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trithos 20.01.2016 20:55

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1198102)
Naja, Ideen hat man da schon...

Erste Überlegungen zielen auf sogenannte Wartezonen nahe der Grenze ab, in denen Flüchtlinge bleiben sollen, die nach dem Erreichen der Obergrenze für Asylbewerber in Österreich ankommen."

Diese Überlegungen sind allerdings noch sehr im Bereich der Spekulation angesiedelt. Selbst Vizekanzler Mitterlehner, der diese Wartezonen ins Spiel gebracht hat, hat unmittelbar nachdem er solche Wartezonen an der Südgrenze als "denkbar" bezeichnet hat, folgenden Satz hinzugefügt: Dies sei ... rechtlich noch nicht ganz ausgegoren.

Ich bin sehr gespannt, wie lange der rechtliche "Gärungsprozess" dauert, bis da was Umsetzungsfähiges herauskommt.

FlyLive 20.01.2016 21:02

Die österreichische Obergrenze könnte ein Druckmittel der ProAsyl-Länder auf die EU-Länder sein, die sich um ihre Verantwortung derzeit drücken.
Der Rückstau nach Slowenien, Kroatien und vor allem bis nach Griechenland wird den Druck auf die gesamte EU Landschaft erhöhen.
Extreme Situationen brauchen manches mal ungewöhnliche Strategien um alle zum mitmachen zu bewegen.
Ich bin gespannt was dabei rauskommt. Realistisch gesehen wird die Obergrenze nicht funktionieren und weiter unnötiges Leid und Ärger bringen.

neonhelm 20.01.2016 21:53

Kommentar zu Österreich in der NZZ:

Die rasche Reaktion der Westbalkan-Staaten auf die Wiener Obergrenze legt eher die zweite Option nahe, die Schliessung an der griechischen Nordgrenze. Da Griechenland seine Seegrenze nicht kontrollieren kann, würde es faktisch zu einem grossen Internierungslager.

In der CSU und auch in Ostmitteleuropa gibt es Stimmen, die diese Option nicht die schlechteste fänden und dafür plädieren, Griechenland im Gegenzug Finanzhilfen anzubieten. Eine solche Lösung würde aber das heute bereits vom Staatsversagen bedrohte Land an den Abgrund führen.

Für Westeuropa bestünde der einzige Vorteil darin, dass sich die dramatischen Szenen fern von den eigenen Grenzen abspielen. Die Sicherheit wäre allerdings nur scheinbar, gefährdet doch eine Peripherie im Chaos auch Europa.

Schwarzfahrer 20.01.2016 22:22

Zitat:

Zitat von neonhelm (Beitrag 1198231)
... die Schliessung an der griechischen Nordgrenze. Da Griechenland seine Seegrenze nicht kontrollieren kann, würde es faktisch zu einem grossen Internierungslager.

Da jedoch die meisten Flüchtlinge nach Deutschland und Schweden wollen, wird der ganz große Strom mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell versiegen, wenn klar ist, daß keiner weiterkommt. In Griechenland bleiben wird kaum einer wollen.

Jog 20.01.2016 22:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1198242)
Da jedoch die meisten Flüchtlinge nach Deutschland und Schweden wollen, wird der ganz große Strom mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell versiegen, wenn klar ist, daß keiner weiterkommt. In Griechenland bleiben wird kaum einer wollen.

Löst zum einen das Problem der Überforderung in Deutschland.

Zum anderen das Problem der Einreise aus Staaten, die keine Kriegs- und Krisengebiete sind.

Wirkt dann z.B. auch gegen die überdurchschnittlich unangenehm auffallenden Personen aus den Magreb-Staaten.

Was passiert aber mit den Syrern? Warum sind wir hier nicht zu einer hinreichenden Differenzierung in der Lage? Daß sich manche als Syrer "tarnen" mag sein. Und daß die Dokumentenlage nicht immer eindeutig ist, ist auch klar. Dass es dafür so gar keine gangbare Lösung geben soll, will mir noch nicht einleuchten.

Heißt das, daß wir hier etliche "Asylunberechtigte" mit durchziehen, und nur weil wir uns als unfähig erweisen, das von vornherein zu vermeiden, bleiben flüchtende Familien auf der Strecke?

Schwarzfahrer 20.01.2016 22:54

Zitat:

Zitat von Jog (Beitrag 1198254)
Was passiert aber mit den Syrern? Warum sind wir hier nicht zu einer hinreichenden Differenzierung in der Lage?

