weg ist.

Guter Gedanke. Allerdings wäre ich weniger vermessen: wir können kaum die ganze Menschheit auf einen besseren Weg bringen, und ich halte es auch für gefährlich, zu versuchen - vielleicht wollen gar nicht alle auf diesen Weg.

Wir können aber sehr wohl uns und unser näheres Umfeld auf die sich wandelnde Welt (oder gar die kommende Sintflut) nachhaltig umstellen, und in diesem Wirkbereich einen Beitrag in Richtung eines "guten Weges" versuchen.


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