Ich habe mir erst mal nur über die Folgen einer relativ dichten Grenze Gedanken gemacht.

Zu Deiner Frage schwebt mir eher etwas vor, wie das, was nach der mißglückten 1956-er Revolution in Ungarn geschah: 200.000 Ungarn mußten fliehen. Alle wurden in einem großen Lager in Österreich erst mal aufgenommen. Die Verteilung auf verschiedene Aufnahmeländer (auch außerhalb der EU) erfolgte von dort über eine Art Bewerbungsverfahren, nach dem die Staaten sich gewisse Kontingente ausgesucht bzw. je nach Ausbildung, Alter, etc. zusammengestellt hatten. In den Aufnahmeländern gab es dann keine "Auffanglager" und Flüchtlingskonzentrationen mehr, das lief dann unter normalen Zuwanderung.

Wer wirklich vor Lebensgefahr flieht, wird sich über ein solches Verfahren kaum beschweren. Voraussetzung ist natürlich, daß sich eine große Zahl an Aufnahmeländern beteiligt. Das Modell kann aber gut Funktionieren, wenn solche Auffanglager an der Peripherie der EU errichtet werden.

MattF 21.01.2016 08:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1198257)
Zu Deiner Frage schwebt mir eher etwas vor, wie das, was nach der mißglückten 1956-er Revolution in Ungarn geschah: 200.000 Ungarn mußten fliehen. Alle wurden in einem großen Lager in Österreich erst mal aufgenommen. Die Verteilung auf verschiedene Aufnahmeländer (auch außerhalb der EU) erfolgte von dort über eine Art Bewerbungsverfahren, nach dem die Staaten sich gewisse Kontingente ausgesucht bzw. je nach Ausbildung, Alter, etc. zusammengestellt hatten. In den Aufnahmeländern gab es dann keine "Auffanglager" und Flüchtlingskonzentrationen mehr, das lief dann unter normalen Zuwanderung.


Genau das wurde z.b. von Rubert Neudeck schon letztes Jahr vorgeschlagen, allerdings diese Lager gibt es ja bereits, in Libanon, Jordanien und Türkei. Von dort müsste es die Möglichkeit geben, dass die Menschen erstens dort entsprechend versorgt werden mit dem lebensnotwenidgen, zu dem z.b. auch Schulen und feste Unterkünfte gehören und dann müsste man dort den Druck raus nehmen in dem man, nach Antrag z.b., nach bereits abgeleisteten Sprachkursen z.b., die Menschen verteilt EU und weltweit. Wenn die Menschen eine angemessene Perspektive hätten nicht erst übers Mittelmeer zu müssen, würden die dann auch erstmal dort bleiben und warten bis sie eine Flug nach Deutschland, Frankreich Polen, USA usw usw bekommen. Dann könnte man das angemessen steuern.

Das ist ja aber gar nicht gewollt. Die Strategie ist, die Leute unter Lebensgefahr zu setzen und sie von Schleusern ausbeuten zu lassen. Das ist die Strategie Europas! Im übrigen seit Jahrzehnten.

Schwarzfahrer 21.01.2016 08:52

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1198288)
...Das ist ja aber gar nicht gewollt. Die Strategie ist, die Leute unter Lebensgefahr zu setzen und sie von Schleusern ausbeuten zu lassen. Das ist die Strategie Europas! Im übrigen seit Jahrzehnten.

Ich glaube nicht, daß es eine gezielte Strategie in der EU oder sonstwo gibt, die Leute gezielt "unter Lebensgefahr zu setzen und sie von Schleusern ausbeuten zu lassen". Das wird billigend in Kauf genommen, weil offenbar kein Interesse besteht, die Flüchtlinge wirklich "aufzunehmen". Weder aus Zugehörigkeitsgefühl (was ich bei den arabischen Nachbarn erwarten würde), noch aus demografischen oder wirtschaftlichen Nutzen-Erwägungen (was bei anderen Ländern der Fall sein könnte).

Und mein skizziertes Szenario hat eine Schwäche: es setzt die Annahme voraus, daß die Leute in absehbarer Zeit (Jahrzehnte) nicht heimkehren können und wollen. Diese Annahme wiederum führt in Endkonsequenz zu einer extremen Entvölkerung von ganz Syrien - wollen wir das? Wollen Syrer das?


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